Beiträge vom 19. Oktober 2011

ARCHIBALD MAHLER BEMERKT EIN SCHILD UND HAT EINE NEUE AUFGABE

Mittwoch, 19. Oktober 2011 12:09

frage01

Archibald Mahler hatte die Straßenseite gewechselt. Zufall? Koinzidenzen? Er mußte grinsen, soweit ein Bär, der sich der ernsthaften Weltenschau verpflichtet fühlt, überhaupt in der Lage ist, dies zu tun, das Grinsen! Ausgerechnet diese Tafel vis a vis des Musentempels? Eine Dame mittleren Alters trat an ihn heran. Und sie begann zu reden. Im mittleren Damenaltertempo, also ohne Punkt und kaum Kommas. Und sie bemerkte, wie froh sie sei, ihn endlich begrüßen zu dürfen, er sei doch gewiß der lang erwartete Vertreter und wenn es auch nur ein einziger Tag nun sei in der langen, ach so quälend langen Woche, dieser eine Tag, der Mittwoch, der nun frei und endlich sei wieder Zeit und Muße sich dem so heiß geliebtem Makramee–Tai–Chi zu widmen, nicht zu vergessen das allwöchentliche Chakra–Kegeln mit ihren alten Studienkolleginnen und wie gut allein schon der Gedanke daran täte und er, das sähe sie ihm an, er wüßte bestimmt, was es heißt unter all diesen Fragen und Fragen und Fragen der Ausgebrannten und Gelangweilten und Unterforderten und Kassengesandten zu wühlen und vor lauter Suchen nach den Antworten zu vergessen, was denn nun die Frage war und hier, hier sei der Schlüssel zur Praxis und es sei ja nur der Mittwoch und wenn er vielleicht schon am Dienstagabend den Schlüssel und sie käme dann am Donnerstag so gegen Zehn oder Halbelf, dann könnte sie noch BauchPeineBo und so und überhaupt und dann wünsche sie noch viel Spaß und tat dies und war weg. Es wurde ruhig rund um des Bären Haupt, ein Bus fuhr die Neue Bäue hinauf, Richtung Marktplatz, eine Taube kackte auf ein Autodach und Archibald Mahler, Bär vom Brandplatz auf der anderen Seite einer Straße, hatte eine neue Aufgabe. Jeden Mittwoch? Jeden Mittwoch! Letzte Fragen? Vorletzte Antworten! Weia? Weia! Was waren das für Schreie? Archibald Mahler blickte um sich. Und – Sieh da, sieh da, Timotheus! -  da standen die Aufrechtgeher auf und neben der Straße und schauten gebannt in die Luft. Und dem Bären fiel auf, daß er den Tagesordnungspunkt Winterschlaf bis heute geflissentlich verdrängt hatte.

Thema: Letzte Fragen | Kommentare deaktiviert | Autor: Christian Lugerth