WENN WER UM DIE ECKE MACHT, DANN WIRD AUFGEREIMT ODER ES VERSUCHT

poesie8

Bär möchte ja gerne ab und an seine Ruhe haben. Und dann hat er sie. Gegenüber hat sich um die Ecke gemacht. Oder vom Acker. Gestern. Ein letzter Reim ward hinterher gesandt. Mit Scham. Reimscham. Manchmal reimt sich was im Kopf. Man spricht es aus. Im geschlossenen Raum. Möge keiner mitgehört haben. Wanzensuche? Nicht nötig. Die wahre Wanze ist im eigenen Kopf. Zurück zum Anlaß. Archibald Mahler schaut unter seinen Schirm hervor. Er schaut einen Weg entlang. Auf diesem Wege hat sich gerade Herr von Lippstadt-Budnikowski von hinnen gehoppelt. Soll er doch. Ein Bär will ja ab und zu seine Ruhe haben. Jetzt hat er sie. Und sonst. Da wo die Ruhe ist, ist es ruhig. Na ja. Wer plappert jetzt rum? Wen plappert man an? Belehrung ins Leere? Beleerung? Reimen, wenn keiner zuhört? Das hehre Indiwiesodumm? Was hatte man sich gestern vorgenommen? Heute werde aufgereimt. Plan und Plan und schon Sylvester? Und was soll nun aufgereimt? Weichen, Leichen, Fragezeichen? Archibald Mahler, heute nur eine Hälfte, schaukelt vor sich hin. Die Nacht schleicht heran. Es ist schwül. Die Luft verdichtet sich und schwitzt. Und nichts gereimt. Geschweige denn aufgereimt. Der Bär hätte eigentlich die Ruh. Wozu die Ruh? Iss hin, die Ruh! Könnte der Bär seine Faust ballen, ballte er seinen Faust. Hihi! Aufgereimt!

Habe nun, ach, Schypsologie,

Pöhlerei und Musentempel

Und leider auch Grübelei

Durchaus studiert mit Pöterglühn!

Da sitz ich nun, ich armer Bär,

Bin weiterhin gedankenschwer!

Überall auf den Tannenspitzen

Sah ich weiße Hasen sitzen.

Heiße Mahlerius, heiße Bär vom Brandplatz gar

Und ziehe weit über ein und ein halbes Jahr

Herauf, herab und quer und krumm

Mich selber an der Nase rum –

Und sehe, daß wir nichts wissen können!

Doch ein Gefühl will ich mir gönnen,

heute eine lange Nacht,

bis es endlich sei vollbracht,

daß mich kein Zweifel oder Skrupel plagt,

kein Aufrechtgeher meinen Schlaf benagt

Und falls die Welt ausnander fällt,

dann, weil sie nichts zusammenhält

Und dies sei Wurst mir ohne Brot

Ruf nicht den Geist, denn er ist tot

Schon lang

Sei nicht bang

Ein Gedanke keimt:

Bärenherz aufgereimt!

Der Mond verbirgt sein Licht –

Die Lampe schwindet.

Wenn einer um die Ecke macht,

wird halt nur halb soviel gelacht.

Ab ins Bett.

Allein iss nett.

Gelegentlich.

Inzwischen ist Archibald eingeschlafen. Etwas tippt noch vor sich hin. Sinn und Verstand. Halt den Rand! Gute Nacht.

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Autor: Christian Lugerth
Datum: Dienstag, 23. August 2011 23:45
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