Beitrags-Archiv für die Kategory 'Draußen vor der Tür'

LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 6

Sonntag, 17. Juli 2011 20:37

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«Am schönsten isset, wenn et schön ess!» So sprechen die Aufrechtgeher in, um und um den Kölner Dom herum. Archibald Mahler sitzt weiterhin an seinem Eigensee, den man gemeinhin durchaus als schön bezeichnen mag und kann und darf. Und immer noch hat der Bär Ferien. Auch schön? Schönes Wetter ist eh. Entweder Gärtnerwetter oder Urlauberwetter, Reisewetter oder Grillwetter. Donnerwetter! Wie es Euch gefällt. Das ist ja das Schöne. Schön und gut, aber was tut Herr Archibald Mahler heute so? Das Land der Bären mit der Seele suchen? Nun auch ich, ich Mahler, in Arkadien? Die vollkommene, die reine, die harmonisch schwingende Landschaft als Ruhekissen für die gepeinigte, überarbeitete Seele abfeiern? Nein, altius, citius, fortius: als Spiegel der Seele gar, der baumelenden, der Ferienseele? Und ruhig fließt der Atem mit dem Wind, sind eins Atom und Molekül und Leib? Frei schwebt der Geist über den Wassern und keines Wesen Haar gekrümmt? Oder doch verdammen all den Tand, das Vordergründige, das Augenlastige, hinweg mit der Hineininterpretiererei, der Vermenschlichung von Flora und Fauna, als wären Gott der Herr und Walt Disney ein und dieselbe Person gewesen? Mit Sokratesverlangen nur nach innerer Schönheit suchen, das Auge genügsam schließen und erkennen, daß man den Göttern gleichen wird nur in der Genügsamkeit? Weder noch. Das Wörtchen schön existiert so nicht im Hirn des Bären. Und wenn schwirrt es frei dahin ohne die Farbe Bewertung. Der See, die Grauerle, die Brachse, die Brombeere und der in die Pfütze fallende Regentropfen waren was sie noch heute sind (falls nicht von Aufrechtgeherhand ausgerottet), bevor die Erfinder der Runen oder erster Keilschriften ihnen eine wie auch immer wertende Begrifflichkeit zugeordnet haben, die im wesentlichen eher mit dem Geistes-, Seelen- oder Gesundheitszustand des Wortschöpfers oder – und dies wahrscheinlich am häufigsten – mit den Wünschen und Projektionen dieses zu tun hat, als mit der Erscheinungsform des bezeichneten Gegenstandes. Wenn der Bär am Eigensee sitzt, will er nichts vom See, außer daß der See nicht aufsteht und geht und der Bär vor einer Wiese oder einem trockenen Loch hockt in seinen Ferien, wobei – so wie er seine Aufrechtgeher kennt – dies schneller Realität werden könnte als ihm lieb. Und so sitzt er und enthält sich jeglichen Geschmacksurteils, mit Kant wissend daß der allzu euphorische Ausdruck des Wohlgefallen die Schönheit mit ihr keineswegs zugehörigen Zwecken und Begehrlichkeiten verbindet und ihr nimmt: ihre Freiheit. Hüte Dich wenn Aufrechtgeher eine Gegend als schön preisen. Es wird sein die Umzäunung erst, dann der Verkauf und dann der Untergang. Also steht der Bär auf, um den Eigensee mal ein bißchen alleine zu lassen – man möchte ja auch nicht permanent beglotzt werden – und auch um den plattgesessenen Pöter mal etwas in Bewegung zu setzen. Unten an der nahen Lahn, wohin er seine Schritte lenkt, rauscht ein kleines Wehr. Dort steht am Ufer eine Hinweistafel. „Aufstiegsmöglichkeit für Fische!“ Daß dies doch mal schön sei, denkt der Bär, dann können die Fische noch schnell Karriere machen, bevor er sie frißt. Eine Brachse zögert vor dem Wehr. Denkt sie über Aufstiegsmöglichkeiten nach? „Schön!“ Archibald Mahler ist schneller. Guten Appetit! Mahler kaut, weil er kauen muß. Ein Fisch ißt sich nicht von alleine. Zurück zum Eigensee. Verdauen. Sitzend. War ein schöner Ferientag. Findet die Brachse zwar nicht, aber Archibald Mahler kann dem Begriff schön in diesem Zusammenhang durchaus etwas abgewinnen. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 5

Samstag, 16. Juli 2011 18:52

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«Wer den Himmel im Wasser sieht, sieht die Fische auf den Bäumen!» So wird ein Aufrechtgeher aus dem fernen Chinesien zitiert. War es ein Mönch im Fastendelirium oder ein Angler im Sakerausch? Wir wissen es nicht. Archibald Mahler schon gar nicht. Esoterisches Gewisper und das Knurren eines Bärenmagen, es gibt Dinge, die schließen sich gegenseitig aus. Und dann gibt es die Nacht. Und den Traum. Den Traum, in dem ein Bär in Mittelhessen in der Krone einer Silberweide sitzt, einer Silberweide am Ufer des Eigensees, den der volle Mond überzogen hat mit glitzerndem Zuckerguß, und der Bär namens Mahler blickt hinauf ins Firmament und dort hängt dieses Mobile, dreht sich und schaukelt im leisen Nachtwind, und am Mobile da hängen sie, die Döbeln und Eschen und Zander und Waller und drehen sich und duften schon nach Pfanne, nach Grill und die Pranken des Bären werden lang und die Fische ferner und wieder näher und grüßen fast schon filetiert und Speichel fließt und kocht im Maul und jetzt faßt er sie die fette Esche unser Archibald, als der Hecht von hinten und spitze Zähne sich graben in den Nacken eines Bären, der sich schüttelt und brüllt und zürnt und erwacht und sieht den frühen Teich und etwas Nebel und etwas Licht und frühen Himmel, der im Teich sich rosablau wölbt, und greift sich in den Nacken ob des Hechtes. Nein Mücken warn’s und Schnaken! Mistgetier, das einen Traum vom Vollmondmahl gestört. Verdammt. Was so ein blödes Zweibeinerschild doch für Träume macht. Man legt sich hin, schläft, um zu verdauen was der Tag einem serviert, das Denkgedärm arbeitet und emaniert ein paar Häufchen. Die nennt man dann die Träume. Bequem ist’s oft zu schlafen, doch das Erwachen, da wird es interessant. Keine Fische in den Bäumen, obwohl der Himmel im Wasser, der Himmel, der immer im Wasser sein muß, weil sonst das Wasser gar keine Farbe hat außer eben die Farbe des Himmels. Das stellt Archibald Mahler fest am rosablauen Morgen seines fünften Urlaubstages. Doch warum hängt dieser Einkaufsbeutel, ein ihm entfernt bekannter Einkaufsbeutel, in den Zweigen dieser Schwarzerle rechter Pranke? Ein Zettel? Eine Nachricht? „Für Herrn A. M. von Frau Eva Pelagia! Guten Appetit.“ Man sorgt sich. Sehr schön. Schlemmerfilet a la Bordelaise! Vorgegart! Großartig. Man muß, nur weil Ferien sind, ja nicht gleich einen auf Neandertaler machen. Sagt sich der Bär und schmatzt vor sich hin. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er in den Himmel, also aufs Wasser. Guck an!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 4

Freitag, 15. Juli 2011 17:01

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„Freiheit war ein Wort aus dem Fernsehen.“ Das hat ein Aufrechtgeher geschrieben, der gerne mal losläuft, um zu schauen. Zum Beispiel von Berlin nach Moskau oder rund um dieses Land. Und unlängst querte er von Nord nach Süd das Herz des großen Landes auf der anderen Seite des Meeres, querte das Herz jenes Land auf der Straße der Erleuchtung, nur in entgegengesetzter Richtung, das Herz jenes Landes der Urururgroßväter des Archibald Mahler, seines Zeichens Bär und sitzender Denker. Versteht Ihr jetzt nicht? Dann müßt Ihr lesen. Es ist großartig. Archibald Mahler erwacht nach unruhiger Nacht. Hinein in den vierten Ferientag. Die Sonne strahlt vom Firmament und der Eigensee glitzert .. ähem .. danke, hatten wir schon. Gestern abend hatte der Bär noch liebevoll den Schwarm Döbeln betrachtet, Speichel in den Lefzen gesammelt, den Magen wonnig vibrieren lassen, doch die große Müdigkeit und die strahlende Abendsonne über dem glitzernden See .. tschulligung .. aber man kann es nicht oft genug erwähnen: Ferien halt. Wie gesagt, Mahler war zu müde, um noch einen Fisch aus dem Teich zu pranken. Fehler! Vernehmet! Des Bären morgenfeine Nase erschnüffelt den Geruch frisch gesägten Holzes, den Odeur ebenst vergossener Tinte. Sieh an! Die nächtliche Unruhe – Trappeln, Wispern, Hämmern, Pinseln – nicht der Soundtrack eines bösen Traumes war dies, nein: es waren die Angler von Allendorf. Und der erwachende Bär blickt nach links – die Sonne scheint und der See .. (Wage es noch einmal! Gruß vom Säzzer!), dann blickt er nach rechts, zurück zur Mitte, wieder nach rechts, klassischer Doubletake und sieht eine Holztafel, frisch errichtet. Die Nachricht: „Warnung! Betreten, Befischen und Betauchen des Sees unter allen Umständen und ohne offizielle Papiere strengstens untersagt! Auch für Bären! Wir sind dann mal weg, meinen es aber ernst. Wir haben Aufpasserhechte ausgesetzt. Mit Zeigefinger und Gruß: Die aufmerksamen Allendorfer Angelbrüder!“ Man hatte den Petz verpetzt. Diese Aufrechtgeherin vom Mittwoch und ihr leptosomer Köter! Soviel zum Thema Freiheit, Natur und Vollpension! Doch Archibald Mahler erlaubt sich zu grinsen. Der Hecht, und dies auf manche Weise, ist des Bären Lieblingsspeise. Drahtiger Jäger, feines Fleisch, ein schneller Kämpfer, ein richtiger Gegner. Nacht komme herbei! Aber spitze Zähne hat dieser Kampfpfeil schon. Archibald Mahler steht auf. Dort hinten war doch ein Brombeerstrauch. Überprüfen wir mal den Reifegrad. Man ist so frei. Hinweistafeln? Vielleicht der Biebertaler Beerensammler? Der Dorlarer Dornenschützer? Keine Schilder! Aber die ersten süßen Kügelchen. Er schmatzt. Er kehrt zurück auf seinen Ausguck. Die Freiheit! Ist so eine Sache. Wahrscheinlich ist sie dann da, wenn sie einen umgibt wie eine Stille, eine noch nicht wahrgenommene Stille, eine Stille, die ihre Zeit benötigt bis sie ins Bewußtsein dringt. Dieser Moment von Begreifen, das etwas da ist, schon lange und doch so plötzlich. Vielleicht ist das die Freiheit? Die Ruhe nach dem Kampf. Laut und schrill und ist sie jedenfalls nicht, die Freiheit. Das war am vierten Ferientag. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 3

Donnerstag, 14. Juli 2011 19:18

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«Ich möchte den Totenkopf des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.» Das hat der ehrenwerte Wortschöpfer Jean Paul niedergeschrieben, der solch klarsprechende Worte wie Selberlebensbeschreibung, Herzpolypen und Dentalbuchstaben ersonnen hat und diese Wunderausdrücke gerne in einer Gaststube namens „Rollwenzelei“ zu Papier brachte. Wohl gedacht, doch hat man Ferien, hat man sie an der Backe. Es ist, als wäre die Zeit, die dieselbe Zeit ist wie vor Beginn der Ferien, nun keine Zeit mehr, keine schlichte Zeit, die es zu durchatmen und ohne Verletzungen hinter sich zu bringen gilt, nein, diese Zeit namens Ferien tut  oder scheint so zu tun, als befände sie sich in einem Zustand profane Zeit transzendierender Qualität, sie gebärdet sich als eine Zeit der Güteklasse allumfassendes Glück und Erfüllung gebärende Leichtigkeit – Silbersekunden, Goldminuten, Platinstunden – und macht so einen Bären am Eigensee gar eifrig denken. Archibald Mahler blickt auf das Silbertablett, das ihm der neue Ferientag gereicht. Fein säuberlich darauf drapiert kleine lustig herausgeputzte Häufchen kostbarer Ferienzeit. Forderungen. Rufe. Bitten. Anweisungen. Tipps. Reiseführer. Leihfahrräder. Fahrpläne. Abkürzungen. Geheimtipps. Insiderhinweise. Der Bär schnauft. Gut daß immer noch die Sonne durch die fettwülstigen grauen Wolken strahlt und man bei knappen fünfzehn Grad Celsius so richtig ins Schwitzen kommt. Das ist das Schöne an der Ferienzeit. Potzrembel die Aufrechtgeher! In großem Bogen fliegt ein Silbertablett in den Eigensee, die Zeithäufchen durchschneiden die Wasseroberfläche, ein Schwarm Döbeln (für die Freunde im Heckerland: Alet) freut sich über die Zusatzfütterung. Archibald Mahler holt seinen Laptop aus der Pelztasche und schreibt an die Allendorfer Angler: „Meine Herren! Das Silbertablett ist ein Gedankenträger und virtuell. Nie würde ich solchen Schatz im Eigensee versenken. Herzlichste Feriengrüße von Old Mahler“ Aber die Döbeln sind da und wahr. Und der Hunger. Und der Bär denkt, daß er doch sowieso das ganze Jahr sitzt und schaut und sinnvoll faulenzt und keine Untergebenen oder Übergebenen hat, von denen er sich erholen muß und nicht über Betonpisten hetzt mit einer stinkenden Blechmilbe, Tag und Nacht auf Fremdweltbildschirme schaut und auch kein Spiegelbild braucht, welches ihm in zwei Wochen zurufen soll: „Bär bist braun!“ Was ist das denn für eine Farbe, die sein Pelz trägt? Eben. Und trotzdem, das ist das Schöne an einem dritten Urlaubstag, daß bärman auch braun werden kann, obwohl bärman es schon ist. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 2

Mittwoch, 13. Juli 2011 16:16

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«Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen und fünfzig, um schweigen zu lernen.» Hat ein alter Aufrechtgeher aus Nordamerika gesagt, der entweder wunderbare Geschichten über Söhne, Stiere, Fische, alte Männer und Meere verfasste oder Gnus, Löwen und Elefanten jagte. Den letzten Elefanten, den er erlegte hatte, war er selbst gewesen. Talking about the Jagd: der nächtliche Karpfen war schmackhaft, sein Gesichtsausdruck, als die Tatze zuschlug, selbst für einen Fisch etwas dümmlich. Man rechnet in mittelhessischen Teichen nun mal nicht mit einem Bären. Peching! Zurück zum Thema! Schweigen ist eine gute Tätigkeit, um einem Urlaub Sinn und Tiefe zu verleihen. Die Frage ist nur, wird das Selbstgespräch als eine Form des Schweigens akzeptiert und gerade hier, unter gelegentlicher Beobachtung? Verzwickt. Die Sonne geht auf – im Urlaub scheint immer die Sonne, auch wenn gerade eine Regenfront über Mittelhessen hinwegrauscht – und Archibald Mahler sitzt am Eigensee und plappert vor sich hin, zitiert den alten Ernest, Gottvater aller Petrijünger, pult sich eine Karpfengräte aus den Lefzen. Kein Lachs, aber auch nicht allzu schlammig das Karpfenteil. Der nächste Urlaubstag kann kommen. Ach, da ist er ja. Der Tag wird begrüßt, man zieht sich ins Gebüsch zurück – muß auch sein – und kehrt erleichtert auf seinen Ausguck zurück. Der See glitzert. Im Urlaub glitzert ein See immer, auch wenn gerade graues Wolkengehänge alles Blau und Glitzergrün aus dem Gewässer vertrieben hat und die Wasseroberfläche eher einer ungeputzten Bleiplatte ähnelt. Die Karpfen ziehen sich auf den Teichgrund zurück. Nützt Euch nichts. Genießt die Stunden vor der Nacht. Der Bär ruht am Tage. Oder vielleicht doch ein Hauch von Aktivurlaub? Den Eigensee umrunden? Einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn drumherum, auf daß Welt, Seele und niederzutretendes Gras im Gleichgewicht bleiben? Wäre eine Möglichkeit. Morgen dann. Vielleicht! Heute nachdenken über Möglichkeiten. Seine eigene Sanduhr sein und die Gedanken von oben nach unten durchrieseln lassen. Wenn man sich vollgedacht hat, macht man einen Kopfstand und die Gedanken rieseln an ihren Ursprung zurück. Eine Aufrechtgeherin führt ihren Vierbeiner am gegenüberliegenden Ufer spazieren. Sie bleibt stehen, erschrickt. Sie hat noch nie einen Bären gesehen, der einen Kopfstand macht. Der Vierbeiner klemmt seine Rute zwischen die Hinterbeine und wimmert. Archibald Mahler ist wieder allein und denkt, wie schön doch so ein zweiter Urlaubstag sein kann. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

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LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 1

Dienstag, 12. Juli 2011 13:38

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Das hat sich Archibald Mahler schon immer gewünscht: einen See. Einen kleinen See. Einen ganzen kleinen See. Einen ganzen kleinen See ganz für sich allein. Fische natürlich auch im See. Die dürfen. Der Bär muß essen. Hier ist der See. Und der Bär am See. Der Bär zum See. Der See zum Bär. Wie für einander geschaffen. Das heißt ab sofort und heute morgen: Urlaub am See. Am Bärensee. Oder besser Mahlersee. Nicht übertreiben, ja ja! Ist aber gebucht. Der Urlaub am Eigensee. Leider den Prospekt nicht richtig gelesen. Gar nicht gelesen, um ehrlich zu bleiben. Die optische Kulisse Note ganz oben, der akustische Teil eher durchwachsen. Rechts rauscht die Autostraße, die von der Kleinen Häßlichen Stadt Richtung dorthin, wo der Geheimrat der kleinen Lotte den Hof machte, führt und links liegen Schienen und auch dort halbstündliches Zerreißen der morgendlichen Stille. Beschwerdebrief! Halt! Vorteil, nun da der ehrenwerte Herr Ernst Albert, der ihn gebracht, ebenst zurückgekehrt ist zu Tee und Hühnersuppe: vor Ort regiert komplette Aufrechtgeherfreiheit. Einschränkung: starke Tendenz zu weitgehender Zweibeinerlosigkeit! So nicht erwartet. Wird gebucht. Ist gebucht. Schilder vermelden gelegentlich kämen Angler vorbei, um Fische auszusetzen. Nichts auszusetzen seitens Archibald Mahler. Setzt aus, ihr Angler, ich nenne das Vollpension. Die Wasseroberfläche glitzert sich einem heißen Tag entgegen. Luftblasen vereinzelt. Schwimmt, ihr Leckereien. Es komme die Nacht und meine Nüstern werden jubeln, meine Lefzen zittern. Gut. Die Verpflegungsfrage ist geklärt. Unterkunft? Unter meiner wurzeligen Sitzgelegenheit befindet sich ein Erdloch. Sollte genügen. Wetteraussichten? Interessieren Bären nicht. Heiß ist heiß, kalt ist kalt und Regen fällt vom Himmel. Und sonst? Ja, was macht man eigentlich so, wenn man das erste Mal Ferien hat? Essen natürlich. Schlafen? Zeitverschwendung! Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

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GRUENER WIRD´S NICHT! (DU PENNER!)

Samstag, 16. April 2011 13:02

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Die eine Hälfte der Aufrechtgeher hat es eilig, die andere Hälfte träumt gerne vor sich hin. Dies führt zu Konflikten. Gerne vor den rot oder grün blinkenden Masten, mit denen der Zweibeiner seinen sogenannten Verkehr regelt. „Grüner wird`s nicht, du (mit Bedacht kleingeschrieben!) Penner!“ Das ist das mindeste, was der Träumer zu hören bekommt, wenn er nicht prompt auf den Wechsel von rot nach grün reagiert und lustvoll und dynamisch beginnt wieder ein paar Liter Fossilsaft zu verbrennen mit seiner angebeteten Blechmilbe. Aber seit ein paar Wochen ist ja alles auf den Kopf gestellt im Reich der reichen, weißen und ach so nachdenklichen Zweibeiner. Nun bedeutet gruen nicht mehr wacker und unermüdlich nach vorne, nein es heißt innehalten, nachdenken, sogar stehenbleiben. Und was macht dann rot? Wird es abgeschafft? Quert man nun bei rot die Fahrbahn? Machen die meisten doch sowieso! Sind das dann die Neuen, die Bewußten Aufrechtgeher? Oder ist es jetzt egal, ob rot oder gruen leuchtet oder man schaltet die Masten aus, dann ist wieder alles schwarz? Ach, da ist ja noch das Licht in der Mitte, das gelbe. Also überall nur noch Mittellicht und jeder macht, was er für richtig hält? Wegen Aufklärung, Vernunft und so? Und wieder einmal stößt ein Bär an seine Grenzen. Wie jeder, der länger und intensiv über das seltsame Gebaren der Aufrechtgeher nachsinnt.

„Mein kleiner Freund, laß uns mal wieder runter ins Heckerland fahren. Da bauen sie gerade auf Wunsch der Eingeborenen eine Ampel, bei der das rote und das gruene Licht permanent und gleichzeitig brennen, eine Ampel, die zum Innehalten auffordert und zur gleichzeitigen Weiterfahrt, eine Ampel, die zum Sparen aufruft, zu einem Sparen aber, mit dem jeder weiterhin viel und noch mehr verdient, ein Ampel, die das was unter der Erde und was über der Erde und überhaupt alles eint. Eine Ampel 21 nach dem Streßtest sozusagen. Eine, vor der der Aufrechtgeher steht und das wird, was er gern wäre: ein aufgeklärter Citoyen. Schaun wir mal! Wir werden am Tage der Inthronisation dieses neuen, Welten rettenden Feldversuches vor Ort sein. Und Sushi essen. Pack Deinen Pöter ein und auf, gruener wird`s nicht! Ach ja und Glückwunsch noch. Gestern hast Du zum 250 sten Mal Welt geschaut. Wacker!

Ernst Albert sollte heute abend im hiesigen Musentempel Premiere haben und tat noch einige Beruhigungsschritte im Botanischen Garten der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen. Morgen ruft die Hauptsache Arbeit ins Heckerland. Und dort unten würde der ehrenwerte Herr Albert in einem Stadtteil wohnen, in dem die Aufrechtgeher bei den letzten Wahlen den gruenen Männchen sechsundfünfzig Prozent ihrer Stimmen verliehen haben. Und ein paar Straßen weiter, hatten dies sogar über siebzig Prozent getan. Gruener geht’s nicht, so gruen war früher nur rot und das fand damals kaum einer toll. Ernst Albert dachte nun, daß es eine gute Idee sei, dem Bären das mal zu zeigen. Außerdem hat er den Herrn Mahler gerne an seiner Seite, da unten im Ländle. „Auf, auf mein Freund!“ Der Bär rafft sich auf. Was soll man auch tun, wenn der Chef ruft? Er dreht sich einmal um die eigene Achse und verabschiedet sich in aller Form von den Bäumen, Blättern, Blüten, Steinen, Mooskissen und Pollennebeln, die in den letzten zwei Wochen sein Denken garnierten. Soviel Zeit muß sein, wenn etwas mal wieder zu Ende geht. Und dann fiel dem Bären noch dies ein:

Wind bewegt das Blatt.

Schöner Baum. Wie heißt er noch?

Gestern wußte ich es doch.


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DIE NAHT NAHT! SCHNELLER WEG!

Freitag, 15. April 2011 16:55

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Was WEG? Schneller fort? Oder eine Art Autobahn? Gedankenhighway? Wie auch immer! Die Welt dreht sich! Wird zumindest behauptet! Man ist ja nicht der Mann im Mond. Da sieht alles wieder ganz anders aus! Fragen Sie mal Neil Armstrong! Ein kleiner Schritt für mich, ein großer Schritt für die Menschheit! Falls der Herr tatsächlich da oben war und falls ihm dieser gern zitierte Satz nicht von einem mittelmäßigen Redenschreiber oder Hollywoodregisseur in den Mund gelegt wurde. Völlig losgelöst von der Erde. Hier spricht die Bodenkontrolle: Meister Tom, wir haben ein Problem! Worüber wollten wir denn nun sinnen? Fangen wir noch mal von vorne an! Am ersten Tag schuf Gott Himmel und Erde? Witzbold! Ach ja, schon vergessen, schon wieder vergessen! Die ferne Katastrophe, welche die Nähe auf den Kopf gestellt hat. Tat sie das? Unermüdlich umrunden die Aufrechtgeher weiterhin in ihren Blechmilben des Bären Refugium, osramhelle Nächte erschweren den Schlaf, pausenlos glimmen und raunzen die Displays der Mobiltelefone, der Frühlingswind treibt Plastikmüll durch die zugeparkten Strassen. Man schleppt Tüten. Man klagt. Man bleibt sitzen. Aber dies dann bitte schön hysterisch! Die größtmögliche Nähe erreicht man, wenn man sich gegenseitig den ausgestreckten Zeigefinger in die Nasen bohrt. Das wichtigste Wort beginnt immer noch mit I, hat in der Mitte ein C und endet für gewöhnlich mit H. Freeze! Was denken wir hier gerade? Das denkt sich Herr Archibald Mahler, zur Zeit im Botanischen Garten der Kleinen Häßlichen Stadt im Herzen Mittelhessens als Aussitzer tätig. Er ist dabei nicht allein (lacht). Er nimmt sich vor, ab sofort die Lektüre von Interviews abzubrechen und das Druckwerk augenblicklich in den Altpapierkasten zu entsorgen, wenn er riechlesen muß am Ende einer abgefragten Antwort: (lacht). Zeitung ist nicht Fernsehen und Kommentar braucht ein Denkbär nicht. Bewertung schon gar nicht. (Genau! Gruß vom Säzzer!) Zurück zum Thema. Was ist die Hoffnung? Es ist noch immer gutgegangen? Der Nachbar wird es schon richten? Ich? Ich doch nicht? Weiter, immer weiter? Mit ein bißchen grüner Farbe an den Wänden des schlechten Gewissens sieht das alles doch schon viel freundlicher aus? Die Welt ein Botanischer Garten im Lenz? Denken 21? Die Seele ist ein elektromagnetisches Feld, welche nicht durch einen kollabierten Atommeiler zerstört werden kann? Der Aufrechtgeher bleibt erst mal sitzen. Eventuell wird reagiert. Aber nur, wenn es nichts kostet. Sollen erst mal die Chinesen! Hauptsache Arbeit! Gelle! Man kann vor der Erkenntnis davonlaufen. Komischerweise am besten dadurch, daß man sitzen bleibt. Gern genommene Ambivalenz! Vermutung und Behauptung. Angst und Zeigefinger. Grinsen und Ausbeinmesser. Hand in Hand. Es wächst zusammen, was gerne frei wäre. Kommt noch einmal alle zusammen! Welt, ich bin Dir nicht grün, aber es geht mir gut! Der Bär schwitzt. Kopping! Vielleicht ist das mit dem Rumgesitze und dem ortsgebundenen Gehirne nicht der Königsweg. Denkt er. Zum Beispiel. Zwei Enten schnattern. Ein erster Frosch hüpft durch den Teich. Man sagt, der frühe Spargel würde gestochen. Nein? Ich muß erst noch die Polen holen! Aha! Können wir das nicht selbst? Schon wieder fern und nah. Was man alles so bedenken kann! Im Lenz! Alles fügt sich und doch nicht. Archibald ist, als stünde ihm eine Veränderung bevor. Etwas in ihm schreit: Hilfe! Wer flüstert da? „Auf! Auf, mein Freund!“ Und dann fällt dem Bären dies ein:

„Halt Dich gerade!

Die Welt ist ein Sitzkissen!“

Ich saß und schaute.


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NA, DA? NADA! NAH DA? NAJA? NA DANN!

Donnerstag, 14. April 2011 12:21

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So ein Sonntag hat was. Ein freier Sonntag. Ein warmer und denkfreier Sonntag. Der Bär genoß es und da er nicht unter Heuschnupfen leidet, bleibt er draußen und die Pollen rieseln auf ihn nieder und sein Fell färbt sich grünlich-gelb. Dann kommt der Montag. Und das Hirn springt nicht an. Verharrt im Sonntagsmodus und bleibt leer und leerer. Und der Montag kratzt sich nachdenklich die beginnende Woche, doch der Bär schweigt. Es wird kälter. Wieder. Die Nächte vorrangig. Der Montag hat nicht unbegrenzt Zeit, es klopft und der Dienstag tritt über die Schwelle. Schlüsselübergabe und der Bär schweigt. Er friert auch ein wenig. Nachts vorrangig. Ein Sturm rast über den Bären hinweg und läßt abgestorbene Blüten auf ihn nieder regnen. Und richtigen Regen. Feuchtes Moos unter seinem Pöter. Der Bär schweigt. Der Dienstag hat keine Zeit sich zu kümmern. Man schreitet voran. Hinein in die Woche. Irgendwann wird es dunkel. Eine kleine Rüge kann sich der Dienstag kurz vor seinem Abgang nicht verkneifen. Der Bär schweigt. Noch nicht einmal seiner inneren Motivationsratte gelingt es einen klitzekleinen Gedanken aus den Synapsen des ehrenwerten Herrn Archibald Mahler, Bär im Botanischen Garten, herauszukitzeln. Abgang des abgespielten Tages, Auftritt Mittwoch. Empörung in der Luft. Erster Vorwurf. Faulheit wird konstatiert. Der Bär schweigt. Weiterhin kühl. Einzelne Schauer. Spürt der Bär Druck? Kaum. In der Blase vielleicht. „Nie mit nacktem Pöter auf feuchtes Moos vor Mitte Juli!“ Sagt die Bärenoma. Der Bär hat keine Bärenoma. Er ist ein Findelbär. Vielleicht hat er doch eine Bärenoma und weiß nur noch nichts davon. Der Mittwoch schwenkt den erhobenen Zeigefinger. Er kann nicht wissen, daß auf so etwas ein Denkbär bestenfalls mit komplettem Rückzug reagiert. Aber der Bär bleibt sitzen. Frische Brise. Dem Mittwoch wird kalt und er geht ab. Zwei Stunden zu früh. Ein Loch zwischen den Tagen. Der Donnerstag tritt auf, in Eile und in unvollständigem Kostüm. Er bringt Wärme mit. Das stimmt den Bären gnädig. Wolkenreste. Leichter Wind. Unter diesen Umständen könnte man sich doch ein wenig in der Seelenküche aufwärmen lassen. Das denkt der Bär. Der Donnerstag lächelt ihm zu und versichert dem Bären, daß dieser sich in den letzten Tagen der Sache durchaus wieder genähert habe. Aber er habe doch gar nichts gedacht. Antwortet der Bär. Vielleicht deshalb. Na dann! Und dann fällt dem Bären dies ein:

Als die Glocke schlug

Lag mein Kopf auf dem Kissen.

Ein Tag vergaß mich.


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KOMM MIR NICHT ZU NAH! KOMM SCHON!

Samstag, 9. April 2011 7:06

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Der Bär sitzt nun seit Tagen auf einem Stein. Der Stein, auf dem der Bär sitzt, ist kein rollender Stein. Deshalb hat er auch Moos angesetzt. Ist nicht weiter schlimm. Es gibt solche Steine und eben rollende Steine. Steine, welche mit Moos überzogen sind, haben nur einen etwas stärkeren Hang zur Heimatverbundenheit. Und das hat man auch gar nicht weiter zu bewerten. Konsequenzen hat es dennoch. Wenn jetzt irgendwo in der Ferne ein Problem ist, kann der bemooste Stein da nicht viel machen. Er muß warten, bis das Problem bei ihm vorbeischaut. Doch keine Sorge. Es haben die Aufrechtgeher inzwischen genügend Mittel, Wege und Medien zur Verfügung, um den bemoosesten Stein hinter der letzten Eiche rechts von Fuchs – und Hasenhausen das entfernteste aller Probleme brühwarm zu servieren. Am Tage, in der Nacht und sonst auch. Da sitzt er dann, der bemooste Stein und hat die Tage, die Nächte, die Jahreszeiten, die Probleme und noch viel mehr kommen und gehen gesehen und hat bei all diesem Betrachten des Kommen und Gehens ein wenig mehr Moos angesetzt. Und trotzdem betrachtet er jedes Problem, welches ihm serviert wird so, als hätte es davor noch nie ein Problem gegeben. Oder es wird ihm so serviert. Was oft dasselbe ist. Und das Moos wächst weiter. Was einerseits wärmt – Wissen denn wir denn so genau, ob nicht sogar ein Stein frieren kann? – und andererseits denkende Bären dazu verführt auf einem solchen Stein Platz zu nehmen. Manchmal allerdings sieht der bemooste Stein wie ein rollender Stein an ihm vorbeirauscht. Ja gut, rauschen ist übertrieben. Egal. Und das kann der bemooste Stein nicht immer gut ab. Allerdings kann er nicht in den Kopp des rollenden Steines gucken. Ob der nicht vielleicht gerne ein bißchen mehr Moos am rollenden Pöter? Weiß man es? Das denkt der Bär heute so vor sich hin und denkt, wenn der bemooste Stein eine Kanonenkugel wäre, auf der ich hinausreiten könnte in die Welt, um das Problem zu besuchen und ganz aus der Nähe zu sehen und zu begreifen? Das wäre doch toll! Quatsch! Alles gelogen! Dem Sitzen auf bemoosten Steinen wohnt eine Erkenntnis inne, nein sogar zwei. Warmer Pöter und Warten ist die wahre Zeit! Mit kaltem Hintern voreiligen Schlüssen nachzujagen hat schon manchen Denkbären in tiefe Krisen gestürzt. Das denkt der Bär. Und er spürt, wie unter ihm das Moos beginnt zu wachsen. Sein Pöter dankt es ihm. Und morgen ist Sonntag. Da soll der Lütte Stan über die Pöhlerei hirnen. Gehen wir einen trinken! Und dann fällt dem Bären dies ein:

Ich bau mir ein Haus.

Die Erde dreht sich weiter.

Besuche mich, Welt!


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