Beiträge vom November, 2012

Ein Mahler macht noch keinen Winter(schlaf) 02

Freitag, 30. November 2012 21:27

winter002Man munkelt Schnee / er sei gefallen / und hätte sich gelegt / und Lichterketten die / sie fräßen laut und gierig Ströme / man habe keine Angst jedoch / vor Finsternis denn ewig / blinke es man müsse es nur wollen / doch keiner es begleicht / was Rechnung ist es wäre nur gefragt / wo bleibt der Schnee / er sei im Süden auch im Norden / hier soll er auch hernieden / man fordert Stimmung hoch / doch Strassen frei wie sicher! / Es fragt der Has’: Herr Mahler! / Ja? / Was macht er heut’? / Der Schlaf? / Gewiß! / Er zeigt sich gnädig! / Gewogener als gestern so? / Man darf es  sagen! / Ei? / Es droht der Weihnachtsmarkt! / Ein Grund vielleicht? / Kein Abgrund tiefer, Budnikowski! / Es möge nur der Weihnachtsmann nicht Heynckes heißen! / So sagen Sie, ich dreh mich um! / Sei dies ihr Ernst, ich sage toi toi toi! / Es dankt der Bär und draußen vor den Fenstern tobt man / innen Hauch auf Scheiben schlägt / muß bär doch sehen nicht und hören / dies Elend öd’ und traurig / der Aufrechtgeher Weihnachtsmarkt.

Thema: Winter Wonderland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Ein Mahler macht noch keinen Winter(schlaf) 01

Montag, 26. November 2012 17:08

winter001Es flieht der Schlaf / leis’ klopft der Winter am Regal des Bären an / jedoch sein Name sei heut’ Budnikowski / weil es der Herr von Lewandowski kann / doppelt in Liga so wie in Europa / das Herz des Hasen also es ist froh / und prophezeiend jubelt es / weil ja der Bayern Kraft sie sei / Lenz, sei du der Zeuge dieser Worte / ein Fahrradschlauch mit Loch / schwarzgelb Europa sich so dann entfalte / der Mahler aber poltert, da er sucht / die Ruhe und er find sie nicht derweil / und doch die Nacht sie bleibt / zerschossen wie ein Stückchen Lebensrest / in Teilen sie sich wälzt / so weiß und vorsichtig, fast rein / es scheint der Hase wie der Schnee / der klopfet an die Tür / die Nuß fällt vom Regal / Puschkin sei’s egal / keine Gute ist die Nacht / der Bär wälzt her sich hin bis er erwacht / was soll er sagen außer / Krach, der wenn die Tatze kratzt den Pöter / das Leben ist ein Schwerenöter / ein Reim ins Dunkle fällt / der Gedanke zerschellt / Hirn, das müd’ im Kopf / armer Mahler, schlaflos Tropf!

Thema: Winter Wonderland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Dem Jahr Zwozwölf zum Abschied, auch wenn Auge und Hirn und Kreislauf schon entfleucht

Samstag, 17. November 2012 16:19

winterschlaf

Drei Jahre und fünfhundertfünfundfünfzigmal Weltschau lassen selbst den stärksten Bären intensiver altern. Der Schlaf wird brüchiger, transparenter, nestwarmes Durchschlafen ist nur noch eine Erinnerung an längst vergangene Tage der Unschuld. Der Körper beugt sich dem Diktat der Sorgen und Denkkurven und Weltgifte und Orthopädien. Manche wache Stunde dräut dem unschuldigen Schläfer. Man muß vorsorgen. Lektüre, Vitamine, pflanzliches Fett und Eiweiß und Notbeleuchtung. Archibald Mahler, sicher nach Mittelhessen zurückgekehrter Bär vom Brandplatz, hat sich entschieden diesen Winter über die Gedanken und gedruckten Worte anderer seine Höhle sein zu lassen. Erste und bunte Träume durchrauschen den Bären. Stören wir also nicht weiter. Schlaf er gut! Bis die Tage!

sun is red / moon is cracked / daddy’s never coming back / nothing’s ever yours to keep / close your eyes, go to sleep / if I die before you wake / don’t you cry, don’t you weep / nothing’s ever as it seems / climb the ladder to you dreams / if I die before you wake / don’t you cry, don’t you weep / nothing’s ever yours to keep / close your eyes, go to sleep.

Die Sonne versinkt. Rot. Der Mond zerspringt. Vater ist tot. Nichts ist, was Du je behalten darfst. Schließ die Augen, bitte schlaf. Sterbe ich in dieser Nacht, weine nicht, hab auf Dich acht. Nichts ist, wie es jemals war, wenn Du träumst, dann träume klar. Sterbe ich in dieser Nacht, weine nicht, hab auf Dich acht. Nichts ist’s, was Du kannst behalten. Schließ die Augen und Hände falten.

Thema: Archibalds Geschichte | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 10

Freitag, 16. November 2012 21:14

praha_schneemann

„Mahler, wer bitte ist das linker Hand meiner?“

„Budnikowski, rechts meines Pöters ist es arschkalt!“

„Das Ding ähnelt mir!“

„Kann ich leider nichts dafür!“

„Blödbär!“

„Das Ding ist weiser!“

„Weißer wollten Sie sagen!“

„Weia! Rechtsprechfehler! Verzeihung!“

„Und Sie machen jetzt ernst?“

„Faktoren, Budnikowski, Faktoren! Der Sturm der letzten Nacht! Das ganze gefallene Laubzeugs, welches uns umgibt!“

„Lorbeerkränze sind es nicht. Das sehe ich wohl!“

„Ich spüre Ihre Widerworte, bevor Sie von Ihnen auch nur angedacht!“

„Das Jahr ist länger als Ihr kurzer Mut!“

„Es sind meine Gene, die mich ausbremsen!“

„Die Grenzen und Datumslinien variieren von Kult zu Religion zu Nation und wieder zurück, mein Herr.“

„Muß ich mein Bedürfnis diskutieren?“

„Wenn ich Ihnen ein Schlaflied singe, kommen Sie mit mir noch kurz runter an die Moldau?“

„Budnikowski, ich bewundere Ihre Ausdauer!“

„Mahler! Ich wäre gerne mal wieder so weiß wie ein Schneemann!“

„Der Schneemann kommt nicht mit an die Moldau!“

„In Ordnung. Kompromiß?“

„Los jetzt!“

(Minuten später. Quasi um die Ecke: am Ufer der Moldau.)

„Budnikowski?“

„Ja?“

„Sehr schön hier!“

„Gell!“

„Budnikowski!“

„Ja?“

„Sie tricksen mich nicht aus!“

„Warum?“

„Her mit den Gute – Nacht – Lied!“

„Bitte!“

„Hase!“

„Bär!“

„Was noch?“

„Schlafen Sie gut!“

„Budnikowski?“

„Sieh einer an!“

„Nur eine kurze Anmerkung! Der Herr Kafka hatte auch so einen Hut auf dem Kopf wie der Sänger des Gute – Nacht – Lieds!“

„Beruhigt Sie das?“

„Vielleicht!“

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Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 9

Mittwoch, 14. November 2012 15:59

praha_tv

„Und, Mahler? Müde?“

„Becherovka ist ein geiles Zeugs! Und der Bildschirm ist schwarz!“

„Springt der noch einmal an dieses Jahr?“

„Kaum, Budnikowski! Die letzte Reisetasche ist gepackt“

„Ich kann Sie verstehen. Erstmalig fällt mich auch so ein Bedürfnis nache gediegene Winterpooferei an, hömma!“

„Sie haben aber auch Meilen gemacht dieses Jahr!“

„Kannse laut verlautbaren. Mittelhessische Waldgebiete. Von Kibris nach Stanbul. Auffe Flucht vorre Obrigkeiten hinein innet Heckerland. Kur und Frieden innem philosophischen Forst. Besser auf gen Polska! (erst ma spoatlich, dann privat.) Un letztlich: Such dem Franz sein Grab in Praha, auch wennet schneien tut.“

„Kompliment! Sehr weise von Ihnen, daß Sie länger in Polen nachklappten!“

„Kannse laut sagen. Die zweite Heckerlandreise iss so an meinen sensiblen Löffels vorbeigerauscht wie die Meistaschaft an die Blauen!“

„Seien Sie dankbar. Unmutige Selbstverliebte allenthalben und nachtragende Schlaueier. Braucht man nicht.“

„Fehlt da nicht wenigstens ein ‚m’?“

„Budnikowski, da fehlt nix.“

„Mahler, grinsen Sie!“

„Wie bitte?“

„Grinsen! Man möchte unseren Abschied aus dem Jahre Zwozwöllef aufs digitale Bild bannen!“

„Kann ich bitte so gucken wie immer?“

„Wie Sie wünschen!“

„Wer hält uns da eigentlich digital fest?“

Die beste Aufrechtgeherin der Welt, lieber Mahler! Gehen wir?“

„Wir können nicht, verehrter Budnikowski!“

„Warum?“

„Wir warten auf Dvorak!“

„Aber der ist doch auch schon lange…“

„Pst! So etwas stirbt nicht!

„Mahler! Magie! Mystische Prager Magie!“

„Widmen Sie bitte Ihre langen Löffel dem Herrn Dvorak!“

„Da, der Bildschirm lebt!“

„Eine Dame eben ist erschienen!“

„Nein, die Zahl! Rechts oben in der Bildschirmecke!“

„Sieh einer an! Das nächste Jahr klopft an!“

„Magie eben, Herr Mahler!“

„Zufall doch, Herr von Lippstadt – Budnikowski!“

„Bär!“

„Hase!“

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Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 8

Montag, 12. November 2012 20:31

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„Also, Mahler, so geht das nicht!“

„Was wollen Sie denn noch, Budnikowski? Wir sitzen in einem Hotelzimmer und ich bin jetzt müde, schrecklich müde gemacht vom vergangenen Jahr! Halten Sie also bitte den Rand!“

„Aber die verdammte Heizung funktioniert nicht richtig und draußen ist Frost!“

„Schlafen Sie und die Wärme kommt!“

„Wir wollten doch noch, Mahler! Haben Sie es vergessen?“

„Ach, lassen Sie, Budnikowski. Noch jemand, der sich über Kafka und die schrecklichen Väter und Väterväter und Verfolger verspritzt. Brauchen wir das? Verhängnis und Düsterei? Lassen Sie uns tanzen! Schauen Sie in die Minibar!“

„Zwei kleine Flaschen namens Becherovka!“

„Her damit! Na zdravi, alter Löffler!“

„Hau wech, Bär!“

„Das reicht mir aber nicht!“

„Sieh einer an! Wollten Sie nicht schon im Schlafe, Herr Mahler?“

„Da ist ein Telefon! Sie sind dran! Zimmerservice!“

„Große Flasche Becherovka?“

„Große Flasche Becherovka!“

„Hallo Zimmerservice! Große Flasche Becherovka auf das ungeheizte Zimmer!“

(Wenig Zeit vergangen. Flasche da. Hirne schwanken rum in Praha und auch die Gedanken cognac.)

„Einundvierzig ist jung für das Grab, Mahler! Oder?“

„Es soll auch solche geben, die wären froh über diese Anzahl von Jahren.“

„Die einen sagen, die Welt habe nur auf sie gewartet!“

„Die anderen denken!“

„Wie?“

„So war es nicht gemeint, Budnikowski. Andere denken, die Welt ist nur als Widerspruch zur Seele eines Menschen möglich.“

„Das leidende Individuum obsolet?“

„Wenn der Körper blutet, nicht!“

„Seele als Chimäre oder das Licht kommt sowieso von oben?“

„Gerade kommt es von unten, Budnikowski!“

„Heißer Pöter. Das Ende des Tages ist nah, Mahler!“

„Treiben wir uns noch ein bisserl mitternächtlich rum!“

„Verstehe! Alt werden mit Spaß, Scheiße aussehen und weiterrollen!“

„Genau! Hat der Herr Kafka was verpaßt! Gab es halt noch keinen Rock’n’roll damals!“

„Mahler! Ich krieg Kopfweh!“

“Sonst hätten wir ihn nicht!”

“Wen?”

“Den Schädel!”

“Verstehe! Tanzen wir?”

“Tanzen wir!”

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Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 7

Sonntag, 11. November 2012 18:05

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„Da wären wir also, Budnikowski!“

„Gut, daß wir uns umgedreht haben! Können Sie die Inschrift entziffern, Mahler?“

„Nein!“

„Aber Sie sind doch weit gereist!“

„Hebräisch ist die Inschrift, das erkenne ich noch!“

„Spricht der Reiseführer?“

„Da spricht er, der Depp!“

„Was spricht er da, Mahler?“

„Er spricht die Inschrift lautet folgendermaßen:

‚Dr. Franz Kafka, 1883 – 1924, Dienstag, Beginn des Monats Siwan 5684. Der obengenannte, prachtvolle, unvermählte Mann, unser Lehrer und Meister Anschel, seligen Andenkens, ist der Sohn des hochverehrten R. Henoch Kafka, sein Licht möge leuchten. Der Name seiner Mutter ist Jettl. Seine Seele möge eingebunden sein im Bund des Lebens.’

Das steht da und die Namen der Eltern.“

„Mahler, glauben Sie, der Herr K. würde diese Inschrift, hätte man ihn gefragt, gut heißen?“

„Budnikowski, selbst meine sehr spärliche Kenntnis der Texte des Herrn K. lassen mich das stark bezweifeln. Ich glaube, wenn des Nachts die Untoten bewaffnet mit Hammer und Meisel und Farbtöpfen zwischen den Gräbern korrigierend wandelten, am nächsten Morgen wäre so mancher Grabstein ein leeres Stück Stein.“

„Tja, wie sagt man es der Nachwelt?“

„Ich hab mal was gelesen, das gefiel mir sehr!“

„Wohl an!“

„Dun nit kriesche! Ich han et üvverstande. Han kein Sorge mih un kein Ping.

Loot mich dröm in stelle Stunde, su manches Mol noch bei üch sin.

Wat ich gedonn en mingem Levve, han ich jedonn für üch.

Wat ich jekunnt, han ich jejovve, als Dank bliet einig unger üch!“

„Das ist Kölsch!“

„Ja, sehen Sie nicht das heutige Datum? Müde bin ich, überfällig, Schnee liegt neben meinem Pöter, die Wintergeister wollen mich holen, um mich zur Ruh zu betten und keine Höhle weit und breit, nur Gruft und Urne und Tafeln des Gedenkens.“

„Mahler auf, suchen wir eine Bleibe!“

„Beheizt bitte! Und mit Minibar!“

„Bildschirm?“

„Sicher dat. Und nun vom Grabe des F. K. ein dreifaches Alaaf hinaus in die Welt: Praha Alaaf, Budnikowski Alaaf un..“

„..Mahler Alaaf!“

(Man verläßt den hehren und bedenkenswerten Ort, am Hauptausgang wartet – unterirdisch und dies seit vielen Jahren, bester Herr Dumont – die Metro A. Verschwörungstheoretiker könnten nun vermuten und ähnlich dem Herrn Franz K., der eine Art von Generalvertreter dieser Gattung. Aber darüber wollen die Herren M. und B. erst sprechen, wenn sie im beheizten Raume. Darf man in Praha schwarzfahren? Und – gesetzt den Fall – sie fassen einen?)

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Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 6

Samstag, 10. November 2012 23:38

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Zu zweit als blinde Passagiere in einer Plastiktüte, zwischen den Knien eines Aufrechtgehers, tief unten in den Eingeweiden von Praha, in der Metroröhre, Fahrt geradeaus und nichts ist gewiß, denn das Aufrechtgeherpaar, das den Transport  der Herren Mahler und Budnikowski zum Grabe des Herrn F. K. bewerkstelligen sollte, es hat vor der Reise in die Goldene Stadt wohl den selben Reiseführer erstanden wie unsere blinden Passagiere, die sich schon längst getroffen haben, jedoch sich woanders getroffen haben sollten, was eigentlich Wurst und Pelle ist, aber manchmal ist man Perfektionist und Korinthenkacker und der Geist des Herrn Poet schwebt verwirrend über den Köpfen der Besucher und die Vinohradska ist eine sehr, sehr lange Straße. Man entsteige der Metro Linie A in Jiriho z Podébrad, da ist dieser kleine Plan auf der Seite 243 des Reiseführers und eine Ziffer ‘19′ und ein Pfeil weist nach rechts die Vinohradska runter. Diese Strasse ist sehr, sehr lang. Das hatten wir schon. Die Sonne scheint und freundliche Passanten sind auskunftfreudig und der englischen Sprache mächtig. Jetzt ein paar Stationen Strassenbahn noch und da wäre ein Friedhof. Es ist nicht der gesuchte. Jan Palach liegt hier. Immerhin. Totenranking? Totenranking! Budnikowski reicht es nun, er springt aus der schwankenden Plastiktüte, der Mahler hinterher. Man geht die Vinohradska entlang. Die Vinohradska ist sehr, aber das hätten wir schon erwähnt. Da steht ein Hotel. Kettski Amerikanski. Budnikowski fasst seinen Mut zusammen.

„Ich frage da jetzt nach.“

Es dauert, doch dann kommt er zurück, grinsend mit einem handbemalten Zettel in der Pfote.

“Es gibt gebildete Rezeptionskräfte in Praha. Neben dem einen Friedhof wäre noch ein Friedhof und direkt hinter der Mauer dort, aber der Eingang wäre noch mal rechts und dann links.”

Man geht, findet eine Pforte. Ist dies nun endlich der richtige Friedhof? Weia! Der Zettel wird studiert.

„Da, Mahler, sehen Sie die Tafel an der Friedhofsmauer. Max Brod!“

„Ich glaube, wir sind nah dran!“

„Dann drehen wir uns mal um.“

„Später. Jetzt muß ich erst Mal ruhen!“

„Mache ich mit!“

„Was wollen wir hören?“

„Hat der Herr F. K. eigentlich auch etwas zum Thema öffentliche Verkehrsmittel geschrieben?“

„Wahrscheinlich!“

„Warum?“

„Weil man nicht immer ankommt!“

„Aber gelegentlich?“

„Gelegentlich!“

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Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 5

Freitag, 9. November 2012 15:59

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Der Blick schweifelt weit über Dächer und hinab ins Tal und gelassen, kalter Wind läßt die Moldau glänzen, graublaue Wolkenfetzen dramatisieren einen herbstlich frühen, zeitumgestellten Sonnenuntergang, Praha übersichtlich und erfreulich leise zu Füßen, sechshundert und mehr Künstler, auf welche die Tschechennation sehr stolz, ruhen sich aus und zerfallen vor den ehrfürchtigen Angesichtern zu ewigem Staub, die Glocken der Kirche Petr a Pavel geben ein weiteres Stückchen aus Smetanas symphonischen Gedicht „Meine Heimat“, Kafkas Grab ist fern und aus dem Sinn und die Herren Mahler und Budnikowski fühlen sich blendend. Es treten zwei Amerikaner an sie heran und fragen, whether it is allowed to take some photographs of the teddy – bear and his compagnion and, by the way, they would like to mention, that they consider it an great idea to take those two funny guys all around the world. Doch, ach Mahler und Budnikowski, man begebe sich besser nicht in die Hände von Menschen aus Amerika. Fragen Sie den armen Karl Roßmann! Und so manche Tschechenmaid, die hüllenlos den Herren der WWWelt zum Gebrauch! Schneller als einem lieb, ist man vernetzt im fremden Gewerbe. Weia, sind wir das? Ein Aufrechtgeherpaar steht an den jäh hinabstürzenden Mauern des Výsehrad, umarmt sich und genießt. Man spricht vom nächsten Ziel, dem Grabe des Herrn K. Der Mann hält eine Plastiktüte in seiner Hand. Mahler hat eine Idee. Budnikowski sagt:

„Sind Sie wahnsinnig, Mahler? Das können wir doch nicht machen!“

„Und ob wir das machen können. Auf, Hase!“

„Oh, heikler Todesmut!“

„Wo so fleißig gestorben wird, gerne!“

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Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 4

Mittwoch, 7. November 2012 22:34

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„Sehen Sie Budnikowski, die Sonne ist rausgekommen!“

„Ich bin doch nicht blind, Mahler!“

„Nur weil Sie immer zweifeln, wenn ich sage, gleich kommt die Sonne raus!“

„Manchmal spekulieren Sie eben auch, lieber Mahler!“

„Tatsächlich?“

„Eigentlich spekulieren Sie immer, was das Wetter betrifft.“

„Budnikowski, halten Sie sich zurück, ich könnte schon lange im Winterschlaf weilen!“

„Quatsch! 11.11. um elf Uhr elf ist Totlinie! Und wo ist jetzt das Grab?“

„Wenn Sie sich mit mir verabreden wollen am Grab eines weltbekannten Schreibers, warum soll ich, wenige Tage ante Winterschlaf, dies geflissentlich wissen, Sie Hase?“

„Keine Beleidigung, bitte!“

„Klopfen Sie mir bitte nicht auf dem Hirn rum, Budnikowski!“

„Dann denken Sie halt mal!“

„Der Reiseführer schweigt mich in unpräziser Wurstigkeit an. In dieser Stadt gibt es zu viele Friedhöfe!“

„Na, dann wird hier ordentlich gestorben worden sein. Hören Sie dieses Lied?“

„Ich höre Kirchenglocken!“

„Die Kirchenglocken spielen dieses Lied, Mahler!“

„Budnikowski, jetzt haben Sie Recht! Können Sie die Tonquelle orten?“

„Die Moldau!“

„Ich dachte, das ist der Namen dieses wunderschönen Flusses hier!“

Smetana! Vlatava!

„Kenne ich nicht!“

„Ist auch schon tot!“

„Noch ein Grab, Budnikowski? Wo?“

„Výsehrad! Da oben!“

„Die Moldau fließt den Berg hinauf?“

„Das Lied heißt so und die Glocken da oben spielen es! Dvorák liegt da auch.“

„Na dann! Hoch auf den Hügel!“

„Genau! Die Sonne scheint ja noch, Mahler!“

„Budnikowski, wenn wir oben sind, auf dem Hügel mit dem klingenden Namen, gibt es einen auf die Hasenlöffel!“

„Das sehen wir dann!“

Das Lied ist aber wirklich ein Löffelwurm!“

„Wie meinen?“

„Ein Ohrwurm, Herr Budnikowski!“

„Die Moldau ist wunderschön! Und so viele Schwäne!”

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