Der Gelbe Planet und die Hinterhoftulpe
Montag, 5. März 2012 15:52
(Der Bär wurde vor die Tür gesetzt. Dies soll anregende Wirkung haben. Die Wolkendecke war aufgerissen, just in dem Moment, da der Gelbe Planet an Dächern vorbei, durch Häuserlücken hindurch, mit seinen seit Tagen an Kraft und Höhe gewinnenden Strahlen die neu angeschaffte Hinterhoftulpe anzielte. Der Hase hatte aus dem Fenster geblickt, als dies geschah. Er hatte schon Stunden aus dem Fenster geblickt, da der Bär immer noch schweigt. Langeweile halt. Jetzt sitzen beide draußen. Des Hasen Hoffnung: das Sonnenlicht wirft die Synapsen des Bären an. Und vor allem das Redezentrum. Doch ein Bär ist keine Solarzelle. Ein Bär ist ein etwas eigenwilliges Geschöpf, ein sehr eigenwilliges Geschöpf, im Jahre zweitausendzwölf ein ganz besonders eigenwilliges Geschöpf. Hören wir rein.)
„Sehr verhochgeehrter Mahler. Das Wochenende ist nun dahin und ich tat, wie mir geheißen und jetzt? Haben die zwei freien Tage ihre Reserven und Tanks wieder auf – oder neu gefüllt mit Gedanken, Zitaten, Plänen, Redebeiträgen, Geschichten, Fingerzeigen, Wütereien, wohlfeilen Beleidigungen und anderem Gespinst? Wie ist die Gesamtsituation und in welcher Beziehung haben Sie vor, teurer Denkbär, sich dem Jahre Zweizwölf zuzuordnen? Wollen wir es – Ein Vivat der Bescheidenheit! – bei drei Worten belassen.“
(Der Bär streckt sich. Wirbel knacken. Er läßt heiße Luft durch seine Nasenlöcher zischen. Was hören wir?)
„Ich sehe rot!“
„Weia, wie Sie immer sagen. Dann bis morgen, Herr Bär und Mahler.“
(Man sonnt sich. Denkt nach. Über den Gelben Planet. Hinterhoftulpen. Dann zieht der Himmel zu. Fröstel!)
Thema: Zweitausendzwölf | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth