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Donnerstag, 17. Dezember 2020 17:29
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Schade, schade, zu spät
(Ludwig van Beethoven angeblich auf dem Sterbebett)
Oder doch eher so?
Getz isset zo spöt
Wat ene Driss
Herrjott
Su bin ech bei Dir
Wat willste auch maache
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Alles war bereit. Ruhe war eingekehrt. Die Heizung tat ihre Wirkung. Augen fielen zu. Das Gedenke wurde runtergefahren, die Verdauung aufs das Nötigste reduziert, die Lichter gedimmt und ein Gute Nacht Lied war zur Feier des Tages angestimmt. Aber: plötzliche Unruhe. Vor dem Fenster, dem vor Tagen erwähnten, heute zweistellige Temperaturen. Sonnenschein und Lenzesahnung. Nichts neues, da in den letzten Jahren das Fest der Geburt des Erlösers meist im T – Shirt und grillend begangen wurde. Dennoch: man gewöhnt sich langsamer als man möchten täte und vor allem tun könnte. Und es war zudem verdächtig still da draußen. Der Stecker mal wieder gezogen, löckend gegen die Unvernunft. Drinnen aber: Der Ehrenwerte Ernst Albert und die noch vieltausendmal Ehrenwertere Göttliche Pelagia saßen in der Küche und hörten Musik. Laut. Sehr laut. Zwei Platten. Hin und her. Abwechselnd. Zwei ältere Herren raspelten Lieder in die Nacht. Mal der eine. Dann der andere. Nuschel nuschel. One two three four. Pianoklimpern und vor sich hin humpelnder Bass. Dann wieder hart geschnittene Gitarrenriffs. Mäandernde Worteberge hier. Eingängigkeit da. Kennedy wird erschossen. Plattenwechsel. Man schreibt einen Brief. Plattenwechsel. Der falsche Prophet. Plattenwechsel. Geister. Tausende Fragen suchen tut der eine nun. Die Antworten suchen der andere dann. Irgendwann war die Ruhe wieder eingekehrt. Aber an Schlaf nicht mehr zu denken. Haben Sie Nachbarn? Also dann.
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„Budnikowski! Gewonnen! Ätsch!“
„Mahler! War ja klar! Aber nur in der Kritikerwertung!“
„Sind das nicht die Kompetenten?“
„Denkste, Bär. Der Leser will den Boss!“
„Autoritätsgläubiges Pack!“
„Sie übertreiben maßlos! Schlechte Wortwahl! Und außerdem meine ich es anders!“
„Dann sagen Sie es bitte so wie Sie es meinen. Ist man Gedankenleser?“
„Die welche Musik hören wollen, wenn sie Musik hören und nicht Bücher lesen wollen beim Musik hören, haben sich für den springenden Stein entschieden. Basta!“
„Die welche Musik hören müssen, weil sie dürfen, sehen den Zimmermann vorne, weil der letztlich auch das Haus der intelligenten Musik errichtet hat. Pasta!“
„Darf ich Sie mal zitieren, Mahler?“
„Immer und gerne!“
„Weia! Und Schulz!“
„Verstehe ich nicht!“
„Sie vergallopieren sich und bevor ich da hinterher hopple: Meine Oma hat immer gesagt, vor dem Einschlafen soll man sich nicht streiten!“
„Meine auch!“
„Also?“
„Von Budnikowski lernen, heißt … Ähem … Gut. Ich halte mal den Schnabel, den ich nicht habe. Hören wir nochmal das Gute Nacht Lied!“
„Gerade noch die Kurve gekriegt, lieber Mahler! Und dann hören wir das! Die Single des Jahres!“
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So kehrte die Ruhe ein. Ludwig, Robert und der springende Stein tanzten unsere zwei Gefährten in den verdienten Winterschlaf. Und natürlich die Glimmertwins.
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Thema: Klebebilder, Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth