Mr. A. Mahler träumt tageweise ins Buch / sechs

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Und dann träumte Mahler, er verlöre sein Fell. Er war unterwegs, er hatte es eilig, oder besser: man hatte ihn eilig. Reisetraum. Unterwegs. Ziel vergessen. Oder keines angestrebt. Wer träumt, deutet nicht den Traum, den er träumt. Aber Mahler ahnte träumend, daß ein Mahler ohne Fell kein Mahler mehr ist. Was dann? Ein Fisch? Ein Bärfisch? Ein Fischbär? Eine Reinkarnation? Wiedergeburt als Lachs, der dann von Bären zerlegt wird? Herr Ober, zahlen bitte? Dann wurde der Traum entschieden enger. Zwei eitle Arschkrampen – das darf man schreiben; wenn man schwarz – weiß geträumt hat, lieber Leser – zwei eitle Arschkrampen also, mit denen Mahler in seinem früheren Leben zu tun gehabt haben mußte, grinsten ihn an. Unentwegt. Arschkrampen in Träumen grinsen immer blöd. Oder schießen in der 98. Minute noch ein Tor und dürfen zur Belohnung an der Freundin des Unterlegenen rumfummeln. Mahler aber hat keine Freundin, noch nicht mal im Traum. Wenn ihm das Fell abhanden kommt in Gänze, wars das eh mit dem anderen Geschlecht. Als Delilah dem Samson das wallende Haupthaar abschnitt. Mahler reicht einem der Arschkrampen den Vertrag. Da steht es doch. Schwarz auf weiß. Mahler hatte gelernt: was steht, das steht. Schwarz auf weiß. Vertrauen! Im Traum. Wann? Damals? In wessen Namen? Mahler geht weiter. Alle, die ihm entgegen kommen, grinsen. Auch diejenigen, welche keine Arschkrampen sind. Die Gehwege werden weggeklappt. Die Straße, auf der Mahler fellfrei traumwandelt, wird schmaler. Rechts und links des Steges steigt abendliche Warmluft auf, Dohlen spielen mit der Thermik, singen und schwingen. Leicht. Es abgründelt. Mahler wedelt mit einem Schriftstück, er besteht darauf, daß er den Vertrag genau gelesen habe. Auch das Kleingedruckte, Du Fisch? Gewiß und schwarz auf weiß. So habe ich das gelernt. Von wem? Dann träumt Mahler, daß er aufwacht und fürchterlichen Muskelkater hat. Der Traumschleicher Budnikowski steht neben ihm und schlägt ihm unentwegt die kleine weiße Pfote auf seinen Oberarm. „Hömma, BVB hat gewonnen.“ Mahler dreht sich um, schläft weiter und träumt davon, das Fell des Bären unter den Gerechten zu verteilen. Vor der Zeit, natürlich. Und dann steht er im Foyer eines Musentempels. Warum grinsen heute alle in seinen Wintertraum hinein? Und wer? Ernst Albert oder die Arschkrampen?

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Samstag, 1. Februar 2014 16:01
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