Beiträge vom Januar, 2021

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 4

Dienstag, 19. Januar 2021 5:45

traum1

Der Schlaf des Bären war ein unruhiger. Wie soll es auch anders sein, wenn einem die ganze Winternacht ein Hase mit Brettern an den Füßen um die Ohren fliegt und also träumte der Bär, wie leichter und leichter er wurde, schließlich abhob und was er dann sah. Und sprach so vor sich hin, das Folgende.

„Als ich ein Kind war, konnte ich fliegen. Ich hatte es nie gelernt, ich konnte es, soweit mein Erinnern reicht, und davor, das weiß ich genau, war ich eine Schwalbe gewesen: Ich weiß es, weil ich, wiewohl mein Fliegenkönnen noch immer durch die sich stützend auf das Treppengeländer gepreßte und dessen Rundung umklammernde Rechte an die Regeln des niederziehenden Raumes gebunden schien, doch stets das vollkommen sichere Gefühl hatte, nur wollen zu müssen, um, frei wie eben eine der Schwalben, in die golddurchwallte Violettluft des glastürbegrenzten Treppenhauses aufzuschnellen und durch die kleine Fensterluke oben rechts zu enteilen, wenn ich, aus der Schule heimgekehrt, mich mittags von der fünften Stufe von unten abstieß.

Fliegen war ebenso herrlich, wie es mühelos war, und es war lange Zeit nicht zu verstehen, daß die Erwachsenen es nicht aus eigener Kraft vermochten, sondern dazu tote Apparate mit metallenen Flügeln und Schrauben oder gar kilometerlange zigarrenhafte Gebilde brauchen mußten. Und dabei war es wirklich ganz einfach: Mit der rechten Hand das Geländer im Treppenhaus zwischen dem ersten und zweiten Stock umfaßt und von der fünften Stufe von unten, sich herzhaft abstoßend, kühn mitgestrecktem Rücken in die friedsam ruhende Luft aufgefahren und lange Stunden so auf ihrem Zenit verharrt, Stunden um Stunden, während drunten Farnsteppen sich zogen oder Indianerprärien mit Wigwams und Marterpfählen und rasend stampfenden Büffelherden, oder walnußgrüne, von kreischenden Affen und Papageien durchtanzte Wälder, oder das milchige Eis der schwimmenden Gletscher, darüber weiße Bären mit blutigem Maul trotteten, oder auch Ninive. Wenn Ninive unter mir auftauchte, erschien auch sofort der schlangenhäutige Fluß Nil!

…und hinter dem Nil habe ich auch manchmal Kanaan, das gelobte Land Abrahams mit seinen höckerschlenkernden Kamelen und schwereutrigen Kühen, die seltsam übereinandergehäuft um die klaffenden Zisternen gelagert waren, erblickt, allein das REICH, das Reich gleich hinter den drei geschwungenen Bergen, das Reich, von dem, wie alle Einwohner unseres Grenzdorfes, mein Vater und manchmal sogar meine fromme Mutter mit Prophetenmiene sprachen, das geheimnisvolle, phantastische Reich, das ich begehrte wie ein neues, noch nie geschautes Spielzeug, das einmal kommen und mich überwältigen würde: das REICH habe ich nie zu schauen vermocht.“

Kurz wachte er auf. Was waren dies für Worte? Und so viele. Geheimnisvoll. Doch sie kamen ihm so bekannt vor, die alten, wohlgesetzten, sprachmächtigen Worte. Dann schlief er wieder ein, der Archibald Mahler. Vielleicht hob er auch gleich wieder ab. Lassen wir ihn solange in Ruhe.

Thema: Anregende Buchstaben, Jetzt ist 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 3

Donnerstag, 7. Januar 2021 15:30

zweiter

…..

„Karl, da haben Sie aber noch zwei rausgehauen! Glückwunsch!“

„Jo mei!“

„Ärgern Sie sich, daß Sie am Schicksalberg, man muß ja fast sagen, doitschen Schicksalzberg den Gesamtsieg weggeschmissen haben. Könnten Sie wieder wo reintreten wollen!“

„Na! Passt scho!“

„Ich hatte das Gefühl am Vorbau waren Sie extrem pünktlich, hatten richtig Richtung, der Ski kam dazu, das System war rund und Ihnen fehlte auch nicht die letzte Höhe!“

„Jo mei, dös halt iss der Wettkampf!“

„Also das Vertrauen in die Stabilität Ihres Flugsystems besteht wieder? Zuversichtlich hinsichtlich der WM auf Ihrer Heimschanze?“

„Dös iss jetzt nicht so, daß i sag, ja gut, bloß weil  i do auf die Woid kimma bin.“

„Ein letztes Wort zur Arbeit an der Rübe!“

„Na, der Granerudi, der frisst eine Bananen und i lutsch a Möhren! Passt scho!“

„Sie sind ja lustig!“

„Jo mei, bei solcherten gscheitn Froagn!“

„Danke, und der etwas Größere neben Ihnen?“

„Dös iss der Mahler Camillo. Der wo des Ding gwunne hoat! Der leckt gern amal am Stückerl Lachs. A Steckerlfisch geht a!“

„Mit dem Gewicht kann man fliegen?“

„Rindviech, damisches!“

„Verzeihung! TOITOITOI für Oberstdorf!“

„Warum net gleich so!“

…..

Thema: Öffentliche Leibesübungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 2

Mittwoch, 6. Januar 2021 14:55

quali2

…..

„Karl? Bevor es los geht heute, zwei Worte zur gestrigen Quali!“

„Jo mei!“

„War jetzt ja nicht so die Superweite. Könnten Sie wieder wo reintreten wollen?“

„Na! Passt scho!“

„Ich hatte das Gefühl am Vorbau waren Sie was zu spät, hatten dann zu viel Richtung, zu wenig Ski kam dazu, das System lief nicht rund und Ihnen fehlte auch letztlich Höhe!“

„Jo mei, des krieg i scho wieder!“

„Korrigieren Sie mich, aber den Geschwindigkeitsüberschuß müssen Sie doch in der Anlaufspur generieren, sonst kommt zu früh Luft rein und Sie kommen nie den nötigen Stock höher im zweiten Teil. Da sind Meter.“

„Do schau her, heit iss der Wettkampf!“

„Also das Vertrauen in die Stabilität Ihres Flugsystems besteht weiterhin?“

„Dös iss jetzt nicht so, daß i sag, jo guat.“

„Ein letztes Wort zur Gesamtwertung!“

„Do iss die Messe gelesn, tät ich mal soagn!“

„Und sonst! Könnte Ihnen vielleicht etwas Balkenyoga helfen, so wie der Eisei dies gelegentlich tut?“

„Na, i muß eher an der Rübe arbeitn, denk i!“

„Karl, ich hätte eine Karotte für Sie dabei!“

„Rindviech, damisches!“

„Verzeihung! TOITOITOI für heute!“

„Warum net gleich so!“

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Thema: Öffentliche Leibesübungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 1

Dienstag, 5. Januar 2021 16:11

quali

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Der Bär im Winterschlaf. Er versucht es. Gelingt bedingt. Weshalb? Der Hase ist euphorisiert. Hellwach. Wenige Tage vor dem Jahresende hatte ihn ein kräftiger Aufwind erfasst. Ja, ja, ja! Er ballte die kleine Pfote. Als hielte er die wertvollste Karotte der ganzen Welt in dieser. Ich ist ein Anderer. Wir kennen das. Identitätenwechsel ist des Budnikowski Brevier. Seit der Lütten Stan seine Haut verlassen hat, fehlt ihm was. Das „von und zu“ ward abgelegt. Und was war da noch mit Holtby? Nur der Bär blieb seiner selbst. Deswegen schnarcht er jetzt unterm Weihnachtsbaum. Unruhiger als sonst. Klar, der Hase macht sich warm. Das geht nicht in kompletter Stille. Leibesübung ist Kontemplation. Aber auch.

„Nicht wahr, Kuno?“

„Karl der Zwote, bitte! Ich begebe mich in den Tunnel! Und dann, wenn ich meine Sachen zusammenhabe, mache ich mein Ding!“

Gut. Vom Schicksalsberg also später. Jetzt eine ordentliche Quali in Bischofshofen. Ohne Qual.

„Erinnern Sie mich nicht dran. Ich könnte immer noch ständig irgendwo reintreten.“

Wird Budnikowski etwa auch noch Bayrisch lernen müssen?

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Thema: Öffentliche Leibesübungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth