Kleben / Bilder / Gedanken / Schrank / 045
Donnerstag, 26. November 2020 15:25
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The blizzard, the blizzard of the world has crossed the threshold
And it’s overturned the order of the soul
(Leonard Cohen)
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„Wollen wir es mal da drin versuchen?“
„Was denn, Mahler?“
„Na ja. Zur Ruhe kommen.“
„Hinter zerbrochenen Fenstern?“
„Man muß den Zustand der Welt akzeptieren. Wir reparieren da nüscht mehr!“
„Tolle Aussichten, Defätistenbär!“
„Budnikowski, vielleicht ist da drinnen noch ein Schrank, ein Bett, Pappkartons. Sehen wir uns mal die alten Sachen an. Kann man alles noch gebrauchen. Die Zukunft verspricht noch einiges an Zuforderungen und Anmutungen. Oder so.“
„Ein ganzes Leben lang mit Maske, Sie Wahnsinniger?“
„Dies sowieso. Wovon Sie sprechen ist der Mund – Nasen – Schutz. Der wird irgendwann wieder überflüssig werden, auch wenn es dauert. Die Maske ist das was darunter ist. Lebenslang.“
„Hä?“
„Jeder trägt sich hinter einer Maske durch das Leben, sonst könnte er gar nicht überleben, denn würde er tatsächlich so aussehen, wie er denkt oder sich fühlt oder er gar tagtäglich zeigen müsste, was er von dem, was ihn umgibt, wirklich hält, man hätte ihn schnell in Einrichtungen der gesellschaftlichen Fürsorglichkeit eingesperrt. Die Maske, defensiv angewendet, dient also dem Überleben im Dschungel namens Zivilisation.“
„Aber es gibt doch auch die eindeutige Falschheit in so vielen Gesichtern!“
„Diese Masken würde ich dann Fratzen nennen, also bewußt aufgezogene Masken, Offensivmasken quasi, um andere zu übervorteilen oder zu erschrecken oder zu manipulieren!“
„Tja und manchmal sehen die ja hyperfreundlich aus, diese Art von Masken!“
„Das sind eben die schlimmsten Fratzen! Schimpansen grinsen, bevor sie angreifen!”
„Gut. Ich eben überfordert. Zurück in den Tag und seine banalen Anforderungen. Sie wollen da wirklich den Winterschlaf halten, in dieser Bruchbude und ich soll mitpoofen?“
„Wo denken Sie hin, Sie Sorgenlöffel! Es wird gleich regnen! Unterschlupf!“
„Ha! Woher wissen Sie das? Kein Wölkchen den Himmel trübt!“
„Erstens spüren dies meine Knochen und zweitens bin ich der Denkbär eines Mannes, der am Bodensee aufgewachsen ist und da weiß man das eben, wie das Wetter so wird!“
„Ha zum zweiten. Das erste Mal seit Wochen, daß Sie wieder Gutes über den Ehrenwerten äußern!“
„Jetzt bleiben Sie mal auf dem Teppich!“
„Genau das schlage ich vor. Rollen wir wenigstens einen Teppich unter unsere Sitzbacken, wenn wir da drinnen weiterdenken wollen. Trockner Kopp und warmer Pöter gebührt sogar dem Schwerenöter.“
“Goethe?”
“Nein! Budnikowski! Ran an die Auslegeware!”
„Machen wir! Ähem?“
„Auf!“
„Na ja!“
„Ja was ist denn los, Herr Bär!“
„Ich glaube, der holt uns bald heim!“
„Wie? Machen Sie mal halblang. Der Sensenmann?“
„Nee. Uns doch nicht. Der … na ja … Dings halt. Der weiß doch, wo wir sind. Immer!“
„Wir werden sehen. Jetzt packen Sie mal mit an und ich will das Lied von vorgestern nochmal hören.“
„Aber in einer anderen Fassung!“
„Genehmigt! Zuuuuugleich!“
„Budnikowski?“
„Was ist denn? Der Teppich ist schwer!“
„Mir ist noch was eingefallen! Wegen Masken und so!“
„Los!“
„Hat der Zimmermann mal gesagt. It’s just Halloween. I have my Bob Dylan mask on. I’m masquerading!”
„Gut. Davon demnächst. Und jetzt bitte das Lied von vorgestern!“
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Und dann regnete es … tatsächlich … nicht. Tja. Man kann halt nicht alles wissen.
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Thema: Klebebilder | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth