Beiträge vom 6. Juni 2011

DR. A. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE VII

Montag, 6. Juni 2011 22:32

bank07

Sie sind fort. Dank allen Bärengöttern. Sie sind fort. Der lang erwünschte Regen war auf die Kleine Häßliche Stadt in Mittelhessen herabgeregnet und so dachte sich Archibald Mahler, daß es gescheiter sei, sich eine neue Bank in der Nähe der Höhle von Frau Eva Pelagia und Herrn Ernst Albert zu suchen. Downtown. Man weiß nie. Hagel. Blitz. Donner. Tornados. Schrecken. Flut. Und dann waren da plötzlich die, die jetzt endlich fort sind. Hier auf diesem Platz, dieser Leerstelle, diesem ästhetischen Nichts im Zentrum der Kleinen Häßlichen Stadt. Warum? Warum so viele? Sie waren hier, weil sie Angst haben und Gutes tun wollen. Ham sie zumindest gesagt und plakatiert. Angst davor, daß überall Nippon wird und deshalb muß man hier alles abschalten. Und was machen sie? Das machen sie: Zwei riesengroße Blechmilben mit Ladeflächen stehen an den Rändern dieser urbanen Wüste. Es dröhnt. Beats nennen sie das. Laut. Elektrisch. Boxen. Vibrierende Membranen. Was benötigt man, um diese zum Klingen zu bringen? Wahrscheinlich Möhrensaft oder kalte Bohnensuppe. Die muß man dann aber erst pürieren. Der Bär kratzt sich am Pöter. Haben die denn alle den ihrigen A. offen bis zum T-Shirtrand? Verballern Energiesaft ohne Ende, um gegen das sinnlose Verballern von Energiesäften aller Art zu „demonstrieren“? Falscher Begriff. Politisch korrektes Abchillen nennt sich das wohl. Archibald Mahler sieht sie auf der Stelle rumhüpfen. Das tut den Bierbüchsen in ihren Händen nicht gut. Sie schäumen über. Auch die Mägen einiger Tänzer demonstrieren gegen ihre Besitzer. Besser nicht hineintreten in die Hinterlassenschaften des politisch korrekten Abchillens. Jetzt versteht der Bär. Wer diesen Weg einschlägt, der braucht nicht die böse Energie aus Nippon. Jene böse Energie aus dem fernen Nippon, das ja überall ist und deshalb abgeschaltet werden muß, wie auf den Buttons auf ihren losungsbeflockten T-Shirts zu lesen ist. Denn hier und heute hat man sowieso die Lampe an. Archibald Mahlers Magen rumpelt. Da müsste was raus. Er hält es zurück. Einige der Tänzer haben sich weiße Stoffbänder um ihre Oberarme gebunden. Im fernen Nippon ist dies ein Zeichen der Trauer. Hier aber wird getanzt. Im Regen. Und gekotzt. Entschuldigung! Ist aber so! Leere Bierbüchsen rollen über einen unendlich traurigen Platz im Zentrum der Kleinen Häßlichen Stadt in Mittelhessen. Der Bär kann sich nicht vorstellen, daß ein einziger Mensch im fernen Nippon, der Haus, Gesundheit und Zukunft in den Wellen des Pazifischen Ozeans verschwinden sah, sich durch dieses selbstverliebte und besoffene Gehopse verstanden, geschweige denn gewürdigt fühlt. Ach, warum nur sind die Aufrechtgeher, die sich über andere Aufrechtgeher aufregen, so wie die Aufrechtgeher über die sie sich gerade aufregen: Atemlos vor lauter Selbstverliebtheit? Oder Verzweiflung? Der Bär wird es nicht herausfinden heute. Später vielleicht mal? Das sehen wir dann schon. Morgen ist auch noch eine Bank.

Thema: Dr. Mahlers Gesammelte Bänke | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth