LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 5
«Wer den Himmel im Wasser sieht, sieht die Fische auf den Bäumen!» So wird ein Aufrechtgeher aus dem fernen Chinesien zitiert. War es ein Mönch im Fastendelirium oder ein Angler im Sakerausch? Wir wissen es nicht. Archibald Mahler schon gar nicht. Esoterisches Gewisper und das Knurren eines Bärenmagen, es gibt Dinge, die schließen sich gegenseitig aus. Und dann gibt es die Nacht. Und den Traum. Den Traum, in dem ein Bär in Mittelhessen in der Krone einer Silberweide sitzt, einer Silberweide am Ufer des Eigensees, den der volle Mond überzogen hat mit glitzerndem Zuckerguß, und der Bär namens Mahler blickt hinauf ins Firmament und dort hängt dieses Mobile, dreht sich und schaukelt im leisen Nachtwind, und am Mobile da hängen sie, die Döbeln und Eschen und Zander und Waller und drehen sich und duften schon nach Pfanne, nach Grill und die Pranken des Bären werden lang und die Fische ferner und wieder näher und grüßen fast schon filetiert und Speichel fließt und kocht im Maul und jetzt faßt er sie die fette Esche unser Archibald, als der Hecht von hinten und spitze Zähne sich graben in den Nacken eines Bären, der sich schüttelt und brüllt und zürnt und erwacht und sieht den frühen Teich und etwas Nebel und etwas Licht und frühen Himmel, der im Teich sich rosablau wölbt, und greift sich in den Nacken ob des Hechtes. Nein Mücken warn’s und Schnaken! Mistgetier, das einen Traum vom Vollmondmahl gestört. Verdammt. Was so ein blödes Zweibeinerschild doch für Träume macht. Man legt sich hin, schläft, um zu verdauen was der Tag einem serviert, das Denkgedärm arbeitet und emaniert ein paar Häufchen. Die nennt man dann die Träume. Bequem ist’s oft zu schlafen, doch das Erwachen, da wird es interessant. Keine Fische in den Bäumen, obwohl der Himmel im Wasser, der Himmel, der immer im Wasser sein muß, weil sonst das Wasser gar keine Farbe hat außer eben die Farbe des Himmels. Das stellt Archibald Mahler fest am rosablauen Morgen seines fünften Urlaubstages. Doch warum hängt dieser Einkaufsbeutel, ein ihm entfernt bekannter Einkaufsbeutel, in den Zweigen dieser Schwarzerle rechter Pranke? Ein Zettel? Eine Nachricht? „Für Herrn A. M. von Frau Eva Pelagia! Guten Appetit.“ Man sorgt sich. Sehr schön. Schlemmerfilet a la Bordelaise! Vorgegart! Großartig. Man muß, nur weil Ferien sind, ja nicht gleich einen auf Neandertaler machen. Sagt sich der Bär und schmatzt vor sich hin. Und sonst? Was macht bärman sonst? Fragt sich der Bär. Und dann schaut er in den Himmel, also aufs Wasser. Guck an!