Beiträge vom 10. September 2012

Zum 35ten Male besingt Zimmermann eine Scheibe, alles neu und alles bleibt und gut (2)

Montag, 10. September 2012 18:17

tempest2

„Ein Simsonroller hat ein ähnliches Alter wie der Zimmermann. Als ein Zimmermann seine ersten Töne sang, dachte man: ein Simsonroller ist keine Harley – Davidson und der Zimmermann ist nicht der „Kleine Richard“. Aber Zimmermann fühlte sich nun mal wie ein Kleiner Richard’ und der Simsonroller fühlte sich mindestens so schnell wie eine Kreidler ‚Florett’. Was das heißt? Rote Ampeln haben ab einem gewissen Alter keine Bedeutung mehr. Und Exegese ist der Zeitvertreib der Orientierungslosen. Wie bitte? Dig it: Man liest seine Bibel oder liest sie nicht.“

So sprach der Herr Albert am Tage nach dem Eintreffen des Sturms. Archibald Mahler hatte den Silberling termingerecht abgeliefert. Jetzt dreht er sich vor den Ohren des Ehrenwerten Herrn Albert in schwerer Rotation. Dreistellig? Noch nicht ganz, ein ordentliche Zweistelligkeit ist erreicht, aber wenn das so weiter rotiert, ist die Hundert keine allzu ferne Utopie. Und was hört der Bär mit? Ein bisserl anglikanisches Wörterbuch hat er sich schon angeeignet im Laufe seines Unterschlupfes beim Herrn Ernst A. und das Knarzen des Zimmermanns ist ihm so seit Zeiten Kopfkissen und Ansporn. Ein kurzes Anriechen der neuesten Worte des Sturmes:

„Dummer Junge, Du glaubst ich bin eine Heilige? Deine Klagegesänge mag ich nicht mehr hören. Was schenkst Du mir? Süße Lügen? Halt Deine Zunge im Zaum und entdecke Deine Augen!“

Oder:

„Mein Herz ist voller Freude und ohne Angst. Ich war da unten, wo es richtig schmerzt. Ich habe keine Eile mehr. Deine Wut, davor fürchte ich mich nicht mehr. Ich stand schon vor dickeren Mauern.“

Oder:

„Wenn Liebe eine Sünde ist, dann ist die Schönheit ein Verbrechen. Jedes Ding atmet Schönheit, von Zeit zu Zeit.“

Und die Musik der Mitbarden des Robert Z. schwingt und walzert vor sich hin und des Bären Pöter tut da mit. Keine Musik für junge Menschen ist das oder für jene schon gar nicht, welche da nicht altern mögen. Und heute war ein heißer Tag. Morgen gedenkt sich die Welt mal wieder der Tatsache , daß sie um beinahe den Preis eines getöntes Haares untergegangen wäre. Tut sie das übermorgen nicht auch?

Thema: Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zum 35ten Male besingt Zimmermann eine Scheibe, alles neu und alles bleibt und gut (1)

Montag, 10. September 2012 12:29

tempest1

„Frisch gepresst. Druckfrisch noch. Man muß sich beeilen. Quatsch. Einstens mußte man sich tatsächlich beeilen. Die Platte kaufen. Diese Platte nicht wie die anderen beim Händler vorhören. Einfach rein in den Laden und das Ding aus dem Regal ziehen und es kaufen, unter den Arm klemmen und aufs Moped und heim. Alleine. Diese Platte muß man alleine ersthören. „Ah, der Nasenbär wieder!“ Die Anteilnahme von Banausen benötigt man in solchen Momenten nicht. Erwartung. Nadelknistern. Erstes Rauschen. Euphorie oder tiefe Enttäuschung, man mag dies nicht teilen. Verschlungene Wege, die der Meister ab und an beschritt. „Ich verstehe nicht. Warum macht er das?“ So war das mal. Irgendwann kommt der Tag, da läßt man all seine Zweifel am Rande der verschlungenen Pfade fallen und folgt. Die Aufregung bleibt. Und heute? Nun gut, man trickst sich aus. Platten kaufen nur noch die letzten Mohikaner und die Nachrückfanatiker. Wenigstens noch den Originalsilberling erstehen und sich nicht fremde Mucke runterholen. Was Fremdes anfassen und nicht nur sich! Morgen ist der Tag! Denkste! Man trickst sich weiter aus. „Sie können das gesamte Album schon mal im Streaming vorhören.“ Häppchenweise. Vorfreudetöter. Und die Worte. Die vielen neuen Worte? Wo sind Sie? Hat ein fleißiger Phisher sie schon in seinem Net? Ach. Hier noch warten. Gott sei Dank mit scharrendem Huf! Ach!“

Während der Ehrenwerte Herr Ernst Albert vor sich hin grummelt, klagt und wartet, alte Zeiten besingt, nimmt Archibald Mahler seine Aufgabe sehr ernst. Der Silberling lag pünktlich im Regal, der Simsonroller war vollgetankt, doch die Ampel, die die Kreuzung bewachte, war eine rote Ampel. Wer den Sturm unter seinen Armen trägt, kann leider keine Rücksicht darauf nehmen.

Thema: Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth