Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 011

ich hatte gestern
gestern hatte ich zuviel gestern
heute habe ich so viel vorgestern
und spring kopfüber
hinein in das läuten der glocken über santa fe
man richtet meinen oberkörper auf
ich blicke in die untergehende sonne
und spüre
die aufgabe eines großen spielers ist der tod
den tod zu spielen
welche aufgabe und
sie jagen den nuggets hinterher wieder
den nuggets hinterher die ich aus den gräbern meiner väter grub
während der pfeil eines sioux mich
trifft verzeihend
jagen sie den nuggets hinterher wieder
während ich die ewigen jagdgründe betrete
sie jagen den nuggets hinterher
während ich die ewigen jagdgründe betrete
den nuggets hinterher die ich aus den gräbern meiner väter hob
sie jagen sie hetzen
während santer unter dem gold der apachen verendet
jämmerlich und ich
mit dem kopf in die alten träume
dieser bücher hinein
die eigenen bilder suchend die eigenen
jetzt sterben sie verschüttet unter
allmächtigem abbild
leinwände nimm aus meinem kopf die übervollen leinwände
die in die phantastie genagelten endgültigkeiten
das wort
das buch
nur das buch
unter die bettdecken
sie jagen den nuggets hinterher
klein gierig kaninchen
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 010

ich hatte gestern
gestern hatte ich zuviel gestern
einen weißen raum mit schwarzen vorhängen
nahe dem bahnhof
als ich so jünger war jünger als
gestern hilfe ich brauchte
im sonnenschein deiner liebe hilfe ich brauchte jemanden
und gott sprach zu abraham töte mir deinen sohn
aber ich kaufte mir einen rolls royce denn das
tat meiner stimme gut
wachte morgens auf nahm mir ein bier
keiner kommt hier lebend raus schrei kind schrei
da an der kante da an der ecke steht dein neffe mit dem gewehr in der hand
halt’s maul hier fand ein schlachtfest statt
schon als kleiner junge spielte ich den flipper wie ein gott
hoffte zu sterben bevor ich alt werde
du schlugst mich mit einer blume
ich hatte lediglich ein plektrum
das telefon klingelte ich sagte wer ist dran und
auf meiner wolke sind zwei einer zuviel
stell dir vor
stell dir vor
da ist kein himmel
es gibt ihn nicht
halt’s maul kriege wohin wir schauen und ihr wollt nicht singen
gebt mir ein f
gebt mir ein u
gebt mir ein c
gebt mir ein k
buchstabiert
danke für die musik
die gestern schwieg
frühstück im bett für vierhunderttausend
ich sitze wieder vor dem spiegel
geht hin
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 009

ich hatte gestern
als ich mein gesicht aus dem spiegel gezogen hatte
mich wieder ins bett gelegt
das licht ließ ich brennen
manchmal ist die furcht so stark
und ich las nur einen satz
jeder weiß daß er weniger schlecht sein könnte als er von natur aus ist
das war der satz
den las ich mehrmals
wieder nochmals diesen satz
sprach ihn aus
andere nennen das
ein gebet
heute keine musik
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 008

ich hatte gestern
und dann wer ist das
denn
wer bist du
bist du der
vom letzten jahr
von anfang an
wer bist du
was willst du
wer warst du von anfang an immer
einer immer einer
immer nur einer
und gerne der andere und der zeigefinger lang
wie lange schafft man es in den spiegel zu schauen ohne
die anderen
immer die anderen
die anderen immer immer immer
immer die anderen
die langeweile an sich selber
diese lange weile von zeit an sich selber
reiben reiben sich reiben woran
immer immer immer die anderen
der spiegel
das gesicht
das gesicht gegen das gesicht das
eigene gesicht
das ist das eigene gesicht
das gesicht
es anschauen
stille halten
still
das eigene gesicht anschauen
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 007

ich hatte gestern
und dann ich fiel dem schalter entgegen
dem schalter zu und
hin
ich fiel und fiel und zuviel
zuviel himmel im kopf
dann fiel ich ab
und dann fiel ich ab
vom pferd so goldig
in den vorstadtstrassen unserer stadt
fiel ich ab
kippte nach rechts links hing im trapez nass der arsch
überm bodensee ein nasser arsch
im trapez von staad richtung bregenz fallwinde
einmal im trapez gehangen
noch ein eines noch eins der traumgebilde noch krängend
dann hinauf den meersburger jungfernstieg
und hinab in den schlund
den meersburger jungfernstieg
trocken
hinab gießen in den schlund
gießen hinab
und ich fiel
in einen ring
der ring brannte
er brannte gegeelt
vor sich hin
große alte oper
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 006

ich hatte gestern
also wenn ich jetzt den schalter
umlege
wenn ich mich jetzt entscheide den schalter
umzulegen
leg ihn um
ja leg ihn um
mach ihn kalt
nein den schalter umlegen
war ich es
war ich der täter
nein der handelnde
also wenn ich mein tatze an den schalter
es wird hell und ich habe es getan
und auch die verantwortung
tragen
wie schwer ist verantwortung kann man
wenn ich den schalter knipse
dann kann man sehen
alle können sehen
ich habe den schalter
ich schaue auf den schalter und immer weiter denke ich
der schalter schaut mich an
was will der
was will der
von mir will der doch was
dieser idiot
entscheidung
entscheiden
ende und dann
scheiden oder
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 005

ich hatte gestern
immer wieder der zweifel
dieser zweifel
das zweifeln
ob
ob das
oder aber eher nicht
nein
leg dich wieder hin
hinlegen wieder
nicht neues
in der nacht bleiben
haften
haftenbleiben
nichts mehr umlegen
keine schalter
keine bewegung
wohnen bleiben
und godot soll bleiben wo auch immer
weg
ich warte nicht mehr
nichts umlegen kein
kein neuer morgen
keiner mehr
keine neuen pferde
kein ritt in die untergehenden sonnen
kein neues pony
wie lange noch
wie lange noch
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 004

ich hatte gestern
als das erwachen kam
einen moment jener klarheit kurz nur
kurz
streifte mich es
warum war diese nacht so kurz
kürzer war diese nacht
als ich wach wurde dachte ich wie kurz doch
diese nacht und so warm und
ich werde sie nicht mehr brauchen können
eine solche nacht so kurz
ich werde sie in die schubladen
in die schubladen des gedankenschrankes
abgeheftet dort die nacht wie ein schmetterling
mit spitzer nadel gesteckt hinter glas
staub auf den durchsichtigen schwingen
zu betrachten hinter glas die nacht
als etwas was war
jene nächte die
wie sie waren
und hinderten uns daran
nach hause
nach hause und heim
heimzugehen
heim
heim
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 003

ich hatte gestern
also ich war eingeladen
ich mußte und bin dann
zu dieser hochzeit
ich trug einen schwarzen anzug
den trug ich
anläßlich dieser hochzeit
trug ich den und ich war
allein
ohne dich war ich dort mit schwarzem anzug
in meinem gesicht und davor hingen meine haare
hingen mir in die sicht
schwer
naß
der regen hatte sie schwer
gemacht und sie hingen und ich ging hinab zum fluß
dann den hügel hinter dem fluß
dort hinauf
du warst nicht dabei als ich
den hügel hinter dem fluß hinauf
hinauf gestiegen bin
und der himmel war kein dach
als ich hinauf blickte in den taschen wühlte und eine münze
fiel
kullerte
ruhte und
lag da
ich mich bückte
im weißen anzug auf dem weg
auf dem weg zu einer
beerdigung und
in der nächsten bar würde ich schlafen
schlafen mit dieser nacht
unter den schwarzen blättern
eines herbstes ohne dich
ohne
ganz ohne
ein fühlen
Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 002

ich hatte gestern
gestern hatte ich dieses gefühl
gehabt
wie man sagt
läßt sich nicht dran rütteln
das gefühl hatte ich ging nicht weg
weg ging das nicht
das gefühl
schieb den himmel
schieb einfach den himmel zur seite
und wenn deine freunde
deine freunde denken tu es nicht
nein
aber
aber wenn sie dann
deine freunde denken vielleicht
dann denken sie tu es
doch tu es doch
schieb den himmel
schieb einfach den himmel zur seite
und ich denke daß ich fühle
ich fühle daß ich
denke ich weshalb
bin ich bis
hierher ist alles weshalb ich hier
wenn du alles hast und nichts mehr
nichts mehr willst du doch
oder dann
schieb den himmel
schieb einfach den himmel zur seite
manche sagen es ist nur
es ist nur rock’n’roll
ist es nur
nur aber dort wo
wo ist dort ein schmerz und dann
schieb den himmel
schieb einfach den himmel zur seite