Vom Notwendigen und den Angeblichkeiten / 9

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Das Lob des Gewöhnlichen führt zum zeitweiligen Schweigen

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Nach einem Amen ist ein bisserl Schweigen ganz sinnreich. Also ziehen sich die zwei Gefährten auf dem Signet ihrer Nachsinnseite in sich und ihre Ambivalenzen zurück, fechten da keinen Zwist aus wortlos, aber lauschen hinein in den ganzen Weltenmüll, der in die Beiden einströmte und da sie nicht mit einer seine eigene Großartigkeit und Singularität feiernden „Feierwohl“ ausgestattet sind, sondern ihr selbst verordneter Auftrag das Schauen der Welt war, ist und sein wird inklusive offenstehender Türen, muß man das mit zeitweiligen Absens und trotz eventuell möglichen Bedeutungsverlust tragen können ohne zu murren. Theoretisch. Um die Zerrissenheit vor der Nase einschätzen zu können, ist man gut beraten, hinter die eigene Stirn zu blicken und dies gelingt wortlos besser als dauerplaudernd. Vielleicht arbeitet ein jeder der zwei Gefährten an seiner Erzählung, an einem Monolog, den man sich – wir werden davon hören und lesen – irgendwann gegenseitig vorliest. Der eine mag heißen: „Warum ich lernte einen angedrohten Weltuntergang zu lieben!“, der andere könnte den Titel tragen: „Ich möchte einer von der Stange sein!“ So hören wir – Prolog zur Pause – mal hinein.

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Der Reim zum Tag / IX a

Ich möchte einer von der Stange sein

Neben vielen gleichen Hemden hängen

Ich möchte gar nicht so besonders sein

Und täglich an die Spitze drängen

Ich möchte nicht wie ALLE ALLE dieses EINE sein

Und lemminggleich mich singularisieren

Ich will nicht täglich vor dem Egoschrein

Meine Wertigkeit erregiert durchdeklinieren

UFF

Bin nicht mein eigner Puff

Ich möchte eine Kirche

vielleicht auch nur ein Dach

Als wäre ich der Weisheit letzter Schrei

Mich gibt’s millionenfach

Noch

Doch nicht in lauter Horde

Nein gerne auch allein

Und doch gemeinsam sein

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(Aus Gründen der Parität und eingeforderter Diversität ein Blick auf’s andere Vorwort.)

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Der Reim zum Tag / IX b

Welt geht unter

Froh und munter

Sitze ich

Am Nierentisch

Ein toter Fisch

Gelegentlich

Und bohr in meiner Nase

Die depressive Phase

Dann wird getanzt

Grell laut japanisch

Gestern war’s noch Tokio

Zukunft Zukunft froh nur froh

Keine Bremse Gaspedal

Manisch manisch scheißegal

Zerissen

Vermissen wird die Welt mich nicht

Doch ich die Welt

Vielleicht

Schon morgen

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(Zum Sendeschluß hören wir alle die Nationalhymne! Pssst! Sie dürfen sitzenbleiben!)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 5. März 2020 16:44
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