Mit den Augen des befreundeten Fremd / Eins

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Vom Regelwerk heute und der Tat

Archibald Mahler lässt schauen. Aha! Der Herr von A PUNKT Mahler lassen ab sofort schauen. Hört hört! Ach? Ach! Gründe wird er wohl haben. Ob er nun müde oder angeschlagen oder angewidert oder ein arroganter Schnösel oder einfach nur einfach ist, was er eben ist, es ändert nichts an der Tat, der Vorgang bleibt der, welchen er darstellt und zwar selbiger: Archibald Mahler lässt schauen und der Herr von und zu Lippstadt – Budnikowski übernimmt dies für ihn. Der wiederum weiß warum er diese Aufgabe übernommen hat, denn auch er hat gründlich Gründe. Welcher Natur diese sind, ob er vom Helfersyndrom angefasst ist, von der Selbstsucht gar, der Hase lediglich eine Selbstverständlichkeit leistet, man ihn überrumpelt hat, er Größe findet in tätiger Naivität, er sich an etwas zu erinnern sucht, was sich wie eine Freundschaft anfühlen möge, wir wissen es nicht. Wir sehen lediglich ein Handeln. Das möge uns reichen. Nennen wir den Vorgang vorläufig eine Versuchsanordnung.

Im folgenden werden die zwei Teilnehmer, Laboranten, Versuchskaninchen und – bären versuchen ein grobes Regelwerk zu erstellen. Wer mal Kind war, mag sich daran erinnern, daß der Erstellung eines dem Spiel vorauseilenden Regelwerks oft mehr Reiz innewohnt als dem Spiele selbst. Auch wurde schon oft festgestellt, daß der Energieaufwand, der beim Finden und Festsetzen von Regeln betrieben wird, ein dermaßen gewaltiger ist, daß für den Vollzug eines angestrebten Spiels nicht mehr allzu viel übrig bleibt an Kraft. Hören wir rein.

„Was sehen Sie, Budnikowski?“

„Allerhand!“

„Genauer!“

„Tja, Mahler, da geht es schon los. Spielen wir mit oder ohne Filter?“

„Reden wir hier über Kaffee aufbrühen?“

„In gewisser Weise. Was ich sehe, in dem Moment da Sie mich fragen, was ich eben dann sehe, ist schon kalter Kaffee in dem Moment, da ich eine Antwort versuche!“

„Das heißt? Für Sie? Für mich?“

„Ad eins: was soll ich Ihnen mitteilen? Moment? Bewertung? Soll ich sammeln, zusammenrechnen, abwarten? Eine Art Quersumme übermitteln? Ad zwo: wünschen Sie Live – Berichterstattung, detailverliebt? Dürfen Emotionen meinerseits einfließen in die Schilderung? Geben Sie sich vorbehaltlos zufrieden? Darf ich die Kommentarfunktion deaktivieren? Prokura ohne Vetorecht?“

„Tja! Bedenkenswert. Gut, erster Versuch wäre: wenn da draußen etwas, was länger liegen bleibt, rumliegt oder steht, selbst wenn Sie bei einen zweiten Blick keine Veränderung feststellen, also Sie nach einer geflissentlichen Beschreibung mir kalt und nicht wertend Mitteilung machten, ginge das?“

„Sie treffen also eine Vorauswahl?“

„Lässt sich das vermeiden?“

„Vertrauen ist ein hartes Geschäft!“

„Neigen Sie zur Lüge?“

„Ich finde eine gewisse Ausschmückung bei der Weiterleitung von Wahrnehmungen durchaus legitim!“

„Recht so! Wir sind keine Wissenschaftler, Herr Budnikowski! Und wenn Sie länger schauen und mir gelegentlich ein Destillat – reichlich ausgeschmückt und garniert mit allen Arabesken tausend und mancher Nächte – rüber reichen?“

„Was halten Sie davon, wenn Sie mich fragen, was ich gerade erblicke?“

„Was erblicken Sie eben?“

„Mahler, ich erblicke das abbe Bein!“

„Aber…!?!“

„Was aber?“

„Das ist unmöglich! Das ist doch an mir dran!“

„Ja, das denken Sie, lieber Mahler! Da denken Sie nur! Soll ich also nochmals genauer hinschauen? Ausnahmsweise?“

„Bitte!“

(Lange Pause. Etliche Einatmer. Diverse Ausatmer. An Intensität zunehmend. In Archies scheppsen Kopp viele Töne.)

„Da unten auf der Straße liegt ein etwa dreizehn Zentimeter langes, im Umfang elf Zentimeter dickes, braunes Fellding, welches sich – momentane Lage – nach rechts hin zu einer sieben Zentimeter breiten und vier Zentimeter dicken Tatze oder Pranke verbreitert, die mit drei drei Zentimeter langen Nähten abgenäht ist, welche wohl zur Darstellung der Klauen dienen sollen. Nach links hin dringt Holzwolle aus dem Etwas und einzelne Fäden lugen heraus. Die Außentemperatur misst sich – eben um sieben Uhr fünfundvierzig – auf windige neun Grad hoch. Eventuell zu kühl, also gefährlich für frisch gesetzte Tomaten. Mögen Bären eigentlich Tomaten? Übrigens, soll ich die Amsel verscheuchen?“

(Fortsetzung folgt.)

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Donnerstag, 7. Mai 2015 17:57
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