Beiträge vom April, 2013

MDdW / Heute von Versöhnung verwirrt

Sonntag, 7. April 2013 9:40

DW28

Dann hat Mahler weitergedacht und weil es ein Sonntag war an dem Tag an dem er weiterdachte, wollte er das Gedicht, welches selbstredend ein Gedicht des großen Samuel B. war, wieder in die richtige Reihenfolge der Worte bringen. Von vorne, quasi. Das war nicht einfach, weil das Poem von hinten her schon ein beträchtliches Eigenleben entwickelt hatte. Aber Mahler kennt da nix und tut es.

ich möchte daß meine Liebe stürbe

daß es regnet auf den Friedhof

und in die Gassen wo ich gehe

jene beweinend die mich zu lieben glaubte

Daraufhin war Mahler nicht mehr traurig, zum einen weil es ein Sonntag war und der Himmel recht blau sich gab, aber vor allem deshalb weil, wenn bär über ein Poem so schön traurig sein kann, dann braucht der Bär nicht mehr traurig zu sein.

Thema: Dichtung der Wahrheit | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

MDdW / Heute von der versöhnten Verwirrung

Freitag, 5. April 2013 19:40

DW27

Mahler dachte nach und kurz und weiter und zäumte ein Gedicht von hinten auf.

„glaubte lieben zu mich die beweinend jene

gehe ich wo Gassen die in und

Friedhof den auf regnet es daß

stürbe Liebe meine daß möchte ich“

Später war und blieb er traurig noch. Dann erinnerte er sich doch, um einiges zu vergessen. Aber das Gedicht blieb gut. Andersherum eigentlich. Am Morgenmeer?

Thema: Dichtung der Wahrheit | Kommentare (1) | Autor: Christian Lugerth

MDdW / Heute von versöhnter Verschiedenheit

Montag, 1. April 2013 17:20

DW26

kein zimmer frei

tritt ein und nein nicht von dir nachdem

ins schloß die tür

das schloß nicht dein und frei

die tür fiel ins schloß

das schloß nicht dein

man sagt die neuen herren trampeln

trampeln durch die vorsichtig und

auf ewigkeit getrimmten

und konzipierten

gärten wie wildschweine dir

oh alter sack und wanstigkeit

oh geheimrat

willst du vergangenheit verhärten

der garten wächst doch du mein dichterfürst du

zwar angelegt geharkt und das restleben geparkt

im garten weiter warten

noch ein stück bis sich der kopf erhitzt und

platzt und stürmt und drängt

wer sich zwängt ins lebenskorsett

atmet weniger

ich bin dein

und geist deines zimmers

österlich’ wohngemeinschaft

verschieden in frieden

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MDdW / Studierzimmer / Des Mahlers Bedenken

Montag, 1. April 2013 13:05

DW25

Der Fels war weggerollt gewesen / der Bär trat ein / es schien ihm / er sei nicht allein / und sprach drum so: / “Soll ich mit dir das Zimmer teilen / Pudel, so laß das Heulen / So laß das Bellen / und reiche die Fernsehzeitung dem bärigen Gesellen / Ob einer muß die Zelle meiden / wenn Enge in Begegnung kriecht / jede Antwort strenge riecht / bevor man eine Frage stellte / ungern heb’ ich das Gastrecht auf / bevor ich selber eingerichtet / im fremdem Raum / in fremder Stadt / es hängen Bilder an der Wand / alte Erzählungen wohlbekannt / man wäre gerne fortgerannt / doch sitzt bald über andrer’ Leut’ Geschicht / fettleibig grinsend zu Gericht / das soll man nicht!“ / Zum wem er spricht? / Ist es ein Schatten? / Ists Wirklichkeit? / Trägt Budnikowski ein luftiges Sommerkleid? / Vier Augen schauen ihm fordernd und frei / ins Bärengesicht / Geister und Larven eilen herbei / Peitschen, die knallen und rasselnde Rätschen / heut hüpft ein Herz / und draußen tanzet ein Mädchen / der Herr singt vom nahenden Lenz. / Es rieselt sacht / der Bär zog ein die letzte Nacht / der Ofen brodelt, zischt / und morgen dann ein andrer spricht.

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