Mit gebührendem Abstand betrachtet / Acht
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Die Wahrheit? Das kann doch weg, oder?
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Schlimmer als die eigene Ungeduld zu spüren, ist’s die Ungeduld der Anderen einzuatmen. Zumindest wird es so empfunden. Dieses hektische Gewaber, das drängende Blubbern, die großen, tiefen, allzu oft schrecklich selbstmitleidigen Seufzer, das Aufheulen bitterer Klagen über exklusiv empfundenes Unrecht und Bedrängnis. Ja, eine Freude ist es, schrieb mal ein Regisseur, im Anderen das Arschloch zu entdecken, das man selbst. (He Mahler! Manchmal hauen auch Aufrechtgeher coole Zitale raus! Gelle! Der Säzzer) Schlimmer noch aber als eventuell im Zustand nagender Ungeduld und Unwissenheit gefällte Entschlüsse, ist die in dieser Disposition der Hibbeligkeit gerne einsetzende Suche nach der GROSSEN SCHULD. Da es nun mal schwer bis unmöglich scheint das eigene Nichtwissen zu ertragen und darüber nicht in den Fehler zu verfallen, frei umhermäanderndes Spekulieren zur „Wahrheit“ umzupolen, steckt man gerne die Köpfe zusammen und – Hast Du schon gelesen? Internet! – und – Hei, Alter, isch schwör! – und nickt vielsagend – Genau! Hab‘ ich doch schon immer gesagt! – und weiß endlich Bescheid. Dezente Hinweise auf die vor dem Einbruch der großen Ungeduld oft anders geartete Sicht der anstrengenden Dingen werden beiseite gehibbelt oder – siehe DaVdA/Ev – mit sofort einsetzender Amnesie beantwortet. Auf dem freien Feld tummeln sich die falschen Propheten, die schwarmintelligenten Followeranten trumpfieren ob der endlich beendeten Unwissenheit. Denkste Puppe oder Weia, wie der Herr Bär vom Brandplatz, Archibald Mahler genannt, gerne bemerkt. Heute jedoch sitzt er recht wortkarg gestimmt wie auch sein Gefährte Kuno Budnikowski, ehemals Lütten Stan oder andere Inkarnation nach Bedarf und starrt auf ein Herz an der zerfallenden Wand. Wie auch immer: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen!
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Halt! Halt! Erst hören wir da rein. Dieses Lied, Grund der momentanen wortkarg gestimmten Lippen und Hirne. Fremde Sprache. Dauert länger bis man das kapiert. Und dann auch noch vom kryptischen Herrn Robert Zimmermann. Aber: eben: Geduld! Siga! Siga! Gucken wir mal da rein: in kleinen Dosen.
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„False Prophet“
Another day that don’t end
Another ship goin‘ out
Another day of anger, bitterness, and doubt
I know how it happened
I saw it begin
I opened my heart to the world and the world came in
(…)
Well I’m the enemy of treason
Enemy of strife
Enemy of the unlived meaningless life
I ain’t no false prophet
I just know what i know
I go where only the lonely can go
(…)
Hello stranger
A long goodbye
You ruled the land
But so do I
You lost your mule
You got a poison brain
I’ll marry you to a ball and chain
You know darlin‘
The kind of life that I live
When your smile meets my smile something’s got to give
I ain’t no false prophet
No I’m nobody’s bride
Can’t remember when I was born
And I forgot when I died
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Gut. Die zweite Klappe. Wie auch immer: also … ähem … bereit … wir könnten dann … Dings. Sie wissen schon! Jetzt güldet es.
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„Mit gebührendem Abstand betrachtet, teurer Budnikowski, die Wahrheit, das kann doch weg. Brauchen wir das noch? Was wäre Ihre Meinung?“
„Da liegen Sie im Prinzip vollkommen richtig, Freund Mahler, wobei ich über Einwände noch nachzusinnen habe. Man ist ja in dieser Causa recht unerfahren. Aber was ist dann richtig und was falsch? An was mag man glauben mit zitterndem Löffel!“
„Nun, gewiß nicht an das, was die Propheten aus ihren Posaunen pusten!“
„Ich verwechsle die immer mit Experten!“
„Das mag schon mal geschehen. Es ist schwer, aber möglicherweise ist es angeraten, darüber zu räsonieren, mit welchem Interesse wer was äußert und nicht an der Oberfläche des Gesagten hängen zu bleiben!“
„Das ist verdammt schwer, lieber Bär!“
„Ich fass mir da auch an die eigene Nase, bester Hase!“
„Ist Angst eigentlich auch ein Interesse!“
„Das sollten Sie als Hase wissen, unbedingt! Sie äußert sich bei jenem mal so, beim anderen auch mal so! Furcht jedoch ist angebrachter.“
„Ich habe Angst vor denen, die sagen, sie fürchteten sich vor nichts und niemand!“
„Das ist auch nicht vernünftig!“
„Was? Sich zu fürchten vor denen, die sich nie fürchten?“
„Nein! Die wohlfeilen Wahrheiten!“
„Was ist denn vernünftig?“
„Mehr als schwer! Lieben vielleicht!“
„Ich denke, das ist so mit verwirrenden Gefühlen und so!“
„Auch! Aber sonst ziemlich gescheit!“
„Es ist vernünftig zu lieben?“
„Wenn man das kann, schon!“
„Aber es sollte schon ein Anderes sein. Was man … dings. Oder, lieber Meister Mahler!“
„Besser isses. Ist aber gerne mal ein Problem!“
„Das Ich ist gleich das Andere? Meinen Sie das?“
„Wird gerne mal genommen! Sehr oft sogar!“
„Vielleicht ist das Andere ja ein Ich!“
„Könnte sein!“
„Haben Sie noch eine gute Nachricht?“
„Ja! Die sag‘ ich aber noch nicht!“
„Dann ist es ja eine richtig gute Nachricht! Richtig?“
„Schauen wir in die Wolken!“
„Der Himmel ist aber blau!“
„Irgendwann wird der Schornstein wieder rauchen! Siga! Siga!“
„Herr Archibald Mahler!“
„Herr Kuno Budnikowski!“
„Ich danke für das Gespräch!“
„Der Dank liegt bei mir!“
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