LES VACANCES DE MONSIEUR MAHLER 8

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„Was ich bin, muß ich ganz sein. Für diese Pflicht gibt es keine Ferien. Keine Grenzen. Diese Pflicht reicht von Pol zu Pol.“ Das ist lustig, denn der Aufrechtgeher, der sich so zitieren läßt, heißt Sonnenschein. Hihi! Sonnenschein: Gral und Daseinszweck und Ursache tiefster Verzweiflung (bei Absenz) für den Gemeinen Ferienuser. Beruflich war er eine Art theoretischer Vermittler zwischen den Göttern und den anderen Zweibeinern. Archibald Mahler, inzwischen vollständig genesen von den Verirrungen der vorletzten Nacht, zuckt zusammen. Die Pflicht! Die ferienfreie Pflicht! Die selbst in den Ferien ferienfreie und grenzenlose Pflicht! Der letzte Ferientag ist angebrochen! Weia und noch mal Weia! Und noch keine einzige Postkarte geschrieben. Her mit den Textbausteinen! „Total toll hier! Superwetter und nette Leute. Wir sind jeden Tag schwimmen!“ Na ja! „Geile Location hier! Geile Parties! Voll krasse Leute! Hau rein!“ Ojemineh! „Es immer noch schön hier und die Sonne scheint ohne Unterlaß! Aber früher war es billiger hier! Denkt Du an die Katzen?“ Geht so. „Heute habe ich das erste Mal in der Sprache der Eingeborenen ein Eis bestellt. Fühle mich wie eine Einheimische!“ Besser nicht! „Sind wieder bei Costas untergekommen! Leider zu viele Touris hier unten! Echt ätzend!“ Muß nicht. „Gutes Hotel (totaler Geheimtip!), nur 10 Minuten bis zum Flughafen. Das Essen ist preiswert und sehr reichhaltig. Getränke muß man leider selber zahlen. Ich bin schon ganz braun!“ Lassen wir auch. „Ich liege gerade auf der Terrasse. Total vollgefressen. Anna ist mit den Kindern am Strand. Bis bald. Kuß!“ Aber, aber! „Die sind total schräg hier unten. Können kein richtiges Brot backen und fahren links. Gott sei Dank ist Satelliten-TV auf dem Zimmer!“ Archibald Mahler kommt gerade so richtig in Schwung bei der virtuellen Postkartengestaltung, als man ihm auf die Schulter tippt. Der ehrenwerte Herr Ernst Albert, offensichtlich genesen, ist es.

„Schon fertig?“

„Und, war schön, Herr Mahler?“

„Eigentlich wie immer, Herr Albert! Gucken und denken und atmen und froh sein. Meistens!“

„Fein! Jetzt sind die liebe Frau Eva Pelagia und meine Wenigkeit dran mit der Urlauberei! Und Du hütest unsere Hütte!“

„Sturmfrei?“

„Von mir aus!“

„Fein! Tschüß, lieber Eigensee! Und danke fürs gucken und denken und atmen und froh sein dürfen. Meistens zumindest. So! Ich wäre soweit!“

„Abflug!“

Man geht. Und sonst? Was macht bärman sonst? Er dreht sich noch mal um. Und dann schaut er winkend aufs Wasser. Guck an!

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 19. Juli 2011 11:17
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