Beitrags-Archiv für die Kategory 'In Polen'

Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (8)

Donnerstag, 25. Oktober 2012 10:12

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Bester Mahler!

Bin ja eigentlich ein ehrlicher Karottenfresser. Aber mit obigem Bild lüge ich Ihnen noch mal ordentlich einen in den Postkasten. Ist ja auch das Prinzip der Postkarte und der meisten Abschiede: Gehen wir ein Ründchen lügen, woll! Hömma Mahlerchen, brauch ich Ihnen ja nix vorkauen. Mann, hat das geplättert und gestürmt hier oben rechts an der guten, kalten Ostsee. Gott sei Dank haben die Polen heißes Bier mit Honig im Angebot. Sollte der arme Kuba auch trinken und sich nicht grämen tun. Aber der Sonnenuntergang von oben hat so stattgefunden. Nur watt länger her. (V)erinnerung eben. Hin un wech war ich trotzdem. Aber die dritte Meistaschaft iss nich im Garantiepaket mit vorhanden. Die Kraniche haben inzwischen die Flucht ergriffen. Denke, die sind nun sogar über Mittelhessen hinweg. Ich bleibe dennoch östlich, orientiere mich aber südlich. „Ich will doch sehen, was für Leute im Nebenzimmer sind und wie Fräulein Mario Grubach diese Störung mir gegenüber verantworten wird.“ Was halten Sie davon, wenn wir uns in Wochenfrist am Grabe des guten alten Herrn Franz Kafka treffen? Ich wäre dann dort. Hoffe nich, dat Sie schon inne Winterpennerei verfallen sind. Getz, wo der Prozeß beginnt. Mach mit inne Bande.

Bis dahin herzlichst Josef K. Budnikowski

Thema: In Polen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (7)

Freitag, 19. Oktober 2012 20:50

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Bester Mahler!

So ist das Leben. Erst 60 Minuten. Und dann bleiben doch noch 30 Minuten über. Und nach dem Abpfiff aka dem Sarg legt die Nation aka die Familie die Hände in die Schritte und hat es mal wieder kommen sehen. Hömma, sind denn alle mit dem Klammerbeutel verpudert oder lüg ich denn mal wieder? Das ist doch schlaumeiertechnisch gesehen alles wurst und kielbasa. Aber die polnischen Würste machen mir immer noch sehr viel Spaß. Andererseits sie sind schon sehr diätwidrig. Hier ist ständig Scheißwetter. Sogar die Briten müssen warten, bis es anpfeift. Skandalon! Ich aber finde keinen Schuldigen. In der Kirche um die Ecke ist es trocken. Da gedenkt man der abgesoffenen Seefahrer. Hoffentlich hört dieser jenseitige Regen morgen auf. Bald muß ich nach Hause. Wie sieht es bei Ihnen aus? Meine Idee reift vor sich hin und bleibt im Osten. Ich melde mich.

Bis dahin herzlichst Budnikowski

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Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (6)

Samstag, 13. Oktober 2012 15:52

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Hömma Mahler!

Ich bleib mal dran annem Thema Abschied und ähnliche Kalamitäten. Et iss mir doch eine gewisse Freude im Herzen, dat der Herr Lackball nach alle Verwerfungen mit Blinden und Lahmen noche Kurve innen würdevollen Abgang bekommen hat. Dat iss ja nicht einfach und erlernbar nur überre Übung vonne Wiederholung vonne Katastrophe oder so! Dat tut mich naturgemäß überleiten inne und anne meteorolische und alljährliche Kalamität: Der Sommer tut sich vom Acker machen. Meine Wenichkeit bräuchte dat nich. Dat iss getz kein Vorwurf, Mahlerchen, aber der Hase kann sich rein genetisch nich inne Winterpoferei verabschieden tun, woll! Dat Auge bleibt ungetrübt geöffnet, Frost hier oder nich. Et iss immer wieder eine Schmerzlichkeit sondergleichen, wenne einstelligen Temperaturen an Glied und Gemüt rumschrauben tun. Und all die Feuchtigkeiten. Hör mich auf, Kear! Hier anne See haut dat gerade sowat von Wolkeninhalt auffem Asphalt, sach ich Dich! Wat mach dat Abschiednehmen von Ihrem See? Tut et weh? Ich hätte da noch eine Idee gehabt! Sach ich dann!

Bis dahin herzlichst Budnikowski

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Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (5)

Mittwoch, 3. Oktober 2012 20:49

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Hömma Mahler!

Heute hab ich mich schon fast wieder inne blutdruckfördernde Aufregung reingemacht. Et iss ja nich so dat Polenland annem Arsch vonne Informationswelt rumschubbert. Da kriegse mit, dat der Ballack endlich inne Vernunft aka Rente sich am begeben tun iss. Bisse im Freudemodus, aber dann musse dat lesen vom Pulloverjogi: “Mit Michael Ballack beendet ein großer Fußballer, der auf der ganzen Welt bekannt ist, seine Karriere. In der Nationalmannschaft habe ich Michael stets als Stütze und sehr guten Spieler mit überragenden Qualitäten schätzen gelernt. Auf dem Platz strahlte er immer eine große Dominanz aus, für den Erfolg hat er alles getan. Für die Zukunft wünscht ihm die gesamte Nationalmannschaft inklusive der Betreuer alles Gute.” Und gerade bisse am denken, dat dat nich zu toppen iss in seine dämliche Verlogenheit, folcht unser aller Benzblasebalg Gel – Olli B. mit traurigem Gesalbader: “Es ist immer schade, wenn eine große Karriere endet. Andererseits tun sich damit immer auch neue Chancen auf. Michael Ballack gehört zu den verdienten National- und absoluten Ausnahmespielern, der viele Jahre ein prägendes Gesicht war. Auch wenn wir nicht einer Meinung waren, sind wir uns stets mit gegenseitiger Wertschätzung begegnet, wie es sich unter Sportlern gehört. Ich wünsche Michael Ballack für die Zukunft Zufriedenheit, viel Spaß und alles Gute. Er kann mit Stolz auf seine Laufbahn als Fußballer zurückblicken.” Glaub ich dat? Dat Leben iss wohl doch eine Kirmes. Watt saaren Sie? Getz Schicht im Schacht, ansonsten wird dat noch ein Brief. Der BVB pöhlt gleich gegen die Scheichs. Danach bin ich zurück inne Welt.

Bis dahin herzlichst Budnikowski

Thema: In Polen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (4)

Samstag, 29. September 2012 16:01

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Lieber Mahler!

Bin nochmal nach “Mitschißtreue”! Sie erinnern sich. Sieht aus wie im Italien der Siebziger hier. Budenzauber. Verrückt. Die verschiedenen, aufeinander liegenden Zeitschichten über die wir sprachen, damals als Sie noch hier. Dann habe ich was gelesen heute. Wird Ihnen gefallen. Ist von ihrem Herrn Robert Zimmermann. Hier ist es notiert: “Die Sache ist ja die: es gibt das Alte – und es gibt das Neue, und zu beiden muss man den Draht haben. Das Alte geht heraus, das Neue kommt herein, aber es gibt keine scharfe Trennlinie. Das Alte passiert noch immer, während das Neue sich langsam einschleicht – manchmal völlig unbemerkt. Das Neue überlappt mit dem Alten, das langsam sein Gewicht zu verlieren droht. So geht es weiter und weiter, schon seit Jahrhunderten. Bevor man sich versieht, ist plötzlich alles neu – doch was passiert mit dem Alten? Es ist wie ein Zaubertrick – man muß genau hinschauen, um am Ball zu bleiben.” Man träumt wohl von Revolutionen, weil es sie nicht gibt. Das werden wir auch noch behirnen. Dann.

Bis dahin herzlichst Budnikowski

Thema: In Polen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Da ist noch mehr! Postgegenklappern gen Polen

Samstag, 22. September 2012 19:34

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Lieber Budnikowski!
Lese gerade Ihre Karte. Wo sind Sie eben? Waren wir da gemeinsam? Oder gurken Sie rum? An die polnischen Gurken erinnere ich mich mit Freude. Zurückkarten kann ich nicht. Ich weiß ja nicht, wo Sie wandern. Geht mich auch nix an. Zeit hab ich auch wenig. Muß immer nächtens mit dem Ehrenwerten Herrn Ernst Albert Musentempelprobleme durch die Insomnia kugeln. Ist aber lustig. Sie kennen den Herrn ja. Thema BVB. Das erledigt sich von selbst. Der Heynckes muß aufpassen, daß er nicht vor lauter Praecoxeuphorie von der Bank fällt. Aber eigentlich ist das wurscht. Ich muß schon wieder ein Rothaus Märzen. Falls Sie mal in einem Internetcafe sitzen – manchmal regnet es ja da oben an der Küste – schauen Sie einfach rein bei mir. Da bin ich drin.

Bis dahin herzlichst Mahler

Thema: Im Heckerland, In Polen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (3)

Samstag, 22. September 2012 19:30

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Lieber Mahler!
Das kennen Sie gewiß: Ich stehe hier und stelle mich in Frage. Blödsinn! Streichen Sie das durch. Ich meine: hier stehe ich und stelle mir die Frage. So ist es. In den letzten Tage ertappe ich mich des öfteren dabei, wie ich sinnend vor zerfallenden und in die Endlichkeit übergehenden Gebäuden stehenbleibe, selbige innigst betrachte und mich eine wohlige Ruhe anspringt. Und da ist dann diese Frage. Die Frage wirft mir vor, ich sei so eine Art Morbiditätstourist. Na ja! Ich antworte dann der Frage meist: völliger Blödsinn. Was ist verwerflich daran, dem Ticken einer alten Uhr geistig nachzureisen? Ganz so schnell wie der Fliehende es sich wünscht, pulverisiert sich nicht die Vergangenheit. Wie sagt man? Hängt es lange drin in Jacke. Oder so ähnlich. Irgend etwas spiegelt aus dem Vergangenem immer zurück. Ach ja. Gerade vernehme ich, daß unser verehrter BVB sich seit gefühlten dreitausend Tagen eine Niederlage abgeholt hat, weil meine polnischen Pöhlerfreunde die Pille ständig irgendwo in die warme Hanseatenluft gedengelt haben. Das wiederum beruhigt mich. Sogar das Schöne, Wahre, Gute hat die Chance auf Vergangenheit und Untergang. Das bin ich echt froh. Wie ist es so am Bodensee? Wenn mir sonst noch was einfällt, melde ich mich wieder.

Bis dahin herzlichst Budnikowski

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Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (2)

Sonntag, 16. September 2012 22:56

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Lieber Mahler!
Ging heute ein bißchen spazieren jenseits des Strandes. Nachdenken über den Fortschritt. Was heißt das eigentlich? Alles, was ein gewisses Alter erreicht hat, möge sich bitte auf der Stelle vom Acker machen, es möge bitte hinfort schreiten? Warum? Um uns seinen Anblick zu ersparen? Das Bildnis des Weibes, welches man in rosaroter Hitze verließ, mag man nicht mehr betrachten? Wessen Partei das Zeitliche segnete, der googelt nach einer neuen Sekte? Ich mag es durch diesen Ort zu laufen. Verschiedene Zeiten stapeln sich übereinander, lehnen sich aneinander und das Alte darf auch mal alt bleiben und häßlich. Nichts gegen das Neue und Glitzernde, aber – und das, bester Mahler, fällt mir gerade ins Hirn: ich heiße Budnikowski. Hömma, der Name ist nich vonne Designers an meinen Körper drangegossen worden. Dat iss ein ganz altes Ding. Hasse ein Leben lang anne Backe kleben. Musse mit klar werden. Kannse nich alles abreißen und abfackeln, nur weil et permantemang knirschen tut inne fortschreitende Entwicklung inne Richtung vonnem erhofft und ständig groschenspuckenden Morgen. Denk ich mal grade so beim rumtappern. Jetzt geh ich in den Laden da drüben und kauf mir ein ABC, damit in meiner nächsten Karte an Sie ein paar neue Buchstaben drinne sind.

Bis dahin herzlichst Budnikowski

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Da war noch was! Postnachklapp aus Polen (1)

Donnerstag, 13. September 2012 0:11

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Lieber Mahler in der Heimat!

Halten Sie mich für bescheuert, aber manchmal habe ich das mit dem Fortschritt nicht begriffen. Sitze hier auf einem polnischen Vortortbahnhof und warte auf den Zug. Eine Karte habe ich schon gekauft. An einem Schalter. Bei einer richtigen, lebenden Frau. Die Freundlichkeit hat die bestimmt nicht erfunden, aber ich spreche auch nicht polnisch. Die Fahrkarte habe ich aber komplikationslos bekommen, mit Pfoten und Läufen gestikuliert, und ich zahle denselben Preis wie der Einheimische. Automaten gibt es keine, dafür ein Büdchen für das Nötigste. Und im Bahnhof kostet alles genau gleich viel wie auf der anderen Strassenseite. Es gibt nur ein einziges Büdchen im Bahnhof. Das hat alles. Zeitungen auch. Und Zigaretten. Sogar Kinderspielzeug, billiges. Und hinter dem Schalter sitzt ein Mensch. Dann kommt der Zug und keiner versucht englisch zu sprechen in die knarzenden Lautsprecher hinein. Der Zug kommt und fährt auch so. Auf den Fahrplänen stehen ja die Zahlen. Wie überall. Gleis. Zeit. Abfahrt. Zielort. Man kann hier noch lesen. Und komischerweise sind Fahrkarten und Bier billiger als dort, wo soviel mehr Fortschritt ist. Oder so gern wäre. Es funktioniert hier also alles zu meiner bescheidenen Zufriedenheit und ich hoffe, die Optimierer lassen sich noch etwas Zeit. Sind Sie schon im Heckerland bei den Reichen? Beim nächsten Mal mehr!

Bis dahin grüßt herzlichst: Budnikowski

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Wie wir den Nachbarn im Osten besuch(t)en 20

Donnerstag, 6. September 2012 16:48

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(Und wieder blickt man auf die See. Nachdenklichkeit. Wind. Richtung wechselnd. Und dies schnell und häufig.)

„Man leckt doch immer nur etwas an den Rändern rum, nicht wahr, Mahler?“

„Das haben Besuche so an sich.“

„Diese Erinnerungsfelder, diese Schnittstellen, diese geschichtlichen Nähte und Narben. Faszinierend! Man bräuchte mehr Zeit zu sehen und zu hören!“

„Ein Pole sagte mal in Bezug auf das Verhältnis zum westlichen Nachbarn: ‚Wir brauchen keine Liebe, wir brauchen Normalität!’ Sie verstehen?“

„Leuchtet mir ein! Wer war das?“

„Wladyslaw Bartoszewski, erst von den Nazis ins KZ gesteckt und später nach Kriegsende von den Russen eingebuchtet, dann zweimal polnischer Außenminister. Nun gut!“

„Sie sind etwas unruhig, Mahler, oder täusche ich mich?“

„Es neigt sich dem Ende zu. Und der Sturm steht vor der Tür. Morgen schon?“

(Eine Hand greift nach dem Bären. Ein Aufschrei des Hasen.)

„Zu Hülf! Greift ein! Hier bahnt sich eine Entführung an! Zu Hülf!“

„Budnikowski, lassen Sie ab. Es hat seine Richtigkeit. Die Heimat braucht mich.“

„Aber sehen Sie, wie schön die See und nächste Woche naht das Hoch.“

„Dann bleiben Sie doch noch und schreiben mir die eine oder andere Postkarte. Ich muß.“

„Ich verstehe nicht!“

„Herr Zimmermann singt neue Lieder und da muß ich dem Ehrenwerten Herrn Albert zur Seite stehen.“

„Das ist also der ‘Sturm’. Ich hab’s geahnt!“

„War schön, Budnikowski! Mach er es gut!“

„Gute Reise, Mahler! Bis die Tage!“

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