Beiträge vom 29. Mai 2022

Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 028

Sonntag, 29. Mai 2022 14:29

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Es ist ein Sonntag, ein kalter und ich grüße Sie herzlichst!

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Heute Morgen las mir der Ehrenwerte Herr Ernst Albert vor. Das heißt, er las nicht wirklich vor, aber laut vor sich hin. Und ich hörte hin. Es ging um das Paradies. In einem Magazin einer Zeitung wurden Aufrechtgeher mit und ohne größeren Namen befragt, wie sie sich das Paradies vorstellen würden. Tja? Und ich?

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Metfässer, Lachs am Stiel, den man mit Honig flambiert und tausendundeine nackte Bärinnen ohne Gendersternchen und in entflammter Willigkeit? Dazu ein Gratisabo von Sky, Netflix, DAZN und anderen schummrigen Sendern? Tag und Nacht Pöhlen schauen oder Tierfilme? Die vor allem mit vielen Bärinnen? Gleicher Lohn für alle! Und keine Lügen aus Feigheit! Wer sich den Tatsachen stellt, kann nicht auf der Flucht erschossen werden! Jaaaa!

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Auf solche bescheuerten Ideen kommen doch nur Aufrechtgeher. Also ich meine, Paradies und dergleichen. Die sind ja nicht mal in der Lage, das was Ihnen die Götter schenken seit Ewigkeiten zu ehren, freundlich zu behandeln und ihre Gedankenschränke in Ordnung zu halten. Vom bebenden Herzen schon gar nicht zu reden. Huch! Was hätte ich mich ja beinahe aufgeregt.

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Aber einer der Aufrechtgeher, war glaube ich ein Kollege von Ernst Albert, das gefiel mir, was der schrieb. Etwa derart: So ein Paradies wie eine Art Premierenfeier, wo sich alle blöd grinsend anlügen und man die ganzen Nasen, denen man ein Leben lang versuchte aus dem Weg zu gehen, in Büßerklamotten wiedertrifft – „Tut mir so leid, daß ich früher dachte ich sein ein Bär aus Kamschatka, natürlich war ich schon immer aus Wyoming!“ – das ist die Hölle.

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Dann sagte der Ehrenwerte Ernst Albert noch was Nettes. Zu sich. Oder zu mir. Oder zu jemanden, der nicht im Raum, aber auf dieser Welt ist. Er sagte: „Wir sind alle keine Eidechsen. Abgefallene Schwänze wachsen uns nicht mehr nach. Watt fott iss, iss fott.“ Denke ich auch.

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Liegt der Lachs in meinen Eingeweiden

Muß der Lachs nicht weiter leiden

Schwimmt er noch den Fluß hinauf

Nimmt den Tod er stets in Kauf

Denn an der Biegung meines Fluß‘s

Ist ganz schnell Schluß

Mit Lebensschuld

Ich wart‘ und hab Geduld

Und Hunger

Das Leben macht nicht junger

Soweit das und dies

Nur Heute zählt als Paradies

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Und deshalb hat Freund Budnikowski recht. Wir müssen hier raus!

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Ich wünsche noch einen schönen Sonntag und grüße herzlichst als

Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz und heute ärgerlich ob der Kälte, die mein abbes Bein zucken lässt schmerzlich an der Naht

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Thema: Autor: Christian Lugerth, Verschlungene Pfade | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth