Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 08
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Nein, das sind keine Hunde und Katzen, die es heute regnet, dies wären eher Schlachtrösser und Nilpferde, welche vom dauergetrübten Himmel prasseln. Budnikowski hat sich in die Küche zurückgezogen. Der Herd, eben noch der Töpfe und Pfannen voll, strahlt Restwärme in den Raum. Angenehm. So sinnt der Hase nach einer Antwort auf des Bären gestriges Gereime. Wohlan nun, die Stifte wären angerichtet … ähem … gespitzt. Die Löffel auch.
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In den Küchen der Hasen
Muß man erst blasen
Bevor man den Löffel zum Munde führt
In den Küchen der Hasen
Wird siedend gekocht
Man besser erst rührt
Bevor schmerzend glüht
Die Lippe und dann ein Bereuen
Jedoch sollte man sich nicht scheuen
Nach neuen
Gerichten
Und nicht verzichtend auf Risiken
Zu suchen auch gern unter Fluchen
Erst wenn der Teller leergenagt
Das Herzeken nicht komplett verzagt
Reinigt man sein Geschirre
Sonst wird man doch irre
Sagte einst eine weise Frau
Genau
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Mal sehen, wann Bär und Hase sich wieder Gute Nacht sagen. Draußen. Man bemunkelt eine Rückkehr des Sommers in ein paar Tagen. Heat it up.
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 07
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Heute ist der Mahler und Bär alleine in seiner Nachdenklichkeit. Der Hinterhof findet ihn nicht als Besucher. Er ist heute ein Besucher seiner selbst und stromert durch die Hinterhöfe seines Denkapparats. Der Aufrechtgeher nennt das den Okzipitallappen. Dort werden unter anderem visuelle Reize verwurstet und länger aufgeschobene Antworten auf drängende Fragen durchforstet. Wie sagte und fragte doch unlängst Budnikowski? „Aha! Da hat der Prediger in Ihnen wieder zugeschlagen. Gibt es eigentlich auch eine Kirche der Bären?“ Da sollte man drauf antworten. Als höflicher Bär, der man gelegentlich auch ist.
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In der Kirche des Bären
Darf sich jeder beschweren
Nur nicht Meister Petz
In der Kirche des Bären
Können alle mal kehren
Den eigenen Teppich
Auf Vordermann
In der Kirche des Bären
Schweifen die Blicke
Hastig nicht
Über trübe Gewässer
Erregt
In der Kirche des Bären
Weiß keiner es besser
In der Kirche des Bären
Dünne Bretter man sägt
Und dies mag Jahre dauern
Oder zehnmal mehr
In der Kirche des Bären
Ist das Leichte so schwer
In der Kirche des Bären
Übt man die Lippen
Zu schürzen
Und abzukürzen
So manches und nicht zu scharf zu würzen
In der Kirche des Bären
Schläft ein Malheur
Auch mal durch bis nächste Woche
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Nun denn. Bis bald.
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 06
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„Budnikowski! Jetzt sitzen wir drinnen, obwohl wir draußen sein wollten!“
„Hömma hier, Bär, dat sind wir doch!“
„Wie bitte? Draußen eimert der Himmel ohn‘ Unterlaß. Was sollen wir da draußen?“
„Weil wir et sind, Sie Heiopei ohne Ahnungen!“
„Ach! Verstehe! Pöhlerei!“
„So isset! Heute iss die Höhepunktung vonne Emazipation erreicht worden. Die Damen der Kugel können auch dat Prinzip ‚Gimmich die Koretzka‘ inne Realität umformen. Woll!“
„Sie werden es mir erklären, Herr Lütten Stan!“
„Ich tät dat lieber bereimen tun!“
„Wohlan!“
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Es stehen im Kreise der eig’nen Hymnen
Auf glorreiche Zukunft
Germanen
Man darf ahnen wo die Landung
Auf dem eig’nen Hinterteil
Schwarz – weiß
Nee wat war’n WIR da noch geil
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„Herr Lütten Stan, Ihre Lästerzunge ist mir zu schlürfendes Badewasser!“
„So vernehme ich zwischen Ihren Lettern ein ABER?“
„Gewißlich. Das WIR war mir fremd schon immer, da ich nicht mal weiß, wer ich denn war. Einstens.“
„Reimt sich das auch?“
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Jamaika und Südafrika
Die waren auch schon gestern da
Japan sowie Südkorea
Die fernste Welt rückt nah und näha
Germanen züchteten Gartenzwerge
Die And’ren schaufeln neue Berge
Doch heulen können
WIR
Ein Wort das mir so fremd
Wie jedem Bär ein Hemd
Alaaf Helau und Ho Narro
Wer gern verliert
Bleibt länger froh
Frage Herrn Tur Tur
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„Sind Sie jetzt ein Sarkastiker geworden?“
„Niemals! Noch nicht mal ein Zyniküsser!“
„Was dann?“
„Gedanken ein und ausatmender Pelzphilosoph und Märchenerzähler!“
„Mit! Bevor ich es vergesse. Mein Lieblingszitat heute vonne Kommentatarin: ‘Das Ausscheiden können wir uns inzwischen an fünf Fingern ausmalen!’ Lingua germanica di televisione fantastico! Uff und Weia!”
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 05
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„Wir müssen hier raus!“
„Mahler? Können Sie Fahrrad fahren?“
„Eher nicht! Und Sie, Budnikowski?“
„Mein Bär! Ziehen Sie doch gelegentlich die Länge meiner Beine in Betracht! Warum, by the Weg, müssten wir hier raus? Da wir zweimal logen?“
„Ach nee. Dann wäre die Welt ja seit langem im wesentlichen vom Aufrechtgeher befreit. Wegen der derzeit kursierenden Übertreibungen allüberall wäre es mal!“
„Der Regen?“
„Der übertreibt auch dieser Tage. Endlich mal. Nein, ich wollte in der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen mal den Verkehr versuchen!“
„Puuh! Wenn Ihnen dazu ein Reim einfällt, wasche ich Ihnen die Bodentatzen!“
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Rate den Rädern nicht
Sie rollen
Rate den Fragern
Einfach Verzicht
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„Genau! Ich bin auch schon ganz empört. Ich soll in fünf oder auch mal drei Jahren in der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen meine Karotten dreiundsiebzig Meter weiter links kaufen müssen sollen!“
„Wenn Sie dazu reimen, entgilbe ich eigenhändig Ihren Körperbewuchs!“
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Man flucht vom Verschwinden
Die Winde sie winden
Gemach und dann schneller
Das Morgen bleibt dunkel gern
Doch manchmal auch heller
Man lutsche stets des Pudels Kern
Und balle dann die Faust
Nicht zu früh
Vergeb’ne Müh‘
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„Budnikowski?“
„Mahler?“
„Ich sage nichts!“
„Das wollte ich sagen!“
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 04
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„Jetzt, bester Bärengenosse, lügen wir weiter und sogar doppelt!“
„Wie bitte?“
„Ja eben weil die Sonne gar nicht scheint und heute nicht das unlängst versprochene Morgen ist, an dem wir dann weiter lügen würden wollten!“
„Hasenpompel und Chefkritiker, selbstredend richtig Sie sind!“
„Jedoch?“
„Wurscht es ist. Könnte eben nicht die Sonne durch einen Spalt gelugt?“
„Das glaubt uns doch keine Karotte, Mahler!“
„Der gemeine Aufrechtgeher verwechselt die Welt mit seinen Ängsten. Da sollten wir ausscheren!“
„Nach rechts oder links?“
„Hase, am besten geradeaus. Dabei darf man natürlich Haken schlagen!“
„Sie sprechen mit einem Fachkaninchen!“
„Sag ich doch!“
„Und noch mehr Regenberge rollen an! Nur ein Wort dazu!“
„Klug mit den Verlusten leben, statt stets im hohen Tone zu moppern!“
„Das ist doch geklaut, Herr Pelzphilosoph!“
„Was denn nicht, Löffeldenker?“
„Her mit dem Reim!“
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Was denn nun ein Sommer ist
Auch wenn der Himmel ständig pisst
Wer will es wissen kann es sagen
Blick zum Himmel statt zu klagen
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„Aha! Da hat der Prediger in Ihnen wieder zugeschlagen. Gibt es eigentlich auch eine Kirche der Bären?“
„Wäre eine Idee! Ihr Reim bitte!“
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Auch wenn der Himmel nicht richtig himmelt
Wichtig ist daß die Karotte nicht schimmelt
Deshalb lieber früher ernten
Und vor den Blumen zieh den Hut
Alles Wasser fließt bergab
Auch wenn sich das nicht reimt
Neue Ernte keimt
Oder auch nicht
Dies wäre mein Gedicht
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„Budnikowski!“
„Ich höre?“
„Hut gezogen!“
„Seien Sie bedankt, Mahler!“
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 03
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„Mahler! Dieses Bild lügt!“
„Budnikowski! Alle Bilder Lügen!“
„Aber es regnet Katzen und Hunde derzeit!“
„Wenn, mein Gudster, regnet es Hasen und Bären! Zufällig wie immer!“
„Hä?“
„Lesen oder hören Sie!“
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Ene mene muh
Die eine Tür fiel zu
Die andere Tür blieb offen
Kann man weiter hoffen
Auch falls der Regen prasselt
Und manchen Plan vermasselt
Ich bleibe froh
Der Pelz bleibt trocken
Bären brauchen keine Socken
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„Ein bisserl wirr, mein Freund und Bär!“
„Ist so beabsichtigt! Brauche nach langer Zeit wieder einen Potzrembel – Tag!“
„Genehmigt! Na dann nun ich eben!“
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Zufällen finden Stellen
In den Plänen dicke Dellen
Wo man sich so sicher war
In jeder Suppe schwimmt ein Haar
Und der Regen fällt
Arme schöne Welt
Tag für Tag
Ich habe nichts dagegen
Regen
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„Das ist schön. Da freut sich der Ehrenwerte Ernst Albert!“
„Man muß gelegentlich dem Auftraggeber eine Referenz erweisen!“
„Sehr ehrenwert, Freund Budnikowski!“
„Morgen, Mahlergenosse, lügen wir weiter. Gelle!“
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 02
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„Und jetzt, Mahler?“
„Budnikowski! Bißchen Schutz ist immer gut!“
„Weil es eben regnete?“
„Genau so habe ich mir das gewünscht!“
„Und was ist mit unserem Auftrag?“
„Die dicke Lippe wird heute 80!“
„Na dann legen Sie mal los in Sachen Reim!“
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Ein bißchen Schutz ist immer gut
Wenn’s regnet niemals ohne Hut
Ein Schirm ist auch kein Freifahrtschein
Man kann nicht ständig trocken bleiben
Beileibe nie
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„Und wer reimt jetzt konkreter über die dicke Lippe?“
„Der, der fragt, bester Budnikowski!“
„Warum?“
„Sie haben seine Figur!“
„Ehrlich? Na dann!“
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Alles bleibt und wird mal älter
Hüpft halt rum und
Gimme shelter
Von mir aus kann es immer regnen
Solang wir uns begegnen
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„Hase!“
„Ja?“
„Gefällt mir!“
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Hinterm Hof ist Reimen vor Ort / 01
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„Weia, werter Budnikowski! Man hat uns einen Auftrag erteilt!“
„Tja, mein gudster Mahler, was ich so las eben, Sie sehen das mit dem rechten Auge!“
„Rechtes Auge? Wird es gar politisch nun?“
„Quatsch! Spricht man doch so!“
„Und, wollen wir uns dem verweigern?“
„Mahler! Ich habe keine Lust ausziehen!“
„So schlimm steht es schon?“
„Herr Bär! Witz!“
„Sie sind mir aber ein rechter Schlingel, Herr Hase!“
„So könnten wir doch beginnen zu reimen!“
„Sitzen wir hier aber erst noch ein bisserl cognac!“
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Die postgriechischen Sammelbildchen / dekatria
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„Unsere Bucht!“
„Ne!“
„13 lang kurze Tage immer wieder eine Freude für das Auge!“
„Dann schauen wir hin. Noch mal.“
„Und nochmal!“
„Und dann wieder!“
„Man kehrt selten zurück!“
„Oh, es gibt der Aufrechtgeher viele die dies tun auf ewiglich!“
„Wir wohl eher nicht, Kioskos!“
„Mahlerias! Besser so!“
„Man kann sich Erinnerung auf die Netzhaut malen.“
„Mahlern?“
„Auch!“
„Poem?“
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Und wie die Sonne fiel ins Meer
Als sei’s ein letztes Mal
Sang ich ein Lied
In die hereinbrechende Nacht
Der Abendwind strich meine Wangen trocken
Aus dem Zimmer hörte ich Deinen ruhigen Atem
Charon bat ich noch zu warten
Bis die Grillen schweigen
Für immer
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„Da wird sich die Pelagia aber freuen, bester Bär!“
„Pssst! Nix verraten!“
„Antio, Lourdata!“
„Ta léme sýntoma!“
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Die postgriechischen Sammelbildchen / dodeka
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„Und so gastierten wir noch zwei Tage auf Ithaka, der Insel des Vielgereisten und hinterließen uns als eine Art Strandmal!“
„So ist es, Hasenfreund und wir erinnerten uns, wie wir vor 10 Jahren schon blickten aufs ionische Meer und priesen den Vielklugen!“
„Der, Bär verehrter, wohl nicht sein kann Ihr treuer Gefährte!“
„Ach Ihre gleisenden Lichter unter einen Scheffel zu stellen vermag ich nicht!“
„Ich weiß. Man tut es stets selbst wenn denn!“
„Was wünschen Sie von der Zukunft, da der Rückreiseflieger ungeduldig mit den Tragflächen wedelt?“
„Oh könnten wir, alter Sangesbruder, doch einmal auf den Spuren des von den Göttern getriebenen Trojakämpfers bereisen all die Winkel des Mittelmeeres.“
„Dies mag 10 Jahre dauern!“
„Mir doch wurscht. Die letzten zehn Jahre haben wir ja auch ganz anständig durchlebt?“
„Ne! Und zwar meist poli kala. Morgen noch eine kleine Zusammenfassung?“
„Gerne!“
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