Anleihen. Ansinnen. Anleid(t)ungen. Eins.

Montag, 19. Februar 2018 19:57

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Vom Winterschlaf hinter offener Tür

Manche Türen stehen stets offen. „Hier raus, bitte und gerne!“ Ist aber nicht für jeden so sichtbar. Andere sind schon längst rausmarschiert. Kriegt nicht jeder der Jeden mit. Gelegentlich selbst die nicht, welche eine dieser Türen schon hinter sich geschlossen hatten. Wer noch im Zimmer zu verharren scheint, steigt vielleicht schon dem nächsten Hügel den Rücken hinab. Einfach ist es jedoch selten aus einer alten und hübschen Geschichte auszusteigen. Beschädigt eine Flucht nun die Geschichte oder den Davoneilenden? Oft ist man einfach zu müde, um zu bleiben. So ging es den beiden Reisenden. Glücklicherweise stand da die kleine Tafel in den Wiesen. „Exit!“ Da haben die Inselbewohner zur Zeit auch viel Spaß mit. Muß man halt lernen. Und plötzlich griff Winterschlaf nach Herrn Mahler.  Budnikowski schloß sich dem Bären an. Durch die offene Türe wehte ein Gedicht.

Winterschlaf

Indem man sich zum Winter wendet,

Hat es der Dichter schwer,

Der Sommer ist geendet,

Und eine Blume wächst nicht mehr.

Was soll man da besingen?

Die meisten Requisiten sind vereist.

Man muß schon in die eigene Seele dringen

Jedoch, da hapert’s meist.

Man sitzt besorgt auf seinem Hintern.

Man sinnt und sitzt sich seine Hose durch,

Da hilft das eben nichts, da muß man eben überwintern

Wie Frosch und Lurch.

(Klabund, 1890-1928)


Wer sich auf einer nicht endenden Reise befindet, muß damit rechnen auf einem Bahnsteig aufzuwachen. „An Gleis West, einsteigen bitte, wir rechnen fest mit einer Abfahrt.“ Gähnen. Sich strecken. Budnikowski hat schon wieder Hunger. Gut, isst das erste Mal in diesem Jahr. Dem Bären macht der Anstieg noch zu schaffen.

„Mensch Hase. Was rast er so hinauf!“

„Bär, Ihr Motto für 2018?“

„Faced with a choice, do both!“

“Uff! Gut, daß wir des Englischen mighty sind. Heißt Exit eigentlich raus oder rein?“

„Sehen Sie meine vorherige Bemerkung!“

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(text / fotos: christian lugerth)

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Tales and tellings between lechts und rinks / six

Freitag, 29. September 2017 21:51

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chapter six: the end of our elaborate plans, the end

In jenem Moment nach dem großen Plan, wenn Vorsatz und Mut nur noch ein magenkranker Schatten, da unter den Füßen der Boden flieht, stehend an der Kante, dort wo es bricht, in jenem Moment, meist ist es dann zu spät und der Schwindel fasst nach dir. Meist träumt man solchen Moment, doch gelegentlich ist es ein klarer und gewollter Blick am Tag, der die Tiefe sucht.

Da die zwei Gefährten nach wild durchträumter Nacht auf einer harten Kirchenbank zu Morwenstow erwacht, sich dankbar von den tanzenden Nachtmaren verabschiedet hatten, drängte Duke Rabbit aka The Hare who never wore spectacles gen Klippe und harter Kante. Sir Teddingtons noch von tiefer Müdigkeit geäußerte Warnungen schlug er in den über Nacht eingeschlafenen Wind. So schritt man hinaus, blauer Himmel wölbte sich und entzückte die Herzen, um hinab zu spähen in der Hoffnung die nächtliche See habe Verwertbares an Land geworfen. Der Gang der Reisenden war rasch und voller Gewißheit, jedoch nur wenige Meter galt es noch zu überwinden, zwei, drei hurtige Schritte auf den Pfad zu setzen, um zu sehen, daß die Welt auf den Kopf gestellt.

“Mahler, man hat meine Füße in den Boden genagelt!”

“Wie meinen?”

“Ich kann mich nicht mehr bewegen! Weder rück noch vor!”

“Haben Sie nach unten geblickt, Budnikowski?”

“Das befürchte ich!”

“So stirbt ein ausgefeilter Plan!”

“Hatte ich je einen?”

“Wollte man nicht die Hinterlassenschaften der Gestrandeten versilbern?”

“Wir wollten aber auch retten, helfen, Gutes tun!”

“Und nun?”

“Ich bin es nicht gewohnt in den Abgrund zu blicken!”

“Macht keiner gern! Schadet jedoch nicht! Bewegung ist weiterhin von Nöten!”

“Vorwärts???”

“Alles besser als der bleierne Stillstand!”

(…)

Etwas bis sehr viel später finden wir die Beiden sicher, sonnig, wohl, verwirrt noch und vereint an einem der schönsten Ecken der Küste Cornwalls. Im Gedärm des Duke Rabbit weiterhin ein Kettenkarussel, Sir Teddington soweit in der Lage sein Selbst zur Seite zu schieben und dem Gefährten Trost und Tröster zu sein. Über der glitzerden See jedoch harren geduldig die Fragen.

“Budnikowski, wie kamen wir hierher!”

“Mahler, was geschah in den letzten Stunden?”

“Tagen?”

“Jahren!”

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Tales and tellings between lechts und rinks / five

Donnerstag, 21. September 2017 16:36

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chapter five: all i have to do is dream and work

Ist Sommer friert es den Kirchgänger. Im Winter ist auch nicht wärmer. Gott, Dienst und Heizung sind ein einziger Widerspruch. So schläft der Willige zumindest nicht ein, wenn der Reverend spricht. Tedding und Rabbit (keine Titel zu Füßen des Gekreuzigten!) betraten (Untertreibung!), waren gestürzt in den Betraum, drei tiefe Atemzüge, die Schwaden wirken, ein zweifelnder Blick, Taumeln, Staunen und der Schlaf, welcher den Entkommenen winkt, nahm sie in seine Arme. Dann nichts mehr was gewiß. Da lag dieses Buch. Unter dem Union Jack (Flagge im Tempel?), mind you, unzählige alte Schinken lagen da Rum und Whiskey. Warum darf man Schriftwerke Schinken nennen? Kann man Buchstaben oder Gedanken essen? Sollte man? Wohnt dem Bein der Sau ein notiernotwendiger Gedanke inne? Die Schwaden wärmten. Und der Schlaf war keiner, sondern ein nächtlicher Tanz. Alles ganz einfach. Es ist die Gleichzeitigkeit. Die Erinnerungen wandern von hinten nach vorn. Der Bär streichelte die alten Schinkenseiten. Dazu muß man nicht die englische Sprache beherrschen müssen. Er war froh und das mochte er, auch an sich selbst. Was für ein Aufrechtgeher, der Reverend, der aufrechte Greifvogler. Tut seine Pflicht und vernachlässigt sie. Glaubt und fällt ab vom Herrn und lebt noch eine weitere Runde. Trägt schwarze Socken und bunten Wams. Nachdem er die angeschwemmten Leichname den steilen Pfad hinaufgeschleppt hat, liegt er seinem jungen Weibe zur Seite, und eilt – das vierte Kind vermeidend – in seine Denkhöhle (Was eine Architektur!), schmaucht die Kräuter des fernen Osten, blickt dabei gen Sonnenuntergang, um sich zu vergessen und zu vermessen, daran erinnernd, wer er wäre, könnte er ein Anderer sein. Den zwei lesenden Gefährten fällt der alte Pelz vom Leib, ihre Augen fahren Kettenkarussell und so, geschätzter Leser, sehen Sie hier ausnahmsweise kein Abbild der zwei Genossen. Man mag den Rausch nicht so gerne dem Blick der Nüchternen preisgeben, auch wenn der Rausch eigentlich Menschenrecht und sogar von Sinn.

„Budnikowski, sind wir von Sinnen?“

„Ach, Tedding Mahler, sinnvoll ist es! Tanzen Sie mit?“

„Bei mir ringelrei(h)ern eben nur die Innereien!“

„Aber sehen Sie doch! Die Geretteten! Diejenigen, die einst auf Fahrt! Dann gegen Klippen geworfen! Heute Nacht danken sie dem Reverend und verlassen ihre Betten!“

„Hase, das sind Gräber!“

„Diese Bruchbuden der versenkten Erinnerung kann man jederzeit verlassen!“

„Geben Sie mir die Hand!“

„Tanzen wir?“

Und so tanzten und träumten und tanzträumten Sir Archibald Teddington of Raginton und Duke Joe Rabbit upon Castlepool (Alle Titel im Namen der Ekstase wieder zugelassen!) zu Ehren des Ihnen bis heuer gänzlich unbekannten Reverend Hawker und wie die vom Vicar des Westens ehrenvoll Bestatteten ihnen unter die Arme griffen und sie im wilden Reigen durch die mittlerweile angewärmte Kirchenluft wirbelten, da meinten die zwei Reisenden zu erkennen, daß die Götzen, welche ständig nach vorne hetzen, gerne durch die Geister ersetzt werden dürften, die Freude daran haben gen rückwärts zu reisen. Wer Du gestern warst, magst Du erahnen. Morgen? Gute Nacht erstmal. Dann schliefen die Gefährten ein. Und träumten von der unsichtbaren Würde des nahenden Tod.

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Tales and tellings between lechts und rinks / four

Dienstag, 19. September 2017 17:45

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chapter four: the wind cries gimme me shelter

Zuerst war da kein Sommer, später kam auch noch der Herbst dazu. Ein wütiger (oder spielte er nur?) Nordwest jagte die Klippen vor Morwenstow auf und ab, verbiß sich in den Kanten, fraß Geröll, Sand, entwurzelte Gräser, verwelkte Blumen und geknicktes Gestrüpp und spuckte das ganze Zeugs hinunter auf den schmalen, meist gefluteten Strand. Die unwirtlich tanzende Luft sang und pfiff in höchsten Tönen und wilde Crescendi trafen auf aufgestellte Lauscher. Kein Geländer streckte sich dem rudernden Arm des Wanderers entgegen, unter seinem unsicheren Tritt schoß der Regen über die in die Klippen getretenen oder gehauenen Stufen und sobald der flachatmende Blick sich vom dunstigen Horizont löste und mutig gen Tiefe strieff, trat ihn unerbittlicher Schwindel in die Magengrube.

Sir Tedding und Duke Rabbit hatten Zuflucht gesucht hinter dem schützenden Rücken der Pfarrkirche von Morwenstow. Der Regen hatte aufgehört und der Unermüdliche wurde vom Dach des Gotteshauses über die Köpfe der Gefährten ins Inland gelenkt. Kein Grund den Weltuntergang zu beschwören, gewiß, vor allem angesichts der Jagden die unerbittliche Windhosen zur Zeit in anderen Gegenden feiern, aber gestatten wir den Reisenden ob ihrer Größe und Ungeschützheit ein gewisses Maß an Übervorsichtigkeiten. Aber kaum da den Zweien ein Gefühl des Davongekommenseins über den durchpusteten Pelz glitt, griff neuer Schreck nach den bummernden Herzen. OH! Sehet nur diesen Totenacker.

„Mahler, mir ist flau!“

„Weia! Budnikowski, ich fürchte wir sind hier nicht alleine!“

„Gespenster?“

„Na ja! Wanderseelen. Ewiges Strandgut! Klippenhänger! Seelenfänger!“

„Denke mir, daß mancher Segler da unten gegen die Küste donnerte und die Balken sich bogen und der Rumpf zerknirschte!“

„Bei diesem Wind- und Wellengewüte kein Wunder. Da liegt wohl einiges rum noch auf dem Meeresgrund!“

„Meinen Sie, da gibt es was zu holen? Ich meine, wir sind nun schon länger unterwegs und irgendwann müssen auch Einnahmen an Land gekarrt werden.“

„Duke Rabbit, der einäugige Strandpirat?“

„Schlag ein, Old Buckinghamshire!“

„Klappen Sie Ihre imaginäre Augenklappe hoch, mein teurer Gefährte!“

„Bär und Kupferstecher, da geht noch was! Wer sucht, der findet, auch wenn es windet! Bei allen gottverlassenen Klabautermännern!“

Und kaum war dies letzte Wort in den Wind gefallen, hob da an ein Gemurmel, Gewisper, Geächze und Gestöhne zwischen den verwitterten Grabsteinen, daß Mark und Bein sich am liebsten in die nächste wärmende Brühe gestürzt hätten. Selten hat man zwei behaarte Agnostiker, schlotternd vor gewaltiger Kälte, so geschwind das Innere einer Kirche aufsuchen sehen. OH! Betäubende Schwaden.

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Tales and tellings between lechts und rinks/three

Donnerstag, 14. September 2017 16:04

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chapter three: fear and loathing in heddons mouth

Nun saßen die Herren Sir Archibald Teddington of Ragemouth und Duke Joe Rabbit upon Castlepool schweigend und dies seit bald zwei Wochen. Es gäbe einiges zu besprechen und aufs Maul gefallen sind die beiden wahrlich nicht. Doch angesichts der tobenden Natur übten sie sich in Verzicht und schwiegen und froren und wurden feuchter als naß, um zu trocknen und der Sonne den Pelz entgegen zu strecken und dachten und sangen auch beizeiten und des Lebens froh und doch in wilder Sorge, ein  jeder Tag jagte alle vier Jahreszeiten ans Gestade, die See kam und ging in ewigem Gleichklang, der Himmel beschäftigt vom Wolkengejage spannte sich, verdunkelte, sternlichterte und keiner wagte den ersten Satz zu sprechen. Die Herzen sanken manchmal wie ein taumelndes Lot auf den Grund hinab, um gleich darauf mit den Großen Silbermöwen auf den Klippenwinden rauf und runter zu surfen. Der Hunger war ein gewaltiger und als diese eine erschreckende Wolke dräute, endete des Hasen Schweigegeduld.

„Mensch, Mahler. Das Meer ist aber sehr ungehalten!“

„Dem ist es zu warm!“

„Und ich habe fürchterlichen Hunger!“

„Das ist ja das Problem!“

„Daß man Hunger hat?“

„Daß alle meinen fürchterlichen Hunger haben zu müssen! Erinnern Sie sich noch, damals in Ihrer Pöhlerzeit, an diesen Dösbaddel von Opelfahrer mit der Gier, die nie enden dürfe?“

„Was hat das mit der See zu tun?“

„Nun, wenn der noch halbwegs vernunftbegabte Aufrechtgeher sich nicht darüber aufregt mit welcher Gedankenflachheit solch Zeugs in den Orkus hinausposaunt wird, übernimmt das eben die See!“

„Ach Sie und der Weltuntergang!“

„Budnikowski, im Gegensatz zum Aufrechtgeher ist die See sehr vernünftig und wehrt sich, wenn nötig!“

„Oder ist es vielleicht doch was Göttliches, was da rumtobt? Also so Offenbarung des Johannes oder ähnlich?“

„Quatsch, die Götter haben doch auch längst Merkel gewählt!“

„Sie springen ja mental rum wie ein Hase auf Koks!“

„Tja, Jahre an Ihrer Seite prägen. Blödsinn an die Seite. Zynismus soll nicht an die Stelle der Sorge treten. Wir sollte uns etwas vom Ufer entfernen und höhere Gefilde aufsuchen, sonst wird das nichts mit den Geschichten, die wir noch vorhaben zu erzählen!“

„Eine praktische Frage nur: und unser Lebensunterhalt hier auf der Insel? Wie wird das bewerkstelligt? Gibt es da Pläne?“

„Nun eine Anregung gäbe es! Lernen von den Altvorderen!“

„Phantastisch! Laß uns darauf schütteln die Hände!“

„Splendid! Wonderful!“

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Tales and tellings between lechts und rinks / two

Montag, 28. August 2017 20:30

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chapter two: before the thinking listen to natural noise

Der Transportaufrechtgeher stand nun schon eine gewisse lange Weile still. Dies ließ die zwei Rucksackfahrer vermuten, daß mit baldigem Ausstieg zu rechnen ist. Die, oft nur empfundene, Stille, welche dennoch jegliches Warten begleiten sollte, war eingehüllt in wildes Ge–Tose. Da donnerte eine aufgewühlte See ans Gestade. Dort gurgelte ein nachts unwetternd angeschwollener Wasserlauf eine Schlucht hinab und ergoß sich ins Meer. Über die schweigend anwesenden Klippen pfiff ein kühler und selbstbewußter Nordwest. Zu den wartenden Füßen des Transporters intonierten Kiesel, Steine, Spalten die Begleitmusik zum Kommen und Gehen der See und gelegentlich klatschte eine der höheren Wogen gegen hinderliche Felsbrocken und Vorsprünge und setzte Akzente. Den Herren Mahler und Budnikowski schoß eine vergangene Wanderung ins Ge-Sichte.

„Wenn in tiefer Winternacht ein wilder Schneesturm mit seinen Stößen um die HÜTTE rast, dann ist die hohe Zeit der Philosophie. Ihr Fragen muß dann einfach und wesentlich werden. Die Durcharbeitung jedes Gedankens kann nicht anders denn hart und scharf sein. Die Mühe der sprachlichen Prägung ist wie der Widerstand der ragenden Tannen gegen den Sturm.“

„Mahler, sprechen Sie von diesem kuriosen Giganten-Gnom, dessen HÜTTE wir Sein/ER/Zeit sinnend umwanderten? Ich verstehe und verstand kein Wort, jedoch will ich nicht eine gewisse Erregung leugnen wollen!“

„Teurer Budnikowski! Das Sichverständlichmachen ist der Selbstmord der Philosophie. Die Götzendiener der `Tatsachen` merken nie, daß ihre Götzen nur in einem erborgten Glanze leuchten. Sie sollen dies auch nicht merken; denn sie müßten dann alsbald ratlos und damit unbrauchbar werden. Götzendiener und Götzen aber werden gebraucht, wo Götter auf der Flucht sind und so ihre Nähe künden!“

„Uff aber auch!“

„Das unum necessarium ist der Rückzug aus der Öffentlichkeit!“

„Mahler, da mach ich mit!“

„Gut, obwohl es das originäre Ziel des Bedenkens etwas verwässert. Der gemeinsame Blick in den Spiegel schadet aber manchmal kaum!“

„Ich wüßte auch schon wo man blickt!“

„Weia! Man entlädt uns! Wo, Hase meiner Gunst, werden unsere Pöter ruhen und die Augen sehen?“

„Hier, Bär des Zweifels, wo die See sich ans Gestade wirft das Land zu verschlingen und eben im selben Atemzug ein Fluß sich in die Wogen des Atlantiks schmeißt, in Furchtlosigkeit, verschmelzend, verwässernd auch.“

„Sie sehen, große Güte, mich erfreut zu sitzen hier und zu denken nach über den rechten Pfad des Lebens!“

„Jedoch lassen Sie mich bitte erwähnen die Tatsache, daß die Nebel fallen sehr schnell in dieser Gegend!“

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Tales and tellings between lechts und rinks / one

Donnerstag, 24. August 2017 15:54

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chapter one: first approach and landing and a little help

Sir! Wir befinden uns im Sommer des Jahres 116 nach dem Tode of Her Royal Highness Princess Alexandrina Victoria of Kent, later bekannt als Queen Victoria. Ein Sommer hängt über den Landen, der es nicht wagt in den Spiegel zu schauen. Hektische Luftmassen leiden unter fundamentaler Verwirrung, unstete Winde peitschen ein Unwetter nach dem anderen von den schwitzenden Meeren auf die ratlosen Kontinente, gleichzeitig schwillt ein gepeinigter Äther an, befeuert von ungezählten Dummheiten jeglicher Coleur und der gemeine Aufrechtgeher frönt derweil seinem Hobby sich der Unschuld hinzugeben. Die Ruhe bleibt ein fernes Gut. Die Seereisen in diesen Tagen bergen so manche Gefahr in sich und nicht wenige Abenteuerreisende stranden kopf- und gliederlos an fernen Gestaden.

Herr Archibald Mahler, welcher in Erwartung einen Krabbenkutter vor der norddeutschen Küste bestiegen hatte und sein treuer Gefährte Kuno „Lütten Stan“ von und zu Budnikowski, der sich die Tage einem kalten Pöhlereientzug gestellt hatte, haben es unter bis heute noch nicht genau geklärten Umständen vollbracht inklusive Kopf und Gliedern am Gestade des guten alten Albion zu landen. Oder zu stranden? Wirr noch und am ganzen Leib zerschmettert fanden sie sich wieder im Rucksack eines geheimnisvollen Wanderers. Dies als ein Beginn.

Zum Prolog: Mahler hatte, damals noch auf Pellworm, geträumt von Schwertern, magischen Felsen, blutigen Sagen, kitschigen Rosen, steilen Klippen und immer wieder vom Rauschen des geliebten Meeres. Doch öfter und öfter wachte er auf und fragte sich, wo denn nun am Daumen, der rechts sein soll, der Hase auf der linken und so an der allen rechten Straßenseite entlang zu laufen habe. Die Synapsen kreiselten, noch nicht ahnend, daß der Kreisel an sich Herausforderung. Ach, so schweigen wir und lassen die beiden Geretteten ein paar Worte wechseln.

„Mister Mahler, dear fellow and true companion of mine, may I ask you a simple question?”

“Good old hare and mate in many lost and – by great luck – won bloody battles! Without any intention to annoy you in any way, please be aware that there are no simple questions in this worried world!”

„Sie sprechen die Sprache der Insulaner in intensiver Art und Weise?”

„Gelegentlich und wenn gefordert. Your Question, if you don`t mind, my dear!“

„Wenn ich die Straße hier zu überqueren habe, wohin hat mich zu führen als erstes mein Blick?“

„My goodness! Dies in der Tat ist eine schwierige Frage, ist es nicht?“

„Nun denn, so nehmen Sie bitte die Gelegenheit zu bedenken Ihre Antwort. Ich nehme derweilen meine Zeit zu pflegen meinen Rasen!

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Communikation Breakdown? Land Ho!

Donnerstag, 27. Juli 2017 17:45

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Herr Albert Ernst, hallo!

Man wies mir ein Gerät zu. Das rote Ding. Ich erkannte den Zweck, benennen konnte ich das Ding nicht. (Exkurs: Darf man ein Ding einfach Ding nennen, was immer das Ding auch sei, weil man sich keinen Reim machen kann, warum und wieso dieses Ding?)  Rot war das Ding und rund. Nun: das Ding könne rufen, also ein Gegenüber herrufen. Oder nur anreden? Antippen? Hoffen? Wünschen!? Wahrscheinlich dies. Kontaktophon? Verbindungströte? Nachrichtensirene? Anfragenkurbel? Kommunikationeinforderer? Labberbums? (Exkurs zwo: Standen Sie, da ich unlängst schrieb, hinter mir? Ich spürte befremdliche Nähe.) Sie erinnern sich, wie einst im Mai das einzige Inseltaxi – wir hatten es gar nicht bestellt, aber am Hafen stand es – uns auf freundliche Anfrage hin mitnahm und paßgenau vor die gesuchte Haustüre setzte? Zurück zum Ding: ich kurbelte, rief, flüsterte, brummte, klopfte, schwieg, trat dagegen und alles was man so tut, wenn man voller Begehr. Dann wütete ich mich kurz und knapp in ein längeres Schweigen hinein. Die Prinzessin hatte mich verlassen!!! Bevor ich das vierte Ausrufezeichen auf die Karte kritzeln konnte, grüßte mich eigene Blödheit! Ich wollte doch weiter! Ich hielt eines meiner Ohren an das rote Ding, da ich meinte, es entwindet sich Vernehmbares. Und ja, ich hörte die See rauschen. Hießen die Dinger an den alten Telefonen deshalb Muschel, weil man die Ferne vernehmen konnte? Oder war die Muschel das Ende, in welches man hineinsprach und oben kam nichts raus denn Rauschen? Kurz darauf stand ich auf dem Deich und unten lag ein Krabbenkutter im Schlick. Bald kommt die Flut und hoffentlich auch die Krabben. Wobei: was ist dagegen einzuwenden, wenn die klimaverstörenden Aufrechtlügner in Zukunft immer über €10 für ein Krabbenbrötchen berappen müssen? Anders kapieren die Miles and More – Masturbateure und AggroSUVer (Liebe selbstverliebte Pedelec – Don Quichotes und Smartalone – Veganer, Euer Strom wird auch nicht aus Mäusezitzen gemolken, gelle!) die Chose leider nicht.

Verzeihen Sie das kurze Wüten, mich juckte es nur eben kräftig am Schulterblatt.

Ich sehe freudig entgegen in aller Ehre Ihnen gegenüber unserem nächsten Treffen

Der Ihrige Archibald Mahler

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Distant ships sailing into the mist / You were born with a snake in both of your fists!

Mittwoch, 26. Juli 2017 16:31

pewo31

Sehr geehrter E.A.!

Mitgegangen: dringehangen oder wie die Aufrechtgeher so oder anders gerne schlaumeiern. Da hing ich nun im Netz wie eine Krabbe, wobei die ja dieses Jahr sehr selten sind und kostbar. Sie erinnern sich: Krabbenbrötchen für neun Euro. Gut, selten bin auch ich, über das zweite soll Budnikowski entscheiden, den zu grüßen ich Sie herzlich bitte. Ich vermisse ihn, aber da sollte er nicht von wissen, sonst wird er einverbildet. Wo war ich hängengeblieben? Verstrickung ist auch ein schönes Wort. Kann ich mir eigentlich auch aus all den eigenen Verstrickungen einen Schal stricken, der den wunden Hals, nachdem man sich in verschwendender Art und Weise dumm, dusselig und heiser gequatscht hat, vor kalten Winden und miesem Geniesel schützt? Man ist ja gerne mal Beifang seiner eigenen Verfehlungen. Ich fühlte mich in diesem Netz so verfangen, als hätte mich eine doppelseitige Rückhand in die Maschen gepfeffert, als ich den Versuch wagte eine Bemerkung zu bemerken. Mit Gegenwinden zu leben, hier oben kann man es üben lernen. Als ich dies notierte, schaute die Prinzessin über meine Schulter und lachte auf. Schrecklicher Verdacht keimte in mir. Will man mich hier behalten? Sähe ich Sie nie mehr wieder? Und die anderen da auch nicht mehr? Ich begann zu zappeln, wohl das Dümmste, was man tun kann, hängt man fest. Das Gewebe zog sich fest und fester um mich und mir war, als drücke ich meinen Kopp selbst unter Wasser. Jedoch als die Luft meinen Lungen endgültig entweichen wollte, da begann ich langsamer zu hirnen. „Der Lachs soll zappeln in der Stromschnelle, nicht der Bär!“ (alte Kamschatkabärenweisheit!) Daraufhin wurde es dunkel, erst vor meinem Aug’, dann am Firmament. Es griff nach mir die Hand der Prinzessin, behendes Wenden hin und her und draußen war ich aus der Not. Sie sprach zu mir: „Dummer Bär! Niemals würde ich Dich einsperren. Nur wer freiwillig bleibt, kommt gerne zurück!“ Und doch da war wieder dieses Gefühl, daß mich wer ruft, wo ich doch so gerne geblieben wäre. Und sie sagte: „Hinter dem Deich liegt eine Insel im Meer und dort ist rechts links und umgekehrt. Diese Insel ist, obwohl deichlos, soviel größer als Pellworm und die alten Steine dort künden von noch älteren Geschichten. Das wird Dir gefallen! Bis dann!“ Aber da war ich schon eingeschlafen und mir träumte, ich sollte ein Schwert aus einem Stein ziehen. Ein überirdische Macht habe es dort hineingerammt, flüsterte man mir zu. Geht das?

Gute Nacht

A.M.

Die vorläufig letzte innere Warft:

Rund ist der Schädel

Ein Kreisel ist kein Hotel

Frage den König

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Ch–ch–ch–Changes (Turn and face the strange)

Montag, 24. Juli 2017 17:36

pewo29

Mein bester Meister Albert!

Vor nun über Wochenfrist vermeldete ich ein anstehendes Blumenbad. Nun ist es soweit (gewesen). Mit welch ausdauernder Bedächtigkeit meine Gastgeberin das Bad bereitete, davon lesen Sie einstens in meiner anstehenden Autobiographie. Jedenfalls wuchs in mir diese Ungeduld, an der ich beim Blick in den Spiegel gerne vorbeischauen mag. Die Prinzessin hatte sich ein Blümchen ausgeguckt und festgestellt, daß eine weitere Woche voller Sonne wie Wind die Wirkungsmächtigkeit des anvisierten Badezusatzes wohl auf den Punkt bringen würde. VerMUTung. Geredet wurde währenddessen kaum bis nicht. Wohltat! Und dann lag ich in der Wanne. Endlich? Nein, überraschend schnell. Wenn man der Zeit keine Beachtung schenkt, geht alles ratzfatz! (Verzeihen Sie bitte meine momentane sprachliche Verschlampung!) Jedoch einfach so in einer Wanne rumlümmeln? Nicht in ihrer Gegenwart. Dies der unerbittliche Fingerstups: „Und jetzt fang mal an zu vergessen, damit Du Dich wieder erinnern kannst!“ Ich versuchte es gewissenhaft – das dürfen Sie mir glauben – aber der innere Widerborst. Jetzt hänge ich in einem Netz, vom Bade feucht noch am Ohr, sie steht hinter mir und lacht, keckert, hüpft, tanzt. „Manche fangen sich im eigenen Netz und jubeln über fette Beute!“ Soll ich drüber nachdenken, während mein Pelz trocknet. Und wissen Sie was? Mir fröstelt, aber ich tue es gern. Unter uns: ich befürchte meine Zuneigung wächst. Wenn ich jetzt verliebt bin und auf ewig Inselbewohner bleiben muß oder will? Nur eine weitere Frage Ihres Sie grüßenden

Archibald Mahler

Ach ja noch:

In Fetzen das Netz

Stark der Sturm Gedankentod

Rückkunft über Los

pewo30

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