Beiträge vom 17. Juni 2011

DR. A. MAHLERS GESAMMELTE BÄNKE XVI (KOPFLOSER ENGEL / KAPITEL SECHS)

Freitag, 17. Juni 2011 6:34

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Und so geht die Geschichte weiter, die Archibald Mahler einfiel, als das Viech sein Bein hob:

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Gisela Henriette Hellinger war wieder zu Hause, unsichtbar zwar, denn sie hatte sich in ihr Schlafzimmer im ersten Stock des ehelichen Hauses zurückgezogen – „Bis mein Liebling wieder in diesem Hause weilt!“ – und sprach kein Wort mehr mit ihrem, ihrer Einschätzung nach, komplett unfähigen Gatten. Wobei „kein Wort“ nicht ganz richtig war, denn manchmal gellten klare Anweisungen durch die Flure des Hauses, was ihr der Gatte, der gerade von der Arbeit heimgekehrt war, wo er „sowieso nichts zustande gebracht hatte“, zu servieren habe. Tee. Snacks. Zeitschriften. Etcetera. Es war kurz nach elf Uhr abends. Hellinger saß in der Küche und wartete geduldig auf Podulskis Anruf, als die unmißverständliche Anweisung „Einen Gute Laune Tee, ein Raider und Tortillachips.“, die Treppe herunterschallte. Er stand auf, um die Bitte seines Herzblattes zu erfüllen. Wenige Minuten später jonglierte Hellinger ein Tablett auf dem sich das Verlangte befand, liebevoll mit einer kleinen Teerose garniert, die Treppe hinauf, als sein Handy vibrierte. Vorsichtig setzte er seine Fracht auf einer Treppenstufe ab und nestelte das Mobiltelefon aus seiner Hosentasche. Podulski war kurz angebunden. „In 15 Minuten. Am Schwarzen Engel. Auf dem alten Friedhof. Unbedingt pünktlich. Bis gleich.“ Hellinger blickte auf seine Armbanduhr. „15 Minuten. Knapp, sehr knapp. Knapp, aber geschickt.“ dachte er. „Liebling, das Tablett steht auf der Treppe. Ich muß noch mal weg. Dienst. Bussi.“ Hellinger sprang die halbe Treppe herunter und nahm seinen Mantel vom Haken der Garderobe. Kurz fiel sein Blick auf das Samuraischwert, welches neben der Eingangstür an der Wand hing. „Ein bißchen martialisch.“, dachte er gelegentlich, doch er war nun mal sehr stolz auf seine Meistertitel im japanischen Schwertkampf, die er mit dieser Waffe schon gewonnen hatte. Und er mochte es, wenn Gäste, die sein Haus betraten, beim Anblick der extrem scharfen Klinge kurz schauderten. Ein gestöhntes „Endlich findet diese Sache ein Ende, Du Scheißvieh.“ entfuhr ihm, er strich mit dem Finger sanft über den Griff des Schwertes und verließ das Haus. In diesem Moment schloß sich im ersten Stock eine Schlafzimmertür, um sich wenige Sekunden später wieder zu öffnen.

Gewiß, das Leben zeigt sich gerne mal als Überraschungsei. Dennoch, es gibt Situationen, die übersteigen sogar die Vorstellungskraft eines überzeugten Defätisten. Und Gottfried Podulski war ein Defätist und dies nicht nur berufsbedingt. Aber daß er irgendwann mal nachts über die Mauer des Alten Friedhofs klettern, sich dabei die Hose zerreißen und ihm anschließend sein alter Freund Ingo Wolfsbeuel eine ausgewachsene Boxerhündin über selbige Mauer reichen würde, dies hätte er sich in den wildesten Träumen nicht auszumalen gewagt.

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So! Pause erstmal. Archibald Mahler erhebt sich und macht sich auf zu einer neuen Bank. Und dem nächsten Kapitel. Bis morgen dann!

Thema: Dr. Mahlers Gesammelte Bänke | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth