Beitrags-Archiv für die Kategory 'Back in Town'

Archibald Mahler kehrt heim / Thesen / Aussicht

Mittwoch, 29. April 2015 16:38

dschungel2

Da saß sie die SIE, schwenkte Bein, starrte blond, plastikpuppte monoton, aber sehr freundlich, zahngrinste hübschgesichtig vom Küchenschrank hinab in die nächtliche Leere, drunten auf dem Küchentisch zog seit Stunden ein Tee vor sich hin, den wer vor der Bettruhe aufgegossen, dann ihn aber von Hypnos vorzeitig in die Laken gesandt vergessen hatte, der Herr Budnikowski zeigte Schulter und schwieg wohlgelaunt, Herr Archibald Mahler, der Bär vom Brandplatz, heimgekehrt und mit einer ihm schwer unter dem Herzen dräuenden Frage belastet, wunderte sich, aber auch er schwieg, wohlgelaunt kaum, dennoch nicht gänzlich missmutig, eher besorgt auf Grund der unerwarteten Neuerung. Dazu sollte man wissen, daß ein Bär, dessen Leben schon einen radikalen Einschnitt (Das abbe Bein!) bereit gehalten hatte, kein großer Freund unliebsamer und (vor allem dies!) nicht angekündigter Neuerungen ist, sondern ein gewisses, vorrangig stabiles Gleichmaß und gesittete Alltäglichkeit bevorzugt. Dennoch schwieg er, genoß – beinahe – das Schweigen und die Absurdität der neuen Sitzsituation. Wie nun vor dem Küchenfenster Eos ihr Haupt erhob den neuen Tag zu grüßen und der Spatzen Chor die ersten Strahlen des Lichts begrüßte, hob der Herr Budnikowski an zu sprechen.

„Das Dasein eines Bären, der zum Intellektuellen sich hin neigt, besteht darin, daß er Grundfragen nach der Existenz stellt, daß er die Welt problematisiert und Unruhe stiftet – in anderen und in sich selbst. So schafft er keine Geborgenheit – zumindest nicht primär – und er ist nicht geborgen! Ein solcher Bär zu sein, heißt eigentlich allein, einsam zu sein!“

„Da sprechen Sie recht. Woher aber dies? Haben Sie in meinem Kopp Urlaub gemacht!“

„Angesammelte Zeit verbracht in einer gewissen Nähe – auch wenn vom Solitär nicht unbedingt gewünscht – gebiert manch sinnangereicherte Erkenntnis, lieber Herr Mahler!“

„Dann weiter im Text!“

„Der Zustand des Ungeborgenseins ist, auch weil der intellektuelle Bär, allen Anfechtungen einer sich ändernden Realität zum Trotz, wie ein Zinnsoldat, der nicht schmelzen mag, in der Hölle seines Denksystems verharrt, weil er will und muß (These!), also ein schmerzhafter und auf Dauer den schon vorhandenen Leidensdruck potenzierender Zustand. So mag es geschehen, daß bär, um einmal Geborgenheit zu erleben, den Intellekt verrät…“

„Meinen Sie sich über alle Maßen über die gestrigen Ausrutscher zu amüsieren, hömma?

„… vielleicht auch dies, also bär sich also einer Oberflächlichkeit hingibt, ja, also dies auch sollte, weil also… und deshalb… Kapierste?“

„Wie deshalb?“

„SIE! Genau! Angenommen mal die Welt wäre blondiert, überpinselt, weil man es auch so will, friedlicher, koloriert, das Häßliche könnte man nurmehr mit dem eigenen Rücken betrachten, Fluchtreflex und Selbsterhalt, und es zieht einen hinan und hinweg, das Ewige, Schöne, Weib, also…“

„Kann es sein, Sie verlaufen sich gerade im Dschungel Ihrer Theorie?”

„Therapie! Und Metapferd! Quatsch! Metapher! Metapheromene! Sie, Herr Mahler, nehmen Sie die SIE als Metapferd und also reiten Sie auf dem Rücken der Schönheit SIE – als Metapher – hinaus aus der Schmorhölle Denksystem Mahler und atmen ein frische Metapheromene und so weiter!“

„Ich will aber keine Freundin, Budnikowski!“

„Meine ich doch auch nicht, ich dachte nur an eine Antwort auf die Frage, die unter Ihrem Herzen dräut! Alles kein Problem.“

„Wie?“

„Ich mache es für Sie. Kein Problem!“

„Woher wissen Sie?“

„Sagten Sie nicht, ich hätte in Ihrem Kopp Urlaub gemacht?“

„Ja, ich sagte dies!“

„Eben!“

(Fortsetzung folgt)

Thema: Archibalds Geschichte, Back in Town, Hömma, wat ich grad am Denken bin, Küchenschypsologie | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Archibald Mahler kehrt heim / Leere / Gespräch

Montag, 27. April 2015 18:59

dschungel1

Archibald Mahler war wieder zu Hause. Leise, sehr leise zog er die Türe hinter sich ins Schloß. Dies war eine alte Gewohnheit. Gelegentlich – wenn er über diese Gewohnheit nachsann, meist in dem Moment da die Klinke seine Tatze verließ – schien ihm, er wolle mit einer möglichst geräuschlosen Rückkehr den Eindruck erwecken, niemals weg gewesen zu sein. Darin glich er den meisten Reisenden, die, so gerne sie einem ihnen allzu engen und langweiligen Zuhause entflohen, doch gleichzeitig ordentlich vermisst werden wollten, andererseits es aber nicht mochten, wenn auf Grund ihrer Rückkehr ein lautes und allzu körperliches Gewese stattfand. Aber so überhaupt keine Reaktion wie in den jetzt immerhin schon zehn Minuten, die Mahler im Flur stand und in die erbarmungslose Stille der restlichen Wohnung hinein lauschte in der Hoffnung ein kleines, kleinstes, ein „Da bist Du ja wieder!“ zu vernehmen, so hatte der heimgereiste Bär auch nicht gewettet. Dies schien ihm eine erstaunliche und absolut neue Erfahrung zu sein. Er räusperte sich. „Herr Budnikowski?“ Nichts. Draußen prasselte der Regen gegen die Fensterscheiben. Mahler beglückwünschte sich zu seinem Entschluß seinen Guck – und Denkposten an der Lahn verlassen zu haben. Sonst nur die große Stille. „Aha! Das meinen die Aufrechtgeher mit Falschgeld.“ Er verlagerte sein Gewicht von der rechten auf die linke Tatze. Langsam, ohne zu zürnen. „Wären Sie hier, Herr von und zu Lippstadt – Budnikowski?“ Vernahm er ein Rascheln? Aus der Küche? Von oben? Budnikowski saß auf einem Küchenschrank. Man sah ihn kaum, vernahm nur ein Wispern. „Mahler! Schön festhalten.“ Der Hase ließ einen seiner langen Löffel herab von seinem begrünten Ausguck und zog unter Aufbietung aller Kraft seiner Nackenmuskulatur den Bären zu sich hoch in luftige Küchenhöhe. Nach geraumer Zeit fand der Bär erste Worte, im Ausdruck eher erstaunt.

„Was machen Sie hier oben, Herr Budnikowski?“

„Ich benötigte Erholung nach den österlichen Erledigungen.“

„Und sonst?“

„Es erfrischt, von oben auf die Leere hinabzublicken! Und man wird nicht gesehen!“

„Ähem, ich wäre jetzt wieder da!“

„Ihre Abwesenheit ließ mich nicht erblinden, bester Mahler!“

„Und wer ist das bitte?“

„Mir war nicht nach Einsamkeit! Aber keine Angst, sie redet nicht!“

„Sicher?“

„Bist jetzt jedenfalls. Auch ich habe geschwiegen.“

„Ähem, ich hätte da… also der Grund meiner Heimkehr… da wäre ein Bitte…“

„Ich sehe, der Bär ist wieder im Zweifel!“

„Na ja! Also… könnten Sie vielleicht…?“

„Kann das bis morgen warten?“

„Übermorgen ist auch gut! Hat sie einen Namen?“

(Fortsetzung folgt)

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Nachdem Budnikowski der Teppich auf den Kopf gefallen war, gab es statt Asche das Geschenk

Mittwoch, 18. Februar 2015 16:07

back09aAls Archibald Mahler dem Wesen in den Nacken gebissen hatte, es zumindest versucht hatte in solidarischer Bärenwut, er aber im selbem Moment des Zugriffs oder so abließ und ein Hauch des Begreifens ihn streifte, da er sich im Augenblick des Momentes danach einen Holzsplitter aus dem blutenden Zahnfleisch zog, der Budnikowski zeitgleich und nah schrie: „Laß ab und sofort, mein Bär und Freund und Kupferrächer, das Wesen ist ein Gutes und dies von Naturell und Machart und Du Bärserker und vorauseilend Gerechter, Du hast Dich geirrt und deshalb – zurück zum siezen – lassen Sie ab geschwind, gerettet ist der Hase und dies hier und deshalb heute auch!“, ebenste da dachte der Bär vom Brandplatz, Weltschauer, ach Welterschauernder, Besitzer eines ehemals abben Beines, vom Asphalt gelesener Kompagnon des Ehrenwerten Herrn Ernst Albert, ewig Dankbarer gegenüber der Wunderbaren Frau Eva Pelagia, dachte der Bär namens Archibald Mahler und glaubte auch zu wissen und dies mit Potzrebel, daß die Voreiligkeit wohl die Nummer Acht der Todsünden sein mag und streute sich Asche auf den ollen Kopp, denn heute ist ja der Mittwoch, jener aschige Mittwoch der Reue und alle Nubbel sind verbrannt und manches fromm’ Gebet und schuldvoll’ Gebeichte und teurer noch Bereue wird tränenreich in die Lüfte gekichert und Herr Mahler stieg, kletterte und rutschte schwungvoll dem Wesen den Buckel hinunter.

Daraufhin saß man noch ein langes Weilchen, gewiß man langeweilte sich auch ein Weilchen langer Weile lang und verweilte dennoch mit dem tatsächlich sehr freundlichen, gewiß jedoch sehr traurigen, kopfhängend nachdenklichen und erschöpften Wesen und beriet en passant, wo denn der beste Heringssalat zu kaufen sei. Und beschloß auch ab jetzt oder morgen oder irgendwann zu festen, äh zu faster, äh zu schnell, äh zu … fast den jetzt? Und das Wesen hatte auch ein Geschenk mitgebracht für Mahler UND Budnikowski. Sie haben richtig gelesen! Ein Reimlexikon!?! Jawoll! Wie toll! Blecharmee rollroll! Fürchtet Euch! Nicht? Bis bald!

back10

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Nachdem Budnikowski der Teppich auf den Kopf gefallen, erst ein Schrei und dann kommt Mahler

Montag, 16. Februar 2015 20:29

back07

Da war dieser Schrei. Vielleicht nur ein lautes Rufen. Mahler vernahm seinen Namen, soviel ist sicher. Mahler lebte ja noch. Er hing zwar immer noch im Geäst – nächtens hatte es gar etwas geschneit – und regte sich eher nicht, aber ein Bär ohne Winterschlaf scheißt sich da nix, nutzt die Kunst der günstigen Stunde und bleibt im Geäst hängen ohne eine seiner vielen Sorgen. Der Gravitation trotzend und sachte schaukelnd. Die wesentliche Frage ist aber doch, werte Damen und Bären: Lebt er noch, unser Herr von und zu Lippstadt – Budnikowski? Sekunde!

Etwas hatte nach dem Leib des Hasen gegriffen. Hätte der Hase noch gelebt oder wäre er sich zumindest sicher gewesen, daß er sicher und gewiß noch unter den Lebenden weilt, hätte er vielleicht gefragt, was die fremde Hand im Schilde führte, eventuell zum Zeichen der Mißstimmung mit den Löffeln gewackelt oder sich gar über Rettung gefreut, denn Hasen frieren des Nachts schneller als im Geäst tatenlos schnarchende Bären, die nicht in der Lage sind einen fliegenden Teppich unfallfrei durch Mittelhessen zu fahren, zu fliegen, zu lenken oder zu irgendwie’n. Der fremde Griff wärmt nun recht angenehm das Restleben, dies bestätigt das Unterbewußtsein des Rest – Budnikowski, doch als diesem ein langer Holzspliss ins Fell fährt, öffnen sich seine Augen und was er erblickt im grauen Morgen formt seine Lippen zu einem gewaltigen Schrei, gewaltig gewiß für Hasenverhältnisse und des Herrn Mahler Namen hinausstoßend zwischen bebenden Schneidezähnen gen Dünsberg, erwacht Budnikowski. Er denkt sich: Sieh mal an, so leb’ ich doch.

Uns Mahler war gemeint. Er erwacht. Äußerst ungern. Noch nicht mal anständiger Vormittag. Minusgrade noch. Und wo ist die Förde? Warum kreischen keine Möwen? Kann ich bitte ein Fischbrötchen haben? Und wo ist – Potzrembel! – das Hotel, nein: der Teppich, quatsch: wo bin ich? Egal! Runter vom Geäst! Sieh: Da ist dieses Wesen! Und noch ein anderes, entschieden kleineres Wesen. Das erste Wesen ist dem Mahler gänzlich unbekannt, das andere, entschieden kleinere: genau: Budnikowski. Schock! Entsetzen! Gelähmt der Atem und die Motorik! Das erste Wesen fasst nach dem zweiten. Etwas fasst Mahler an. Etwas, was einem Solitär fremd und im Aussterben begriffen sowieso: die solidarische Wut. Er tut einen Satz und altes Genmaterial erwacht im domestizierten Bär und haste das gesehen bohren sich die an Schokolade und Faulheit und anderen Teppichböden der Zivilisation stumpf gewordenen, aber nicht komplett verkümmerten Zähne in den Nacken des fremden und großen Wesens. Und wie der heldenhafte Herr Archibald Mahler schon zu spüren meint, daß sich die Nadel einer güldnen Lebensrettermedaille in sein Fell bohrt, haben seine Zähne das untrügliche Gefühl auf Holz zu beißen. Es knirscht und etwas bewegt sich sehr sachte, aber gewaltig.

back08

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Als Budnikowski der Teppich auf den Kopf fiel, lieferte eine Überwachungskamera etwas ab

Freitag, 13. Februar 2015 16:01

back05

Alles wird gesehen. Alles wird gespeichert. Alles ist gläsern. Und jeder spielt Versteck. Uns wurden Fotos zugespielt. Fotos, die eine Überwachungskamera geschossen hat. Zwischen Kinzenbach und Heuchelheim. Am Waldrand. Eine Überwachungskamera, von der wir nicht wissen, in wessen Auftrag sie fotografiert und überhaupt. Die Fotos sind scharf. Man erkennt. Ein Zusammenprall wurde dokumentiert. Wir zeigen lediglich die zwei entscheidenden Momente einer umfassenderen Serie. Oben jener Moment, in dem der Teppich unter dem Pöter des Herrn Archibald Mahler wegglitt. Beziehungsweise sein Leib im Geäst sich verfing. Entscheiden Sie selbst. Ohne vorherige Lektüre meinungsbildender Kolumnen und Blöcke, wenn möglich. Unten der Moment, als der Teppich den ausschauenden Kuno von und zu Lippstadt – Budnikowski fatal streifte. Oder ist er auf den Baum hinauf geklettert, den hängenden Bären zu befreien? Dabei sich im Teppich verheddert, in Panik geraten, abgestürzt daraufhin? Oder ganz anders und undurchschaubar? Scrollen Sie ein paar Zeilen hoch und lesen einfach noch mal. Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhaltes ziehen wir uns zurück und basteln an einer Verschwörungstheorie. Und wir laden Sie herzlich ein, an die zu glauben. Ganz feste. So long fliegen wir gemeinsam durch unser aller Nacht der großen Ahnungslosigkeit. Alaaf derweil, Ihr Jecken!

back06

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Als Budnikowski der Teppich auf den Kopf fiel, weil vorgeschriebene Flughöhe vernachlässigt ist

Dienstag, 10. Februar 2015 17:27

back03

Das war also geschehen. An einem Waldrand zwischen Kinzenbach und Heuchelheim liegt, erschlagen von einem Teppich, unser Herr Kuno von und zu Lippstadt – Budnikowski. Recht geschieht es ihm! Ist er nicht derjenige Hase, der es wagte – spätestens nach der 113. Minute des vergangenen Jahres – sich von der ganzen elenden Pöhlerei loszusagen? Jener, welcher ohne um Erlaubnis zu fragen einfach die Seite wechselte? Jener, der sein seit Jahren wachsendes Unwohlsein am immer perverser werdenden „Wir sind des Volkes Spor(t)t” nicht mehr aushalten wollte und konnte und der stetig keimenden Langeweile am allgemeinen Götzendienst freie Fahrt gewährte, um sich schließlich einfach wegzudrehen? Verdammt sei er, der elende Renegat! Wo kommen wir denn da hin? Am Ende singt Bob Dylan noch Lieder, die einst Frank Sinatra interpretierte. Konstanten, mein Herren, Konstanten. Da liegt er nun auf der Nase, unser Hase.

Archibald Mahler hatte Tränen in den Augen. Der Nordost drückte gegen seinen Rücken und jagte Bär, Teppich und Wolken vor sich her und man querte in wilder Fahrt die Grenze zwischen Niedersachsen und Hessen. Das flache Land hügelt sich ja hinter Göttingen sukzessive auf und so wurde die Luftfahrt entsprechend rauher. Über Schleswig – Holstein und die Heide war man noch recht geschmeidig gehuscht – sogar unter Berücksichtigung der Tatsache, daß Mahler ein absoluter Anfänger ist. Dann über Hessen Luftloch an Luftloch und der Turbulenzen ungezählte. Die Augen des Archibald Mahler tränten heftiger. Der stärkste Rückenwind nimmt leider nicht den Gegenwind von der Stirn. Und weil der Bär weniger und weniger sah, lenkte er seinen Teppich gehörig tiefer. Oder war nur der Tank schneller leer geworden? Die Tankanzeige defekt? Remember: Anfänger! Egal! Das Fluggerät und der langsam erblindende Pilot (Na ja!) sinken und sinken gegen hessische Wälder hinab. Und dann – zwischen den Rändern einer aufkommenden Verzweiflung und der ordentlich defätistischen Bereitschaft alles – Teppich, Leben, Teppich, Gesundheit – hinzuschmeißen, hat der Bär eine Vision. Da unten am Rande eines Waldstreifens, der ihm sogar bekannt vorzukommen scheinen mochte, steht ein Hase und blickt hinauf zu ihm. So gut wie erblindet zieht Mahler an den Teppichfransen und begibt sich in den Sinkflug. Die Schneise ist eng, aber es paßt gerade so. Hing an dieser Buche linker Hand nicht ein Hinweisschild, welches eventuell eintrudelnde fliegende Teppiche schländlelike darauf hinwies, die unbedingt einzuhaltende Flughöhe und so weiter. Der Rumms?

back04

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Als Budnikowski der Teppich auf den Kopf fiel, während er Ausschau hielt wg. einer Rückkunft

Montag, 9. Februar 2015 17:13

back01

Wie konnte das geschehen? Mahler hilflos im Geäst, während unangenehme Minusgrade durch das kalte Geäst schleichen? Der Kopf nach unten, blutgefüllt, starrer Blick auf kahlen Februarboden und der Pöter gen grauen Himmel gereckt? Hilflos! Da hilft kein noch so hilfloses Lied. Aber Mahler jammert nicht. Wer Mist gebaut hat, sollte nicht klagen! Aber hat Archibald Mahler denn wirklich Mist gebaut? Möglich. Mahler ist kein erfahrener Teppichpilot. Da kann schon mal was in die Hose, beziehungsweise in einen im Weg stehenden Baum gehen. Aber, wie gesagt, wer Mist baut, sollte die Schnauze geschlossen halten und einfach nur atmen, durch die Nase. Ist im Winter meist gesünder. Sprach der Opa oder die Oma. Und: von Mitleidsbekundungen aller Art bitte Abstand nehmen, weil wer Mist gebaut hat, hat Mist gebaut. Projektionen eigener Hilflosigkeit auf fremde Opfer retten die Welt auch nicht, die sowieso nicht gerettet werden will, sondern bewegen sich nur in den masturbativen Grauzonen einer meist sehr fragwürdigen Reflex – Empathie. Hoch und runter und wieder hoch etcpp. Zurück zu Mahler: Wie konnte das geschehen? Was ist hier passiert? Experten, selbsternannt oder angeschwemmt, können in diesen Zusammenhang leider nicht gehört werden, da sie vor wenigen Sekunden auf Anweisung des Ehrenwerten Herrn Ernst Albert standrechtlich geknebelt wurden. Zurück zum Bär. Der Mahler, der weiß es selbst nicht. Er weiß noch nicht einmal, wo er sich gerade befindet. Gewiß, das ist das Geäst eines Baumes, das spürt sein Fell. Aber die Koordinaten? Längengrad? Breitengrad? Wieviel Stunden rechts? Wieviel Minuten links? Sekunden? Weia!

Budnikowski, Freund und Hase, Ex – Pöhlerei – Fachlabbertasche und Fanman, momentan aber wieder mal ohne weiterführendes und klar definiertes Aufgabengebiet in Sachen Blicke auf den Planeten Aufrechtgeher, gewiß jedoch ungern alleine, hatte sich vor die Tore der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen begeben und hielt Ausschau. Der Wind wehte bös und böig aus Nordost, das wärmende Gestirn jedoch schien eifrig und verhieß mehr Licht und das gelb – weiße Fell des Langlöffels meinte sogar eine wachsende Intensität der Genossin Sonne verspüren zu dürfen. Ok! Spekulation und Wunschdenken, die alten Brüder im Schweiße, welche noch nie einen Abstieg verhindert haben. Denn, wer Mist gebaut hat, hat Mist gebaut und so weiter und dann fort. Budnikowski mag das Stückchen Hochebene über Kinzenbach sehr gerne, denn immer pfeift dort der Wind und sein Blick schweift hinterher erfreut. Gefährlich zwar für kleine Hoppler ist das Getöse auf der nach oben offenen Beaufortskala, aber gegen einen Baum gelehnt, ist Überleben möglich. Und dann tut es den Rumms und Budnikowski wird es ganz anders. Der Himmel stürzt herab. Wie konnte das geschehen? Weia!

back02

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

AUCH EINE SONNE DER ERINNERUNG WÄRMT UND DANN AUFBRUCH

Montag, 14. März 2011 15:07

sonne2

Manchmal nehmen sie es aber auch sehr genau, die Herren und Damen Aufrechtgeher. Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz unter Plagiatsverdacht, sieht sich also gezwungen das ein oder andere richtig zu stellen:

Ja, der Deutsche Wetterdienst hat vollkommen recht, wenn er den Bären darauf hinweist, daß gestern die Sonne über Mittelhessen nicht schien und wenn, dann lediglich zwischen fünfzehn und sechzehn Uhr kurz durch die Wolken lugte. Sollte zu dieser Zeit der Bär immer noch auf der Lehne des roten Sofas gesessen haben, könnte ihn niemals ein Sonnenstrahl gewärmt haben, da das Fenster des Wohnzimmers der Höhle eher gen Südosten weist. Herr Archibald Mahler gesteht hiermit ein, sich gestern vorrangig an der Sonne der Erinnerung gewärmt zu haben.

Ja, das Foto, welches den gestrigen Beitrag headerte, war schon mal auf dieser Seite veröffentlicht worden und zwar ganz genau vor einem Jahr. Allerdings ein anderer Bildausschnitt und ein anderes Format und auch thematisch in einem anderen Zusammenhang. Der Bär dankt der INFO (Internationale der Netzforscher) für den Hinweis. Außerdem möchte der Bär – um weiteren Mahnungen Vorschub zu leisten – darauf hinweisen, daß obiges Foto auch aus dem Jahre 2010 stammt (Aufnahmezeitpunkt 3. 3. 2010, 11:13h).  Allerdings ist er – natürlich in enger Absprache mit dem Deutschen Wetterdienst – berechtigt, zu bemerken, daß heute in Mittelhessen die Sonne scheint, insbesondere auch zwischen elf und zwölf Uhr vormittags und somit Foto, Sonne und Text zumindest wieder in einem gewissen Sinnzusammenhang stehen.

Nein, der Bär denkt nicht an Rücktritt, sondern lediglich an Aufbruch. Er möchte dem Mann mit den angeklebten Haaren, dessen Rücktrittskonzert er vorgestern mit Frau Eva Pelagia im Bilderapparat gesehen hatte, lediglich fragen, warum er sich nicht dieses Lied für den Nachhauseweg gewünscht hat. Aber wahrscheinlich sind da zu viele Noten drin, die sich die Blaskapelle nicht merken kann. Oder diese ekelhaften Reichsparteitagsfackeln brennen nicht so lange. Oder selbst der größte Schmierenkomödiant schafft es nicht zehn Minuten lang Rührung zu spielen.

„Menno, diese Aufrechtgeher! Ganz schön anstrengend!“ Archibald kratzt sich am Pöter, wie er das nun mal gerne tat, tut und weiterhin tun wird. Ist er jetzt schon wach oder nicht? Um ihn herum samstägliches Leben. Eva Pelagia rauscht durch die Höhle und räumt. Sie bringt den Müll nach unten. Die Haustür steht offen. Archibald hadert. „Jetzt schon?“ Herr Ernst Albert röchelt hinter verschlossener Türe. Er liegt im Bett. Der Magen rumort. „Magen! Sehr gutes Stichwort!“ Es ist nun mal gute, alte Bärensitte nach dem Ende des Winterschlafes Magen und Darm einer grundsätzlichen Reinigung zu unterziehen. Ein Bär tut dies indem er in den ersten Wochen nach dem Erwachen eine Blätter – und Grasdiät hält. Also? Noch steht die Türe offen. Der Wald ruft. Eine Woche Zweibeiner reicht. Schritte im Treppenhaus. Schnell! Der Bär macht sich vom Acker.

(Nachsatz aus aktuellem bzw jetzt nicht mehr aktuellen Anlaß: Donnerstag ist natürlich nicht vorgestern und heute nicht samstägliches Treiben. Aber obiges sollte schon längst gesagt gewesen sein, doch der Netzbediener war zweieinhalb Tage außer Gefecht. Dig it!)

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

ARCHIBALD M. UND DIE ENTLEHNUNGEN

Freitag, 11. März 2011 12:11

sonne1

„Von Kamelle befreit sind Tisch und Fell

Durch der Scheibe schlierig verstaubtes Glas,

Sieh, narrenleere Straßen. Zu Ende der Spaß.

Der alte Winter, nicht allzu schnell

Zog sich in rauhe Berge zurück

Und rumpelt dort ein letztes Drohen.

Ein Sofa ist des Bären Glück.

Auf roter Lehn, vor weißer Wand,

Die Nase von der Sonn geleckt

Wacht auf ein Geist und denkt sich was,

Ein neues Jahr hat er entdeckt.

Zufrieden jauchzt er, atmet ein:

Hier bin ich Bär, hier darf ichs sein!

Archibald Mahler hat sich aufs rote Sofa gesetzt. Wenn die Sonne scheint und der Baum vor dem Fenster noch nicht wieder vollständig beblattet ist, ist das hier ein kostenfreies Sonnenstudio. Zwischen elf und zwölf am Morgen. Genau das, was ein verpennter Denkbär braucht. Und was gibt es Schöneres als ein neues Jahr mit einem eigenständig handgedachten Poem zu begrüßen?

Ernst Albert stürmt in den Raum. „Geht das auch was dezenter?“, murmelt der Bär. Wieder wedelt Herr Albert mit einer Zeitung. Soll ihn das jetzt das ganze Jahr über begleiten, die wedelnde Printmedie? Archibald Mahler kräuselt die sonnenwarme Stirn. „Plagiate! Quellen! Fußnoten!“ Der Bär versteht kein Wort. „Der Bärenartikel von Mittwoch. Wer? Wo? Wann? Quellenangabe!“ Ernst Albert entdeckt das Jahresbegrüßungsgedicht seines kleinen Haus – und Höhlenreimers. Entsetzen. Hände schlagen über dem Haupt zusammen. Luft vibriert. „Man entlehnt! Man entlehnt dreist beim heiligen Geheimrat! Bei allen Musen dieses Erdenballes! Kaum erwacht, schon fremdgedacht!“ Reuig neigt der Bär das Haupt, jedoch sich keiner Schuld bewußt. Ernst Albert berichtet, was der Herr Mahler verschlafen. Die wundersame Geschichte von Ken und Barbie zu Guttenberg – Bismarck, welche so gerne König und Königin geworden wären, aber zu eitel waren, um so klug zu sein, sich nicht beim Bescheißen erwischen zu lassen. Von Kohorten von zukünftigen Untertanen und Speicheltrinkern, die ihre Steuerhinterziehereien, Rechtsüberholereien und sonstigen Linkereien durch den Herrn Baron und seine spendenhinterziehende Begleitpuppe im Lichte allzumenschlichem Märtyrertums gespiegelt sehen wollen. Und von schuhschwenkenden Intelligenzlern, die ihre eigenen Doktorarbeiten vielleicht doch noch einmal durchsehen sollten. Könnte ja sein?

Was das jetzt bedeute für einen Bär auf einem roten Sofa, möchte Archibald Mahler, momentan perplexer Bär vom Brandplatz, von seinem Chef und Aufrechtgeher wissen. „Alle Entlehnungen angeben, kapiert!“ Und rauscht ab der Herr. In den Musentempel. „Fängt ja gut an, dieser Berg von Jahr!“ Aber da seine geistige Integrität ihm am Herzen liegt, vermerkt der Bär folgendes: Die Erkenntnisse des Aschermittwochs über den Winterschlaf sind hier entlehnt und was kursiv im Poeme oben, hat der ehrenwerte und hochgeschätzte Geheimrat gedichtet! Weia! George Harrison hilf!

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

EIN ATEMZUG PRO MINUTE ENTLASTET DIE WELT

Mittwoch, 9. März 2011 14:50

aschermittwoch3

Am Aschermittwoch ist alles vorbei. So ein Quatsch aber auch! Archibald Mahler versucht – und das ist mühsam genug – zu erwachen und sein System wieder in Schwung zu bringen. Er betrachtet sich nicht als Anfänger, Wiedereinsteiger oder Neustarter, nein, er macht lediglich weiter. Er war nie weg! Er hat geschlafen. Und „alles vorbei“ ist Zweibeinerkokolores. Spurenelemente von allem, was da mal geschah, machen das aus was man nennt: Meine Identität. Zumindest bei einem nachsinnenden Bären. Aber so weit war Archibald noch gar nicht. Mental und in Sachen Tiefenschärfe. Also sitzt er auf dem Küchentisch und weil er noch nicht die Kraft und Laune hat unter dem Kamellenberg hervorzukrauchen und auch keiner der werten Aufrechtgeher in seiner Höhle es für nötig gehalten hat ihn freizubuddeln, sitzt er eben da wo er sitzt und atmet ein und wieder aus. Pustekuchen!

Ernst Albert kommt von der Arbeit. Er schwingt eine Zeitung durch die Küchenluft. „Lausche Bär, man spricht von Dir.“ Und er liest dem Bären vor: „Seinen Stoffwechsel fährt der Schwarzbär im Winter auf ein Viertel der im Sommer üblichen Rate zurück. Erstaunlicherweise sinkt seine Körpertemperatur nur um fünf oder sechs Grad auf etwa 30 Grad Celsius. Daß ein Tier bei dieser vergleichsweise hohen Körpertemperatur monatelang überleben kann, obwohl sein Stoffwechsel nur minimal arbeitet, überraschte auch die Forscher. Hinzu kommt, daß der Bär nach dem Ende seines Winterschlafes bis zu drei Wochen braucht, bis er seinen Stoffwechsel wieder vollständig auf den Sommermodus hochgefahren hat. Sehr sparsam gehen die Bären im Winter auch mit ihrem Atem um: Lediglich ein oder zwei Mal pro Minute holen sie Luft. Nur während dieses Momentes haben die Tiere eine annähernd normale Herzschlagrate von 55. Doch nach einem Atemzug können bis zu 20 Sekunden vergehen, ehe das Bärenherz erneut schlägt. Im Durchschnitt kommen die Tiere so auf einen Puls von 14.“ Tja, sogar die überregionale Presse beschäftigt sich mit dem Archibald Mahler der letzten Monate. Welche Ehre!

Der Bär, noch zu müde um stolz zu sein, bittet Herrn Albert um die nochmalige Verlesung eines bestimmten Satzes.

„Welcher denn, mein Freund!“

„Der mit dem Sommermodus!“

„Gerne! Hier: Hinzu kommt, daß der Bär nach dem Ende seines Winterschlafes bis zu drei Wochen braucht, bis er seinen Stoffwechsel wieder vollständig auf den Sommermodus hochgefahren hat!

„Nimm Dir das zu Herzen, Chef!“

Selbstredend begreift Herr Ernst Albert den Wink seines Bären. Er hat ja selber in den nächsten Wochen ausreichend zu ackern, zu rödeln und zu sein. Da soll auch der Herr Bär sich seine Zeit nehmen. Und er liest dem andächtig lauschenden und atmenden Archibald Mahler, wieder öffentlich anwesender Bär vom Brandplatz, den restlichen Artikel vor. „Und während ein Mensch, der monatelang im Bett liegt, erheblich an Muskel- und Knochenmasse verliert, bleiben Bären von diesem Problem verschont. Unumstritten ist, daß sich Tiere aktiv auf den Winterschlaf einstellen. Die Details bleiben bisher jedoch unklar. Sicher spielt die Kombination von Tagesdauer und Außentemperatur eine Rolle – doch was genau läßt Bär oder Murmeltier im Winter einschlafen und Monate später aufwachen?“ Und irgendwo in den Tiefen seiner Synapsen verspürt Archibald schon wieder die Lust. Die Lust am Nachsinnen. Gähn! Was war da noch mit dem Atmen? Erst mal Energiesparen. Doppelgähn! Später denken, genauer denken. Archibald nickt ein.

Thema: Back in Town | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth