Beitrags-Archiv für die Kategory 'Letzte Fragen'

Mit den Augen des befreundeten Fremd / Zwei

Dienstag, 12. Mai 2015 19:56

fenster2

Mahler beginnt zu zweifeln. Budnikowski schaut und sacht nüscht. Schaut der dann überhaupt? Hömma, dat iss ebend dat Problem. Budnikowski schaut hin und her und schaut und findet und verwirft und ist gewissenhaft und schaut. Wer sagt, daß man Mitteilung machen muß, wenn man schaut? Mahler täte aber gerne was wissen wollen und ob hinter seinem Rücken Welt noch stattfindet ist ihm durchaus von Interesse. Hömma, dat iss ebend dat Problem. Die Welt tut dat nich mal mitkriegen tun mit des Mahlers sein haarigen Rückenteil und dat mit die ganze Versuchsanordnung am hessischen Fensterbrett. Das ist dem Mahler vollkommen klar, aber der Unruhe, welche im Bären steppt, offensichtlich nicht. Der Stolz nun, welcher auch in Mahler ruht und sich dort mit manchem moralischen Axiom das durchwühlte Lager teilt, lässt ungeduldige Nachfrage nicht zu. Was tun? Zu spät jedoch die falsche Bescheidenheit des Mahler, denn Budnikowski spürt trotz aller eigner Aufgeregtheit und angespannter Pflichtbewußtheit der neuen Aufgabe gegenüber, wie hinter seinem Rücken ein Bärenkosmos unruhig vibriert. Ein erster Satz mag sich so bilden, dann formen im Bereich der Sprechmuskulatur. Doch er wird noch gebremst von Onkel Kleinhirn und anderen Prinzipienreitern. Spürt Budnikowski da, nachschmeckend noch was ihm eben fast auf der Zunge gelegen wäre, einen Bärenellenbogen in den dürren Rippen? Der sinnende Hase räuspert sich, spannt Gaumensegel und Zungenboden, sucht nach neuen Textbausteinen, um seiner Empörung angesichts unangemessener Ungeduld und egomaner Drängelei Ausdruck zu verleihen, als er einen tiefen Bärenseufzer vernimmt und – zeitgleich fast – ein hingehauchter Bärensatz seine Löffel vibrieren lässt.

„Budnikowski? Ist das abbe Bein noch da?“

„Mahler! Das abbe Bein ist immer da!“

„Ich meinte, liegt das abbe Bein noch auf der Straße? Vor Ihrem wachen Aug’?“

„Das kann ich nicht sehen!“

„Ja schauen Sie denn nicht?“

„Ob das abbe Bein jetzt da liegt oder nicht, es ist immer da! Das sehe ich.“

„Das können Sie sehen?“

„Das ist der Vorteil des Fremd!“

„Das verstehe ich nicht.“

„Mahler! Auch wenn Ihr abbes Bein an Ihnen dran ist, liegt es da unten rum. Selbst wenn es da nicht rumliegt. Sie haben mich gebeten für Sie zu schauen und also sehe ich nur abbes Bein!“

„Habe ich immer nur abbes Bein gesehen, als ich schaute?“

„Geht gar nicht anders. So ist die Welt!“

„Sie sagen, mein abbes Bein ist die Welt, die mein?“

„Oft ist das so!“

„Budnikowski? Könnten Sie für mich das abbe Bein wegschauen?“

„Kaum! Ich könnte versuchen daran vorbei zu blicken.“

„Und das abbe Bein links liegen lassen?“

„Oder rechts!“

„Wollen Sie das mal versuchen!“

„Gerne. Und jetzt bitte Ruhe im Bärenfell! Hören Sie?

(Fortsetzung folgt)

Thema: Das Fremd, Küchenschypsologie, Letzte Fragen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Der nun 3. Brief an den Ehrenwerten Hr. Albert

Mittwoch, 15. April 2015 13:43

tundra

Sehr geehrter Herr Ernst Albert,

ich bin mir nicht sicher, ob Sie nicht gelegentlich ein seltsames Gefühl beschleicht ob der Tatsache, daß Sie Briefpost von einem Bären erhalten. Nun, Sie hatten sich gebückt damals am Brandplatz, neugierig, nachmittagstrunken, verwirrt und mit angekratztem Herz. Sie haben mein abbes Bein sinnend in der Hand gewogen, für gut befunden, den Rest von mir erblickt und sich nochmals gebückt und eins und eins zusammengezählt. Die daran anschließenden zwei Jahre saßen mein weiterhin abbes Bein und ich aneinander gelehnt unter Ihrem Nachttisch und staubten weitgehend vor uns hin. Aber dies sei hier nicht Thema. Sie haben sich gebückt. Sie hätten Ihres Weges weiterwanken können, aber Sie haben sich gebückt. Und zehn Jahre später schreibe ich Ihnen einen Brief. Ach ja, Fritz Lang. Der hat ja nicht nur etliche monströse Filme gemacht, sondern ist wohl auch monströs vielen Damen hinterher gehechelt. Aber die Eine? Tja! Die Eine. Jene schenkte ihm zum Abschied einen Affen. Man (oder Fritz) nannte ihn Peter. Mit ansteigendem Alter nahm Peter im Alltagsfilm des Fritz eine, wenn nicht die Hauptrolle ein. Las Fritz, hielt Peter ein Buch in den Pfoten. Trank Fritz, stand eben Peter eine Martini. Rauchte Fritz, hielt Peter eine Zigarette in seinen Pfoten und er wurde jeden Abend von Fritz ins Bett gebracht. Fritz ließ ihn gar am Schluß seiner Korrespondenz mit Freunden diese grüßen, empfing auch Erwiderungen der Grüße, bis endlich das liebende Ende ihn in Fritzens Sarg legte. Sie sehen aka lesen demnach, so ein gelegentlicher Brief eines Ihnen gut bekannten Bären an Sie ist da fast schon eine Petitesse. Ich fasse mich kurz und bin einfach nur froh, daß Sie sich gebückt haben. Man kann das abbe Bein einen geschändeten Bären auch mit einem eleganten Kick ins Gebüsch befördern. Sie taten dies nicht. Auch gute Werke haben ihre Konsequenz, selbst wenn man dies nicht so recht glauben mag angesichts der Welt in der Sie leben müssen. Jetzt lassen Sie mich aber enden und den heutigen Sommer meinen Pelz braten lassen. Bären kriegen keinen Hautkrebs. Ätsch!

Bis dahin mit allerherzlichstem Bärengruß. Und nicht vergessen: Eine Schwalbe macht noch keinen Ponyhof!

Ihr Herr Archibald Mahler

Thema: Archibalds Geschichte, Letzte Fragen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Ein dritter Brief an den Ehrenwerten Hr. Albert, der aber lediglich eine Postkarte ist mit Bildern

Dienstag, 14. April 2015 13:24

stromschnelle

Sehr geehrter Herr Ernst Albert,

immer iss was und dann ist wieder einer einfach weg. Schneller rauscht ein neuerlicher Abschied an Dir vorbei als ein nicht gefangener Lachs an der Stromschnelle. Deshalb die versprochene Geschichte über Fritz und Peter später. Der, der gegangen ist, hat mal getrommelt: „Man kann eine Geschichte in der Mitte beginnen und vorwärts wie rückwärts kühn ausschreitend Verwirrung stiften.“ Ich denke so mache ich das auch mit meinen Briefen, die ich noch an Sie zu verfassen gedenke und es tun werde. Kurz also nur ein Gedicht mit Schnäuzer zum Angucken für Sie und für alle anderen Abschiedsträumer.

Bis dahin mit allerherzlichstem Bärengruß. Und nicht vergessen: „Im Krebsgang den Fortschritt messen“ werden wir.

Ihr Herr Archibald Mahler

Thema: Anregende Buchstaben, Letzte Fragen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Ein zweiter Brief an den Ehrenwerten Hr. Albert

Freitag, 10. April 2015 9:15

see5

Sehr geehrter Herr Ernst Albert,

heute ein geschriebener Brief von den ungeschriebenen Briefen, den nicht abgesandten Briefen (verfasst oder auch nicht), den Briefen, die niemals Antwort finden, den Briefen, die keiner mehr schreibt und vom traurigen Briefträger noch. Die Sonne scheint. Dieser Brief wird nun verfasst. Das ist nicht besonders mühsam, so mühsam aber wie jede Überwindung hinzu etwas mühselig sein mag. Über Unüberwindbares kann ich jedoch nichts notieren. Die Sonne erwärmt den See heute schneller als erwartet. (Briefe und Erwartungen – davon aber heute nicht!) Manchmal ist mancher faul und ich sehr. Noch öfters ist die Feigheit das Motto des Tages. Und wie oft man haarscharf am Zustand fataler Dummheit vorbeischrammt, falls man überhaupt vorbeischrammt, davon heute ein Schweigen angesichts der Sonne. Briefe sind anstrengende, fordernde Zeitgenossen. Das ist positiv zu vermerken. Das Verfassen nimmt sich Zeit, fordert sie vehement ein. Wie gemächlich flink ein Füller übers Papier tanzen kann und dabei lacht über das larmoyante Gejammer mancher der Altvorderen, die unter den Anforderungen der Schule ach so entsetzlich litten. Der Brief also. Das Nachsinnen müssen oder zumindest sollen darüber, ob das Gekrakelte Bestand haben wird unter den Augen des Anderen. Die Zeit, die eingefordert wird, um Briefmarken zu erwerben, den Brief zum Kasten zu tragen (Tja! Wo isser denn?), die Wartezeit, die verbracht wird. Erreicht der Brief sein Ziel? Gibt es eine Antwort? Wochen, Monate, Jahre mögen da ins Land ziehen. Gelegentlich liest man von Briefen, die einer Verstorbenen zugestellt werden, um sie über den Tod des Gefährten auf den Feldern der Schande zu unterrichten. Hier entfällt der Antwortbrief. Und – ach – wie viele Briefe werden nicht geschrieben, eventuell im Kopp hin und her gewälzt, buchstabiert, gewütet, eingestampft, im Papierkorb gesucht, geglättet, geknüllt, vergessen, versoffen, verdaddelt, verworren, feige, vernünftig, sinnlos. Wie oft jagt der Stift erzürnt, entflammt, vergeblich werbend, baggernd, fluchend, suchend, verwünschend, fürchterlich vergeblich hoffend über die Zellulose. Von Bewerbungsschreiben gar nicht zu reden, lediglich von den Regenwäldern des Privaten. Dieser Brief hier wird geschrieben ohne ein großes nachsinnendes Hadern. Natürlich arbeitet der Kopp, aber der Füller ist frei und das Unterbewusstsein jagt ihn vor sich her, rasch und den Fehler suchend. Weil er spricht von den Sachen, die man sagen muß, bevor man spricht. Adressat ist ein Selbst und das nörgelt nicht rum. Theoretisch Die schlimmsten Briefe sind aber die, welche gar nicht mehr geschrieben werden, weil der Finger nur mehr über Tastaturen und Bildschirme huscht, die Rechtschreibung massakriert wird, während alle Tempolimits des Denken überschritten werden und die notwendigste Zeit, welche ein Hinwendung zum Gegenüber fordert, ignoriert wird im Sog der Selbstoptimierung. Der Rücken ständig gekrümmt, der Blick auf den Boden genagelt und eine Antwort bitte sofort, sonst schmollt und fällt der Kin(n)derladen. Und eben noch die traurigen Briefträger, die keine Briefe mehr tragen, die man Briefe nennen darf, Werbebotschaften nur noch, Forderungen der manischen Warenaustauscher, Amtliches vielleicht und so stehen sie vor anonymen Schlitzen und vorbei die Zeit, wo der Zusteller wußte, daß jener Brief wird er dem Kasten entnommen, ein Herz zerbricht oder es jubelnd aufsteigen lässt. Und so erreiche ich den vorläufigen Schluß meines Briefes und schreibe Ihnen, lieber Herr Ernst Albert, daß ich mich freue vor nun bald zehn Jahren Ihre Bekanntschaft gemacht haben zu dürfen, als ich mit einem abben Bein auf dem Brandplatz lag und der Unausweichlichkeit meines Schicksals harrte und sie sich bückten. Als nächstes, wenn der eigentliche Brief beginnt, will ich von Fritz Lang und seinem Freund Peter berichten.

Bis dahin mit allerherzlichstem Bärengruß. Und nicht vergessen: vor der Tastatur den Entwurf mit Füller aufs Papier!

Ihr Herr Archibald Mahler

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Ein erster Brief an den Ehrenwerten Hr. Albert

Mittwoch, 8. April 2015 10:43

see4

Sehr geehrter Herr Ernst Albert,

heute morgen bin ich zuerst mit meinem ehemals abben Bein aufgestanden. Das ist schmerzhaft, da auch die Nächte noch sehr frisch sind jetzt im Jahr. Offenbar nistet sich kalte Luft nächtens unbemerkt im Narbengewebe ein und versucht dann mit der aufkommenden Helligkeit und der nachrückenden Wärme die Hautwucherungen wieder zu verlassen. Der Austausch von Kälte gegen Wärme scheint demnach meist mit Schmerzen verbunden zu sein. Das macht jegliches Aufstehen etwas fragwürdig. Kein Ziel aber erreichbar ohne einen gewissen „amount“ – es gibt für dieses schöne englische Wort, welches den Teil des zu besteigenden Berges in sich trägt, keine entsprechend redende deutsche Übertragung – an Weh. Leben definiert sich so vielleicht als eine nicht enden wollende Trainingseinheit und ein Ziel bleibt – nehmen wir die unvermeidliche Rückkehr zum Anfang mal beiseite und verdrängen uns ins Ewige – unbestimmt. Das schoß mir heute morgen ins ehemals abbe Bein, als ich in bleierner Frühjahrsmüdigkeit – Ja, der Winterschlaf fehlt mir, mein Herr! – das bestiegene Lager verlassen wollte, um Ihnen den lange versprochenen Brief zu schreiben. Damals, als Sie mich zu sich riefen im noch blattlosen Wald hinter Kinzenbach, nachdem ich vom fliegenden Teppich gefallen war, anreisend aus dem kalten, aber freundlichen Norden. Sie schienen mir etwas wirr damals und ich wollte helfen. Vielleicht wußte ich in jenen Tagen, was ich Ihnen berichten wollte, heute aber ist es vergessen in meinem Kopp. Sonst auch. Selbst in den Narben. Oder ich hatte es nie gewußt. Nur so getan. Vielleicht eine Ahnung, ein Geruch, vorüberziehend und leicht. Oft scheint mir, alles was ein Tag zu meinen Pranken liegen lässt, ich werfe es des Nachts hinein in das Große Loch Meines Vergessenwollens. Oder ich finde Gefallen am blinden Säen und ziehe den wahren Genuß aus der sehnsüchtig erwarteten Überraschung, wenn nach langen kalten Wochen unbestimmtes Grün aus der Erde schießt und ich weiß nicht was es sein wird im Sommer, der vielleicht. Ich könnte Ihnen also schreiben, daß Bären keine Pläne machen, sondern wilde Beete. Daß Bären keine Rabatten wollen und Pläne nicht, weil sie die nicht machen können. Oder wollen. Oder besser doch nicht können. Und das muß man dann aber auch wollen. Aushalten. Sonst pocht und atmet die Narbe nicht nur auf Grund der aktuellen Kälte. Nun aber schaue ich auf den Launsbacher See und studiere wie dieser die aufkommende Wärme aufsaugt. Dabei denke ich über die Fortsetzung meines langen (vielleicht) Briefes nach.

Bis dahin mit allerherzlichstem Bärengruß. Fünf Krallen sind eine Tatze!

Ihr Herr Archibald Mahler

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LETZTE FRAGE / VORLETZTE ANTWORT 5

Mittwoch, 23. November 2011 12:38

frage06

Fast vergessen. Noch eine letzte Aufgabe. Die Neue Aufgabe! Ja, die neue Aufgabe also. Wie war noch mal die Frage?

„Warum habe ich eigentlich Eltern?“

Seltsame Frage. Doch bedenken wir, es naht der Aufrechtgeher wichtigstes Fest. Überall auf den Tannenspitzen. Weia! Das Fest! Tja, was soll man auch klagenfragen, wenn die Kühlschränke gefühlt sind und so genügend Zeit für Langeweile vorhanden ist. Lassen Sie mich raten! Sie wären gerne ein freies Wesen? Ein glückliches Wesen? Ein von allem Unbill der Aufrechtgeherexistenz abgekoppeltes Wesen? Sie wären gern ein Anderer, kommen aber leider nicht dazu? Schon gar nicht in der Vorweihnachtszeit? Weil, ja, genau weil? Wegen denen? Richtig! So ist es! Die sind schuld! Die Erzeuger! Genau! Was tun? Werden Sie konsequent, kündigen Sie nachträglich Ihre Geburt, geben Sie Ihren Personalausweis ab und lassen Sie sich aus dem universellen Melderegister streichen. Vielleicht adoptiert Sie ein Reagenzglas. Ach, das wollen Sie nicht? Schade. Dann werden die nächsten Wochen und die Planung des Großen Festes sicher wieder die schwersten Ihres ganzen Lebens. Warum? Ich verrate Ihnen mal was! Was glauben Sie, warum wir Bären uns so gerne in den Winterschlaf begeben? Denken Sie mal drüber nach. Sonst? Viel Spaß beim Parkplatzsuchen und Elternverfluchen und im März bin ich wieder für Sie da, wenn Ihnen folgende existentielle Frage auf den vorösterlichen Nägeln brennen wird:

„Wann wird es endlich wieder richtig Sommer?“

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LETZTE FRAGE / VORLETZTE ANTWORT 4

Mittwoch, 16. November 2011 9:21

frage05

Noch eine Aufgabe, eine vorletzte, oder vorvorletzte. Die Neue Aufgabe! Ja, die neue Aufgabe also. Wie war noch mal die Frage?

„Warum wird mein Fußballverein nie Meister?“

Schlechte Frage. Außerordentlich schlechte Frage. Was wollen Sie sagen, was wollen Sie klagen? Sie haben doch die perfekte Wahl getroffen. Sie haben sich offensichtlich einen Verein Ihres Herzens zugelegt, der Ihnen jeden Samstag, und meistens nicht unter der Woche, vor Augen führt, wie schlecht diese Welt ist. Und da Sie ja ganz fest davon überzeugt sind, daß diese Welt die schlechteste aller möglichen Welten ist, seien Sie froh. Geheimnisvolle Mächte, hypertone Wurstfabrikanten, das seit der Sekunde Ihrer Geburt gegen Sie verschworene Schicksal, die letzte Umbenennung Ihrer geliebten Kampfbahn und der rapide Verfall der Bierpreise nach oben hin, haben Sie es nicht schon immer kommen sehen? Genauso diese im Jahr 1891 vom diesem unfaßbar blinden rechten Läufer unterschätzte Flanke, die dem Verein Ihres genetisch wunden Herzens die einzige Vizemeisterschaft seit seinem Bestehen bescherte? Haben Sie gesehen, wie Ihr Lieblingsspieler so eben nach einem Eigentor das Vereinswappen auf seinem Trikot geküßt hat?

Kurz und gut, es liegt mir fern Ratschläge zu erteilen, aber was halten Sie davon, einfach mal drei Wochen lang den 1. FC Bayern München anzufeuern? Fakire bohren sich auch mal einen Fleischerhaken durch die eigenen Nasenwände. Ansonsten empfehle ich Ihnen den nächsten Wochenendworkshop von Frau Elvira Bühne. „Präpubertäre Prägung bei der Vereinswahl oder: Haben Sie samstags eigentlich nicht Kehrwoche?“ Aha, die neue Frage.

„Warum habe ich eigentlich Eltern?“

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LETZTE FRAGE / VORLETZTE ANTWORT 3

Sonntag, 13. November 2011 11:51

frage04

„Herr Mahler, Herr Archibald Mahler! Unter Zuverlässigkeit stelle ICH mir etwas anderes vor! Ein Samstag ist kein Dienstag, Sie Honk!“ Da stand Frau Elvira Bühne und schwang den Schlüssel über dem Kopf, wie einst ein Ritter seinen Morgenstern. Der Bär schwieg schuldbewußt. Die “Neue Aufgabe”! Ja, die neue Aufgabe also. Wie war noch mal die Frage?

„Warum nimmt man mich eigentlich nicht wahr?“

Gute Frage. Aber wollen Sie das wirklich? Wollen Sie, daß jeder mitbekommt, wie faul Sie sind? Wie unehrlich, wie selbstsüchtig, wie oberflächlich, wie unzuverlässig, wie maßlos, wie selbstgerecht, wie eitel, wie nachtragend, wie halbgebildet, wie vorschnell, wie vorurteilsbeladen, wie rückwärtsgewandt, wie feige, wie verfressen, wie vergnügungssüchtig, wie durchschnittlich, wie unbegabt, wie spießig, wie verzichtbar, wie durchnummeriert, wie undankbar, wie normiert, wie abhängig, wie unselbstständig, wie ewig unzufrieden? Wollen Sie wirklich, daß jeder wahrnimmt, daß Sie ein ganz normaler Aufrechtgeher sind? Und wollen Sie wirklich wahrhaben, daß derjenige Aufrechtgeher, der Sie unbedingt wahrnehmen soll, folgendes ist: faul, unehrlich, selbstsüchtig, oberflächlich, unzuverlässig, maßlos, selbstgerecht, eitel, nachtragend, halbgebildet, vorschnell, vorurteilsbeladen, rückwärtsgewandt, feige, verfressen, vergnügungssüchtig, durchschnittlich, unbegabt, spießig, verzichtbar, durchnummeriert, undankbar, normiert, abhängig, unselbstständig und ewig unzufrieden? Wollen Sie das wirklich? Aber einen Vorteil hätte es jedoch, nicht wahrgenommen zu werden. Ginge die Welt unter, täte sie das eventuell ohne Sie. Wären Sie dann beleidigt?

Kurz und gut, es liegt mir fern Ratschläge zu erteilen, aber wenn Sie zum Beispiel vorhaben übers Wasser zu gehen, tun Sie es dann, wenn es niemand mitbekommt. Sie wissen ja was daraus erwachsen kann. Fragen Sie den Nazarener! Aha, die neue Frage.

„Warum wird mein Fußballverein nie Meister?“

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LETZTE FRAGE / VORLETZTE ANTWORT 2

Mittwoch, 2. November 2011 16:49

frage03

Aha, die neue Aufgabe also. Wie war noch mal die letzte Frage?

„Werde ich angerufen, wenn die Welt untergeht?“

Gute Frage. Vielleicht sollten Sie einfach den aktuellen App „Wann geht es denn jetzt wirklich los?“ runterladen. Recht preisgünstig das Ding und an Nachhaltigkeit orientiert auch noch! Die Einnahmen gehen an die Stiftung „Steve Jobs ist Gautama Buddha! – Baut mehr Tempel!“ Umsonst bietet ein ähnliches und ebenso sehr attraktives App aber zur Zeit die griechische Regierung an. Decide! Sie können aber auch nach Hause eilen und ihre Heizkörper anfassen. Sind sie warm oder heiß? Schauen Sie in Ihren Kühlschrank! Iss was drin? Schimmelt es schon? Oder immer noch? Steht Ihr Auto schön bequem? Sind Sie im letzten Monat mal so richtig empört gewesen, weil ein unfähiger Friseur Ihre Haarpracht verhunzt hat? Wie viele Telefonnummern können Sie noch auswendig aufsagen? Bringen Sie es übers Herz an einer roten Ampel einfach mal stehen zu bleiben, auch wenn kein Kind in der Nähe ist, geschweige denn ein Automobil? Sind Sie Fan eines Fußballvereins, der immer gewinnt? Rauchen Sie etwa nicht, betreiben aber im gesetzten Alter noch Sport? Regen Sie sich gerne darüber auf, daß Supermärkte schon im September Schokoladenweihnachtsmänner anbieten? Wählen Sie – einfach mal so – die Piratenpartei? Finden Sie Männer mit rasierten Schädeln erotisch? Tragen Sie Kleidung, auf die Botschaften gedruckt sind? Wann haben Sie das letzte Mal Ihren Chef freundlich angegrinst? Lesen Sie Ratgeber? Halten Sie Kachelmänner für Opfer? Und gar für Täter? Schreiben Sie gerne Leserbriefe? Lesen Sie gerne Leserbriefe? Finden Sie Todesanzeigen sollten eigentlich im Netz veröffentlicht werden? Wann starb Hölderlin? Verlassen Sie lieber oder werden Sie lieber verlassen? Sind Sie etwa Aufrechtgeher? Sehen Sie?

Die Welt, die den Aufrechtgeher schuf, ist eine gänzlich andere, als die der Aufrechtgeher schuf. Hab ich mal gelesen. Ein Darm außerhalb des ursprünglichen Körpers, spürt auch nicht mehr, wenn er kurz davor steht zu platzen. Aha, die neue Frage:

„Warum nimmt man mich eigentlich nicht wahr?“

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LETZTE FRAGE / VORLETZTE ANTWORT 1

Mittwoch, 26. Oktober 2011 7:44

frage02

Die neue Aufgabe! Rechtzeitig am milden Dienstagabend hatte er den Schlüssel übernommen. Die Dame mittleren Alters vom letzten Mittwoch querte die Straße und entrauschte klickernden Schritts. Archibald Mahler hielt einen Schlüssel in der Hand und einen etwas nachlässig gefalteten Papierzettel in der Tatze. Letzte aka erste Anweisungen. Entfaltung des Zettels und Belesung desselben. „Bester Herr Mahler! Jeden Mittwoch erlaube ich mir nun Ihnen eine der vielen Fragen, die mir seit Jahren vor die Füße gespült werden, zu überreichen, in der Hoffnung die Frage von Ihnen beantwortet zu wissen. Mit Gruß: Die Bühne!“ Archibald Mahler blieb verwirrt. Der Musentempel auf der anderen Seite der Straße sah auch nicht viel gescheiter aus. Fand der Bär. Sieh an, die Dame mittleren Alters vom letzten Mittwoch querte die Straße ein zweites Mal, nun aber in der umgekehrten Richtung, stand also vor dem Bären, wippte auf und ab wie eine Elster und sprach. „Sie verzeihen mir, Herr Mahler. Ich stelle mich vor: Bühne mein Name, Bühne Elvira und wir bleiben somit präzise. Hier die Frage! Aber lesen Sie selbst! Nehmen Sie den zweiten Zettel. Ist dies nicht ein schöner Herbst? Huch, jetzt aber schnell! Tschühüß!“ Die Dame mittleren Alters vom letzten Mittwoch, die inzwischen Elvira Bühne hieß, querte die Straße ein drittes Mal und entrauschte, weiterhin klickernden Schritts. Noch ein Zettel. Entfaltung Zwo und Belesung. Archibald Mahler fiel es schwer, nicht auf den herbstlichen Boden zu fallen wie ein trunkenes Blatt. Dies war die Frage:

„Werde ich angerufen, wenn die Welt untergeht?“

Wer nur, wer nur, kann eine solche Frage stellen? Na ja, wahrscheinlich ein Aufrechtgeher, bestimmt kein Blatt im Herbst. Der Bär ging also in sich, blickte zum Himmel und wieder zurück, griff den Schlüssel und wollte sich in die Arbeitsräume der Dame mittleren Alters namens Elvira Bühne begeben, um seine Aufgabe zu erfüllen, als die feste Hand des ehrenwerten Herrn Ernst Albert ihn am Nacken packte und zack. Auf nach Tübingen! Aber die Frage? Nächsten Mittwoch! Aber wo und was ist Tübingen?

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