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No, no, no: it ain` me, babe / part three this is

Samstag, 27. Dezember 2014 17:09

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(Herr Archibald Mahler ist etwas muksch. Herr Kuno von und zu Lippstadt – Budnikowski will – auch angesichts der noch in der Luft hängenden Reste des Weihnachtsfriedens – kommunizieren. Der Zweitbär ist halt da. Budnikowski richtet also Worte der Annäherung an den selbigen. Hören wir rein.)

„Hömma, nicht das wir uns kennen täten. Und auch inne gesamten Optik von Ihre Erscheinung sehe ich da keine genetisch gemeinsamen Poolinhalte zwischen meine Felligkeit und der Ihrigen. Also nur in Kürze und fürre Eröffnung gelegentlicher Gesprächseinheiten: Dat Bärentier an Ihre linke Seite, dat iss der famosige Herr Archibald Mahler, der seit etlichen Jahren vonne kleine in Häßlichkeit erstarrte Mittelhessenstadt inne und auffe Welt blicken tut und seit die Aufkreuzung von Ihre fotographische Gegenwart schockgestarrt sich in seine bisher angenommene Exklusivität annet ehemals abbe Bein gepinkelt fühlen tut. Falls Sie dat nachverfolgen können.“

(Der Betrachter vermeint ein kurzes Schulterzucken beim Zweitbären vernommen zu haben. Worte jedoch keine. Schweigen. Auch beim alten Mahler. Weihnachten hin oder herum.)

„Gut, der geschätzte Herr Bär vonnem Seebuck annem Feldberg. Et iss komplett in meine Verständnisfähigkeit verankert, dat Gewöhnungsphasen beie plötzliche Konfrontation mit neue Verwandtschaft durchaust zu akzeptieren sein sollte un muß, aber isset möglich, wenn ich Sie inne unhasenhafte Geradlinigkeit fragen täte, watt Sie auffe Höhen des Feldbergs verschlagen hat und ob in Ihre Zweitbärenherz der Anblick vonnem leicht angemukschten Bärentier an Ihre linke Seite gewisse Wirkungen zeitigen tut, eine Antwort entgegen nehmen zu dürfen?“

(Der Betrachter vermeint ein kurzes Schulterzucken beim Zweitbären vernommen zu haben. Worte jedoch keine. Schweigen. Auch beim alten Mahler. Weihnachten hin oder herum.)

„In Ordnung. Et iss mir in voller Bewußtheit, dat dat Mediatorengewerbe einet vonne eher härteren Arten der Gelderwerbung iss. Aber wenn ich die beiden Bären kurz um eine Geste bitten könnte, die mir Signale sendet, dat prinzipiell Bereitschaft zu wie immer geartete Gesprächsführung innen Äther rumsummen tut? Ansonsten sehe ich mich gezwungen allet an Aufträgen gegen Ende vonnem sich abrollenden Jahre Vierzehn mit silvesterwirkender Sofortigkeit zu kündigen. Dat iss eines von meine berühmte vorletzten Worte, weil – und dat nur in gebotener Kürze, meine Herren Bären – auch dem Hasentier, dat im nächsten Kalendarium dat Tier vonnem Jahr sein werden darf, iss die Geduld nich von hier bis Hongkong un wieder zurück gespannt. Ich höre!“

(Der Betrachter vermeint ein kurzes Schulterzucken beim Zweitbären vernommen zu haben. Worte jedoch keine. Schweigen. Auch beim alten Mahler. Weihnachten hin oder herum.)

„Dat glaub ich getz nich. Die Herren also hömma bitte! Ich geh getz Skisprunghüpfen inne Bilderapparatur betrachten. Und morgen iss in Ihrer beider Verschwiegenheit fürre Durchbrechung letzte Changse! Ein Lied, zwo, no, hier!

(Beide Bären zucken mit was auch immer. Zu spät.)

Thema: Archibalds Geschichte, jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Intermezzo I: Macht hoch die Tür und Tassen!

Mittwoch, 24. Dezember 2014 13:27

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„Können Sie sich noch konzentrieren, Mahler? Mir folgen gar?“

„Sicherlich, Budnikowski!“

„Aufgemerkt! Ich will nicht vorgreifen, denn das Fest, an dem meine Artgenossen im Mittelpunkt stehen, kommt erst noch. Jedoch 2015 werde ich es krachen lassen!“

„Wollen Sie etwa diese schwarzgelbe Sekte, die sich einst als Fußballverein bezeichnen durfte, übernehmen?“

„Ich besitze keine Fahrerlaubnis! Nein, ganz anders: das Tier des Jahres 2015 ist der… Na? Hä? Raten Sie!“

„Das ist jetzt richtig schwer, Budnikowski! Hat dies Konsequenzen für mich!“

„Sie sind und bleiben Solitär!“

„Ja, eben nicht!“

„Ruhe! Kein Wort heute zum Genossen vom Feldberg. Heute nur Perlwein und Würste und so Sachen! Übrigens: wußten Sie, daß wir sogenannte ‘r – Strategen’ sind?“

„Wer ist wir?“

„Nun, meine Gattungsgenossen!“

„Und was heißt das, bitte?“

„Wäre ich dem schlechten Witz verpflichtet, würde ich es mit Rammelstratege übersetzen!“

„Ach so, weil ihr Langohren soviel poppt, damit wenigstens ein bisserl vom Nachwuchs überbleibt!“

„Tja, Schwund ist immer. Der Habicht stirbt zwar aus, ist aber immer noch hungrig! Man muß sich ranhalten!“

„Also werden Sie im nächsten Jahr zusätzliche Aufgaben übernehmen wollen?“

„Gemach, Mahler! Klären wir erst mal Ihre neue Geschichte vollständig auf und dann sehen wir weiter!“

„Her mit dem Perlwein, Budnikowski!“

„Und den Aufrechtgehern ein Wohlgefallen!“

„Folgen wir dem Stern!“

„Ein frohes und friedliches Fest Ihnen! A votre sante!“

„So auch dem Rest! Die Welt hat es verdammt nötig dieses Jahr!“

„Wer soll singen?“

„Der King!“

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

No, no, no: it ain` me, babe / part two this is

Dienstag, 23. Dezember 2014 18:40

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“Hatten Sie einen Unfall, Mahler?”

„Das bin ich nicht!“

„Oder sind Sie jetzt ein Sanitäter oder gar Arzt!“

„Nein, verdammt, das bin nicht ich!“

„Bei der Geburt getrennt?“

„Ja eben dies vielleicht. Da sitzt dieser Kerl, diese Zweitausgabe meiner selbst, im Schwarzwald und ich stell mir die Fragen!“

„Nun vielleicht handelt es sich bei Ihnen um die Zweitausgabe!“

„Noch schlimmer! Sie sehen mich in Grundfesten erschüttert!“

„Und dies wenige Stunden vor dem Feste!“

„Meine Geschichte muß komplett neu aufgerollt werden!“

„Da findet man neue Verwandtschaft und hat die Folgen zu tragen!“

„Bedenken, Budnikowski, bedenken. Unzählige Möglichkeiten schießen ins Kraut unter meiner Schädeldecke.“

„Vergessen Sie Ihren Doppelgänger einfach und lassen Sie ihn auf jenem Regal in der Arztpraxis die Maladen begrüßen!“

„Sie sollten mich soweit kennen, um zu wissen, daß mir dies schlichtweg nicht möglich!“

„Mit Winterschlaf wird das wohl nix dieses Jahr?“

„Vergessen Sie das!“

„Er scheint mir aber ein bißchen dicker im Gesicht zu sein als Sie!“

„Was ist schlimmer als ein unerwarteter Bruder?“

„Sprechen Sie!“

„Ein unerwarteter Zwillingsbruder!“

„Vielleicht ist es ja nur ein Neffe oder Onkel oder Cousin oder ein Identitätsdieb!“

„Wie bitte!“

„Na so eine Art Stalker!“

„Machen Sie mich nicht noch wahnsinniger, als ich eh schon bin!“

„Trinken wir etwas Ingwerwasser und polieren die Christbaumkugeln!“

„Weia, weia! Oh Welt!“

Thema: Archibalds Geschichte, jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

No, no, no: it ain` me, babe / part one this is

Montag, 22. Dezember 2014 19:37

doktor_mahlerUnd als Mahler diese Taste drückte, drücken wollte, diese Taste, welche die Photographie in die Wolken schießt, sie dort oben zerlegt in die Einzelteile all ihrer Punkte, später sie wiederum nieder regnen läßt, um das Ganze kurz vor dem Aufprall wieder zum Ganzen zu fügen, da sagte er sich: „Das bin doch ich!“ und jenes sprach er, obwohl er genau wußte, daß der da abgebildete Bär nicht Archibald Mahler, der Bär vom Brandplatz ist, jener Bär eben, der auf einem Foto, welches der ehrenwerte Herr Ernst Albert aus dem Heckerland jüngst mitgebracht hatte, dort auf einem Regal im Empfangsbereich einer Arztpraxis am Fuße des Seebuck, der einen wesentlichen Teil des Feldbergs darstellt, sitzt und den herein humpelnden Hilfebedürftigen mit gewohnt mahlerscher Freundlichkeit entgegenblickt. „Nein, nein, nein! Das bin ich nicht!“

Die wunderbare Dame Pelagia hat den abgebildeten Bären zuerst erspäht, als sie den gekrümmten Ernst Albert zwecks Einrenkung verschobener und verhakter Knochenteile in die Praxis zu Füßen des Feldbergs begleitet hatte. Draußen fiel der Regen eimerweise, Nebel finsterte und fraß nebenbei alle Konturen auf und der behandelnde Onkel Doktor stammte aus Thüringen, hatte studiert zu Marburg und seine Schwester – Ärztin desgleichen – praktizierte in der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen. Dies sei anekdotisch nur am Rande bemerkt. Reise durch die Lande und komme an zu Hause. Nein, das ist kein Zitat von Goethe.

Doch die Erkenntnis nun: Mahler war fortan – Tatze schwebend über Tastatur – nicht mehr der EINZIGE. The Master of Alleinstellungsmerkmal died tonite. Erkenntnis: Da draußen atmet mehr, als er je zu ahnen gewagt hätte. Niemals nie hätte Mahler auch nur einen Gedanken daran verschwendet Glied einer Kette, Teil einer Kollektion, Ergebnis einer Produktion, Kopie seiner selbst zu sein. Die Frage aber deshalb: Wo ist das Nest? Wo schnurrt das Fließband? Wo zucken die Nadeln der Nähmaschine? Sonneberg? Ahnungen sträuben das Fell. Zwar hatte Mahler – damals als er begonnen hatte seine bescheidenen und unbescheidenen Gedanken in der Wolke namens ‚Jeder darf gucken!’ zu plazieren – darüber nachgedacht, woher er als der Bär vom Brandplatz inklusive abbes Bein denn nun stamme. Aber sich selbst betrachten und das nicht in einem Spiegel, sondern als Doppelung seiner selbst? Weia!

Mahlers Brust hob und senkte sich in stupender Aufregung. Dies hier war ein Problem – so schwante es dem Bärenkopp – welches nicht in wohlfeil selbst beatmeter Einsamkeit zu lösen war. Hier bedurfte es eines Gesprächs. Eines Partners.

„Herr Budnikowski? Hätten Sie mal Zeit für mich!“

Ein Bär bittet um Hilfe. Das möge man sich mal merken, falls mal und so.

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Dem Kuno der freiwillige Reim des Archibald M.

Freitag, 21. November 2014 18:02

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“Soll ich anfangen?”

“Bitte schöööön!”

“Zentriert formatiert?”

“Wenn es ein Poem ist!”

“Sie tanzten Forderungen auf meinem Scheitel! Sie entscheiden also!”

“Zentriert formatiert!”

“Bitte schöööön!”

“Ich lese!”

“maria del rosario cayetana paloma alfonsa victoria eugenia fernanda teresa francisca de paula lourdes antonia josefa fausta rita castor dorotea santa esperanza fitz james stuart y de silva falco y gutubay grandeza de espana duquesa de alba de tormes duquesa de berwick duquesa de huescar duquesa de arjona duquesa de hijar duquesa de liria y jerica duquesa de montero duquesa de almazan condesa – duquesa de olivares marquesa de el carpio marquesa de san vincente del barco condesa de aranda condesa de lemos condesa de lerin – condestablesa de navarra y de eibar condesa de mirandar del castanar condesa de monterrey condesa de osorno condesa de palma del rio condesa de siruela condesa de salvatierra marquesa de la algaba marquesa de almanara marquesa de barcarrota marquesa de coria marquesa de eliche.”

“Das ist kein Gedicht! Das ist eine aktuelle Leiche, Mahler!”

“Anderes fällt mir nicht ein!”

“Warum?”

“Weil die Aktualität eine Leiche ist!”

“Blödbär!”

“Gerne!”

“Gibt es noch ein Lied?”

“Wenn, dann das!”

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Vom Verzicht und Budnikowski klärt Mahler auf!

Mittwoch, 19. November 2014 19:01

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“Mahler! Ich hätte Sie aufzuklären!”

“Kein Grund mir auf dem Scheitel rumzuturnen!”

“Wichtig aber es ist! Die Aufrechtgeher machen neue Masten!”

“Was die Aufrechtgeher tun, kann gar nicht von Wichtigkeit sein!”

“Aber die haben uns zum Schweigen verurteilt, weil ihre alten Masten nicht mehr strahlten!”

“Ich fand’s eide!”

“Mahler, er aber will nicht sehen, daß noch vieles an Geschichte unter seinem Fell blubbert und sucht Luft?”

“Als man uns vor bald sieben Wochen aus der Netzgemeinde warf, hatte ich Minuten des Unmutes zu überstehen. Dann jedoch wurde es richtig angenehm!”

“Darf ich, bester Mahler, weiterhin Ihren Scheitel jedoch auffordernd besteigen und ihm die eine und nächste Frage sein?”

“Ich bin froh derweilen, Sie wieder Budnikowski nennen zu dürfen!”

“Eine Botschaft nur vom Bären hinaus in die unnötige Welt!”

“Ich trauere um Jack Bruce!”

“Kenne ich nicht!”

“Dann das!”

“Der mit dem dicken Bauch unter dem T-Shirt ist aber auch ein Trauriger, oder?”

“Sonst könnte er nicht diese Musik machen!”

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Przepraszam, Pan Niemiec! / Nachts / Okt. 2014

Montag, 13. Oktober 2014 15:03

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Wir befinden uns in einem komfortablen Hotelzimmer in einer Stadt, in der sowohl der Geheimrat als auch der Lenz und – nie zu vergessen – der hochverehrte Herr Büchner einstens ihre Geister schulten, das Münster bestiegen – einer schwindelte mehr, ein anderer etwas weniger -  und gerne auch dem Edelzwicker ihre Aufwartung machten. Im Bilderschauapparat läuft tonlos eine Pilkerei. Nein: jenes doch nicht! RTL ist weit, weit weg. Drüben, da auf der schääl Sick des Rhin. Wo das Heckerland beginnt. Ici vor Ort auf Ronaldos Knie ein dicker Eisbeutel. Der Anschluß aber kommt zu spät. Fado forever. Jubel schallt aus der Lobby der Herberge durch die Liftschächte nach oben in die Zimmer. Die Einheimischen sind erleichtert. Ach, nur ein Freundschaftsspiel? Im Hintergrund trinken Ernst Albert und die wunderbare Eva Pelagia hochpreisigen und regionalen Schaumwein aus billigsten Plastikkelchen, – der Grund: eine Altersuhr trägt eine neue Ziffer – als es den Hasen von den Füßen haut, er sich in des Bären Schoß begibt, begeben muß, denn historische Hitzegewitter haben ihn gefällt. Hören wir rein ins Zwiegespräch:

„Przepraszam, Pan Niemiec! Ile to kosztuje? Ktora godzina? Prosze o pomoc?“

„Träumen Sie alp, Herr Zimmermann?“

„Nie rozumien, Baba!“

„Was ist los mit Ihnen, Hase! Das Fieber? Der Schaumwein? Herr Zimmermann, was nun?“

„Mam na imie Budnikowski! Kuno Budnikowski! I co usłyszeliście? Jebany: Kuno ‘Pilkator’ Budnikowski!”

“Ich verstehe! Sie reisen zurück in ihr ursprüngliches Ich!“

„Dziekuje, Baba!“

„Dzien dobry, Pan Budnikowski! Sie Zimmermann nennen zu sollen, das kam mir auch zugegebenermaßen immer extrem holprig über die Bärenlippentastatur.“

„Daß Träume solange brauchen, bis sie in Erfüllung gehen! Doppelweia! Der Ahn in mir hyperventiliert vor Freude! Dziekuje, Bog!“

„Wollen Sie jetzt etwa doch wieder mit der Pilkerei, Freund?“

„Ach! Quatsch! Der herrliche Moment! Nur Sekunden! Ein kurzer Flash! Die Nadel in der Vene! Etwas Glück! Nicht zurückgeschossen! Aber heute mal nicht Zweiter! Eine Frage aber?“

„Her damit!“

„Meinen Sie, ich sollte dem Ehrenwerten Herrn Ernst Albert die zwei Warschauer Hütten zum Ehrentag schenken!“

„Versuchen Sie es! Vielleicht freut er sich ja!“

Dann schloß der wiedergeborene Budnikowski (Gott sei Dank! Der Säzzer!) die Augen und träumte von seinem Traum, den er vor zwei Jahren geträumt hatte. Und er dachte noch: „Mein Gott, war ich jung damals im Jahre…“, als die Pranke des Bären sich seinem Rücken näherte. Wuchtig!

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Thema: Pilka Zwelf, Unterwegs mit Herrn Albert | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Appenzeller Vergewisserungen / Wieder weg

Donnerstag, 2. Oktober 2014 20:04

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„Herr Mahler, noch Schmerzen?“

„Vielleicht. Ich weiß nicht so recht. Ich hab ja den Verband. Aber eigentlich schon.“

„Spezifische Schmerzen?“

„Diese Frage müßte ich eher verneinen. Diffus. Oder peripher. Das wäre richtiger, lieber Doktor Zimmermann!“

„Ist der Verband vielleicht nur ein Trick?“

„Zu solchen Mitteln würde ich niemals greifen.“

„Mir scheint, Sie machen sich gerade vom Acker!“

„Tastaturen haben etwas vom Blick in einen Spiegel. Die muß man ab und an verhängen. Mag der Raum dann etwas kleiner erscheinen, bedauerlich vielleicht, das ist nun mal seine ungespiegelte Größe.“

„Aber es ist doch auch ein Riesenspaß!“

„Es ist ein Riesenspaß. Aber mir ist das manchmal alles viel zu schnell geworden. Wie ich gestern schon bemerkte: mehr Papier, längerer Atem, mehr Bogen, weniger Tag.“

„Aber das hier ist doch einfach eine andere Baustelle.“

„Zimmermann, Sie müssen wissen, wenn ich zweifle, dann zweifle ich ordentlich!“

„Ich weiß, aber wollen Sie es nicht mal leichter?“

„Ein Bär ist keine Brieftaube!“

„Und ein Hase ist kein Briefbeschwerer!“

„Fahren Sie eigentlich mit Herrn Ernst Albert an die Förde?“

„Weiß ich noch nicht!“

„Ich würde gerne mit nach Straßburg!“

„Wenn Sie eine Idee haben, was sie von dort erzählen wollen, komme ich vielleicht mit.“

„Und was ist mit dem Breisgau?“

„Auserzählt!“

„Jetzt ist Schluß?“

„Jetzt ist Schluß!“

„Bis wann?“

„Mal sehen!“

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Appenzeller Vergewisserungen / Daheim wieder

Mittwoch, 1. Oktober 2014 20:58

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„Ist das eine Schreibblockade?“

„Erstmal einfach nur ein Verband.“

„Was ist geschehen?“

„Mir erschien zuletzt alles so ferngesteuert. Mein Schreibarm hüpfte sinnentleert über die Tastatur und ich hatte wohl vergessen, wer der Bär ist, der ich mal sein sollen wollte.“

„Das ist das Problem mit der Tastatur. Da wird Unspezifisches gespürt, nichts mehr nachgedacht, eine vage Conclusio in die Wolke gehämmert und dann forsch aus dem Fenster gehängt!“

„Gewiß! Das Hämmern! Vielleicht leide ich demnach unter einer chronisch sentimentalen Sehnsuchtsscheidenentzündung!“

„In welche Richtung wird von Ihnen gesehnt?“

„Bleistift? Füller? Papier?“

„Soweit zurück? Wie wäre es mit einer Schreibmaschine? Gabriele zum Beispiel?“

„Ja, dieses Tikka – Takka – Tukka – Geräusch. Eine belebende Begleitmelodie.“

„Und dann dieses Krrsch – Pling!“

„Wie bitte?“

„Dieser Hebel rechterhand oben, der die nächste Zeile ermöglichte!“

„Nannte man das Ding Zeilenhebel?“

„Keine Ahnung, ich bin an einer elektrischen Schreibmaschine eingestiegen!“

„Jungspund!“

„Und was nun?“

„Da ich Rechtspföter bin: erstmal Pause. Wer übernimmt?“

„Das traue ich mir nicht zu. Hase bleibe bei deinen Löffeln! Aus der zweiten Reihe heraus moppert es sich leichter. Verantwortung ist ein eigenes Boot! Schwer zu steuern!“

„Denken Sie, Herr Zimmermann, daß…“

„Du Archibald, ich Kuno, Du!“

„Wirklich?“

„Sie haben recht, Herr Mahler. Das Siezen steht uns weitaus besser zu Gesicht!“

„Herr Zimmermann, wir müssen nachdenken!“

„Maßnahmen?“

„Maßnahmen!“

„Denken wir also nach!“

„Zu zweit. Aber einmal ist dann gut!“

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Appenzeller Vergewisserungen / Uf Wiederluege!

Dienstag, 30. September 2014 21:20

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Der Blick dieser Kuh nun, ist er freundlich oder eher aggressiv? Und die Hand, fordert sie ein oder versucht sie Kontakt? Die Augen der Kuh geben keine Antwort. Die Antwort befindet sich vielleicht  im Auge eines Betrachters. Was aber erinnert morgen die Hand? Man wächst auf in einem gemeinsamen Raum und findet später keine gemeinsame Erinnerung mehr. Andere nennen dies Heimat.

Ernst Albert ist gelegentlich ein vergeßlicher Patron. Diesmal jedoch trug auch Frau Pelagia eine gewisse Mitschuld. Sie drängte einerseits zum Aufbruch, wollte aber hier und dort noch schauen, da drüben noch ein Foto schießen, – „Die Augen dieser Kühe!“ – ach, wahrscheinlich wollte sie nur den Tag verlängern, den Abstieg hinauszögern, die Sonne am Firmament festnageln und also: hier bleiben, hier. Es gab doch noch soviel zu atmen, soviel zu horchen, soviel zu sehen. Oberschenkel und Waden waren inzwischen in den Streik getreten – Ernst „Storchenbein“ Albert litt dabei mehr als Eva „Rückraumwade“ Pelagia – aber die kleine Wandercombo taperte zielstrebig gen Wasserauen, nahm den steilsten Weg runter durch den Tobel und hätte man sie sehen können von der Ferne, man hätte meinen dürfen, da stolpern Mitglieder der Augsburger Puppenkiste hölzern hinab ins Tal.

Langer Sätze wenig Sinn: Ernst Albert vergaß oben am Ufer des Seealpsees die beiden Besinnungsaufsätze, die der Hase und der Bär pflichtschuldigst und voll heller Freude verfaßt hatten. Also wird er niemals erfahren, warum der Hase eine Kuh und der Bär einen Säntis mit sich nach Hause nehmen wollte. Das ist schade. Andererseits: es entfällt die ersehnte oder auch befürchtete Bewertung.

Ohne sich seiner Vergeßlichkeit bewußt zu werden, streichelte Ernst Albert derweilen die Flanke einer Kuh, vorsichtig, von hinten links und seitlich, den Augenkontakt meidend. Eva Pelagia bannte alles auf eine digitale Speicherkarte und die Kuh dachte, sie würde photographiert. Oh tempora, oh Kodak!

Dort unten im Tal, da wo das Appenzell endet, beginnt der Bodensee. Den galt es zu queren auf dem Weg nach Hause. Das Gewitter, welches vor kurzem dem Säntis den Buckel runter gerutscht war, hatte sich inzwischen entladen und als man auf der Fähre Richtung Meersburg steuerbords gen Appenzell blickte, schien es, als habe der Wettergott über dem See ein kleines Theater aufgebaut. Eine spiegelglatte und postdramatische Spielfläche, sehr feuchte Wolkenvorhänge sowie unbedingt bedeutungsschwangeres Licht vor ferner Hügelkette. Drama, Baby, Drama! Nach dem Sturm ist vor dem Gewitter. Oder auch nicht. Der Vorhang zu und alle Fragen bleiben offen. Ein letztes Lied schallte über den See und war zu hören bis kurz vor Meersburg. Uf wiederluege! Gewiß, von einer Rückkehr der Abreisenden ist weiterhin fest auszugehen.

PS: Es muß angemerkt werden, daß es natürlich einen Moment heftigster Enttäuschung gab bei den Herren Mahler und Zimmermann, dahin gehend daß man ihnen einerseits einen Auftrag erteilt hatte, welchen jene zwei nach bestem Wissen und Gewissen erfüllten und keine Sau schaute hin. Weia! Keine Bewertung! Kein Feedback! Keine Noten! Kein Nix! Kein was auch immer! Es blieb der Moment. Man hatte es getan! Für wen? Man hatte es getan! Reicht das nicht?

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Thema: Appenzeller Vergewisserungen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth