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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 008

Dienstag, 8. April 2014 20:17

himmel_008

ich hatte gestern

und dann wer ist das

denn

wer bist du

bist du der

vom letzten jahr

von anfang an

wer bist du

was willst du

wer warst du von anfang an immer

einer immer einer

immer nur einer

und gerne der andere und der zeigefinger lang

wie lange schafft man es in den spiegel zu schauen ohne

die anderen

immer die anderen

die anderen immer immer immer

immer die anderen

die langeweile an sich selber

diese lange weile von zeit an sich selber

reiben reiben sich reiben woran

immer immer immer die anderen

der spiegel

das gesicht

das gesicht gegen das gesicht das

eigene gesicht

das ist das eigene gesicht

das gesicht

es anschauen

stille halten

still

das eigene gesicht anschauen

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 007

Sonntag, 6. April 2014 20:26

himmel_007

ich hatte gestern

und dann ich fiel dem schalter entgegen

dem schalter zu und

hin

ich fiel und fiel und zuviel

zuviel himmel im kopf

dann fiel ich ab

und dann fiel ich ab

vom pferd so goldig

in den vorstadtstrassen unserer stadt

fiel ich ab

kippte nach rechts links hing im trapez nass der arsch

überm bodensee ein nasser arsch

im trapez von staad richtung bregenz fallwinde

einmal im trapez gehangen

noch ein eines noch eins der traumgebilde noch krängend

dann hinauf den meersburger jungfernstieg

und hinab in den schlund

den meersburger jungfernstieg

trocken

hinab gießen in den schlund

gießen hinab

und ich fiel

in einen ring

der ring brannte

er brannte gegeelt

vor sich hin

große alte oper

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 006

Samstag, 5. April 2014 20:57

himmel_006

ich hatte gestern

also wenn ich jetzt den schalter

umlege

wenn ich mich jetzt entscheide den schalter

umzulegen

leg ihn um

ja leg ihn um

mach ihn kalt

nein den schalter umlegen

war ich es

war ich der täter

nein der handelnde

also wenn ich mein tatze an den schalter

es wird hell und ich habe es getan

und auch die verantwortung

tragen

wie schwer ist verantwortung kann man

wenn ich den schalter knipse

dann kann man sehen

alle können sehen

ich habe den schalter

ich schaue auf den schalter und immer weiter denke ich

der schalter schaut mich an

was will der

was will der

von mir will der doch was

dieser idiot

entscheidung

entscheiden

ende und dann

scheiden oder

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 005

Donnerstag, 3. April 2014 14:40

himmel_005

ich hatte gestern

immer wieder der zweifel

dieser zweifel

das zweifeln

ob

ob das

oder aber eher nicht

nein

leg dich wieder hin

hinlegen wieder

nicht neues

in der nacht bleiben

haften

haftenbleiben

nichts mehr umlegen

keine schalter

keine bewegung

wohnen bleiben

und godot soll bleiben wo auch immer

weg

ich warte nicht mehr

nichts umlegen kein

kein neuer morgen

keiner mehr

keine neuen pferde

kein ritt in die untergehenden sonnen

kein neues pony

wie lange noch

wie lange noch

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 004

Sonntag, 30. März 2014 19:34

himmel_004

ich hatte gestern

als das erwachen kam

einen moment jener klarheit kurz nur

kurz

streifte mich es

warum war diese nacht so kurz

kürzer war diese nacht

als ich wach wurde dachte ich wie kurz doch

diese nacht und so warm und

ich werde sie nicht mehr brauchen können

eine solche nacht so kurz

ich werde sie in die schubladen

in die schubladen des gedankenschrankes

abgeheftet dort die nacht wie ein schmetterling

mit spitzer nadel gesteckt hinter glas

staub auf den durchsichtigen schwingen

zu betrachten hinter glas die nacht

als etwas was war

jene nächte die

wie sie waren

und hinderten uns daran

nach hause

nach hause und heim

heimzugehen

heim

heim

Thema: jetzt mal 2014 | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 003

Mittwoch, 26. März 2014 21:58

himmel003

ich hatte gestern

also ich war eingeladen

ich mußte und bin dann

zu dieser hochzeit

ich trug einen schwarzen anzug

den trug ich

anläßlich dieser hochzeit

trug ich den und ich war

allein

ohne dich war ich dort mit schwarzem anzug

in meinem gesicht und davor hingen meine haare

hingen mir in die sicht

schwer

naß

der regen hatte sie schwer

gemacht und sie hingen und ich ging hinab zum fluß

dann den hügel hinter dem fluß

dort hinauf

du warst nicht dabei als ich

den hügel hinter dem fluß hinauf

hinauf gestiegen bin

und der himmel war kein dach

als ich hinauf blickte in den taschen wühlte und eine münze

fiel

kullerte

ruhte und

lag da

ich mich bückte

im weißen anzug auf dem weg

auf dem weg zu einer

beerdigung und

in der nächsten bar würde ich schlafen

schlafen mit dieser nacht

unter den schwarzen blättern

eines herbstes ohne dich

ohne

ganz ohne

ein fühlen

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 002

Dienstag, 25. März 2014 22:32

himmel_002

ich hatte gestern

gestern hatte ich dieses gefühl

gehabt

wie man sagt

läßt sich nicht dran rütteln

das gefühl hatte ich ging nicht weg

weg ging das nicht

das gefühl

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

und wenn deine freunde

deine freunde denken tu es nicht

nein

aber

aber wenn sie dann

deine freunde denken vielleicht

dann denken sie tu es

doch tu es doch

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

und ich denke daß ich fühle

ich fühle daß ich

denke ich weshalb

bin ich bis

hierher ist alles weshalb ich hier

wenn du alles hast und nichts mehr

nichts mehr willst du doch

oder dann

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

manche sagen es ist nur

es ist nur rock’n’roll

ist es nur

nur aber dort wo

wo ist dort ein schmerz und dann

schieb den himmel

schieb einfach den himmel zur seite

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Zuviel Himmel im Kopf / Mahlers 2014 / 001

Montag, 24. März 2014 16:54

himmel_001

ich hatte gestern

heute nacht schon wieder

wieder hatte ich heute nacht

geträumt

ja

ja gewiß aber

es ist kalt

geworden ist es

kalt

und ich dachte obwohl das nicht geht

denken

denken geht nicht wenn man schläft

wenn man schläft ist es anders

blitze lichter pfeile

gewitter im hirn dem ruhesuchenden gehirn und die muskeln

die muskeln vibrieren auch

obwohl sie ruhen aber

aber die blitze lichter pfeile

und ich blieb wach

obwohl ich nicht geschlafen hatte

und dann war der frühling da

da war er doch der frühling und ich

ich war auch da

da war ich

noch im traum

aber auch der frühling

der war schon wach war der und da

der frühling

der lenz der kalte jetzt plötzlich

plötzlich so kalt der lenz

ja

gewiß

und dann ich

so viele träume im körper und

im kopf träume und luft

überall

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Mr. A. Mahler träumt tageweise ins Buch/sieben

Freitag, 7. Februar 2014 16:13

TTB_007

Dieser Winter fährt mit Mahler Schlittschuh. Ach, täte er es nur der Winter, mit eisernen Kufen über blankes Eis zischen. Vielleicht wäre dann die Winterruhe eine ruhigere als in diesem Jahr. Aber so bleibt es ein Wälzen und ein Schnauben und heute Nacht war er sogar in Indien, während ein Frühlingssturm an den Fensterläden zerrte. Von Indien träumt man selbstredend nicht in schwarz und weiß und Balou, der Gesinnungsgenosse in Sachen Gemütlichkeit, lief ihm auch nicht über den Traumpfad, sondern ein blinder und sehr aggressiver Digeridoo – Spieler, der im Nebenzimmer abwechselnd in seine Höllenmaschine pustete oder dem schlafgestörten Bären Schläge androhte. Der bebrillte und für indische Verhältnisse sehr blonde Pensionswirt (ein indischer Herr van Winter?) hatte ein Einsehen und führte den Bären ein Stockwerk höher und hinter alten knarzenden Türen öffnete sich ein Zimmerflucht, vollgestopft mit Kunstwerken, tropischen Pflanzen und historischen Mobiliar (Zuviel Chatwin gelesen, Herr Mahler?) Außerdem waren die Zimmer zur Straße hin und die ist in Bombay meist rund um die Uhr dezibelstark belebt. Aber nicht genug, teilen sollte sich der fernreiseträumende Herr A. Mahler die Suite mit Wildschweinen – drei an der Zahl – und einem Mann, der ein Baby stillte. „Bis es aus dem Gröbsten raus ist!“ So der Pensionswirt, der wohl auch der Vater des Säuglings. Aber die Zimmer sollten nicht zusätzlich in Rechnung gestellt werden. Ist doch auch was! Und dann wachte – Wer kann es ihm verdenken? – Mahler das x – te mal aus der diesjährigen Winterruhe auf. Verstört. Verschreckt. Und just als er aus dem Bett fallen wollte, fing der ehrenwerte Herr Ernst Albert den Bären auf und fragte ihn, ob er mit in den Breisgau reisen wolle. Und an den See. Und dann an den schwarzen See. Das muß der Bär sich noch durch den Kopf gehen lassen. Aber besser als Indien ist das allemal. Der Bär schlief wieder ein und ihm war, als drücke im jemand dutzende von Geldscheinen in die Tatze. Aber die gehören doch gar nicht mir? Ist das Schwarzgeld? Weiß ich es? Dann wurde es warm und hell in seinem Kopp und Mahler dachte, daß er schwarzsehen könnte, wenn er wieder wach. Zwischen warmen Kissen bleibt die Seele weiß. Mahler schläft endlich. Psst!

Thema: Traumtagebuch | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Mr. A. Mahler träumt tageweise ins Buch / sechs

Samstag, 1. Februar 2014 16:01

TTB_006

Und dann träumte Mahler, er verlöre sein Fell. Er war unterwegs, er hatte es eilig, oder besser: man hatte ihn eilig. Reisetraum. Unterwegs. Ziel vergessen. Oder keines angestrebt. Wer träumt, deutet nicht den Traum, den er träumt. Aber Mahler ahnte träumend, daß ein Mahler ohne Fell kein Mahler mehr ist. Was dann? Ein Fisch? Ein Bärfisch? Ein Fischbär? Eine Reinkarnation? Wiedergeburt als Lachs, der dann von Bären zerlegt wird? Herr Ober, zahlen bitte? Dann wurde der Traum entschieden enger. Zwei eitle Arschkrampen – das darf man schreiben; wenn man schwarz – weiß geträumt hat, lieber Leser – zwei eitle Arschkrampen also, mit denen Mahler in seinem früheren Leben zu tun gehabt haben mußte, grinsten ihn an. Unentwegt. Arschkrampen in Träumen grinsen immer blöd. Oder schießen in der 98. Minute noch ein Tor und dürfen zur Belohnung an der Freundin des Unterlegenen rumfummeln. Mahler aber hat keine Freundin, noch nicht mal im Traum. Wenn ihm das Fell abhanden kommt in Gänze, wars das eh mit dem anderen Geschlecht. Als Delilah dem Samson das wallende Haupthaar abschnitt. Mahler reicht einem der Arschkrampen den Vertrag. Da steht es doch. Schwarz auf weiß. Mahler hatte gelernt: was steht, das steht. Schwarz auf weiß. Vertrauen! Im Traum. Wann? Damals? In wessen Namen? Mahler geht weiter. Alle, die ihm entgegen kommen, grinsen. Auch diejenigen, welche keine Arschkrampen sind. Die Gehwege werden weggeklappt. Die Straße, auf der Mahler fellfrei traumwandelt, wird schmaler. Rechts und links des Steges steigt abendliche Warmluft auf, Dohlen spielen mit der Thermik, singen und schwingen. Leicht. Es abgründelt. Mahler wedelt mit einem Schriftstück, er besteht darauf, daß er den Vertrag genau gelesen habe. Auch das Kleingedruckte, Du Fisch? Gewiß und schwarz auf weiß. So habe ich das gelernt. Von wem? Dann träumt Mahler, daß er aufwacht und fürchterlichen Muskelkater hat. Der Traumschleicher Budnikowski steht neben ihm und schlägt ihm unentwegt die kleine weiße Pfote auf seinen Oberarm. „Hömma, BVB hat gewonnen.“ Mahler dreht sich um, schläft weiter und träumt davon, das Fell des Bären unter den Gerechten zu verteilen. Vor der Zeit, natürlich. Und dann steht er im Foyer eines Musentempels. Warum grinsen heute alle in seinen Wintertraum hinein? Und wer? Ernst Albert oder die Arschkrampen?

Thema: Küchenschypsologie, Traumtagebuch | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth