Die Andere Reise / Ein Bär fällt vom Himmel

andere_005

Das Folgende? Ich kann nur das berichten, was mir erzählt wurde. Und ein wenig davon, womit mich verschattete Erinnerung speist. Ich stürzte wohl, von woher, warum, wie, aus welcher Höhe gar, ein Schleier mir. Später berührte mich eine Pfote. Weiß? Weiß ich’s? Was mir daraufhin in schlichter Klarheit in mein Unterbewußtsein schlich: obwohl alle Handgreiflichkeiten der Pfote von hoher Professionalität geprägt waren, nie hatte mein abwesendes Ich das Gefühl Kälte oder den Drang nach rascher Abwicklung zu spüren, im Gegenteil: Sorgfalt, Wärme, eventuell gar Zärtlichkeit war das, was mein Pelz an die noch aktiven Teile meines Hirnes meldete. Offensichtlich hatte jener Jemand auch mit mir gesprochen. Nun gut ja, auf mich eingeredet. Mahnendes, Sorgenreiches, Kopfschüttelndes. Doch nichts in mir erinnert sich an Inhalte, lediglich ein Vorgang wurde konstatiert, ein Vorgang, der mich sachte zurückführte in selbigen Moment, aus dem heraus ich meinen Bericht versuche zu beginnen. So liege ich nun eine gute halbe Etage unterhalb des kleinen Baumes, den ich gestern noch überragte und mir ist, als sei ich Dädalus. Aber nirgends ein Zeus, der lacht, zürnt, kein empörter Aiolos, der mich vom Himmel blies, auf daß ich in den wütend schäumenden Fluten des Poseidon mein nichtsnutziges Leben aushauche, nein, ein kühles Treppenhaus, das von tiefer Stille widerhallt. Sei ich der Sonne zu nahe gekommen? Nein, hier nicht, gewiß. Mein Kopp brummt wie der Motor einer Harley – Davidson im Leerlauf, schreibt mir aber einige Worte, die durch schlafende Ohren in ihn gedrungen wohl, vor meine erwachenden Augen. „Gebrochen scheint mir nichts zu sein!“ Mich zu bewegen, ich wage es nicht. Das Abbe Bein jedoch, es schweigt und weiter spüre ich nichts von Besonderheit. Die Unterlage sehr hart, dies doch. Verweil in Ruhe, denn gebrannter Bär den Übermut besser meidet. Aber weshalb stürzte ich, fiel, stolperte, holperte, liege nun in Regungslosigkeit? Eine fremde Macht? Und jenes noch scheint man mir zugeraunt zu haben: „Die Türe? Aufstoßen muß Du diese selbst! Ein Geschwätz wird Dich nicht sattmachen!“

Langsam Stille

Atem tief

Knochen schief

Eingerenkt

Ins Gelenk

Mahler denk

Und harre

Warte

Auf der Stufe

Dieser harten

Und spüre

Die Türe

Den Hauch

Draußen leben

Ich muß raus

Tags »

Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 31. Mai 2016 16:32
Trackback: Trackback-URL Themengebiet: Wieder ein Jahr / Jetzt schon 2016

Feed zum Beitrag: RSS 2.0 Kommentare und Pings geschlossen.

Keine weiteren Kommentare möglich.