Beiträge vom 11. November 2012

Ein Ausflug in eine Stadt. Anfangs schneit es, ein Grab wird gesucht und später gefunden 7

Sonntag, 11. November 2012 18:05

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„Da wären wir also, Budnikowski!“

„Gut, daß wir uns umgedreht haben! Können Sie die Inschrift entziffern, Mahler?“

„Nein!“

„Aber Sie sind doch weit gereist!“

„Hebräisch ist die Inschrift, das erkenne ich noch!“

„Spricht der Reiseführer?“

„Da spricht er, der Depp!“

„Was spricht er da, Mahler?“

„Er spricht die Inschrift lautet folgendermaßen:

‚Dr. Franz Kafka, 1883 – 1924, Dienstag, Beginn des Monats Siwan 5684. Der obengenannte, prachtvolle, unvermählte Mann, unser Lehrer und Meister Anschel, seligen Andenkens, ist der Sohn des hochverehrten R. Henoch Kafka, sein Licht möge leuchten. Der Name seiner Mutter ist Jettl. Seine Seele möge eingebunden sein im Bund des Lebens.’

Das steht da und die Namen der Eltern.“

„Mahler, glauben Sie, der Herr K. würde diese Inschrift, hätte man ihn gefragt, gut heißen?“

„Budnikowski, selbst meine sehr spärliche Kenntnis der Texte des Herrn K. lassen mich das stark bezweifeln. Ich glaube, wenn des Nachts die Untoten bewaffnet mit Hammer und Meisel und Farbtöpfen zwischen den Gräbern korrigierend wandelten, am nächsten Morgen wäre so mancher Grabstein ein leeres Stück Stein.“

„Tja, wie sagt man es der Nachwelt?“

„Ich hab mal was gelesen, das gefiel mir sehr!“

„Wohl an!“

„Dun nit kriesche! Ich han et üvverstande. Han kein Sorge mih un kein Ping.

Loot mich dröm in stelle Stunde, su manches Mol noch bei üch sin.

Wat ich gedonn en mingem Levve, han ich jedonn für üch.

Wat ich jekunnt, han ich jejovve, als Dank bliet einig unger üch!“

„Das ist Kölsch!“

„Ja, sehen Sie nicht das heutige Datum? Müde bin ich, überfällig, Schnee liegt neben meinem Pöter, die Wintergeister wollen mich holen, um mich zur Ruh zu betten und keine Höhle weit und breit, nur Gruft und Urne und Tafeln des Gedenkens.“

„Mahler auf, suchen wir eine Bleibe!“

„Beheizt bitte! Und mit Minibar!“

„Bildschirm?“

„Sicher dat. Und nun vom Grabe des F. K. ein dreifaches Alaaf hinaus in die Welt: Praha Alaaf, Budnikowski Alaaf un..“

„..Mahler Alaaf!“

(Man verläßt den hehren und bedenkenswerten Ort, am Hauptausgang wartet – unterirdisch und dies seit vielen Jahren, bester Herr Dumont – die Metro A. Verschwörungstheoretiker könnten nun vermuten und ähnlich dem Herrn Franz K., der eine Art von Generalvertreter dieser Gattung. Aber darüber wollen die Herren M. und B. erst sprechen, wenn sie im beheizten Raume. Darf man in Praha schwarzfahren? Und – gesetzt den Fall – sie fassen einen?)

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Thema: Praha | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth