Von den Zeitrissen, der Schwalbe “Vergeßt!”, einem nachgeliefertem Gedicht und der Ruh’
Dienstag, 1. Januar 2013 18:20
(Man munkelt, daß es Jahre gibt, welche nicht so recht aufeinander folgen wollen, Jahre, welche Schwierigkeiten haben bei der Übergabe oder Übernahme des Staffelstabes. Mag sein, daß das vorhergegangene Jahr trödelt oder sich noch einmal umdreht, um zu bedenken oder zu bereuen oder mag sein, daß das neue Jahr sich noch nicht bereit fühlt, noch ein wenig Rouge auflegen will oder nachschauen, ob der Herd auch ausgeschaltet ist zu Hause in der Küche. Man spricht dann von Zeitrissen. Ein sogenannter Zeitriß ist äußerst selten, es gibt aber Orte an denen die Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines Zeitrisses höher ist als anderswo.
Die Herren Mahler und von Lippstadt – Budnikowski – inzwischen zurückgekehrt in die Hüllen ihrer ursprünglichen Identität – spüren ein seltsames Vibrieren in ihren Hinterteilen, das ganz offensichtlich seinen Ursprung hat in der harten Holzbank, welche sie besitzen. Schweben Sie? Der Schwalbenstein bricht auf. Das Ziel seiner Reise ist uns nicht bekannt. Ein Schwalbe steigt in den milchigen Abendhimmel und ruft: „Vergeßt mich, alles und Euch. Vergeßt!“ Zwei Jahre verpassen sich. Knapp. Dann nichts mehr. Windstille. Eine Tür steht offen, die Herren treten ein, Licht schlägt ihnen entgegen, weich, mild, bräunlich, grünlich vielleicht, etwas modrig gewiß. Die Farben ergreifen die Flucht. Wohin, nur wohin geht die Reise? Vom Kickelhahn – unten, oben, West oder Ost – weht herüber ein Gedicht. Die Herren spitzen die Ohren. Mehr geht nicht. Ohne Abschied eilt man davon. Schlaf. Ruhe. So still, so still nun alles. Jenseits der Zeit, in den Tälern des Vergessens, ist der Tisch schon gedeckt.)
Thema: Winter Wonderland | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth