Von der letzten Ruh` und davon warum die andere Ruh` nicht zu vernachlässigen wäre!

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Archibald Mahler würde nicht so weit gehen zu sagen, er lieeebe Friedhöfe, aber von toten Aufrechtgehern umgeben fühlt er sich entschieden freier als und so. „Lieber Bär! Vergessen Sie nie, Ihre Auslassungen werden gelegentlich gelesen!“ „Aber wenn ich doch?“ Lassen wir es so steh`n, wer mißversteh`n will, tut`s eh und mit Vergnügen. Archibald Mahler entdeckt auf dem eben betretenen Gottesacker ein kleines eisernes Kreuz. Man hat hier wohl eine zukünftige Grabstätte markiert. Mit einem fröhlichen „Besetzt“ umklammert er das Ding, als sei es des Bären Excalibur. Sein letzter Claim. Hier – sollte er jemals in die Ewige Bärenkneipe Einzug halten – würde er gerne die Blaubeeren von unten anschauen, wobei ihn gelegentlich das Gefühl beschleicht, daß er im Gegensatz zum gemeinen Homo verticalis nicht unberechtigte Aussicht auf Unsterblichkeit sein Eigen nennen darf. Solange er pfleglich behandelt wird und die Welt von den üblichen Idioten nicht in Brand gesetzt wird. Da biegt ein Igel um die Ecke und mit einem verbitterten „Ick wor schon all hier!“ piekst er dem Bären vom Brandplatz heftigst in den Pöter. Aber die letzten Tage auf Pellworm, der Gütigen, haben im Bären alles Bedürfnis nach beidhändiger Rückhand getilgt. So räumt er mit einem grinsenden „Bitte nach Ihnen!“ seinen kleinen Anspruch. Man wandelt über den Friedhof, liest die Inschriften auf den Grabsteinen. Welche Namen! Detlev Dethlevsen. Jacob Jacobsen. Adolph Adolphsen (echt!). Hans Johansen. „Sollte ich mich Archibald Baldurson nennen?“ Man schreitet Richtung Kirchenpforte und philosophiert dahin und daher. Warum so vielen die Auswahl der Stätte der letzten Ruh` so wichtig? Warum so etlichen aber nicht gegenwärtig, daß auch den vielen notwendigen Ruh`n davor angemessene Stätten zu weihen wären? Die alten Kirchen. Die Rituale. Alt, trotzdem sogar gut? „Manchmal scheint mir meine lieben Mitaufrechtgeher scheuen immer mehr davor zurück zur Ruhe zu kommen. Ich weiß, wovon ich rede!“ „Warum?“ „Naja, in den Spiegel schauen ist immer Scheiße, nachdem der erste narzisstische Kick verraucht ist.“ „Gut, daß ich ein stehendes Antlitz habe!“ „Hättste gerne!“ „Eigentlich wollte ich mich bedanken!“ Die Disputanten schweigen. Sie nehmen die Mützen ab, treten ein. „Wie schön!“

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Montag, 15. Mai 2017 20:11
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