Beiträge vom 13. Juli 2011

LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 2

Mittwoch, 13. Juli 2011 16:16

vacances2

«Man braucht zwei Jahre, um sprechen zu lernen und fünfzig, um schweigen zu lernen.» Hat ein alter Aufrechtgeher aus Nordamerika gesagt, der entweder wunderbare Geschichten über Söhne, Stiere, Fische, alte Männer und Meere verfasste oder Gnus, Löwen und Elefanten jagte. Den letzten Elefanten, den er erlegte hatte, war er selbst gewesen. Talking about the Jagd: der nächtliche Karpfen war schmackhaft, sein Gesichtsausdruck, als die Tatze zuschlug, selbst für einen Fisch etwas dümmlich. Man rechnet in mittelhessischen Teichen nun mal nicht mit einem Bären. Peching! Zurück zum Thema! Schweigen ist eine gute Tätigkeit, um einem Urlaub Sinn und Tiefe zu verleihen. Die Frage ist nur, wird das Selbstgespräch als eine Form des Schweigens akzeptiert und gerade hier, unter gelegentlicher Beobachtung? Verzwickt. Die Sonne geht auf – im Urlaub scheint immer die Sonne, auch wenn gerade eine Regenfront über Mittelhessen hinwegrauscht – und Archibald Mahler sitzt am Eigensee und plappert vor sich hin, zitiert den alten Ernest, Gottvater aller Petrijünger, pult sich eine Karpfengräte aus den Lefzen. Kein Lachs, aber auch nicht allzu schlammig das Karpfenteil. Der nächste Urlaubstag kann kommen. Ach, da ist er ja. Der Tag wird begrüßt, man zieht sich ins Gebüsch zurück – muß auch sein – und kehrt erleichtert auf seinen Ausguck zurück. Der See glitzert. Im Urlaub glitzert ein See immer, auch wenn gerade graues Wolkengehänge alles Blau und Glitzergrün aus dem Gewässer vertrieben hat und die Wasseroberfläche eher einer ungeputzten Bleiplatte ähnelt. Die Karpfen ziehen sich auf den Teichgrund zurück. Nützt Euch nichts. Genießt die Stunden vor der Nacht. Der Bär ruht am Tage. Oder vielleicht doch ein Hauch von Aktivurlaub? Den Eigensee umrunden? Einmal im und einmal gegen den Uhrzeigersinn drumherum, auf daß Welt, Seele und niederzutretendes Gras im Gleichgewicht bleiben? Wäre eine Möglichkeit. Morgen dann. Vielleicht! Heute nachdenken über Möglichkeiten. Seine eigene Sanduhr sein und die Gedanken von oben nach unten durchrieseln lassen. Wenn man sich vollgedacht hat, macht man einen Kopfstand und die Gedanken rieseln an ihren Ursprung zurück. Eine Aufrechtgeherin führt ihren Vierbeiner am gegenüberliegenden Ufer spazieren. Sie bleibt stehen, erschrickt. Sie hat noch nie einen Bären gesehen, der einen Kopfstand macht. Der Vierbeiner klemmt seine Rute zwischen die Hinterbeine und wimmert. Archibald Mahler ist wieder allein und denkt, wie schön doch so ein zweiter Urlaubstag sein kann. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

Thema: Draußen vor der Tür | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth