Beiträge vom 22. Oktober 2012

Archibald Mahler weiterhin am See und doch in Mittelhessen (Autobiographisches Hirnen Drei)

Montag, 22. Oktober 2012 19:30

brandplatz3

Die Schwermut. Ja, die Schwermut. Noch ein schönes Lied. Trotz der Schwere und der Mutlosigkeit, die damit verbunden gelegentlich. Die Schwermut ist der Bleigürtel des Nachsinnens. Beim Hinabtauchen in die Tiefen der Geschichten und Gedanken leistet sie wesentlichen Dienst. Ohne Schwermut werden die Tiefen nicht erreicht. Gewiß, kalt ist es da unten in den Tiefen, garstig und das Licht schwindet mit jedem Meter an Höhenverlust aka Tiefengewinn. Es geht nicht darum Rekorde aufzustellen. Nicht nach unten hin, nicht nach oben hin. Hoch muß, Runter muß auch. Denn genauso notwendig wie das Erschrecken beim Blick in die Tiefe: das Auftauchen aus der Tiefe, die Annäherungen ans Oben, die Rückkehr zum Licht, das Ahnen des Lichtes erst, die Ungeduld und oben dann das Wissen, nachdem du die Oberfläche von unten her durchdrungen: es ist alles noch da. Luft. Sonne. Oben. Eine gewisse Zeit lang. Dann muß man wieder runter. Als wäre man ein Grindwal. Archibald Mahler erinnert sich, wie er einst im März vor drei Jahren auf die beinlose Skizze seines Selbst starrte und nicht begreifen wollte und konnte, wer ihm da sein Bein vom Bärenleib gerissen hatte. Warum, Potzrembel die Waldfee? Gibt es da überhaupt etwas zu verstehen? Wohl kaum, im besten Falle wäre da eine Vermutung, die bedenkenswert ist. Der Großteil der Aufrechtgeher erträgt seinen eigenen Schmerz wohl nur dann, wenn er einem anderen seinen Schmerz zufügen kann. Schön doof. Fördert der Aspikbodensee diese Eigenart? Wohl kaum. Täte der Bär dies denken tun, wäre er schon in die Falle getappt. Immer noch verflucht warm. Der Winterschlaf muß warten.

Thema: Archibalds Geschichte, Im Heckerland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth