Vorletzte Fragen in diesen Tagen / Elf
…..
Sehr geehrter Freund Herr Kuno Budnikowski von und zu Datteln!
Verzeihen Sie die etwas förmliche Anrede, aber ich schweige dieser Tage zumeist und so schreibe ich Ihnen, um etwas zu sagen zu können ohne zu reden und dies will ich gewissenhaft tun. So ein Kloster ist ein freundlicher Ort und so eine Stille sollten Sie mal hören. Die Schwestern hier sind vom Orden der Benediktiner. Ich glaube, die haben die strengsten Regeln aller Klöster. Braucht man wohl, wenn man sein ganzes Leben zusammen verbringen muß. Hier will man das. Müssen Sie sich vorstellen, man kommt hierher, weiß, wird man aufgenommen, man verläßt den Ort nie mehr und, wenn es soweit ist, stirbt man hier. In Frieden. Vielleicht daher die Freundlichkeit. Ich erlebe hier Dinge, die mir neu sind oder ich habe sie vergessen gehabt und es ist nicht einfach diese zu erklären. Da bleibt nur Überschwenglichkeit oder Schweigen. Gut ist auch, die Tage vergehen ohne Fernsehen, Radio, Mobilfunkapparate und noch nicht mal Zeitung. Man könnte das haben, wenn man wollte, das ist Bestandteil der Freundlichkeit, aber der Ehrenwerte E. A. und ich wir lassen das mal. Sonst bräuchten wir auch nicht hier zu sein. Dadurch sind die Uhren zeigerlos und wir wissen nicht, was geschieht draußen in der Welt vor den Klostermauern und sonst sind wir meist im Wald unterwegs. Manchmal, erzählt der Ehrenwerte E. A., läge die FAZ vom Vortag neben dem Altpapier. Er schaue aber dran vorbei. Außerdem regnet es jeden Tag und das Tal unten steht schon unter Wasser. Jetzt läuten die Glocken zum Komplet. Da will ich auch mit dem Stift schweigen. Morgen bringt der E. A. den Brief zum Briefkasten links neben der Klosterpforte. Für mich hängt der zu hoch.
Gott mit Ihnen und bis bald!
Ihr Archibald Mahler, Bär die Tage in Engelthal
…..