Beiträge vom 15. Juli 2011

LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 4

Freitag, 15. Juli 2011 17:01

vacances4

„Freiheit war ein Wort aus dem Fernsehen.“ Das hat ein Aufrechtgeher geschrieben, der gerne mal losläuft, um zu schauen. Zum Beispiel von Berlin nach Moskau oder rund um dieses Land. Und unlängst querte er von Nord nach Süd das Herz des großen Landes auf der anderen Seite des Meeres, querte das Herz jenes Land auf der Straße der Erleuchtung, nur in entgegengesetzter Richtung, das Herz jenes Landes der Urururgroßväter des Archibald Mahler, seines Zeichens Bär und sitzender Denker. Versteht Ihr jetzt nicht? Dann müßt Ihr lesen. Es ist großartig. Archibald Mahler erwacht nach unruhiger Nacht. Hinein in den vierten Ferientag. Die Sonne strahlt vom Firmament und der Eigensee glitzert .. ähem .. danke, hatten wir schon. Gestern abend hatte der Bär noch liebevoll den Schwarm Döbeln betrachtet, Speichel in den Lefzen gesammelt, den Magen wonnig vibrieren lassen, doch die große Müdigkeit und die strahlende Abendsonne über dem glitzernden See .. tschulligung .. aber man kann es nicht oft genug erwähnen: Ferien halt. Wie gesagt, Mahler war zu müde, um noch einen Fisch aus dem Teich zu pranken. Fehler! Vernehmet! Des Bären morgenfeine Nase erschnüffelt den Geruch frisch gesägten Holzes, den Odeur ebenst vergossener Tinte. Sieh an! Die nächtliche Unruhe – Trappeln, Wispern, Hämmern, Pinseln – nicht der Soundtrack eines bösen Traumes war dies, nein: es waren die Angler von Allendorf. Und der erwachende Bär blickt nach links – die Sonne scheint und der See .. (Wage es noch einmal! Gruß vom Säzzer!), dann blickt er nach rechts, zurück zur Mitte, wieder nach rechts, klassischer Doubletake und sieht eine Holztafel, frisch errichtet. Die Nachricht: „Warnung! Betreten, Befischen und Betauchen des Sees unter allen Umständen und ohne offizielle Papiere strengstens untersagt! Auch für Bären! Wir sind dann mal weg, meinen es aber ernst. Wir haben Aufpasserhechte ausgesetzt. Mit Zeigefinger und Gruß: Die aufmerksamen Allendorfer Angelbrüder!“ Man hatte den Petz verpetzt. Diese Aufrechtgeherin vom Mittwoch und ihr leptosomer Köter! Soviel zum Thema Freiheit, Natur und Vollpension! Doch Archibald Mahler erlaubt sich zu grinsen. Der Hecht, und dies auf manche Weise, ist des Bären Lieblingsspeise. Drahtiger Jäger, feines Fleisch, ein schneller Kämpfer, ein richtiger Gegner. Nacht komme herbei! Aber spitze Zähne hat dieser Kampfpfeil schon. Archibald Mahler steht auf. Dort hinten war doch ein Brombeerstrauch. Überprüfen wir mal den Reifegrad. Man ist so frei. Hinweistafeln? Vielleicht der Biebertaler Beerensammler? Der Dorlarer Dornenschützer? Keine Schilder! Aber die ersten süßen Kügelchen. Er schmatzt. Er kehrt zurück auf seinen Ausguck. Die Freiheit! Ist so eine Sache. Wahrscheinlich ist sie dann da, wenn sie einen umgibt wie eine Stille, eine noch nicht wahrgenommene Stille, eine Stille, die ihre Zeit benötigt bis sie ins Bewußtsein dringt. Dieser Moment von Begreifen, das etwas da ist, schon lange und doch so plötzlich. Vielleicht ist das die Freiheit? Die Ruhe nach dem Kampf. Laut und schrill und ist sie jedenfalls nicht, die Freiheit. Das war am vierten Ferientag. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er aufs Wasser. Guck an!

Thema: Anregende Buchstaben, Draußen vor der Tür | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth