Beiträge vom Februar, 2021

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 7

Sonntag, 28. Februar 2021 10:30

traum2

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Es war ruhig geworden. Nun schon seit Wochen. Winterruhe, obwohl draußen Packeis und Warmlufteinbrüche miteinander Ringelpiez tanzten. Budnikowski sogar zwang sich zum Schlaf und es gelang ihm weitgehend. Doch gestern träumte ihm wieder, er hätte Latten unter den Pfoten, er spränge und flöge und Medaillen und plötzlich ein Kloß im Hals, der verhinderte den Siegesschrei. Er dachte voller Rücksicht (aussterbende Geisteshaltung!) an des Mahlers Winterruhe. Und so sprach der Kloß zu ihm: „Hase? Kennst Du meine Geschichte? Nein? So höre!“

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„Es lebten einmal ein alter Mann und sein Weib. Eines Tages bat der Greis die Frau: “Back mir doch einen Kloß!” “Woraus? Seit einer Woche gibt es kein Mehl im Haus.” “Feg den Speicher aus, kratz die Lade aus; so bringst du genug Mehl zusammen.”

Die Alte ging, fegte den Speicher aus, kratzte die Lade aus und brachte zwei Handvoll Mehl hinaus. Sie buk einen Kloß und legte ihn ans Fensterbrett zum Abkühlen. Da sprang der Kloß aus dem Fenster heraus und rollte auf den Boden, dann durch die Tür raus und schließlich in die weite Welt hinaus.

Er stolzierte voran, er sang und jagte Hühnern und Gänsen Angst ein: „Aus dem Speicher gefegt, aus der Lade gekratzt, in Butter gebacken, aus dem Fenster verschwunden!“

Da traf der Kloß den Hasen: „Bleib stehen, Kloß! Jetzt fress´ ich dich auf!“ Der Kloß aber sang: „Aus dem Speicher gefegt, aus der Lade gekratzt, in Butter gebacken, aus dem Fenster verschwunden, der Opa konnte mich nicht fassen, die Oma konnte mich nicht fassen und du, Hase, mach dir keine Hoffnungen!“ Und er rollte weiter.

Da traf der Kloß den Wolf: „Bleib stehen, Kloß! Jetzt fress´ ich dich auf!“ Der Kloß sang: „Aus dem Speicher gefegt, aus der Lade gekratzt, in Butter gebacken, aus dem Fenster verschwunden, der Opa konnte mich nicht fassen, die Oma konnte mich nicht fassen, der Hase konnte mich nicht fassen und du, Wolf, mach dir keine Hoffnungen!“ Und er rollte weiter.

Da kommt aus dem Wald der Bär: „Bleib stehen, Kloß! Jetzt fress´ ich dich auf!“ Der Kloß aber sang: „Aus dem Speicher gefegt, aus der Lade gekratzt, in Butter gebacken, aus dem Fenster verschwunden, der Opa konnte mich nicht fassen, die Oma konnte mich nicht fassen, der Hase konnte mich nicht fassen, der Wolf konnte mich nicht fassen und es ist mir leicht, dir, Bär zu entwischen.“ Der Bär sah ihn nicht mehr.

Da traf er den Fuchs und auch der wollte ihn fressen. Der Kloß begann: „Aus dem Speicher gefegt…“ Der schlaue Fuchs sprach: „Wie schön und gewitzt! Doch hab´ ich so schlechtes Gehör. Setz dich auf meine Nase und sing doch noch mal, so dass ich dich hören kann.“

Glücklich und froh, ein offenes Ohr zu finden, sprang der Kloß dem Fuchs auf die Nase und begann zu singen. Der Fuchs riss das Maul auf und verschwunden war der Kloß in einem Schluck.“

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Und des Bären Schlaf wurde löchriger, unruhiger. Man wälzte sich hin und her. Hatte ja jemand eine alte Erzählung aus seiner Heimat Kamschatka in die Nacht gesprochen?

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Thema: Jetzt ist 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 6

Freitag, 5. Februar 2021 10:12

traum3

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Auch wenn die offiziellen Verlautbarungen zur Einhaltung der Winterschlafregeln SPD – Schnauze! Poofen! Diät! – hier eventuell verletzt werden, wir sehen uns verpflichtet, schon allein um aufkommende Erregung nicht zu wilden Wutattacken gedeihen zu lassen, dem Werten Gefährten Kuno von und zu Budnikowski undsoweiter hier das Wort zu erteilen. Was nötig war, wie wir im Folgenden hören, hat doch sein alter Dialekt von ihm Besitz ergriffen, stets Zeichen großer innerer Aufgewühltheit. Drehen wir den Lautstärkepegel ruhig etwas runter.

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„Hömma hier, dat ganze Schuldgediskutiere geht mich ja gehörich auffe Karotte. Jetzt bin ich auch noch inne Verantwortung gerutscht fürre Gestalten, die dem Mahler seine Winterpoofung innen Horrorfilm verwandeln tun. Dat war ich nich. Wat ich zugeben kann, dat mir, wie ich et Sprungbrett von die Füssken abgeschnallt habe, wat auffem Parkettboden gescheppert iss. Dat kann unruhige Poofisten gewißlich inne Zuckung schicken, die kurze Wachphasierungen begleiten tun, woll. Da iss eine Entschuldigung schon inne Briefkasten versenkt. Aber das gegiggel und dat Gelache inne Fäustlinge, dat war ja woll der Meister Ehrenwert von unn zu Ernst Albert beie Presselektüre inne Küche. Und mich vorgelesen hat dat Mensch auch noch mit lautstarke Diktion. „Wer schläft, quasselt nicht“, dat sei eine tierische Dramolett und stand inne Rundschau aus Eintrachthausen am Main und verfasst hattet der Hebel Stephan un da waren eben Hase und dat Fuchstier und wollten die Höflichkeit des Gute Nacht Wünschen praktizieren tun. Und wie der Fuchs dem Hase so sacht, dat der bitte keine Märchen erzählen tun soll wegen Schlafenszeit, sacht der Hase – dat heißt der Albert hat dat giggelnd gelesen, wat der Hase da sacht: „Schade. Das ist ein schönes Märchen, weil erst der Fuchs die Semmeln alleine essen will, die sie geklaut haben, und dann sagt der Hase dem Fuchs, er soll seinen Schwanz in den See halten, um Fische zu fangen, und dann gefriert das Wasser, und der Fuchs kann nicht mehr sägen.“ „Und der Hase?“ „Knabbert die Semmeln weg, vor den Augen des Fuchses.“ „Ganz schöner Fuchs, der Hase. Ich krieg langsam Hunger.“ Und wie ich mich so wech hau vorre Amüsement, weil sonne Fuchs kannste ja auch mit Bären ersetzen tun, iss dem Mahler seine Bärenpocke am Grummeln und da tu ich denken, getz isser wach und ich könnte vielleicht inne Kommunikation rein. Da hat mich der Ernst Albert aber wohlweislich auffe Bremse getreten. Ob allerdings wat vonne Atmo inne Küche innen Kopp vom Bären rein iss als sone Art Traumlenkung? Wat weiß ich. So un getz tu ich mich entregen, sonst muß ich mich ja noch mit die schwattgelbe Pöhlerei befassen tun. Besser mal nich. Getz gehe ich wieder die fliegenden Männer mit die Bretters anne Galoschen gucken und halte die Pfoten fürre polnische Vorfahren. Und “die meisten Hütten inne Liga Rekord pro Saisong”? Und auffe Alten aufpassen tun? Woll! Nee, wat bin ich getz rechtschaffen müde von die ganze Quasselei. Weia!“

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Und dann schläft der Hase schon beim ersten Vorspringer der Qualifikation für Klingenthal ein. Der Beginn der winterlichen Ruhe? Man hegt so seine Zweifel.

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Thema: Jetzt ist 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Und was könnte besser sein? Bären schlafen, Hasen hüpfen an so’nem Abend in Frieden / 5

Dienstag, 2. Februar 2021 20:28

traum2

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Ort der Handlung: der Ort im Kopp des winterschlafenden Bären Archibald Mahler, wo Bilder so wild und konkret geträumt werden, daß man oder bär gar nicht mehr weiß, was jetzt Tat oder Sache ist, also wo der Traum endet und man schon wieder wach ist und noch benommen ist oder doch schläft und nur träumt der Schlaf hätte ein Ende gefunden.

Auftritt am Ort der Handlung: ja wer schon? Der umtriebige Budnikowski. Zumindest hat er mal seine Sprungskier abgeschnallt. Muß ja, sonst hätte er gar nicht in den Kopp des Bären reingepasst. Noch nicht mal im Traum. Jetzt der Dialog:

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„Hmpf! Arghh! Puuh!“

„Herr Mahler?“

„Hmpf! Arghh! Puuh die zwote!“

„Herr Mahler? Schlafen Sie!“

„Hmpf! Arghh! Puuh die dritte! Heiliger Stremellachs aber auch. Was ist denn los, Hase?“

„Ich bin so müde!“

„Dann schlafen Sie!“

„Prinzipiell gerne, ich möchte nur die Form wahren!“

„Und das wäre?“

„Ich würde gerne Gute Nacht sagen!“

„Hmpf! Arghh! Puuh die vierte! Dann tun Sie es doch einfach!“

„Wenn ich nur wüßte, wo?“

„Hier, jetzt und sofort und dann bitte: Schnauze halten!“

„Bitte, das ist kein Umgangston. Ich suche doch nur den Ort, wo sich Hase und Bär Gute Nacht wünschen!“

„Fuchs, der Fuchs, der hat den Ort mit dem Hasen, irgendwo im Wald und auf der Heide!“

„Wenn wir so einen Ort hätten, dann könnten wir uns da treffen und das wäre das Ende einer tollen Geschichte, die wir bis dahin erlebt und erzählt hätten oder vielleicht sogar der Beginn einer langen Freundschaft! Und wir wären Titelhelden eines neuen Märchens, des Hasen und des Bärchens! Das wär scheen!“

„Herr Hase, ich befinde mich im Winterschlaf!“

„Sind Sie da so sicher?“

„Hmpf! Arghh! Puuh! Rapü! Rapüü! Rapüüü! Raus aus meinem Traum, Schaum, Pflaumenbaum!“

„Da schläft er hin. Ei: Gut‘ Nacht, Gut Nacht der Bär ist schwer und träumt sich einen Hasen her! Drehen Sie sich ruhig nochmal um. Und Gute Nacht!“

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Wenn wir jetzt wüßten, ob der Archibald Mahler das alles nur geträumt hat oder ob der Budnikowski …

Thema: Jetzt ist 2021 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth