A. Mahler im Philosophenwald / EM BBB 2

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Und weil Herr von Lippstadt – Budnikowksi dem Herrn Archibald Mahler ein sehr guter Freund geworden ist – ganze lange und erfüllte sechs Jahre ist das in diesem Monat her, daß man sich kennengelernt hatte – hat Herr Mahler sich einen Stift geschnitzt, ein paar unbeschriebene Blätter von einer Kastanie geborgt, hört dem aufregten Lippstadt – Budnikowski zu und schreibt fleißig, da Herr von Lippstadt – Budnikowski ihm vorliest, was da in der Zeitung steht, die im Zug aus Polen zurück nach Mittelhessen lag und wie klug für diese Zeitung ein ehrenwerter Herr Joachim Hoell geschrieben hat über die Pöhlerei. Herr Mahler ist Linkshänder. Dieses ist der zweite von fünf Teilen:

Gucken als Event der Selbstbespiegelung

Das Public Viewing im Pub stellt dabei das Minimum an Öffentlichkeit dar. Auf den Fanmeilen der Großstädte drängeln sich gleich Millionen, um im kollektiven Rausch versinken zu dürfen, stundenlang im Regen oder in der Sonne stehend, aus so weiter Ferne zum Screen, daß das Fußballspiel selbst zur Nebensache, die wabernde und brüllende Masse zur Hauptsache wird. Das Fernsehen berichtet live davon, daß so viele gemeinsam fernsehen, das Event Fußball wird zum Event Fußballgucken, eine krude Selbstbespiegelung, mit der die Macher die Spirale immer höher drehen.

Das Medium Fernsehen nimmt als Übermittler, Organisator und Sponsor der Spiele eine zentrale Rolle ein. Katrin Müller-Obersalzberg, wie Spötter die Kommentatorin des ZDF nennen, nachdem sie bei der WM 2010 ausgerechnet die Treffer von Miroslav Klose als “inneren Reichsparteitag” für den polnischstämmigen Stürmer bezeichnete, steht zur EM 2012 auf einer Seebühne auf der deutsch-polnischen Insel Usedom, pompös in der Ostsee arrangiert und spektakulär illuminiert, als ob Leni Riefenstahl ein Remake von “Triumph des Willens” und “Olympia” gedreht hätte und auch gleich noch den Hauptdarsteller in Gestalt des blonden Hünen Oliver “Olli” Kahn casten durfte. Flankiert von der johlenden Meute, alle frisch ausgestattet mit UEFA-Fanartikeln der deutschen Mannschaft.

Hätte man den schwarz-rot-goldenen Fußballstrand in Polen oder der Ukraine aufgebaut, wären die Schlachtgesänge deutscher Fans womöglich im polnisch-ukrainischen Jubel untergegangen, aber man hätte nicht mehr von “innerem” Reichsparteitag sprechen müssen. Aber das war den Verantwortlichen dieses Mal dann doch noch zu mutig.

Und das hat Herr von Lippstadt – Budnikowski den Herrn Mahler noch gebeten, daß er dies verlautbare. Nämlich, daß alle schräg markierten Worte der Herr Autor Joachim Hoell geschrieben habe. Wenn er das lese und nicht wolle, daß es hier stehe, solle er Bescheid geben, dann werde es weggemacht. Übrigens: Das erste Mal standen diese Worte am 23. Juni im Kontext, der Internetzeitung aus Stuttgart und TAZ – Beilage.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 26. Juni 2012 19:05
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