Wie wir den Nachbarn im Osten besuch(t)en 2
„Mahler, sind wir jetzt eigentlich schon in Polen?“
„Sie schon, bester Budnikowski, ich dagegen weile noch in doitschen Landen.“
„Wie kommt`s?“
„Der rostige Pfahl ist es, der uns trennt!“
„Aber ich könnte Ihnen Ihr Fell kraulen und müßte nicht einmal meinen Personalausweis herzeigen!“
„Das lassen Sie mal schön bleiben!“
„Den Personalausweis zeigen?“
„Beides, Herr von Lippstadt – Budnikowski! Beides!“
„Geschengt!“
„Genau! Der rostige Pfahl ist ein letzter Rest von Abgrenzung. Ein Glück, das eigentlich immer noch nicht zu fassen ist.“
„Und diese Holzpfähle vor unseren windbeblasenen Nasen, da, die da unten im Sand? Hatte man da einstens Maschendraht dran genagelt?“
„So war das wohl. Und einiges mehr.“
„Aber wo ist denn jetzt die Grenze?“
„Blicken Sie hinter sich!“
„Metaphorisch oder körperlich?“
„Erst mal einfach nur umdrehen! Den Rest erledigen wir morgen. Jetzt lassen Sie mich vorbei, ich will nach Polen.“
„Trifft sich gut, ich muß noch mal nach Germanien. Hab was vergessen.“
„Was denn?“
„Miesepetrigkeit und Medaillenspiegel vor dem Grenzübertritt niederzulegen!“
„Sehr weise!“
„Mahler, der Wind hat schon wieder die Richtung gewechselt!“
„Auch bei Ihnen da drüben in Doitschland?“
„Sie werden es nicht glauben: ja!“
„Man kann es also spüren? Auch da drüben?“
„Wenn man es will!“
„Schauen wir auf die Ostsee, Budnikowski!“
„Schauen wir auf die Ostsee, Mahler!“