Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 006
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„Glauben Sie mir kein Wort, Budnikowski!“
„Mahler, keine Sorge! Auch ich sehe mich nicht in der Lage mir selbst zu glauben!“
„Nicht ein Wort?“
„In diesen Tagen werden die meisten der Sätze von Enten überbracht!“
„Ich dachte, die hätten heute die Eier überbracht.“
„Die Eier der Enten sind ebenso ungenießbar.“
„Das heißt für unsere Wanderung, die ja irgendwann beginnen wird, was?“
„Maßhalten in der Sicht auf die Welt und mit den Bewegungen der Lippen. Und auch den Lappen!“
„Wie bitte, Budnikowski?“
„Die Lappen unserer Denkapparate!“
„Verstehe. Soll ich es heute versuchen?“
„Ich bitte darum, Mahler!“
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„die neuen blüten
meine ärmel tränenfeucht
bleibe ein diener“
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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 005
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„Zumindest, bester Mahler, ist es uns nun gelungen vor die Türe zu treten!“
„Die Winde sind kühl noch!“
„Viel möchte ich auch gar nicht sagen heute. Aber es sollte trotzdem von Dauer sein.“
„Versuchen Sie es doch!“
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„Wenige Tage
nur die Blüte strahlt und doch
Siehe! Ewigkeit“
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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 004
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„Herr Budnikowski! Was war gut letzte Woche?“
„Der Running Gag mit den ‚Toten Hasen‘ in den Nachrichten neben den Nachrichten. Hey, hey, hier kommt Kuno!“
„Vorhang auf für ein bisserl Horrorshow! Läßt sich wohl nicht vermeiden!“
„Und Mahler? Was sagen Sie?“
„Sehen Sie den Gekreuzigten hinter dem Sänger an der Wand! Kam mir kürzlich von Ihnen zu Ohren: ‚Zuversichtlich bin ich nicht, aber es gibt Hoffnung!‘ Dies soll mir Triebfeder sein! Äh … natürlich auch uns. Was blieb Ihnen sonst so im Gedächtnis?“
„Das hatte ich gehört: ‚Das Falsche muß nicht immer das Richtige sein!‘ Überraschend um die Ecke. Schön banal gescheit!“
„Gefällt mir auch! Und wie halten wir es mit dem Reim heute?“
„Schwierig! Dem Tag angepasst?“
„Oh Blasphemie!“
„Nein. Richtig ernst meinen! Geht das noch?“
„Eigentlich Aufgabe der Aufrechtgeher!“
„Genau! Klauen wir heute beim Ehrenwerten Ernst Albert!“
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den frieden nun störe der fronten
störe und höre hin und her und
halt dich fern gern
von den allzu klaren
nur ein fremdes auge
bildet dich ab
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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 003
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„Und heute immer noch drinnen?“
„Draußen stürmt es, Mahler!“
„In mir, teurer Budnikowski, stürmt es ohne Unterlaß!“
„Als würde mir dies, teurer Freund, entgehen!“
„Die Bohne interessiert dies nicht die Bohne! Sie rast vor sich hin in Wachstum!“
„Unsui!“
„Wie bitte? Unsinn! Ich verbitte mir jegliche Beleidigung. Vierundzwanzig Stunden vor der Kreuzigung.“
„Unsui! Wir sind Novizen auf unseren Pfaden. Unsui! Japanisch!!!“
„Dann sprechen Sie halt deutlicher!“
„Are you mad at me?“
„Noch ein englischer Ausdruck von Ihnen in die Alltagssprache gedengelt und sie fliegen hier raus!“
„Drohen Sie mir?“
„Budnikowski!“
„Mahler!“
(Längere Pause. Geben wir ihr ihre Zeit. Der Pause. Sie können solange Mittagessen machen. Oder die Mülltonnen rausstellen. Oder die Katze füttern. Und zur Not nachdenken.)
„Budnikowski? Können Sie verzeihen!“
„Meine leichteste Übung. Wer den Streit vermeidet, weil er nicht verzeihen kann, bleibt ein Leben lang vor seinem Spiegelbild stehen.“
„Sie überraschen mich immer wieder und immer mehr!“
„Mahler! Gerne!“
„Ich habe über den Unsinn … äh … Unsui nachgedacht. Während unseres Schweigens. Wir müssen uns treiben lassen wie Wolken. Auch wenn sie wasserschwer. Und wir müssen darauf vertrauen, daß die Regentropfen unserer Seele, fallen sie auf die Erde, entweder versickern oder sich einen Weg suchen ins Meer.“
„Oder lediglich in den nächsten Tümpel?“
„Würde mir auch reichen, mein Freund!“
„Gibt es dazu einen Reim?“
„Sie kennen mich doch!“
„Her damit!“
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„streckten sich hände
als ich den Himmel kratzte
in meinem kopf ein Meer
*
das rinnsal zwischen den Steinen
ein hungriger Frosch springt zu hoch“
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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 002
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„Budnikowski! Montag war vorgestern!“
„Manche Aufbrüche ziehen sich, Mahler!“
„Daß wir aber nicht abbrechen, bevor überhaupt etwas geschah!“
„Nehmen wir die Bohne. Man kann sehen wie sie wächst! Täglich!“
„Und was nochmal macht die Wanderübung, Budnikowski?“
„Wir müssen unsere eigene Wanderübung erfinden!“
„Hase! Haben Sie heute überhaupt mit der Bohne gesprochen?“
„Mahler! Haben Sie die Mülltonnen rausgestellt?“
„Warum?“
„Ich hatte den Ehrentag der Pflanze heute vergessen! Und Sie?“
„Lassen Sie uns nicht mehr von Mülltonnen sprechen! Budnikowski! Die Wanderübung! Also!“
„Angya. Ein angehender Williger und dem Wissen Folgender bricht auf. Von der Gedenkstätte zum Kloster zu den sanitären Anlagen und wieder ins Kloster und zufällig kommt er irgendwo vorbei. Geplanter Zufall. Und dann? Vorbei! Genau!“
„Und gerne mal hinschauen dann?“
„Sollte man! Mahler! Und es gibt aber nunmal keine Belohnung.“
„Das sagen Sie. Budnikowski! Heute sind Sie dran!“
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„wird schon werden Welt
will ich rufen über den
Tisch der zwischen uns
schweigt nicht abgeräumt
noch nicht gedeckt wieder
bleib sitzen
Zeit
die wir nicht hatten
die Bohne wächst
ohne uns
zu schnell
bleiben wir
Gemach“
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Verschlungene Pfade suchen im Hinterland / 001
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„Mahler! Montag war gestern!“
„Manche Aufbrüche ziehen sich hin, Budnikowski!“
„Daß wir aber nicht abbrechen, bevor überhaupt etwas geschah!“
„Nehmen wir die Bohne. Man kann sehen wie sie wächst! Täglich!“
„Und wo nochmal wäre das Gedichtkissen, Mahler?“
„Wir müssen unsere eigenen Gedichtkissen finden!“
„Wo man findet man die?“
„Wir müssen Orte aufsuchen, die Bedeutung haben für uns, die Welt und zur Not auch für befreundete Aufrechtgeher! Und die dann bedichten oder besingen!“
„Erstmal Bewundern?“
„Kann ein Anfang sein!“
„Also Pelagias Bohne ist quasi unser erster Übungsacker!“
„Machen wir! Wer gibt?“
„Der, der fragt.“
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„geduldig strebt sie
himmelwärts eine bohne
ich hege hoffnung“
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Des Mahlers Rückkehr und der Budnikowski folgt nach! Oder ist es diesmal umgekehrt? / 007
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„Und? Mahler?“
„Ich bin positiv …“
„Wie bitte? Auch wir können das inzwischen …?“
„Quark im Hirn, Budnikowski. Positiv gestimmt bin ich!“
„Das glaub ich jetzt nicht!“
„Utamakura!“
„Hä!“
„Gedichtkissen!“
„Doppel – Hä!“
„Sie erinnern sich als wir schon mal auf den Spuren Bashos durchs Hinterland wandelten?“
„Ja! Angya! Die sogenannte Wanderübung auf verschlungenen Pfaden.“
„Wäre nur ein Vorschlag für ab Montag!“
„Wie ich Sie kenne, Herr Mahler, haben Sie schon ein Vorwort verfasst!“
„So ist es!“
„Her damit.“
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„in weichen daunen
füße noch stillgehalten
wanderte ich schon“
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Des Mahlers Rückkehr und der Budnikowski folgt nach! Oder ist es diesmal umgekehrt? / 006
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„Und? Budnikowski?“
„Ich bin positiv …“
„Wie bitte? Auch wir können das inzwischen …?“
„Quark im Hirn, Mahler. Positiv gestimmt bin ich!“
„Das glaub ich jetzt nicht!“
„Ich habe jetzt auch so ein Gedicht gemacht wie Sie! Deshalb!“
„Hä?“
„Ich habe in den Spiegel geschaut!“
„Hä Nummer zwo!“
„Na die Sachbuchliste verwursten!“
„Verstehe. Sie auch ein Jäger und Sammler der manischen Buchstabenejakulierer!“
„Soll ich vorlesen?“
„Gerne!“
„Du darfst nicht alles glauben, was du denkst
Putins Netz
Alles, was wir nicht erinnern
Nachts im Kanzleramt
Wer schweigt, stimmt zu
Das Maß ist voll
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Wenn ihr wüsstet
Nationale Interessen
Freiheit für alle
Die Heldin reist
Blauäugig
Liebe in den Zeiten des Hasses
Kopfarbeit
Hitlerwetter
Hinter dem Lächeln
Was Politiker nicht sagen
Pfoten vom Tisch!
Seid ihr noch zu retten?!
Adrenalin“
„Jetzt ist mir richtig warm. Können wir los?“
„Es ist noch nicht Montag!“
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Des Mahlers Rückkehr und der Budnikowski folgt nach! Oder ist es diesmal umgekehrt? / 005
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„Uff!“
„Das kam aber von Herzen, Herr Mahler!“
„Verzeihen Sie, bester Budnikowski! Mir war nicht klar was für ein Weichbär aus mir wurde in den letzten Jahren.“
„Tja!“
„Das neue Lieblingswort?“
„Tja!“
„Die Aufrechtgeher färben ab. Es wütet sich leichter mit warmen Pöter.“
„Vor allem selbstgerechter!“
„Erstaunlich, wie oft ich Ihnen in den letzten Tagen recht geben mußte. Und wenn die Knochen aufgewärmt: wir müssen etwas tun!“
„Bewegung!“
„Gewiß! Ganzkörperlich oder nur im Kopp?“
„Beides, bester Mahler!“
„Wann?“
„Nächsten Montag ziehen wir los!“
„Wohin?“
„Egal wie Wurstsuppe. Los vor allem.“
„Eine Reise?“
„Eine Wanderung?“
„Ein Buch?“
„Ein Theaterstück?“
„Ein Wutanfall?“
„Tapeten kaufen?“
„Eine Abrißbirne anmalen?“
„Bohnen beim Wachsen zusehen?“
„Alles gleichzeitig?“
„Alles gleichzeitig!“
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Des Mahlers Rückkehr und der Budnikowski folgt nach! Oder ist es diesmal umgekehrt? / 004
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„Wie geht es Ihnen, Herr Mahler?“
„Erwarten Sie jetzt keine Jubelgesänge, Herr Budnikowski!“
„Ist Ihnen kalt, Herr Mahler?“
„Es gab Zeiten da war mir der Frost eine Freude, Herr Budnikowski!“
„Was wären Ihre Pläne, Herr Mahler?“
„Ich bin noch nicht mal in der Lage die Pläne auseinander zu falten, Herr Budnikowski!“
„Haben Sie eine Frage, Herr Mahler?“
„Wir sind umgezogen? Warum, Herr Budnikowski?“
„Unter unseren arschkalten Ärschen keimt es, Herr Mahler!“
„Können Sie das spüren, Herr Budnikowski?“
„Ich bin nicht zuversichtlich, aber ich habe Hoffnung, Herr Mahler!“
„Das Zitat haben Sie geklaut, Herr Budnikowski!“
„Ich bin erfreut. Ich sehe Sie noch teilhabend an der Ihnen doch etwas fremd gewordenen Welt, Herr Mahler!“
„Den Navid Kermani schätze ich sehr. Obwohl ein Aufrechtgeher, Herr Budnikowski!“
„Bis morgen, Herr Mahler!“
„Ich plädiere inzwischen für den Heizkörper, Krieg hin oder her, Herr Budnikowski!“
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