WASTELANDS ODER VON TÄGLICHEN BAUSTELLEN DES MORALISCHEN / NEUN
Dienstag, 20. September 2011 22:01
Archibald Mahler schaut auf. Da drüben steht was. Da steht was, auf dem was steht. Was steht da? Tafel. Schild. Plakat. Was steht drauf? Es steht drauf, daß hier, also jenseits der Tafel, des Schildes, des Plakats, die Kleine Häßliche Stadt baue. Kann eine Stadt etwas bauen? Man erbaut sie, gewiß, aber sie, die Stadt als Baumeisterin ihrer selbst, ihres Selbst? Und das, obwohl hier draußen gar nichts geschieht? Nichts zu bemerken ist außer dem morgendlichen Wabern des Frühherbstnebels? Kalt ist es zudem auch noch. Pöterkalt! Dieses stört Herrn Archibald Mahler, mittelhessischer Baudezernent in spe und designitas, jedoch heute ausnahmsweise nicht. Wie unlängst erwähnt: die Kälte mildert den Hirnschmerz und fördert das Gedenke. Aber diese Paradoxien der Aufrechtgeher. Weia und Jeminus! „Hier baut die Stadt!“? Blödblöd. Wie baut eine Stadt? Oder wer baut überhaupt und was? Nicht einmal mehr die zwei quatschenden Schaufelhalter stehen am Ufer des Schlammlochs. Nachdenken also. Von vorne. Archibald Mahler schaut auf. Da drüben steht was. Da steht was, auf dem was steht. Was steht da? Tafel. Schild. Plakat. Was verkündet man? Absichten? Hoffnungen? Vor was warnt man? Erwartungen? Rechnungen, die noch zu begleichen sind? Was geschieht? Nichts und Nebel! Warten und Wüsten! Archibald Mahler blickt hinunter ins Loch. Man hatte geschaufelt. Dort steckte der versunkene Bagger. Man hatte ihn befreit. Zurück blieb das Loch. Und Absichtserklärungen. „Ganz sicher. Gewiß. Hundertprozentig.“ Oder besser noch: „Hundertpro!“ Für einen Bären eigentlich ein Grund den Pöter von der Sitzgelegenheit zu schälen und weiterzuwandern. Denn dort wo der Aufrechtgeher Ankündigungen in die erwartungsfrohe Luft hält, wartet ein Bär doch nur auf Godot und verkühlt sich dabei den Pöter. Sonst? Schön hier. Kastanien fallen. Schlammkruste bricht. Frösche springen nicht mehr. Zu kalt. Gelegentlich steht eine Ente am Ufer. Sie schaut. Sie schnattert. Sie begreift nicht. Archibald Mahler denkt darüber nach eine Tafel zu mahlern. (Vorsicht! Wg. Niveau! Gruß vom Säzzer!) Was könnte auf der Tafel stehen?
„Die Stadt, die hier das Bauen versucht und es bald mal tun täten möchte wollen wird, bittet alle Enten und Variationen von Enten um Nachsicht!“
Na ja! Besser keinen Plan. Denkt der Bär. Godot kassiert die Absicht ohnehin. Aber was ist mit der Vorbereitung auf den Winterschlaf?
Thema: Wastelands | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth