Beitrags-Archiv für die Kategory 'Musentempel'

HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 5

Donnerstag, 6. Oktober 2011 18:28

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Probenbeginn? Endproben! Schon wieder ist es dunkel, wie es eigentlich immer dunkel ist in den Eingeweiden der Musentempel. Archibald Mahler fällt ab und hat so einige Fragen übrig. Zum Beispiel, ob das alles hier auch mal entet! Verzeihung! Blödes Wortspiel, aber warum: davon gleich. Entenendproben also! Die Lichter an, die Musik wird eingespielt, die Mimen kommen und los. Man schaut. Dann ist es fertig! Schön wäre es! Dann geht es erst los. Man müßte noch hier und dort hast Du vergessen und wenn die Lampe dann da grün, dann Du nach rechts und noch mal von vorne. Die Intendantin ist geblendet. Nicht von der Leistung der Mimen, nein vom Umbaulicht. Schieben nach rechts, schieben nach links, dunkler, heller: es bleibt wie es ist. Morgen wird es sowieso keiner merken. Warum? Ist das nicht frech? Nein! Morgen schauen Zuschauer und keine Mitwirkenden! Trotzdem: Umbaulicht zwanzig Prozent runterziehen. Mist, das Armband der Uhr eines der zwei Mimen ist kaputtgegangen. Die Requisite kann gerade nicht. Sie feiert, weil sie ab morgen einen neuen Vertrag hat. Glückwunsch! „Wem soll ich einen Kaffee mitbringen?“ Wer das gefragt hat? Der Mann mit den angeklebten Haaren ist wieder da. Er spielt wieder Klavier. Und Baß auch. Aber nicht richtig und lebendig, sondern aus den Lautsprechern. Komponieren nennt man das. Die Klaviermusik hüpft und der Baß erzählt davon, wenn das Hüpfen aufhört. Endgültig! Puuh! Da kommt der Mann mit den angeklebten Haaren wieder und der Kaffee auch. Immer noch keine Pause. Die Haare des Mannes mit den anklebten Haaren sind nicht mehr angeklebt. Sie fliegen wild. Das Blut der Aufrechtgeher färbt sich braun. Koffein! Keine Pause in Sicht. Weiterhin! Gut, die Mimen machen Mittagsschlaf. Der Aufrechtgeher, der die Bühne gebaut hat, schabt mit einer Drahtbürste am Sofa herum und macht das, so daß es kaputt aussieht. Was das wieder kostet. Das Licht am Ende ist zu bedeutungshuberisch. Sagt einer! Hat Recht! Weg damit! Wer was vergessen hat, bitte vortreten. Hast Du schon dran gedacht? Oder auch daran? Längst geschehen! Eigentlich reicht es jetzt. Das Schilf verliert an Form und schlägt um sich! Wird in Form gebracht. Schon wieder was vergessen. Restalkohol schleicht durch den Musentempel. So ist gut! Bitte genau so lassen! Alles! Markierungen? Markierungen! Noch einmal die Mimen. Alles mit Allem. Geht doch! Und morgen abend? Gar nicht dran denken. Der Aufrechtgeher, der auf den ehrenwerten Herr Ernst Albert dramaturgisch aufpaßt, sagt: „Herr Robert Zimmermann hat den Literaturnobelpreis nun nicht bekommen!“ Man ist empört. Weiterspielen! Wird gemacht! Die Mimen sind heute sehr beseelt. Das ist schön. Am Ende der Entproben darf auch mal lauter gelacht werden. Ein Danke an alle. Der Grill wird angeschmissen. Herr Ernst Albert und der Mann mit den einst angeklebten Haaren trinken Bier und sprechen davon in der kleinen Schilflandschaft irgendwann mal Lieder des Herrn Zimmermann zu singen. Wenn er schon keinen Nobelpreis. Und der Bär? Archibald Mahler ist rechtschaffen müde. Die spinnen, die Musentempler!

Thema: Musentempel, Robert Zimmermann | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 4

Mittwoch, 5. Oktober 2011 21:22

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„Aha! So ist das also!“ Doch was ist das hier? Wo bin ich? Feldherrnhügel? Aussichtsplattform? Schiedsrichterturm? Hochsitz? Peepshow? Archibald Mahler hat am Regietisch Platz genommen. Zu seinen Tatzen die Schilflandschaft und das Sofa. Und was ist das dort unten? Folie, auf der eine Geschichte erzählt wird? Spielfläche? Catwalk? Weites Feld? Optisches Korsett? Ein Dia, welches man betrachtet, um es sogleich wieder zu vergessen? Und was geschieht demnächst dort unten? Archibald Mahler schaut hinab auf die kleine Schilflandschaft. Das macht ihn etwas nervös. Was tun? Er ist nun mal kein Regiebär und dann kommt auch noch die Panik! Schluß! Auf dem Regietisch liegt ein Text. Der Text, aus dem der Abend werden soll und kann und wird und muß. Und ein Buch namens Wunsiedel. Der Bär erblickt’s. In Arbeitspausen hat der ehrenwerte Herr Ernst Albert ab und an in diesem Buch gelesen. Dann hat er gerne mal aufgelacht. Warum? Archibald Mahler schnuppert mal rein ins Buch. „Aha! So ist das also!“:

„Mein immer wieder neu aufflammendes Grauen, wenn so ein Schauspieler die Bühne betritt und gleich einen Satz sagen wird. Ich weiß meist schon im voraus, wie gespreizt, wie verkrampft heiter, wie überartikuliert der Vers oder Satz und die ihn begleitende Geste, die Szene, das Stück, der ganze Abend ausfallen werden – eine Zumutung auch deshalb, weil diese häufig unintelligenten Wesen, jedenfalls naiven und mangelhaft ausgebildeten Wesen sich ständig enorm wichtig nehmen und für kompetent halten, sogar in geistigen und moralischen Fragen, obwohl sie doch von der Welt des Geistes sternenweit entfernt sind. Ja sie verachten und hassen nichts mehr als den Geist der Literatur. (…) Man höre nur einmal hin, mit welcher falschen Bedeutsamkeit so ein Mime gewöhnlich ein Gedicht, zum Beispiel eine Ode von Hölderlin oder eine Elegie von Rilke aufsagt, sich auf jedem zweiten Wort ausruhend und es breit sitzend, weil er das für ‘interpretieren’ hält, statt den Text schlank und locker herunterzulesen, als handle es sich um einen Kommentar im Wirtschaftsteil der Zeitung oder das Telefonbuch.“

Kämen jetzt die Mimen und beträten die Aufsagfläche aka den Darstellungsplatz und er, der Bär, er wär: der Inszenator? Weia! In Ordnung! Laßt die Löwen rein! Und Licht! Archibald Mahler kann nicht hingucken. Es blendet. Etwas blendet den Bären. Das blendet den Bären:

„Schauspieler, auch die etwas klügeren unter ihnen, sind krankhaft eitel. Ständig erwarten sie, gesehen und bewundert und gelobt zu werden, und zwar von allen, auch von ganz inkompetenten Leuten und sogar auf die plumpste Weise. Jedes Lob macht sie glücklich, es stabilisiert sie für kurze Zeit, so daß sie ihre innere Unsicherheit vergessen, ihre Ortlosigkeit. Noch die einfältigste Besprechung in der Lokalpresse beglückt sie, wenn sie nur irgendwie positiv klingt, sie tragen Sätze daraus vor und lernen sie auswendig. Unterläßt man es, aus welchen Gründen auch immer, sie ausführlich für eine Darstellung zu loben, sind sie sofort beleidigt, weil sie hinter allem und jedem eine Kritik vermuten, selbst hinter dem Schweigen.“

Zu Hülf, all ihr Musen! Bevor Archibald Mahler seine neue Aufgabe als Regiebär angetreten hat, hat er schon die innere Kündigung vollzogen. Weia! Der ehrenwerte Herr Ernst Albert betritt den Raum. Und die Anderen. Gott sei Dank! Probenbeginn!

Thema: Anregende Buchstaben, Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 3

Dienstag, 4. Oktober 2011 15:13

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Die Nacht kommt und Archibald Mahler sitzt im Musentempel. „Die Mimen sind fort, die Ruh` ist zurück.“ Keine Theaterweisheit dies, doch die Ruh’ ist eine unheimliche Ruh’, denn nicht nur die Mimen fort, nein, alle und auch der ehrenwerte Herr Ernst Albert. Archibald Mahler blickt sich um mit Nas’ und Ohr. Da liegt so einiges rum im nächtlichen Musentempel. Angedachte Sätze, Requisiten, Kleidungsstücke, zwei Akkuschrauber, vergessene Einfälle, ein vermißter Hut, weggeworfene Ideen, nicht gesagter Text, schlechte Witze, bessere Witze, ein Fernglas, mit Kritik bekritzelte Zettel, ein hingeworfener Blick, Anekdoten, Klagen, durchgebrannte Birnen, unbefruchtete Gedanken, Bananen, Plastikenten und der ganze Rest vom morgigen Tag. Ein ganzer Haufen Zeugs. Kommt schön was zusammen, wenn an einer sogenannten Produktion gebastelt wird. Der Bär hält still, bleibt zwischen all den Hinterlassenschaften sitzen und kratzt sich. Heute mal am Kopf, weil man den ganzen Krempel ordnen muß. Weil: so sieht das alles ganz lustig aus, aber länger als drei Minuten guckt da doch niemand drauf, wenn er Eintritt gezahlt hat. Aber wo und wie anfangen? Was bleibt hier, was kann fort? Was kommt in den großen Abfalleimer hinter ihm? Sind die dummen Einfälle der letzten Woche die richtigen Ideen der nächsten Tage? Oder umgekehrt? Sind die richtigen und dringend notwendigen Teile numeriert? Wo liegt die Bauanleitung? Kann man fertige Theaterabende inklusive Inbusschlüssel bei schwedischen Möbelhäusern kaufen? Wie, wenn jemand im Überschwang ein wesentliches Bauteil in den Abfallkorb geschmissen hat und jetzt findet es keiner mehr? Oder ist vielleicht das ruhige Dasitzen der Weg und die Heinzelmännchen aus Kölle stehen dort schon an der Bahnsteigkante und machen sich auf den Weg nach Mittelhessen, um hier kräftig aufzuräumen? „Entscheidungen!“ Weia! Im Halbdunkel tanzen ein paar Theatergespenster, wispern vergessene Texte wispernd, rufen immer wieder das eine Wort rufend und zeigen dem Bären eine lange Nase. Mit fingernden Fingern. „Entscheidungen! Hihi! Entscheidungen!“ Und das spürt der Bär: heut’ Nacht hilft ihm keiner. Was vorgestern war, ist längst vergessen und beim Aufräumen fängt man immer wieder von ganz vorne an. Archibald Mahler, der auf dem Teppich geblieben ist, dem Teppich, welcher Teile der kleinen Bühne im Plastikschilf bedeckt, blickt nach vorne und oben. Da brennt ein Licht. Dieses kleine gelbe Licht, welches Herr Ernst Albert oder wer auch immer vergessen hatte zu löschen, als er den Musentempel verließ. Dieses kleine gelbe Licht, das meist auf dem Tisch leuchtet, vom dem aus Herr Albert und die anderen Schauer versuchen den Überblick zu bewahren. Ha! Der Bär ist nicht dumm. „Klar ist, wer unten auf der Bühne sitzt, der weiß immer, das was fehlt, doch selten, was da fehlt! Da muß man mal von vorn und oben schauen!“ Denkt der Bär. Die Theatergespenster kichern vor sich hin. Die Altvorderen lieben es Anfänger stolpern zu sehen. Dem Bären ist das schnuppe. Er fängt jetzt an. Aufzuräumen. Ist zumindest sein Plan. Bißchen Ordnungmachen versuchen und vielleicht freut sich darüber morgen früh sein ehrenwerter Chef. Archibald Mahler nimmt am Regietisch Platz. „Aha! So ist das also!“

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 2

Montag, 3. Oktober 2011 10:26

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„Die Ruh’ ist hin, die Mimen da!“ Alte weißrussische Theaterweisheit. Sagt Ernst Albert. Man rufe sie sich zu in den Fluren und Werkstätten der Musentempel, nur nicht in den Garderoben der Mimen.

Der Bär hat Platz genommen auf der Lehne des alten Kunstledersofas, welches man mitten ins Plastikschilf gestellt hatte und wollte sich daselbst von der anstrengenden Arbeit als Teilzeitlichtdouble etwas erholen, als von rechts sich ein Spazierstock nähert. „He! Hallo? Was soll das denn?“ Ein unschuldiger Bär kann natürlich nicht wissen, daß im Musentempel so einiges möglich ist, nur daß das Einnehmen eines Platzes, den ein Mime für sich reserviert hat oder es zumindest glaubt, auf der Liste der zu sanktionierenden Fehlleistungen ganz oben steht. Archibald Mahler wird kurz, knapp und recht humorlos der Sofalehne verwiesen. Fragen füllen und fluten den Raum. Die Mimen wollen wissen, die Mimen vermissen, die Mimen fordern, die Mimen finden nicht. Hut, Banane, Termine, altes Hemd, neue Hose. Seltsamerweise suchen sie nicht. Sie haben so viel zu tun. Was? Der unermüdliche Helfer hebt das Haupt, sieht und findet Vermißtes. Fragen werden beantwortet oder auch nicht. Murren im Raum. Manchmal. Die zwei Mimen, welche zwei ältere Herren sind, setzen sich Hüte auf, einer einen Strohhut, der andere einen Hut aus Stoff und kariert. Dann fangen sie an miteinander zu reden. Witzeln, nehmen sich gegenseitig hoch, zanken und Archibald Mahler hat Spaß dabei zuzuhören. „Das ist ja ein lustiges Stück!“ Das denkt der Bär. Dann spricht der ehrenwerte Herr Ernst Albert. Er fragt, ob man denn jetzt mit der Probe beginnen könne und ob alles bereit sei. Was soll das denn bedeuten? Archibald Mahler wundert sich. Das war noch gar nicht das Stück? Na dann! Jetzt gehen die bunten Lampen an. Und die Männer reden wieder. Na ja! Man kratzt sich am Pöter, das heißt der Bär kratzt sich am Pöter. Macht er ja gerne, wenn er denkt oder sich langweilt. Ernst Albert kratzt sich auch. Am Kopf. Dann steht er auf und die beiden Männer hören auf zu sprechen und hören Ernst Albert zu. Der sagt dann, daß es das nicht sei, was er sich wünsche und die Mimen mögen doch bitte so sprechen, wenn sie miteinander reden, als seien sie eben keine Mimen und ihre Worte nicht zu Kalendersprüchen oder Bibeltexten verbedeutsamen, denn der Mime ist auch als Mime nur ein Aufrechtgeher und Mimen haben nur dann eine eigene Geschichte, die zu erzählen es wert ist, wenn sie diese als normal atmende und denkende Aufrechtgeher erzählen und nicht als ein Mimenkonstrukt von einer Geschichte, welches den Windungen eines Hirnes, das seinem Mitmimen nicht zuhört also auch nicht antworten kann, entspringt. Kein Wesen könne alleine leben, wenn es mit anderen redet, nicht der Kaktus und auch nicht der Mime. Ganz schön kompliziert! Oder vielleicht doch ganz einfach? Das komplizierte Einfache. Dann wird ein bißchen debattiert, hin und her und die zwei Männer müssen noch mal von vorne reden. Hören wir mal zu! Es geht wieder los. Archibald Mahler muß schmunzeln. Soweit Bären schmunzeln können. Schon lustig, die zwei da auf dem Sofa im Schilf. Jetzt steht der eine auf und hält den Spazierstock in die Luft. Archibald Mahler zuckt zusammen. Keine Angst! Der will nur spielen!

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 1

Sonntag, 2. Oktober 2011 8:18

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„Wo bin ich?“ Eine Frage, die man sich gelegentlich stellen sollte. „Im Musentempel, so viel ist gewiß!“ So beantwortet sich Archibald Mahler die Frage. Der ehrenwerte Herr Ernst Albert hatte ihn mitgenommen, was er immer wieder gerne tut wenn eine sogenannte Produktion sich dem Ende zuneigt und der Herr Albert seelischen Beistand benötigt, denn Schauen ist anstrengend und wer wüßte dies besser als der Weltenbetrachter Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz mit Musentempelerfahrung. Wo war er denn nun? Dunkel ist es und Enten wuseln über einen Bildschirm, hinten raschelt Schilf. Plastikschilf! „Irgendwo!“ Das würde Herr Ernst Albert antworten, der zu klare Festlegungen und optische Fingerzeige nicht schätzt, sondern dem Betrachter gerne die Freiheit läßt zu variieren zwischen Plätzen, Räumen, Ansiedlungen und Verortungen. Assoziationshoheit des Auditoriums als Postulat. Ha, schön schlau gesagt! Mimen sind heute keine da in dem kleinen Musentempel gegenüber der Höhle von Herrn Albert und Frau Pelagia. Nur der Herr Ernst Albert eben, sein unermüdlicher Helfer und drei andere Geister wuseln herum und die machen die ganze Zeit dunkel und wieder hell und Lampe von rechts mit gelb an, von hinten mit blau dazu, aber das kalte Blau, nicht das stählerne und dann fast keine Lampen, sondern nur die Kleine an der Decke und die Musik schnell weg, aber auch mal langsam und dann wieder von vorne und alle Lampen haben Namen, die nur Nummern sind und wer soll sich das alles merken? Archibald Mahler schließt die Augen und wenn er sie öffnet sieht diese kleine Schilfwelt jedes Mal wieder vollkommen anders aus. Lustig! Dann aber muß er arbeiten. Muß sich dahin setzen, dorthin stellen und die Aufrechtgeher schauen, ob man ihn sieht oder Schatten auf seinem Gesicht sind und wie es alles so wirkt mit Leben im Schilf und auf dem Sofa, das da auch noch rumsteht. Ganz schön anstrengend. Dann ist Pause. Jetzt weiß Archibald Mahler also halbwegs wo er ist. Aber was ist mit den Enten? Man redet über sie, also wenn die Mimen wieder da sein werden, dann werden sie über Enten reden, aber eigentlich nicht über Enten, sondern über alles über das man so redet, wenn das Leben schon so lang ist und man nicht anderes mehr tun kann als zu reden, zu reden eben über alles und jenes noch, weil wer nicht mehr reden kann, der ist ja tot wie eine vom Himmel geschossene Ente. Und darum geht es wohl auch. Das hat der Bär mitbekommen. Zwei alte Männer werden es tun, das Reden, da werden sie sein aka vorhanden und sichtbar, Männer werden sie sein und sie werden reden. Archibald Mahler redet ja nicht so viel wenn er schaut, aber er schaut ja auch meist alleine. Und einen Zweitbären neben sich sitzen zu haben? Nee! Da bleibt der Bär dann lieber doch ein Solitär. Aber anderen beim Reden zuschauen? Gerne! Und so denkt er drüber nach, wann und wo er das letzte Mal Enten beobachtet hat. Und ob es noch andere Enten gibt als die Gemeine Stockente zum Beispiel. Ein Spazierstock nähert sich. „He! Hallo? Was soll das denn?“

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

HÖMMA REVISITED / STURMFREI ISS’

Dienstag, 19. Juli 2011 18:12

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„Ich darf eine Frage stellen, bester Herr von Lippstadt-Budnikowski?“

„Kaum zurück und schon dies, Mahler und Freund?“

„Die investigative Ader, verzeihen Sie!“

„So läßt es sich nicht vermeiden. Wohlan denn!“

„Sie haben Damengepöhle geschaut?“

„Urpss!“

„Der weiße Hase errötet?“

„Die Sonne nur! Hautirritationen!“

„Heraus zum 1. Mai! Quatsch! Mit der Wahrheit: Heraus! Hase!“

„Höre, Gnadenloser! Ich ließ den Bilderapparat im Nebenzimmer laufen und ging ansonsten Tätigkeiten nach. Torjubel oder dramatische Hebungen oder Senkungen in der Stimme der Kommentatoren ließen mich aufstehen und hinüber eilen!“

„Fazit!“

„Am Sonntag blieb ich sitzen. Als wären es behaarte Pöhlerbeine, die über den Bildschirm eilten. Und sie eilten tatsächlich!“

„Ergebnis!“

„Jede Niederlage des FC Bayern München der Weltpolitik freut den parteiischen Betrachter. Und wie schön sich die Damen aus Nippon freuten. Verdient, sehr verdient! Und verglichen mit dem Übungsleiter der Nadeshiko, dem ehrenwerten Norio Sasaki-san ist jeder Stoiker ein Zappelphilipp!“

„Die Nation?“

„Dasselbe wie bei den Buben. Theo, der Verbandsclown, fordert Entschuldigungen, den selbstverliebten Übungsleiter darf man nicht kritisieren und der alte, verdiente Recke des Rasens wird coram publico unsensibel demontiert. Nur jetzt mit „IN“ hintendran! Und das regierende dicke rosa Jackett sitzt wieder auf der Tribüne und macht Fachfrau mit Schmollmund! Gräßlich! Ich freu mich auf den BVB!“

„Sturmfrei!“

„Wie bitte? Barrios! Lewandowski! Kagawa zurück!“

„Mißverständnis! Die Höhle! Sturmfrei! Die Herrschaften urlauben!“

„Verstehe! Welche Ausnutzung schlagen Sie vor! Feten? Feiern? Orgien?“

„Was halten Sie von Konzeptionsproben?“

„Wiederaufnahme der Lausebacher Sommerseespiele?“

„Eher nicht! Ein kleineres Format!“

„Schwebt Ihnen etwas vor?“

„Noch nicht! Aber bald!“

„Na dann, Herr Mahler!“

„Nach Ihnen, Herr von Lippstadt-Budnikowski!“

„Ein Wort noch zu diesem Stuhl!“

„Bio-Art!“

„Sie meinen?“

„Veränderungen geschehen lassen, Veränderungen beobachten!“

„Gefällt mir! Bierchen?“

„Sage ich nicht nein!“

„Wohlsein!“

„Cheerio!“

(Es entspinnt sich ein angeregtes Gespräch über zu realisierende Musentempelprojekte. Gelegentlich prostet man sich zu. Bis denne!)

Thema: Hömma (revisited BVB), Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

DR. A. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE IX

Donnerstag, 9. Juni 2011 23:24

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„Gut, wenn man einen Chef hat.“ Wer hat das gesagt? Keiner! Archibald Mahler hat es gedacht, als der ehrenwerte Herr Ernst Albert aus der loungigen Restauration mit den roten Regensonnenschirmatoren vis a vis des Bären gesammelter Bank Numero Acht auf ihn zu trat und die folgenden Worte sprach: „Lieber Bär und Weggenosse! Folgendes nur: die Beschäftigung mit und die Betrachtung dieses herzlosen Platzimitats schmerzt lediglich. Lasse man es sein!“ By the way: das Lied gefällt dem Bären. Was ist aber die Botschaft? „Fertig!“ Sagt der Chef. Was meint der Chef? „Ich und das. Beides heute fertig!“ Und dann – es regnet auch schon wieder – wird der Bär gepackt und man trägt ihn irgendwo hin. Aha! Musentempel. Nicht im Heckerland wie kürzlich, sondern nun in Mittelhessen. Da steht eine Bank. Keine Bank, eher ein Banksofateil. Hinschauen! Man sieht! Auf dem Banksofateil sitzen zwei ältere Herren und reden über Enten und den Tod und Hagelschlag und Flinten und Kentalupen und nie über Frauen, aber über Leitvögel und den Zoo und die letzten Dinge und gelegentlich essen sie auch eine Banane, pinkeln ins Schilf neben dem Banksofateil und Verschwörungstheorien gibt es auch. Aber keine Gurken. Der Tod ist noch unterwegs. Davon reden die Herren. Sie bemühen sich zu begreifen, wovon sie sprechen. Aber Herr Ernst Albert ist nicht zufrieden. Natürlich. Dafür bekommt er sein Geld. Für das nicht zufrieden sein dürfen. Bis es zu Ende ist. Dann gehen die zwei alten Männer nach Hause. Im September trifft man sich wieder. Der Bär und sein fertiger Chef sind nun alleine. Auch der Bär ist fertig. Mit sich, der Welt und weiß man es, mit was sonst noch oder einfach auch mal müde? „Darf ich mal auf das Banksofateil?“ Keine Einwände. Da hängt er nun im Eck, der Herr Archibald Mahler. Und bemerkt etwas. Bemerkt, daß die zwei älteren Herren, die nun nach Hause gegangen sind, ständig über die letzten Dinge gesprochen haben. Und von dieser Sehnsucht nach und der Angst davor, wenn sie dann kommt: die Ruhe. „Gibt es in der Kleinen Häßlichen Stadt auch Bänke, wo man eine Ahnung der letzten Dinge?“ Und obwohl oder gerade weil der ehrenwerte Herr Ernst Albert fertig und fertig ist, packt er seinen Freund und Bären und man geht. Wohin? Das sehen wir dann schon. Morgen ist auch noch eine Bank.

Thema: Dr. Mahlers Gesammelte Bänke, Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 22 (HEUTE MAL IM MUSENTEMPEL VII)

Donnerstag, 19. Mai 2011 12:10

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Liebe Konsumenten!

Wenn Sie es sich heute bitte so vorstellen: das Bild ist gemalt, die Türe steht noch offen, das Kind ist losgelaufen. Da hinten am Horizont setzt es einen Fuß vor den anderen. Ab und an wackelt es noch bedenklich. Soll es doch. Man ist ja nicht Stützrad von Beruf. Das geht schon. Je mehr ihm dabei zuschauen, um so sicherer wird der Gang. Natürlich tut es auch weh, keine Frage. Immer wenn etwas geht, tut etwas weh. Aber, Hand an den Pöter und losgekratzt, ist auch gut so. War anstrengend genug der Balg. Finger kreuzen kann man, Hände falten und die Kraft um Unterstützung bitten. Mehr geht nicht. Jetzt haben es andere an und in der Hand, Dein Kindchen. TOITOITOI! Das sagen die Aufrechtgeher dann immer. Ernst Albert kann noch nicht richtig sprechen heute. Er hat gestern seinen Abschied gefeiert. Das tut am nächsten Morgen manchmal weh. Aber ein bißchen Schweigen tut dem ganz gut. Mann, was hat der gequasselt die letzten Tage. Wenn es was bringt. Sie werden sehen, die Zuseher. Ich ruf jetzt mal den Lütten Stan an, der soll schon mal die Fenster putzen. Bald guck ich wieder von zu Hause aus in die Welt. Davor noch mal auf meinen Balkon in der Wiehre. Dann war es das mit dem Heckerland. Puuh, iss das Sommer da draußen! Eincremen nicht vergessen! Gell!

Ihr Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz z.Z. auf einer Probebühne im Heckerland

Thema: Im Heckerland, Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 21 (HEUTE MAL IM MUSENTEMPEL VI)

Mittwoch, 18. Mai 2011 15:46

bett

Liebe Zuleser!

Wenn Sie es sich heute bitte so vorstellen: da wird zehn Tage lang täglich zwischen zehn und – ungelogen – vierzehn Stunden beim Wachsen zugeschaut, da wird gerödelt, gedödelt und geblödelt, gedacht und gemacht, sich ineinander verharkt und genervt, sich entsponnen und wieder auf Anfang, sich verspielt, verrannt, erinnert, verschlimmert und verbessert, gelassen nach vorne gerannt und über den eigenen Anspruch gestolpert und manchmal ist da auch einfach: nichts. Und dann will der Pöter nur eines spüren unter sich: DAS BETT! Doch ist das Bett dann nächstens spät unter dem Pöter angelangt, will der Pöter nicht mehr, vielmehr das Hirn über dem Pöter kann noch nicht. Weil im Hirn da wird gerödelt, gedödelt und geblödelt, gedacht und gemacht, sich ineinander verharkt und genervt, sich entsponnen und wieder auf Anfang, sich verspielt, verrannt, erinnert, verschlimmert und verbessert, gelassen nach vorne gerannt und über den eigenen Anspruch gestolpert und manchmal ist da auch einfach: nichts. Und Adrenalin durchschießt die Stunden der Ruhe. Natürlich nicht bei mir, dem Bären. Mir reicht eine Existenz als Zeuge der Entstehung. Aber – bitte schön – beim werten Herr Ernst Albert da bummert und wummert die permanente Vigilanz. Dreimal mag die Glocke nach Mitternacht schon geschlagen haben, als Treppenrumpeln seine schwankende Heimkehr verkündet. Und kaum hat die Meise ihre Morgenweise zu Ende gesungen – früh um die acht – rennt er schon wieder durch die Wälder. Das wiederum verstehe ich. Nach Tagen im Keller möchte selbst der arbeitsvergnügte Aufrechtgeher mal wieder einen Baum aus der Nähe betrachten und etwas anderes riechen als Staub und sich erhitzende Scheinwerfer. Und außerdem kehrte heute in der Nacht mit dem vollen Mond auch der Herr Lenz im leichten Kleidchen der Else Sommer zurück ins Heckerland. Weia! Das waren vielleicht ein paar wilde Tage, die vielen Tagen, die letzten. Was ich da alles gesehen habe. Gut, daß ab morgen die Anderen und wer noch sonst gucken. Potzrembel die Waldfee aber auch! Jetzt frage ich Herrn Ernst Albert mal, ob er mich wieder auf meinen Balkon zurückbringt. Man muß sich ja in Würde verabschieden. Und mich beschleicht das Gefühl, ich habe die Stadt im Heckerland diesmal zu wenig gelobt. Holt der Bär nach. Morgen. Oder übermorgen. Der Herr ruft mich, Sekunde mal! „Wohin?“ „Feierling?“ „Was ist das!“ „Biergarten!“ „Ich komme mit!“ Warum? Morgen wird es noch ernst genug. Bis denne!

Ihr Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz z.Z. auf einer Probebühne im Heckerland

Thema: Im Heckerland, Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth

AUF MEINEM BALKON IN DER WIEHRE 20 (HEUTE MAL IM MUSENTEMPEL V)

Samstag, 14. Mai 2011 21:36

sound

Liebe – äh – Dings!

Wenn Sie es sich heute bitte so vorstellen: Wenn man hört, sieht man besser. Verstehen Sie nicht, gell? Hat aber auch rein gar nichts zu tun mit altvorderen Erziehungsweisheiten a la „Wer nicht hören will, muß fühlen.“ Der nachwachsende Aufrechtgeher heutzutage erzieht sich selbst, wenn er nichts mehr fühlt. Piercing, Branding, postpubertärer Burn – Out, Komapicheln, mit Pumps in den Kindergarten, Lena toll finden. Mama ist allein zu Hause und zieht sich einen Er. Oder so ähnlich. Egal. Zurück zum Musentempel. Oder ins Kino. Da ist ein Bild vor dem betrachtenden Auge. Ein Aufrechtgeher guckt eine Aufrechtgeherin an. Nur als Beispiel. Passiert schon mal. Und umgekehrt. Also das Bild. Das sieht man. Und dann kommt Musik dazu. Und was sieht man dann? Eben! Mal so, mal so! Mit der einen Musik wird es warm oder schwül ums Herz, mit der anderen eben anders. Kälter vielleicht. Oder kommentiert. Das ist aber doof. Ich will selber schauen. Nicht nur als Bär. Auch sonst. Heute waren die Aufrechtgeher, die auf den Brettern Worte sagen und klagen und es dann trotzdem tun und zwar erheiternd für einen zuschauenden Bär – Nur ein Einschub: Jetzt regnet es draußen sehr ordentlich und ich habe meine Balkontüre zugemacht zum ersten Mal seit Ankunft im Heckerland! Ist der Kretschmann schuld? – ganz schnell entlassen. Nicht generell. Sondern in das Wochenende. Weil der ehrenwerte Herr Ernst Albert und die treuen Hände jetzt Musik gesucht haben, damit man noch mehr sieht. Oder Stücke von Musik, die man mit modernen Computermaschinen in kleine Teile schneidet. Falls es klappt. Das dauert. Ist aber lustig. Und nebenan hängen sie bunte Lampen an die Decke. Damit man weniger sieht. Oder in der einen Ecke nichts. Links dafür mehr. Aber nur eben die fünf Minuten. Und dann kommt die Musik. Und es wird dunkel. Und heller. Oder auch nicht. Und wieder Musik oder keine. Welche Seite? Oben oder unten? Wenn er was sagt? Nein, wenn er sich umdreht! Weia! Ich verstehe das nicht wirklich. Ich glaube auch, daß die das da machen und hören um besser zu sehen, das Dunkel machen zum Beispiel, damit man mehr begreift, das auch nicht wirklich tun. Aber sie machen und rödeln und denken sich: da kommt was bei rum und das schauen wir uns dann mal an. Und hören hin. Damit wir mehr sehen. Also die Zuschauenden. Uff! Ich glaube ja nicht, daß Sie jetzt mehr verstanden haben. Aber das, was ich jetzt erzählt habe, habe ich heute nachmittag gesehen. Und wenn das dann fertig ist, muß man sich das mal ansehen. Alles zusammen, meine ich. Dann ist – hoffentlich oder TOITOITOI, wie sie hier sagen – alles so, daß man sieht, was gemeint ist! Aber jetzt muß ich mal den Lütten Stan kontaktieren, ob der überhaupt noch was denken tut im Meisterschaftsrausch. Aber das soll er morgen besser selber erzählen. Ich geh ins Bett. Morgen muß noch mehr Licht auf die Bretter gerichtet werden. Und die Musik geordnet. Damit man mehr sieht. Auch im Dunkeln. Gute Nacht!

Ihr Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz z.Z. auf einer Probebühne im Heckerland

Thema: Im Heckerland, Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth