Countdown to Bethlehem / Klappe / Num’ro otto
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„Mahler! Also hier, wenn eine Acht umfällt, dann auf der Seite liegen bleibt, so ist das doch die Unendlichkeit? Oder?“
„Budnikowski! Spielen Sie auf unsere gegenwärtige Lage an in Sachen Schwabenmeerquerung?“
„Eher unbewußt! Das Boot in unserem Rücken? Eine Lösung?“
„Nicht wirklich! Früher pendelte die alte Schaluppe mal hin und her und kreuz und rüber. Jetzt werden im Sommer Sommerfrischler über den See geschippert und die Gläser klingen dazu angeregt.“
„Das ist doch doof!“
„Vorsichtig, bester Budnikowski! Die hiesigen Anrainer sind recht schnell indigniert, weist man sie darauf hin, daß sie vom Ererbten leben und dies recht wohlig!“
„Und das andere Boot unten?“
„Hält Winterschlaf. Ist im Übrigen das Lieblingsboot vom Ehrenwerten Herrn Albert. Seit jeher. Ist so alt wie seine Mutter.“
„Spricht das Boot französisch?“
„Das gab es schon vor jener Zeit. Ansonsten lag es eigentlich meist im Hafen, wo wir noch hinwollen. Drüben also.“
„Vielleicht muß das alte Boot auf dieser, eben noch unserer Seite nochmal zum Onkel Doktor, bevor es schlafen darf! Oder verdient hier jetzt mehr Geld?“
„Könnte sein so.“
„Ist auch müßig, Herr Bär, unsere Denkerei. Kommen wir hier jemals weg und rüber und drüber? Mir wird kalt und kälter von der ganzen Warterei!“
„Tja! Wenn einen das Gefühl beschleicht, das war es wohl endgültig, dann sollte man singen!“
„Auch wenn der Teppich unter Deinen Tatzen sich bewegt? Die Toten nicht folgen wollen dir und die Heiligen durch die Wände gehen?“
„Gerade dann. Mit Zimmermann!“
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Countdown to Bethlehem / Zweite Kerze brennt
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(Mahler und Budnikowski im Chor frei nach Horst Eberhards den Gerechten Werk: Eltern Kinder und Geschwister / Sorgen und Likör)
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Schein Schein Kerzelein
Die Zwei kann nit die Erste sein
Sinnlos ums Podest zu bitten
Nach der Zwo kommt man zur Dritten
Und bei der Vier
Ist’s Christkind hier
Und pustet alle wieder aus
Ei der Daus
Und unterm Tisch die fünfte Kerz‘
Im Dauerflackern himmelwärts
Das Leben ist und bleibt ein Scherz
Vorwärts Vorwärts und nicht vergessen
Die Plätzchen muß man backen
Und auch die Solidärität
Nur leider gern zu spät
Glühwein! Glüh Wein! Wein glüh!
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(Mahler und Budnikowski schwanken zum Weihnachtsmarkt. Der häusliche Glühwein war recht leggä! Wie? Mehr rief der kleine Häwelmann!)
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Countdown to Bethlehem / Klappe / Narro Narro siebe siebe / Siebe Narre sind es gsi / Ho Narro
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„Budnikowski, lassen Sie es mich so ausdrücken: Die Zeit läuft uns von dannen. Von hinten man sieht sie noch!“
„Mahler, wenn ich mich hier so umschaue, sind wir schon im Arsch oder so gut wie?“
„Angesichts einer heranziehenden Schneefront sei Ihnen die etwas derbe Ausdrucksweise gestattet. Selbst als junger weißer Hase!“
„Exweiser! Wer reimt nun heute, da der nackte Arsch in unserem Rücken weniger friert denn wir?“
„Keiner von uns. Wir entleihen ein Gespräch!“
„Wo?“
„An den Rändern! Blicken Sie auf die Uhr dort drüben und beginnen Sie, bester Budnikowski!“
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„Die Zeit ruckt. Im Kopf immer weiter schreiben. Auch im Schlaf noch. Und dabei spüren, wie die Zeit an mir zieht. Man spürt es als Schmerz.“
„Zeit lassen unterwegs. Der Weg läßt sich Zeit.“
„Daß uns die verlorene Zeit nur nicht nachträglich zur Idylle mißrät!“
„Vielleicht daß ich doch schon in diesem vorigen Winter von der Zeit und dem Wintersonntag anfing und dann nicht aufhören konnte. Gerade weil alles vergeht. Aber beim Erzählen, sobald man anfängt zu sprechen, ist immer Gegenwart.“
„Die ganze Gegend erzählen, die Zeit!“
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„Weia! Da haben wir einiges vor, Herr Budnikowski!“
„Wir setzen es zur Not in den Sand. Und jetzt singe ich das Lied! Und lasse mir vieeel Zeit! Wie man es in all den Sackgassen tun sollte, verehrter Mahler!“
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Countdown to Bethlehem / Klappe / Hex sechs
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„So recht kommen wir nicht voran!“
„Da haben Sie Recht, Herr Budnikowski!“
„Woran es wohl liegen mag?“
„Vielleicht fehlt ein passendes Gefährt? Vielleicht mangelt es an Traute? Die Sterne liegen ungünstig in der Gegend rum? Oder hat sich gar ein Schicksal? Ähem?“
„Nein, Mahler! Keine Verschwörungstheorie aus Ihrem gescheiten Plappermaul! Ihrer unwürdig!“
„So bitte ich Sie um den heutigen Reim, derweilen ich das Lied suche in meinem Zimmermannspeicher!“
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„Es stehen still auf kalten Gleisen
Züge
Die Aufrechtgeher wollten reisen
Rüge
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Die Klage springt von Ohr zu Ohr
Das blind
Und man bleibt bleed wie stets zuvor
Was wir heut’ sind
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Des Alltags Räder knirschen, mahlen
Wer soll dies alles nur bezahlen
Nirwana winkt und Weihnachtsmärkte
Das Hirn des Menschen einst verzwergte
Und heute nicht mehr wachsen will
Der See er ruht und schweiget still
Es kräuseln sich die Wellen
Grau doch sanft
Des Säntis Ruf in Ferne bleibt
Man kann“
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„Sehr anmutig, Herr Hase. Geben wir nicht auf.“
„Der See bleibe unser Freund! Auch wenn er uns trennt, von einem Drüben.“
„Budnikowski: das Lied!“
„Sehr schön. Manchmal sind Millionen Meilen auch nur ein paar Meter!“
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Countdown to Bethlehem / Klappe / Die grade 5
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„Jetzt waren wir doch schon einige Male hier und immer wieder ist man erstaunt wie finster dieser See blicken kann.“
„Man kann es nur im Reime fassen, so schwant mir!“
„Gut. Sie, Mahler, reimen und ich pfeife das Lied dazu. Schwanet mir dito!“
„Weia! Da schwant mir doch einiges dazu!“
„Ich: weiß! Hihi!“
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„Stahlgrau die Wasser heute
Der Ritt über den See
Die Gefahr zu versinken schien gering
Das Hufeisen dröhnte auf den eisernen Platten
Das Schiff blieb im Hafen
Der Säntis lockte
Ein Teufelsfingerwinken
Dann klappte der Himmel zu
Und schmiss mit Schnee um sich und Eiseskälte
Reiter reite und reite weiter
Esel du
Dein Pferd ist kein Ochse
Im Stall dann aber bete zur gnädigen Nacht“
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„Mahler! Recht wuchtig!“
„Budnikowski! Entlehnt! Oder so!“
„Dann jetzt das Lied?“
„Gerne!“
„Olala! Nach Art der Franzosen? Pardauz!“
„Fragen Sie den Ehrenwerten Ernst Albert! Diese Sprache in den Ohren seiner Kindheit öfters erklang!“
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Countdown to Bethlehem / Erste Kerze brennt
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„Wussten Sie, Herr Mahler, daß der Aufrechtgeher einst in Vorbereitung des Advents fastete?“
„Nun denn, Freund Budnikowski, da ein Bär ab dem November meist in seiner Höhle sich in Richtung nächstes Jahr schlief, was soll man da noch kauen?“
„Kann es sein, daß Etliche die Orientierung verloren haben und die Völlerei statt der Vernunft regiert?“
„Weia!“
„Wer zündet die erste Kerze an?“
„Sie brennt!“
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Countdown to Bethlehem / Klappe / Numero 4
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„Ah! Lebkuchen!“
„Ah! Dominosteine!“
„Herr Budnikowski! Ich lese Ihre Gedanken, jedoch mit Nahrungsmitteln spielt man nicht!“
„Herr Mahler! Dieses wäre niemals mein Plan gewesen! Ich bin hier um mich ein wenig betrichtern zu lassen!“
„Das sieht Ihnen ähnlich. Wissenserwerb ohne eigene Anstrengung. Als ließe man sich den gesamtem Brockhaus in die Aorta fixen!“
„Mahler! Esse er einen Lebenskuchen, wie sie so nett bemerkten und entspannen Sie sich! Ich möchte heute eine Aufrechtgehersimulation durchleben. Fremdes Wissen eingetrichtert und alle Mühen scheuen.“
„Ja, ja! Das Ratgeberleben! Scheußlich! Schauen wir aus dem Fenster!“
„Warum!“
„Es ist unser Auftrag, Budnikowski! Jedem kurzem Geschwätz ein kleines Beweisfoto anhängen!“
„Aber wir wissen doch, daß wir hier waren!“
„Tja! Die Welt aber, sie zweifelt!“
„Eitelkeit!“
„Daumen hoch!“
„Gibt es auch ein Lied über Daumen!“
„Selbstredend!“
„Mahler, ich rate: Herr Zimmermann!“
„Gewiß! Hören Sie! Und das ist der alte Baum in Nürnberg! Und wir die Herren der drei Ringe des Ehrenwerten!“
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Countdown to Bethlehem / Klappe / Die Drei
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„Herr Archibald Mahler, wenn Sie mir eine kritische Anmerkung gestatten, aber wir befinden uns eben gar nicht dort, wo wir uns befänden täten und sollten auf unserer nächsten Reise. Da oben waren wir doch schon. Am Ehrentag des Ehrenwerten und als wir auf dem Steine thronten.“
„Freund und Hase Budnikowski, fiel mir doch ähnliches eben auf: Recht haben Sie. Man muß wohl manches Mal zurückreisen, um vorwärts zu kommen.“
„Ohne dort aber sich festzusitzen! Und der Apfel?“
„Erkenntnis vielleicht?“
„Reichte es nicht da einmal reinzubeißen?“
„Ich befürchte der gemeine Aufrechtgeher muß mit ganzen Apfelbäumen beworfen werfen, um wenigstens ein Stamperl Erkenntnis sein eigen nennen zu dürfen.“
„Aha! Verstehe! Überleitung! Wir fahren in die Stadt mit dem Trichter in Sachen Erkenntnis und so!“
„So isses! Und, was meine Bärigkeit selbstfettend erfreut: da gibt es Lebenskuchen! Mit gaaannzz viel Honig drinnen.“
„Darf ich mit?“
„Mit Lied!“
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