Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 7.
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„Mahler?“
„Budnikowski?“
„Das alte Jahr macht sich vom Acker!“
„Und nimmt die letzte Helligkeit mit!“
„Morgen dann neueres Hell!“
„Auch in unseren Köppen. Solange übernimmt ein alter Reimemeister!“
„Mit!“
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Zu Neujahr
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Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken
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Jede Gabe sei begrüßt
Doch vor allen Dingen
Das, worum du dich bemühst
Möge dir gelingen
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(Wilhelm Busch)
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„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 6.
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„Mahler? Wäre die Erde eine Scheibe, würde dann das alte Jahr hinten am Horizont runterkippen? Rückwärts gar?“
„Budnikowski! Zur rechten Zeit diese Frage! Scheint mir doch in letzter Zeit der gemeine Aufrechtgeher möchte aus unserer, von den Göttern sehr liebe- und sinnvoll gebastelten, Weltenkugel wieder eine Scheibe pressen!“
„Nun denn! Alle lieben Pizza!“
„Gewiß! Wer nicht kochen kann, muß fühlen!“
„Hä?“
„Ich erhebe mein Brummen wieder die Vereinfachungen. Das Jahr, welches geht, ist das Jahr, welches kommt. Zwischen den Jahren Gräben, Schluchten oder gar Canyons zu verorten, scheint mir nicht von Sinn!“
„Naja. Vanitas oder so. Scheint als ein Bedürfnis vorhanden. Seit ich Sie kennenlernen durfte, glaube ich auch nicht mehr an Neuanfänge!“
„Ist dies nun Kritik, mein Freund?“
„Ha! Reingefallen! Bestätigung! Weitermachen und nach vorne zurückblicken!“
„Darf ich mich bei Ihnen als Zauberlehrling bewerben?“
„Heute Nacht hatte ich geträumt als triebe mich die wilde Jagd!“
„Die letzten Stunden des gehenden Jahres purzeln sich zurecht lautstark und wirr!“
„Sie sprechen in Zungen!“
„Stimmt! Da mir eben der vergessene Wunsch eingefallen ward, den ich stets vergesse, um ihn, den erneut einbrechenden Wunsch, wieder zu vergessen neuerlich.“
„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 5.
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„Budnikowski? Ist es erlaubt zurückzureimen?“
„Mahler? Will man mich verkackeiern?“
„Mitnichten! Aber auch der Beantwortung einer Suggestivfrage stehen gewisse Formen der Höflichkeit zu Gesicht!“
„Schwatzbär! Reim‘ er!“
„Tja! Ran! An den Speck! Auf auf:
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Vom Wünschen auch noch
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Was so manchen Wunsch betrifft
Bleibt das Wünschen gerne Gift
Man wünscht ohne Bescheidenheit
Und selten kompromißbereit
Man sehnt herbei ein Maximum
Hält’s Gegenüber für zu dumm
Jagt nach Chimären
Bindet Bären
Sich selber auf
So nimmt das Elend seinen Lauf
Am besten einen Wunsch vergessen
Den eigentlichen
Der wird wahr
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Tja! Aus die Maus!“
„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 4.
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„Mahler? Darf gereimt werden? Also dieser Tage?“
„Budnikowski! Solange es Ihnen nicht entgleitet, wie dem Zauberlehrling einstens, sehe ich da keine Gefahr!“
„Na ja! Man kennt sie ja nicht die winterlichen Geister und Gestalten!“
„Kein Krampus, noch so wild, schreckt mich mehr denn der gemein konsumierende Aufrechtgeher. Wohlan also!“
„Ähem! Räusper! Schnief und los:
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Von den Wünschen
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Es brennt ein Wunsch vor Mitternacht
Es windet sich die Glut
Und kräuselt sich in Nas‘ und Ohren unbekannt
Der Wind sanft nach der Asche fasst
Ich streichle meinen Mut
Und ab in fremdes Land
Ich fliege hinterher
Das war jetzt gar nicht schwer
Nicht wie die Blinden, Tauben
Man aber dran sollt’ glauben
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Ähem! Räusper! Schnief und Schluß!“
„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 3.
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„Mahler? Darf ich etwas fragen?“
„Budnikowski! Sie müssen!“
„Weshalb?“
„Ohne Ihre Fragen würden meine Synapsen in den Tiefschlaf des gemeinen Aufrechtgehers fallen!“
„Es schleimt ein Bär?“
„Mitnichten! Der Bär ist Ernst wie Albert!“
„Also! Wenn es weder diese Tage gibt und die Nächte schon gar nicht, da sie in den Schlitz zwischen zwei Jahren gefallen sind, warum schlafen wir nicht einfach durch und wenn die Heiligen Drei Kürbisse sich vom Acker gemacht haben, wachen wir auf und machen weiter?“
„Das ist ja, was mir gefiel stets an den Zwischenräumen zwischen den Denkmansarden: Sein und trotzdem schlafen!“
„Aha! ‚Sterben – schlafen – schlafen! Vielleicht auch träumen! Ja, da liegts: Was in dem Schlaf für Träume kommen mögen, wenn wir die irdische Verstrickung lösten, das zwingt uns stillzustehn.‘ So heißt es doch?“
„Wunderbar zitiert, mein lieber Prinz Kuno von Dänemark!“
„Stillstehen finde ich gut! Aber warum rasen da draußen heute die kurzohrigen Aufrechtgeher wie aufgescheuchte Hummeln durch die Gassen als wollten sie die Besinnung der letzten stillen Tage ganz schnell wieder inne Tonne kloppen?“
„Weil sie nicht nur kurzohrig, sondern auch kurzatmig Denkende sind!“
„Dann bleiben wir einfach hier und halten die Pfoten und Tatzen stille derweilen?“
„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 2.
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„Budnikowski? Wie haben Sie geschlafen?“
„Mahler! So stellt sich Ihre Frage nicht! Bestenfalls wäre Antwort möglich darauf, ob ich geschlafen!“
„Ja haben Sie denn?“
„Wenn ich das wüßte! Gelegentlich war mir so, dann wieder nicht! Und wie erging es Ihnen?“
„Mal so. Dann wieder so! Scheint wohl der Charakter dieser speziellen Nächte zu sein.“
„Und hatten Sie Besuch in verstrichener Nacht?“
„Im Wesentlichen von mir. Wer auch immer dies sei!“
„Ich war es nicht!“
„Da ist der Krampus vor. Es wird ein Bär nicht zum Hasen!“
„Da freu er und Bär sich nicht zu früh. Der Nächte etliche und rauhe warten noch vor den Toren unserer Wahrnehmlichkeiten.“
„Budnikowski! Richtig angemerkt. Und wissen Sie was?“
„Mahler! Ich höre!“
„Dieser Tage gehört der Tag zur Nacht!“
„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Die 1.
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„Budnikowski! Ab heute sind wir nicht mehr zu zweit!“
„Mahler! Sie verlassen mich? Sie kündigen? Sie verfurzen sich?“
„Ach hasiger Hase! Nichts dergleichen! Man begleitet uns!“
„Wer und wo und wann?“
„Man kann sie nicht sehen! Man kann sie vielleicht hören. Man kann sie wohl riechen. Also sind sie da!“
„Gewiß liegen Sie recht. Es bewegt sich etwas. Es bewegt mich etwas. Fremde Hände an fremden Fäden.“
„Manchmal sind wir Marionetten auf unseren verschlungenen Wegen!“
„Und nun?“
„Jede Nacht wach!“
„Und wenn ich müde bin?“
„Träume schnitzen!“
„Wie nennt sich das alte Spiel nochmal!“
„Rauhnächteln!“
„Na dann!“
„Eben!“
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Rau die Nacht und was der Tag gebracht / Prolog
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„Mahler, es raucht, Mahler, rauchen tut es!“
„Budnikowski, Essenzen füllen die Luft, Essenzen riechbar!“
„Aus fernen Landen scheinen sie in unsere Nasen zu wehen!“
„Zu riechen Orte, wo wir niemals waren!“
„Aber vielleicht dann werden?“
„In unseren Händen liegt weniger denn wir wähnen!“
„Aber wir können uns beim Riechen irgendwo hin bitten?“
„Wenn wir höflich bleiben gewiß!“
„Und, Herr Bär, bescheiden auch?“
„Oft, Freund Hase, besangen wir hier die Demut!“
„Es riecht gut!“
„Ab morgen wird es wieder heller!“
„Es wendet sich die Sonne zum Winter hin und von ihm ab!“
„So ist es. Jeder Winter beginnt mit neuer Helligkeit!“
„Na dann!“
„Eben!“
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