POST AUS LITAUEN / BERICHT

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Lieber Herr Mahler!

Ist der Regen hier nässer als bei Ihnen oder ist es der Wind, welcher die Feuchtigkeit scheinbar unter die Haut drückt? Jedenfalls war ich selten so durchnäßt gewesen wie nach meinem kleinen Ausflug ins Memeldelta. Jetzt muß ich arbeiten. Zum einen, um mich wieder aufzuwärmen und Geständnis: pleite bin ich auch. Da war also dieser Fischer, der Fische fängt und sie dann räuchert. Machen hier viele. Schmeckt sehr lecker. Ihnen wahrscheinlich noch mehr als mir. Und es ist wahrhaft kalt in Litauen jetzt. In den Wäldern und an den Rändern des Haffs. Der Fischer hatte mir Arbeit. So stapele ich jetzt Holz, was heißt, es stapelt der Fischer und ich zähle die Reihen und die Spalten. Und dann wird errechnet, wie lange das reicht, das Holz. Für das Heizen und das Räuchern. Im Moment sind wir gerade bei Ende März. Aber der Fischer meint, sicher sei sicher und für bis Anfang Mai sollte sich schon was vorgestapelt haben. Langsam krieg ich Muskelschmerz. Und dann hat mir der Fischer erzählt, daß er im Winter auf das zugefrorene Haff raus fährt mit einem Schlitten und Löcher ins Eis hackt und dann dort draußen die meisten und leckersten Fische fängt. Würde ich ja gerne mal sehen. Wenn es nicht so verdammt kalt wäre im Wind. Und Sie schlafen ja immer im Winter. Ich muß wieder an die Arbeit. Bis bald!

Herzlichst Ihr treuer Herr von Lippstadt – Budnikowski

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Samstag, 19. November 2011 11:17
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