Beiträge vom Oktober, 2014

Przepraszam, Pan Niemiec! / Nachts / Okt. 2014

Montag, 13. Oktober 2014 15:03

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Wir befinden uns in einem komfortablen Hotelzimmer in einer Stadt, in der sowohl der Geheimrat als auch der Lenz und – nie zu vergessen – der hochverehrte Herr Büchner einstens ihre Geister schulten, das Münster bestiegen – einer schwindelte mehr, ein anderer etwas weniger -  und gerne auch dem Edelzwicker ihre Aufwartung machten. Im Bilderschauapparat läuft tonlos eine Pilkerei. Nein: jenes doch nicht! RTL ist weit, weit weg. Drüben, da auf der schääl Sick des Rhin. Wo das Heckerland beginnt. Ici vor Ort auf Ronaldos Knie ein dicker Eisbeutel. Der Anschluß aber kommt zu spät. Fado forever. Jubel schallt aus der Lobby der Herberge durch die Liftschächte nach oben in die Zimmer. Die Einheimischen sind erleichtert. Ach, nur ein Freundschaftsspiel? Im Hintergrund trinken Ernst Albert und die wunderbare Eva Pelagia hochpreisigen und regionalen Schaumwein aus billigsten Plastikkelchen, – der Grund: eine Altersuhr trägt eine neue Ziffer – als es den Hasen von den Füßen haut, er sich in des Bären Schoß begibt, begeben muß, denn historische Hitzegewitter haben ihn gefällt. Hören wir rein ins Zwiegespräch:

„Przepraszam, Pan Niemiec! Ile to kosztuje? Ktora godzina? Prosze o pomoc?“

„Träumen Sie alp, Herr Zimmermann?“

„Nie rozumien, Baba!“

„Was ist los mit Ihnen, Hase! Das Fieber? Der Schaumwein? Herr Zimmermann, was nun?“

„Mam na imie Budnikowski! Kuno Budnikowski! I co usłyszeliście? Jebany: Kuno ‘Pilkator’ Budnikowski!”

“Ich verstehe! Sie reisen zurück in ihr ursprüngliches Ich!“

„Dziekuje, Baba!“

„Dzien dobry, Pan Budnikowski! Sie Zimmermann nennen zu sollen, das kam mir auch zugegebenermaßen immer extrem holprig über die Bärenlippentastatur.“

„Daß Träume solange brauchen, bis sie in Erfüllung gehen! Doppelweia! Der Ahn in mir hyperventiliert vor Freude! Dziekuje, Bog!“

„Wollen Sie jetzt etwa doch wieder mit der Pilkerei, Freund?“

„Ach! Quatsch! Der herrliche Moment! Nur Sekunden! Ein kurzer Flash! Die Nadel in der Vene! Etwas Glück! Nicht zurückgeschossen! Aber heute mal nicht Zweiter! Eine Frage aber?“

„Her damit!“

„Meinen Sie, ich sollte dem Ehrenwerten Herrn Ernst Albert die zwei Warschauer Hütten zum Ehrentag schenken!“

„Versuchen Sie es! Vielleicht freut er sich ja!“

Dann schloß der wiedergeborene Budnikowski (Gott sei Dank! Der Säzzer!) die Augen und träumte von seinem Traum, den er vor zwei Jahren geträumt hatte. Und er dachte noch: „Mein Gott, war ich jung damals im Jahre…“, als die Pranke des Bären sich seinem Rücken näherte. Wuchtig!

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Thema: Pilka Zwelf, Unterwegs mit Herrn Albert | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Appenzeller Vergewisserungen / Wieder weg

Donnerstag, 2. Oktober 2014 20:04

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„Herr Mahler, noch Schmerzen?“

„Vielleicht. Ich weiß nicht so recht. Ich hab ja den Verband. Aber eigentlich schon.“

„Spezifische Schmerzen?“

„Diese Frage müßte ich eher verneinen. Diffus. Oder peripher. Das wäre richtiger, lieber Doktor Zimmermann!“

„Ist der Verband vielleicht nur ein Trick?“

„Zu solchen Mitteln würde ich niemals greifen.“

„Mir scheint, Sie machen sich gerade vom Acker!“

„Tastaturen haben etwas vom Blick in einen Spiegel. Die muß man ab und an verhängen. Mag der Raum dann etwas kleiner erscheinen, bedauerlich vielleicht, das ist nun mal seine ungespiegelte Größe.“

„Aber es ist doch auch ein Riesenspaß!“

„Es ist ein Riesenspaß. Aber mir ist das manchmal alles viel zu schnell geworden. Wie ich gestern schon bemerkte: mehr Papier, längerer Atem, mehr Bogen, weniger Tag.“

„Aber das hier ist doch einfach eine andere Baustelle.“

„Zimmermann, Sie müssen wissen, wenn ich zweifle, dann zweifle ich ordentlich!“

„Ich weiß, aber wollen Sie es nicht mal leichter?“

„Ein Bär ist keine Brieftaube!“

„Und ein Hase ist kein Briefbeschwerer!“

„Fahren Sie eigentlich mit Herrn Ernst Albert an die Förde?“

„Weiß ich noch nicht!“

„Ich würde gerne mit nach Straßburg!“

„Wenn Sie eine Idee haben, was sie von dort erzählen wollen, komme ich vielleicht mit.“

„Und was ist mit dem Breisgau?“

„Auserzählt!“

„Jetzt ist Schluß?“

„Jetzt ist Schluß!“

„Bis wann?“

„Mal sehen!“

Thema: Appenzeller Vergewisserungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Appenzeller Vergewisserungen / Daheim wieder

Mittwoch, 1. Oktober 2014 20:58

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„Ist das eine Schreibblockade?“

„Erstmal einfach nur ein Verband.“

„Was ist geschehen?“

„Mir erschien zuletzt alles so ferngesteuert. Mein Schreibarm hüpfte sinnentleert über die Tastatur und ich hatte wohl vergessen, wer der Bär ist, der ich mal sein sollen wollte.“

„Das ist das Problem mit der Tastatur. Da wird Unspezifisches gespürt, nichts mehr nachgedacht, eine vage Conclusio in die Wolke gehämmert und dann forsch aus dem Fenster gehängt!“

„Gewiß! Das Hämmern! Vielleicht leide ich demnach unter einer chronisch sentimentalen Sehnsuchtsscheidenentzündung!“

„In welche Richtung wird von Ihnen gesehnt?“

„Bleistift? Füller? Papier?“

„Soweit zurück? Wie wäre es mit einer Schreibmaschine? Gabriele zum Beispiel?“

„Ja, dieses Tikka – Takka – Tukka – Geräusch. Eine belebende Begleitmelodie.“

„Und dann dieses Krrsch – Pling!“

„Wie bitte?“

„Dieser Hebel rechterhand oben, der die nächste Zeile ermöglichte!“

„Nannte man das Ding Zeilenhebel?“

„Keine Ahnung, ich bin an einer elektrischen Schreibmaschine eingestiegen!“

„Jungspund!“

„Und was nun?“

„Da ich Rechtspföter bin: erstmal Pause. Wer übernimmt?“

„Das traue ich mir nicht zu. Hase bleibe bei deinen Löffeln! Aus der zweiten Reihe heraus moppert es sich leichter. Verantwortung ist ein eigenes Boot! Schwer zu steuern!“

„Denken Sie, Herr Zimmermann, daß…“

„Du Archibald, ich Kuno, Du!“

„Wirklich?“

„Sie haben recht, Herr Mahler. Das Siezen steht uns weitaus besser zu Gesicht!“

„Herr Zimmermann, wir müssen nachdenken!“

„Maßnahmen?“

„Maßnahmen!“

„Denken wir also nach!“

„Zu zweit. Aber einmal ist dann gut!“

Thema: Appenzeller Vergewisserungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth