A. Mahler im Philosophenwald / Vom Betteln

philwald05

Da ist man eingezogen. Also auch ausgezogen. Zwischenstufe nackt? Quatsch! Aber ein Umzug, zwischen den Akten oder auch mitten im Akt, er verändert gewiß, die alte Hülle ist abgestriffen oder abgestreift – Duden entscheide Du! – aber niemals geht man eben so ganz und ein Hauch der ehemaligen Klamotten bleibt immer hängen an den Häuten, seien sie alt oder neu oder geborgt und gewollt oder Last oder Lust oder was auch immer. Und wie Archibald Mahler so oben auf seiner Kopfdachdenkmatratze sitzt und der sonntägliche Regen sich verdrückt hat und des Bären Pelz trocknet und der Wind an den Blättern rumwirbelt, da will noch eine Geschichte raus aus dem Denker im Philosophenwald. Voila! Als er vor Tagen, nach dem etwas rauhen Freundesschubser des Herrn von Lippstadt – Budnikowski, Richtung Philosophenwald aufgebrochen war, querte er, bis zum Weisheitszahn angefüllt mit Widerwillen, die Einkaufszone der Kleinen Häßlichen Stadt. Sein Schritt beschleunigte sich, sein Blick war hinabgesenkt auf die entsetzlich phantasielose Bodenpflasterung, hirnlos geile Kaufidiotie umwaberte ihn, er hoffte nicht gegrüßt oder erkannt oder angesprochen zu werden (Oh jaaaaa!) und als der Unmut sich langsam in ihm tsunamierte, saß da – Rettung ist keine Chimäre! – die reine Freude vor dem Kugelbrunnen: ein Bettelnder. Strahlendes Gesicht, oben noch zwei Zähne, unten vielleicht drei, eine Halskette hielt sein schütteres Haupthaar in Form, Schneidersitz, Parka und darunter eine Art Seidenhemd Goa – Style, am rechten Oberschenkel lehnte eine Papptafel, wachsmalkreiden beschriftet. Herr Archibald Mahler entzifferte und große Freude erfüllte ihn. Vernehmt die Worte und denket nach! „Paßt bloß auf in der Schule, sonst endet Ihr wi ich!“ Wi!!!! So soll das sein, wenn man nachdenkt! Wi!!! Der Bär leerte mit breitem Grinsen seinen Geldbeutel in die Bettelschale des Bettelgenies, man unterhielt sich königlich amüsant, dann wieder fußtrippelt die Zeit, der Bettler mußte weiterarbeiten, der Bär wollte weiter und nahm den Dank des Fünfzähners entgegen. So hat der den formuliert. Wirklich! „Ich wünsche Ihnen eine – wie heißt das noch? – Engadanz – nein – Intendanz an der Met in New York!“ Also sitzt zur Stund Archibald Mahler im Philosophenwald und weiß, warum er pleite ist. Aber die Matratze liebkost den Pöter. Dürfen Philosophen eigentlich Arsch sagen? Es regnet und die Sonne scheint auch. Ja, iss denn schon wieder April?

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Montag, 4. Juni 2012 15:55
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