Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Naja Zwo
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Guten Tag allerseitens!
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„Dies ist keine hochoffizielle Protestnote mehr.“ Da tu ich mich nur in Maßen anschließen können. Und auch wollen tun. Kannse mal die Nase aussem Fenster beugen? Wird die kalt dabei in Sekunden wie et Herzeken von Tuchelinchen in diese turbolenzenden Tage. Liebe Pöhlerfreunde! Der Lütten Stan in mich fordert wieder Einlass inne sinnfreien Weltenlauf. Jedoch gemach mitte Maistamacherei. Freuen tu ich mich dann, wenn et soweit iss. Stelle man sich nur vor inne Gedankenkiste, Tuchelichnen iss dabei die Schattgelben anne Maistaschaft zu schubsen. Ausse Allianzenspielfeld heraus. Wat die Welt ein Schwachkopp iss diese Tage. Mahler! Machet et Fenster zu. Es zieht mich anne Hasenklüten, woll! Behüte mich ein freundlich grünes Blatt inne inneren Bereichen und Euch auch.
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Hochachtungsvoll und bis später dann
wohl wieder Budnikowski und Mahler in wärmeren Fällen
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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Naja Eins
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Guten Tag allerseitens!
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Dies ist keine hochoffizielle Protestnote mehr. Vorauseilend ungehorsam möchte ich feststellen, daß ich gelegentlich von der aufrechtgeherbedingten Suche nach dem GROSSEN SCHULDIGEN infiziert bin. Dies keineswegs global ob dieses momentanen Postwinteriums oder wie man diesen Nichtlenz halt betiteln mag, sondern etwas zu persönlich. Blöd. Vererbter Aufrechtgeherfehler! Wenn aber der August kommt und die Bären verbrennen? Eben. Lassen wir es lieber noch etwas regnen. Und der Feierwut die Garage gemietet! Wir wissen es gibt kein schlechtes Wetter, sondern lediglich Erwartungen. Überzogen wie Euer aller Konto. Also, genau, dies wollte ich noch kurz loswerden. Die Protestnote, da wir den Adressaten nicht kennen, entfällt. Hiermit! Fenster offen! Es zieht! Gott sei Dank!
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Hochachtungsvoll und bis morgen (dann wohl Budnikowski)
Mahler im noch intakten Fell
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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Protest
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Guten Tag allerseitens!
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Dies ist eine hochoffizielle Protestnote. Vorauseilend ungehorsam möchten wir feststellen, daß wir nicht von der aufrechtgeherbedingten Suche nach dem GROSSEN SCHULDIGEN infiziert sind. Dies keineswegs, aber die Stirne mögen wir doch runzeln, ob der meteorologischen Zumutungen dieses … na da fehlen die Begrifflichkeiten … also dieses Postwinteriums oder wie man den Nichtlenz betiteln mag. Wir wissen beide, es gibt kein schlechtes Wetter, sondern lediglich schlecht verarbeitetes Fell, aber irgendwann ist gut. So sehr wir von der tiefen Notwendigkeit üppiger Regenfälle überzeugt sind. Dennoch: Man hockt in der Stube rum, schlafen iss nicht und den ganzen Tag nur Blümchen anglotzen ist auch kein Gemüse. Oder? Genau, dies wollten wir nur kurz loswerden. Die Protestnote, auch wenn wir den Adressaten nicht kennen. Fenster zu! Es zieht!
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Hochachtungsvoll und bis morgen
Die frierenden Herren Mahler und Budnikowski
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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Die Veste
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„Herr Mahler, also bitte mal! Da sitzen wir, Thermostat in Reichweite und wollen uns über von Aufrechtgehern am Ende der ausgebeuteten Welten aus der Erde gezwungenen Früchte hermachen, nur um einen Hauch des Sommers zu schmecken? Und unten kämpfen Meis‘ und Spatz um den letzten Sonnenblumenkern, da die Taube fett, häßlich und dumm, sich mit vollem Wanst gegen die Futterstelle schmeißt?“
„Ach Budnikowski! Wie immer haben Sie nicht unrecht. Dennoch: ich ließ eine Veste errichten gegen die Mistviecher!“
„So? Da weiß ich wohl, wer da zuvorderst involviert! Und wir sitzen hier oben? Nicht an der Front?“
„Hase! Schamvoll gestehe ich, daß das Land der Aufrechtgeher, welches mich sozialisierte, gewisse Prägung nicht vermeiden lässt!“
„Aha. Warmer Arsch und wir lassen die Anderen kämpfen. Meinen Sie das?“
„Leider ja!“
„Bären bekennen am Ostermontag?“
„Ähem!“
„Mahler? Darf ich eine Banane!“
„Budnikowski! Bleiben wir konsequent inkonsequent! Aber die Festung hält stand.“
„Na ja! Bis morgen dann?“
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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Ostern
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Die Heizung blubbert hörbar leise
Der Hase auf des Hasen Weise
Ei um Ei gestaltet
Des Bären Pöter sich erwärmt
Vor dem Fenster Regen lärmt
Welt weiter sich erkaltet
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Es irrt der Aufrechtgeher so lang er geht
Auch wenn der Wind die Segel bläht
Das Schiff mal fährt bergauf
Das Ei bleibt rund und ohne Ecken
Der Hase geht es zu verstecken
Und ruft dem Bären zu „Auf! Auf!“
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Doch dieser ist in sich verschwunden
Bleibt sitzen denkt in vielen Stunden
Seinen Geist ins Kloster
Dem Hasen ist dies einerlei
Und nach dem dritten Hahnenschrei
Wünscht er die Frohe Oster’
Nicht nur dem Bären
Den Andern auch
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Denn so ist das heute Brauch
Da Marie den Herrn geseh’n
Und Licht brach ein
Vor langer nicht vergess’ner Zeit
Halt Dich bereit
Und schönes Osterfest
Das nächste Ei verlässt das Nest
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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Sechs
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„Jetzt leuchtet diese Blume flammend wie man fast bemerken will oder was der Herr Löns, der das Leben meiner Vorfahren in warmen Worten schilderte, bedichtete als „Glühen der Frühlingsfarben“ und trotzdem ist mir kalt am Hasenarsch und deshalb: warum sitzen wir hier immer noch draußen ergebnislos und wartend, teuerster Mahler?“
„Budnikowski, wir warten ja, aber wachen auch. In Sichtweite!“
„Ach das! Vergaß ich. Spatz und Bär, eine Wehr!“
„Ja! Lassen Sie es mich nochmals mit fremdem Reim erläutern:
Dichter und Amsel
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Im März, April, ja noch im Mai
ward der Gesang, den sie gespendet,
mit warmem Dank von ihm verwendet
bei seiner Frühlingsdichterei.
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Inzwischen hat das gute Tier
sich zweckvoll ehelich verbunden.
Viel Nachwuchs hat sich eingefunden
und huscht durch Beete und Spalier.
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Grad werden hier die Beeren rot.
Der Dichter freut sich auf die Gaben.
Doch auch die Amsel will sie haben
zum Morgen- oder Abendbrot.
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Das gibt denn einen Dauerlauf
und Wettbewerb der Kontrahenten …
Wie pflegt derselbige zu enden?
Meist steht die Amsel früher auf.
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Zum Teufel geht die Sympathie.
Der Dichter, von Apoll verlassen,
beginnt die Sünderin zu hassen
und wirft nun Stein um Stein auf sie.
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(Hans Erich Blaich)
Wobei, schlimmer noch ist die Luftratte! Eine gräßliche Land – ähem – Stadtplage.“
„Haben Sie etwa einen Taubenreim auch noch in der kalten Zeit?“
„Nein nur ein Lied im Kopf!“
„Da mache ich mit! Können wir jetzt trotzdem rein? Morgen ist Ostern und man hat als Mümmelmann gewisse Pflichten. Und der Spatz per se sollte mal einen Selbstverteidigungskurs absolvieren.“
„Nun denn! Wenn Sie meinen. Auch mir ist der Heizkörper ein verlockender Gedanke!“
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Auf der Suche nach den Jahreszeiten / Fünf
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„Zeit zu klagen, Mahler?“
„Ach nein! Aber eine Feststellung ist durchaus angebracht, Budnikowski!“
„Stellen Sie fest und vergessen Sie nie: nach fest kommt lose.“
„Nun ich stelle also klaglos fest, der Lenz lässt sich bitten dieses Jahr!“
„Stimme zu. Man hört die Vög’lein in der Früh` erwartungsvoll lärmen, doch des Tags frieren ihnen die Schnäbel wieder zu.“
„Tja, dies mag der Möwe nicht widerfahren. Die lärmt immer. Auch wenn der Nordwind pustet.“
„Mahler! Ein kleines Abschiedsgeschenk für Sie. In Memoriam der See:
Möwen
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Vögel aus Schnee
Über dem eisdunklen Wasser
Sehn sich im See,
In Gefangenschaft blasser
Wolkenmonsune,
Kreisendem Schnee.
Unter erschauernder Rune
Zuckt der geräumige See.
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(Albin Zollinger)
Gefällt mir und man hört die Winde heulen.“
„Oho! Man verschenkt Lyrik. Dann revanchiere ich mich, da wir hier warten auf die Spatzen, denen wir spätwinterlich täglich den Tisch decken:
Winterliche Spatzen-Bitte
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Insbesonders, hochverehrter Mensch,
du siehst, die Zeit ist wetterwend’sch,
der Schnee liegt hoch, kalt weht der Wind,
das Vöglein darbt mit Weib und Kind.
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D’rum bitt’ ich auch in diesem Jahr,
Du wolltest uns’rer nehmen wahr
und spenden, was an Korn und Spelt
von deinem reichen Tische fällt.
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Jed’ Krümchen nehmen wir voll Dank,
und sind an Zwitschern und Gesang
dereinst in holder Sommerzeit
zu jedem Gegendienst bereit.
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Beauftragt vom beschwingten Chor,
trug ich dir dies geziemend vor;
nun öffne deines Mitleids Schatz!
Ergebenst: Dein getreuer Spatz!
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(Richard Schmidt-Cabanis)
Der Dank der kleinen Racker sei uns also gewiß. Nur den Lenz herbei zu zwitschern scheint nicht ihr Brevier zu sein!“
„Vielleicht kann es eine Blume, werter Mahler!“
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