MDdW / Heute von versöhnter Verschiedenheit

kein zimmer frei
tritt ein und nein nicht von dir nachdem
ins schloß die tür
das schloß nicht dein und frei
die tür fiel ins schloß
das schloß nicht dein
man sagt die neuen herren trampeln
trampeln durch die vorsichtig und
auf ewigkeit getrimmten
und konzipierten
gärten wie wildschweine dir
oh alter sack und wanstigkeit
oh geheimrat
willst du vergangenheit verhärten
der garten wächst doch du mein dichterfürst du
zwar angelegt geharkt und das restleben geparkt
im garten weiter warten
noch ein stück bis sich der kopf erhitzt und
platzt und stürmt und drängt
wer sich zwängt ins lebenskorsett
atmet weniger
ich bin dein
und geist deines zimmers
österlich’ wohngemeinschaft
verschieden in frieden
MDdW / Studierzimmer / Des Mahlers Bedenken

Der Fels war weggerollt gewesen / der Bär trat ein / es schien ihm / er sei nicht allein / und sprach drum so: / “Soll ich mit dir das Zimmer teilen / Pudel, so laß das Heulen / So laß das Bellen / und reiche die Fernsehzeitung dem bärigen Gesellen / Ob einer muß die Zelle meiden / wenn Enge in Begegnung kriecht / jede Antwort strenge riecht / bevor man eine Frage stellte / ungern heb’ ich das Gastrecht auf / bevor ich selber eingerichtet / im fremdem Raum / in fremder Stadt / es hängen Bilder an der Wand / alte Erzählungen wohlbekannt / man wäre gerne fortgerannt / doch sitzt bald über andrer’ Leut’ Geschicht / fettleibig grinsend zu Gericht / das soll man nicht!“ / Zum wem er spricht? / Ist es ein Schatten? / Ists Wirklichkeit? / Trägt Budnikowski ein luftiges Sommerkleid? / Vier Augen schauen ihm fordernd und frei / ins Bärengesicht / Geister und Larven eilen herbei / Peitschen, die knallen und rasselnde Rätschen / heut hüpft ein Herz / und draußen tanzet ein Mädchen / der Herr singt vom nahenden Lenz. / Es rieselt sacht / der Bär zog ein die letzte Nacht / der Ofen brodelt, zischt / und morgen dann ein andrer spricht.