Mahler sammelt Grenzerfahrungen und andere Familiaritäten oder schaut nur auf den See (11)

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Ernst Albert hatte seine doofe Geschichte erzählt. Eine Geschichte von Feigheit, Unaufrichtigkeit, dem Grinsen statt dem Denken, hektischen Erwartungen, mangelnder Frustrationstoleranz, zerstörerischen Ängste und dieser ganz besonders fürchterlichen Schlaumeierei. Nichts Besonderes eigentlich, Musentempel eben, aber in dieser Ausprägung nicht alltäglich. Er hatte die Geschichte gar nicht mal wütend erzählt, traurig eher, kopfschüttelnd. Genauso hatte Mahler zugehört. Die Aufrechtgeher sind ja zu manchem Schwachsinn fähig, das weiß der Bär, seitdem er Welt schaut. Aber so etwas? Potzrembelige Psychokacke aber auch! Dann stand der Ehrenwerte Ernst Albert auf und machte sich auf nach Mittelhessen Und der Bär dachte, daß es schon sehr schmerzhaft sein muß, sich so von seiner alten Heimat verabschieden zu müssen. Vor allem, wo man doch hier so schön auf den See schauen kann. Mahler wiederum hatte noch keine Lust auf Mittelhessen und blieb erst mal sitzen. Blöd nur, wenn man keinen ordentlichen eigenen Gedanken fassen kann, weil jemand Dir Hirn und Herz vollgepackt hat mit Aufrechtgehermonstrositäten. Ob er die Geschichte von Herrn Albert erzählen soll? Ein großer Quatsch wäre so etwas wohl. Das wird von ihm gedenkt, demnach bleibt er sitzen, winkt dem Säntis zu und ein Segelboot vor seinen konsternierten Blicken kämpft gegen die badische Flaute an. Nichts geschieht, selbst Wind und Wellen stumm, als ruhe der See in Aspik. Und die Zeit rollt sich auf zu einer kleinen Kugel und rutscht des Bären Buckel hinunter. Dem Herrn Archibald Mahler wird es ganz sepia zu Mute und so bemerkt er, daß auch er seine Heimat verloren hatte. Und dies schon vor langer, langer Zeit.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Sonntag, 14. Oktober 2012 20:07
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