Beiträge vom 7. Oktober 2011

HERR MAHLER VARIIERT ÜBER ENTEN 6

Freitag, 7. Oktober 2011 17:33

enten6

Archibald Mahler findet, daß nun ausreichend über Enten gesprochen wurde. Er denkt, es sei an der Zeit mit der Ente zu sprechen. Er klettert vom Regietisch. Da sitzt diese Ente auf einem der Lautsprecher. Sie stellt sich als Ente Benedikt vor. Seltsamer Name. Der Bär fragt nach ihrem Befinden. Und sie spricht:

„Weißt du, so ein Entenleben ist nicht nur ein Zuckerschlecken. So ein Vogel hat auch seine Sorgen. Er hat Flöhe und Läuse und leidet an Krankheiten. Sinnestäuschungen. An Flügelkrämpfen. Sexuellen Schwierigkeiten. Kommt vieles zusammen. Es ist kein leichtes Leben. Enten sind der Gnade aller Elemente in ihrer Umwelt ausgeliefert. Sonnenflecken. Fehlschläge. Wetterwechsel zur Unzeit. Jäger. Unheil. Tornados. Fallen. Unzählige Flugzeuge. Böse kleine Kinder. Kettenläden. Und natürlich der Große Blaureiher. Es gibt auch Hausenten. Man züchtet sie für Ostern und Thanksgiving. Man hält sie in Gefangenschaft. Auf dem Hof. Man beschneidet ihnen die Flügel. Vandalismus! Sie werden gemästet. Sie werden von den Farmern mit Spezialmischungen gefüttert. Mais, und vielleicht noch Hafer. Und sie kriegen ganz besondere Spritzen. Damit sie glücklich bleiben. Und sie können nicht fliegen. Aus der Traum mit der Wildheit. Laufen immer nur den ganzen Tag auf der Farm rum. Und fressen. Es werden Enten gefunden mit Lungenkrebs. Ich hab da von diesem Jäger im Wald gelesen, der auf ein paar Enten schoß, die sich hingelegt hatten. Und er hat sie nicht getroffen. Aber als er wegging, hörte er so ein Röcheln, und er ging zurück, um das zu ergründen. Und da hockten diese fünf oder sechs verkümmerten Enten auf einer Lichtung und keuchten sich die Lunge aus dem Leib. Die haben gehustet und geniest und sie flatterten mit den Flügeln, und wenn sie vielleicht zweimal geflattert hatten, fielen sie hustend um. Das ist nicht gesund für einen. Und er sagte, anstatt wegzulaufen, kamen sie alle zu ihm gekrochen und scharten sich kauernd um seine Füße, mit diesen entzündeten, tränenden Augen. Ein ziemliches Bild des Jammers. Und er sagte, es ging ihm nicht aus dem Kopf, daß sie so aussahen, als wollten sie was zu rauchen schnorren. Und da haben wir’s also: auch die Enten sind zum Tode verurteilt. Wie wir alle. Aber ihr Leben bis zu diesem Punkt ist so viel einfacher. Der Vogel wird geboren. Er lernt seinen Beruf: fliegen. Er fliegt, er frißt, er findet eine Gefährtin, er hat Junge, er fliegt noch ein bißchen, er stirbt. Ein einfaches, gradliniges, leicht zu bewältigendes Leben. Paß mal auf: Auf ihrem Totenbett, was sagt da die Ente, wenn sie nur reden könnte? Sie will noch ein bißchen weiterleben. Aber Reue? Schuldgefühle? Oder andere Gewissensbisse? Nein. Nein. Sie steht im Einklang mit der Natur. Sie ist Teil der Natur. Sie ist eine Ente.“

Das erzählt die Ente. Und noch mehr. Und Archibald Mahler lacht. Das mag er: man spricht über die letzten Dinge und hat noch Spaß dabei. Uih, jetzt kommen die Aufrechtgeher. Die Schauer und die Mimen. Man wird wieder über Enten reden. Man wird die Nacht miteinander verbringen. TOITOITOI! Und dann geht Archibald Mahler. Er muß nach dem ehrenwerten Herrn Ernst Albert schauen. Der ist immer so aufgeregt. Da kann die Anwesenheit eines Bären durchaus hilfreich sein.

PS: Wegen der Plagiate: Das Schräge stammt vom ehrenwerten Herrn David Mamet.

Thema: Musentempel | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth